(no subject)

Aug 17, 2010 20:29



Nach einer langen Schreibpause geht’s nun weiter mit einer kleinen TNA-Geschichte. ;-)

Liebste Grüße, Silvana

Titel: Russian Roulette

Pairing: AJ Styles / Samoa Joe

Weitere Charaktere: Christopher Daniels, James Storm, Robert Roode

Rating: R; Slash

Warnung: keine

Timeline: Beginn der Story Mitte Februar 2010

Zusammenfassung: Chris Daniels glaubt aufgrund verschiedener Anzeichen, sein bester Freund AJ hätte eine Affäre. Besorgt versucht er, herauszufinden ob es stimmt, doch das was er herausfindet, macht ihn beinahe sprachlos...

Disclaimer: Keine der erwähnten Personen gehört mir. Alles ist frei erfunden, es soll mit der Story keinem geschadet werden und ich verdiene auch kein Geld damit.

Anmerkung: Die Story habe ich eigentlich schon etwas länger fertig geschrieben, noch bevor Chris von TNA entlassen wurde.



********

Unentschlossen stand Daniel Christopher Covell vor dem Hotelzimmer seines Kollegen. Er hatte bereits die Hand zum Klopfen erhoben, doch wie schon wenige Sekunden zuvor zögerte er erneut. Sein Blick ging zum Zimmer rechts daneben, seufzend schaute er auf die Tür so als erhoffe er sich ein Zeichen. Aber er bekam keines. Natürlich nicht. Chris haderte mit seinem Gewissen, denn das was er hier vorhatte, war zumindest mal fragwürdig und er hatte keine Ahnung, wie AJ reagieren würde, sollte er das jemals herausfinden. Im günstigen Fall würden sich die beiden hinterher über den Quatsch totlachen, im ungünstigen Fall wäre er sauer und enttäuscht. Irgendwo auch zurecht, dachte der Fallen Angel, denn ein großer Vertrauensbeweis war es nicht, seinem besten Freund hinterher zu spionieren. Andererseits machte sich Chris schon seit Wochen Sorgen, Sorgen mit denen er AJ erst konfrontieren wollte, wenn er sich sicher war, dass er sich nicht irrte. Sorgen, die eigentlich abwegig klangen, aber die den 38-Jährigen trotzdem beschäftigten. Er musste einfach herausfinden, ob sein Verdacht stimmte. Und wenn ja, dann musste er handeln. Oder es zumindest versuchen.

Er ging einen Schritt auf die vor ihm liegende Tür zu und klopfte.

„Hey Chris, was gibt’s?”, fragte James Storm, der schnell geöffnet hatte.

„Ehrlich gesagt, ich habe ein kleines Attentat auf dich vor.“, gab der Ältere unumwunden zu und betrat den Raum. Er war ganz froh, dass ausgerechnet James eines der Zimmer neben AJ bewohnte, denn es gab nur wenige, die Chris für verrückt genug hielt, um ihm bei solch einem absurden Plan zu helfen. Und das Wort absurd traf es ziemlich genau.

„Okay, worum geht’s?“, wollte der Cowboy wissen.

„Kann ich mich heute Abend für ein paar Stunden in deinem Badezimmer einquartieren?“, fragte er schließlich ohne Umschweife und James schaute ihn mit einer Mischung aus Erstaunen und Belustigung an. Hatte er gerade richtig gehört?

„Also gut, bevor du jetzt denkst, ich hab sie nicht mehr alle, lass mich dir erklären was los ist.“, setzte Chris an. Eigentlich wollte er niemanden in dieses Problem, das möglicherweise nichts als Paranoia war, mit hineinziehen, aber um zu einer Lösung zu kommen, blieb ihm eben keine andere Wahl.

„Jetzt bin ich gespannt.“, meinte James grinsend, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Wand. Er witterte eine kuriose Geschichte und die sollte er bekommen.

Chris schnaubte kurz durch. „Ich habe seit ein paar Wochen die Vermutung, dass AJ eine Affäre hat und ich möchte versuchen, rauszukriegen, ob es stimmt. Nun, dein Badezimmer grenzt an sein Schlafzimmer und ich dachte mir, vielleicht ließe sich so prüfen, ob ich richtig liege.

Das Grinsen auf James’ Gesicht wurde breiter, seine Augenbrauen gingen nach oben. „AJ und eine Affäre? Unser Heiliger? Du brauchst nicht an meiner Wand lauschen, ich denke, ich kann dir auch so sagen, dass du dich irrst.“

„Normalerweise würde ich dir sofort zustimmen, wenn da nicht diese Anzeichen wären... Menschen machen Fehler, das weißt du, das weiß ich und nichts garantiert, dass jemand immer die richtigen Entscheidungen trifft, egal wie vorbildlich er auch sein mag. Ich ahne, dass da was im Busch ist, ich merke, wie er sich verändert hat. Glaub mir, ich würde dich nicht darum bitten, wenn es mir nicht ernst wäre.“

Der Jüngere runzelte dir Stirn. „Mh. Und jetzt willst du ihn beschatten? Wäre es nicht besser, ihn einfach zu fragen? Immerhin ist er dein bester Freund, vielleicht würde er es dir gegenüber sogar eingestehen, wenn es so wäre.“

„Wir sagen uns ja wirklich fast alles, aber ich fürchte, das würde er mir niemals erzählen, allein schon weil er weiß, wie gut ich mit Wendy befreundet bin. Er würde mich nicht in den Gewissenskonflikt bringen wollen, sie belügen oder ihr etwas verschweigen zu müssen. Abgesehen davon bin ich mir noch lange nicht zu hundert Prozent sicher, dass ich Recht habe und ich will AJ nicht mit Anschuldigungen belasten, die am Ende meilenweit an der Realität vorbeigehen. Wenn sich herausstellt, dass er eine Affäre hat, dann rede ich mit ihm darüber, aber ihm womöglich grundlos so etwas an den Kopf werfen, das will ich nicht.“

„Na ja, grundlos? Wenn du sogar sagst, er hat sich verändert, dann klingt das für mich nach einem guten Grund, mit ihm zu reden.“, meinte James.

„Oh, es ist nicht so, dass ich ihn noch nicht auf sein Verhalten angesprochen hätte, ich habe ihn schon gefragt, ob er etwas auf dem Herzen hat, ob ihn etwas beschäftigt in der letzten Zeit, aber das hat er abgetan und trotzdem fühle ich, dass da mehr ist als er zugibt. Der Verdacht, dass er Wendy betrügt, kam später, aber der geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf.“

„Verstehe. Also gut, tu dir keinen Zwang an, mein Bad gehört dir. Ich bin erst mal an der Bar unten.“

„Danke, bis später.“, antwortete Chris und sah James kurz nach, als er nach draußen verschwand. Das wäre geschafft! Wie geplant setzte er sich ins Badezimmer auf den Wannenrand und versuchte zu hören, was AJ drüben machte. Er schien den Fernseher an zu haben, allzu deutlich konnte man aber nicht verstehen, was nebenan passierte, denn so dünn waren die Wände dann doch wieder nicht. Immerhin dünn genug, um zu hören, wenn jemand reinkam. „Gott, was mache ich hier eigentlich? Ich überwache meinen besten Freund. Wie elend!“, schoss es kurz durch Daniels Kopf, aber er redete sich ein, dass er es nur zu AJs Bestem tat. Er musste wissen, was da vor sich ging, denn was auch immer es war, es fing allmählich an, die Freundschaft der beiden zu belasten.

Etwa zwei Stunden später kam James zurück und gesellte sich zu seinem Kollegen ins Bad. Er roch leicht nach Alkohol und setzte sich auf den Klodeckel. „Na Sherlock Holmes? Tut sich schon was?“, fragte er im Flüsterton, schließlich wollte er nicht, dass AJ den Spieß umdrehen und die beiden hören konnte.

Chris schüttelte den Kopf. „Nein, gar nichts. Ich habe ihn vorhin mal kurz telefonieren hören, aber er ist immer noch allein.“

„Was macht dich eigentlich so sicher, dass er sich gerade heute mit seiner vermeintlichen Geliebten treffen will?“, fragte Storm und hielt nun seinerseits ein Ohr an die Wand.

„Sein Verhalten. Ich habe ihn eigentlich zum Zocken eingeladen, aber er meinte, er sei zu müde. Ich habe ihm die Ausrede an der Nasenspitze angesehen, so angespannt und nervös schaute er aus, als er mich hat abblitzen lassen. Fast wie schuldbewusst, als ob er ein schlechtes Gewissen hat und zwar nicht nur deswegen, weil er einen Freund versetzt, sondern da war etwas anderes.

Weißt du, ich habe ja vorhin schon gesagt, wie mir immer mehr aufgefallen ist, dass er sich verändert. Wir haben in den letzten Wochen nur noch selten was unternommen, am Anfang habe ich mich nicht weiter gewundert, immerhin war reichlich los und ich konnte bestens verstehen, dass er abends todmüde ist, aber nach und nach fing seine Abwehrhaltung an, mir spanisch vorzukommen. Ich habe mich erst gefragt, ob es an mir liegt, ob ich ihm was getan habe, aber das ist unmöglich, außerdem hat noch nie etwas lange zwischen uns gestanden, weil wir alle Probleme sofort aus der Welt geräumt haben. Aber diesmal ist da irgendetwas, an das ich nicht herankomme und ich vermute, dass er mir absichtlich aus dem Weg geht, eben weil ich ihn so gut kenne und er genau weiß, dass er mich nicht belügen kann. Ich habe versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, aber er überspielt meine Fragen, ob alles in Ordnung ist, er weicht meinen Blicken aus. So kam ich darauf, dass die letzte Möglichkeit hier nur noch ein Verhältnis sein kann, das er mir unbedingt verschweigen will. Und ich finde, das macht durchaus Sinn.“

James nickte. „Wenn du das so erzählst, ein bisschen seltsam benimmt er sich schon. Hast du mal versucht, Joe zu fragen, ob er das Gleiche gemerkt hat? Ihr seid doch alle drei so eng miteinander, also wenn du nicht unter ganz argem Verfolgungswahn leidest, müsste er diese Anzeichen auch sehen. Oder nicht?“

„Eigentlich ja, aber bis jetzt habe ich überhaupt noch niemanden in meine Theorie eingeweiht. Erstens weil ich mir selber nicht ganz traue und mich mies fühle, dass ich AJ so was andichte und zweitens weil ich niemanden da mit reinziehen will. Nachher macht sich Joe genauso verrückt und das nur wegen meiner Schnapsidee. Das muss nicht sein, ein Wahnsinniger in unserem Trio langt. Dass du es weißt, reicht. Stell dir mal vor, das würde sich rumsprechen, egal ob es stimmt oder nicht. Gott bewahre!“, sagte der 38-Jährige und zweifelte immer mehr an dem was er gerade tat.

„Vielleicht irrst du dich komplett...“, überlegte sein Gegenüber laut und schürte damit die Zweifel.

„Möglich... Genau das möchte ich herausfinden.“, gab Chris nachdenklich zurück.

Der Jüngere rieb sich die Schläfen, das Ganze wurde ihm langsam zu grotesk. „Ich weiß nicht, Chris. Vielleicht solltest du dich da besser raushalten. Okay, es gibt Anzeichen, aber er ist kein Typ, der fremdgeht und wenn er durch nen’ dummen Zufall rauskriegt, dass du hinter seinem Rücken rumschnüffelst, könnte er dir das echt übel nehmen.“

„James, ich kann mich nicht einfach raushalten!“, stellte der Fallen Angel klar. „AJ liegt mir am Herzen und seine Familie steht mir verdammt nahe. Stell dir mal vor, du würdest rauskriegen, dass Bobby fremdgeht. Wäre dir das egal? Ich sehe nicht dabei zu, wie die Ehe meines besten Freundes wegen irgendeiner Schlampe vor die Hunde geht. Ich kenne seine Frau, ich liebe seine Kinder und bevor er dieses Glück aufs Spiel setzt, werde ich wenigstens mit ihm reden, das bin ich ihnen allen schuldig. Natürlich ist es sein Leben und egal was für Entscheidungen er trifft, ich lasse ihn nicht im Stich, aber tatenlos zusehen kann ich ganz bestimmt auch nicht.“

„Und was wäre, wenn du sie kennst, die ‚Schlampe’.“, das letzte Wort betonte der Wrestler aus Tennessee auffällig.

„Du meinst, eine aus dem Business?“

„Wäre doch wahrscheinl... oh!“, abrupt brach James seinen Satz ab, warf seine langen braunen Haare nach hinten und spitzte die Ohren. „Hey! Hör mal, da kommt irgendwer!“

Augenblicklich waren die beiden still und lehnten sich gegen die Wand, was für einen nicht Eingeweihten ein lustiges Bild abgeben dürfte. Tatsächlich hörte man, wie die Tür ins Schloss fiel und AJ jemanden zu begrüßen schien. „Du hast Recht, ist aber nur ein Typ.“, meinte Chris beruhigt.

„Wer ist das, erkennst du die Stimme?“

„Keine Ahnung, dazu ist die Wand zu dick.“, sagte Chris. Wenn er nicht gewusste hätte, dass eine der Stimmen AJ gehörte, hätte er nicht einmal ihn erkannt. „Seine Geliebte wird es schon mal nicht sein.“

Kaum hatte er zuende gesprochen, klopfte es auch schon an der eigenen Zimmertür, woraufhin James diese öffnete und Robert Roode in Empfang nahm.

„Und ihr zwei Detektive, schon was rausgefunden?“, fragte er schmunzelnd, als er mit seinem Teampartner zurück ins Bad ging.

Entgeistert schaute Chris zu eben diesem auf. „Du hast es ihm gesagt??“, zischte er leicht außer Fassung.

James kratzte sich am Kopf und hob entschuldigend die Hände. „Tut mir Leid, ich konnte nicht anders. Aber nur ihm, Ehrenwort.“

Der Ältere verdrehte die Augen. Fantastisch, nun kannten schon zwei Leute seine tolle Idee und die Chance, dass AJ hinterrücks davon erfuhr, stieg und stieg. Er wusste, er hätte es lassen sollen, er wusste, es war falsch, ihm nachzuspionieren. Jetzt und hier bahnte sich die offenbar verdiente und überfällige Quittung an. James ist eine Labertasche, war doch klar, dass der nichts für sich behalten kann, schellte Chris sich selbst, aber jetzt war es sowieso zu spät.

„Ich behalte es für mich, versprochen.“, versicherte Bobby rasch. „Aber wie sieht’s denn aus?“

„Da ist gerade ein Kerl in sein Zimmer gegangen, ansonsten ist noch gar nichts passiert.“, fasste Storm die Geschehnisse zusammen. Sein Partner rümpfte die Nase und der Dritte im Bunde hüllte sich in Schweigen, zumindest für zehn Minuten, denn dann tat sich wieder etwas.

„Nanu, was ist denn jetzt los, die verlassen das Zimmer.“, meinte der Fallen Angel. Es kam ihm so vor, als würden sich die beiden Männer in Richtung Tür bewegen. Sie hatten die ganze Zeit über etwas gesprochen, sehr leise, mit Unterbrechungen, nun entfernten sich die Stimmen weiter und weiter von der Wand.

„Soll ich mal rausrennen und gucken, wer es war?“, bot Bobby unverblümt an.

„Ja, aber nicht so auffällig.“, verlangte Chris.

„Nein, keine Sorge.“, entgegnete der Jüngere und verließ das Zimmer, die Tür lehnte er ganz leicht an, dann schaute er kurz nach links, um einen schnellen Blick auf AJs Begleiter ergattern zu können und lief schließlich in die entgegengesetzte Richtung, um nicht aufzufallen. Erst als die beiden im Aufzug verschwunden waren, schlich er sich in James’ Zimmer zurück.

„Und?“, zwei Augenpaare richteten sich zeitgleich auf Robert Roode.

„Ach, nix besonderes. War nur Joe.“

„Aha. Das verstehe ich nicht...“, sagte der 38-Jährige grübelnd. Warum hatte AJ Zeit für Joe, aber nicht für ihn? Seltsam. Waren die beiden vielleicht schon verabredet?

„Jedenfalls sind sie jetzt weg und ich denke, wir können die Zelte hier abbrechen.“, meinte der Cowboy schulterzuckend. „Ach ja und Chris, ich finde, du solltest wirklich mit Joe reden. Wir wissen jetzt beide von deiner Vermutung, da kann er es auch wissen und eventuell kann er ja tatsächlich was zur Klärung beitragen. Ich würde das auf jeden Fall probieren, wenn du dir solche Sorgen um AJ machst.“

Der Angesprochene nickte. „Du hast Recht. Danke, dass ihr mir geholfen habt.“

„Kein Problem. Wenn du mal wieder jemanden beschatten musst, du weißt ja, wo du mich findest. Special Agent Storm ist zu Diensten.“, James grinste breit und klopfte seinem Kollegen auf die Schulter, der daraufhin selbst schmunzeln musste, obwohl ihm die ganze Sache eigentlich peinlich war.

Er verließ das Zimmer, ging in sein eigenes zurück und ließ sich in sein Bett fallen. Letztendlich war er heute keinen einzigen Schritt weitergekommen. Von einem Beweis für AJs Fremdgehen war er genauso weit entfernt wie vorher, alles was er dazu gewonnen hatte, waren zwei Mitwisser. Fragen über Fragen jagten durch seine Gehirnwindungen. Warum hatte ihm AJ nicht einfach gesagt, dass er sich mit Joe trifft? Warum wirkte er so hektisch? Warum wich ihm sein bester Freund mit irgendwelchen fadenscheinigen Ausreden aus? Lag es etwa doch an ihm selbst? Hatte er Blödsinn gemacht? Nur welchen? Und wenn ja, warum sagte ihm AJ nichts? Warum konnten sie das nicht einfach klären und aus der Welt schaffen?

Und was steckte wirklich hinter der vermuteten Affäre? Chris war sich nach AJs Benehmen heute beinahe sicher, dass er sich mit seiner Geliebten treffen wollte, wenn er denn eine hat, stattdessen traf er sich lediglich mit einem Freund. Sah er, Christopher Daniels, Gespenster? Bildete er sich all die Anzeichen nur ein? Kannte er seinen besten Kumpel, der über all die Jahre wie ein Bruder für ihn geworden war, etwa so schlecht? Allein der Gedanke nahm ihn mit. Das durfte doch nicht sein! Einmal abgesehen davon, dass AJ abends kaum noch Zeit hatte, verhielt er sich freundlich und gut aufgelegt ihm gegenüber, eigentlich wie immer. Wenn da nur dieser kleine bedeutende Makel nicht wäre.

Die halbe Nacht lag der Fallen Angel wach und dachte nach, was er tun könnte, um wieder zu seinem besten Freund durchzudringen.

Er musste sich etwas einfallen lassen. Je schneller desto besser...

********

Nach einer durchwachsenen Nacht schleppte sich Chris um 8:00 Uhr aus seinem Bett. Er fühlte sich verspannt, in der kurzen Zeit, die er schlief, hatte er schlecht geträumt und nun stand er im Badezimmer und stellte fest, dass er ziemlich gerädert aussah. Er schloss für einen Moment die Augen, wusch sich das Gesicht und zog sich an, um frühstücken zu gehen. Da ihn der Weg in die Kantine ohnehin an AJs Etage vorbeiführte, beschloss er, einen Zwischenstopp bei dessen Zimmer zu machen und ihn zu fragen, ob er mit runter kommen möchte.

Schon als Chris auf die Tür seines Freundes zuging, stutzte er. War sie etwa offen? Es sah von Weitem so aus, als würde sie einen Spalt offen stehen und als der Fallen Angel näher kam, bestätigte sich die Annahme. Hatte AJ nicht abgeschlossen? Das war so gar nicht seine Art, da wird doch nichts passiert sein. Beunruhigt umfasste er die Türklinke und ging leise in den Raum, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, doch das Bild, das sich ihm bot, als er eintrat, ließ ihm glatt weg den Mund offen stehen.

„AJ!“, entfuhr es ihm perplex und wesentlich schriller wie beabsichtigt, als er seinen besten Kumpel im Bett liegen sah und zwar gemeinsam mit Joe, der sich ungewöhnlich eng an ihn schmiegte. Chris schaute zwischen den beiden hin und her, hoffte, dass ihm seine Augen einen Streich spielten, doch das taten sie nicht. Beide Männer schliefen noch, aber geweckt durch die Stimme seines Freundes, begann AJ nun leicht zu blinzeln. Schlaftrunken hob er seinen Kopf ein Stück an und war mit einem Mal hellwach, als er merkte, dass der eben gehörte Ruf keine Einbildung war, sondern dass tatsächlich jemand in seinem Zimmer stand. Ruckartig wand sich der 31-Jährige aus Joes Umarmung, setze sich auf und schaute den Älteren erschocken an. „Chris! Was... machst du hier?“

Der Angesprochene legte den Kopf schräg und musterte seine beiden Kumpels weiter. Es war im Prinzip nichts neues, dass AJ und Joe sich ein Bett teilten, das hatten sie alle drei in der Vergangenheit nach gemeinsamen Abenden schon das eine oder andere Mal zu zweit oder gar zu dritt gemacht, aber normalerweise waren sie dabei nicht nackt und vor allem nicht so innig. „Was ist denn hier los bei euch?“, hakte Chris nun nach und seine Mundwinkel umspielte ein Grinsen, das irritiert und amüsiert zugleich wirkte. „Kannst du mir das mal erklären?“

„Kannst du mir mal erklären, warum du hier so rumschreist?“, protestierte Joe, der in diesem Augenblick ebenfalls wach zu werden schien und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht theatralisch an den Kopf fasste. „Au...! AJ? Was machst du in meinem Bett?“, fragte der Samoaner gespielt verwundert.

„Das ist AJs Zimmer.“, warf Daniels ein.

„Oh...“, stöhnte Joe und rieb sich den Hinterkopf. „War ein bisschen viel gestern, was?“

Verdutzt schaute Chris ihn an und konnte sich ein weiteres Schmunzeln nicht verkneifen. „Was habt ihr denn gemacht um Himmels Willen?“

„Wir waren unten an der Bar. Da gab es Drinks. Ein paar zu viele, wie ich gerade feststellen muss. Kurz gesagt, wir haben gesoffen und sind dann offenbar hier gelandet. Und ich schätze mal, den Kater spüre ich bis übermorgen.“, erklärte Joe und bemühte sich, den vermeintlichen Schmerz weiter zu verkaufen, AJ saß noch immer starr wie eine Salzsäule neben ihm und brachte keinen einzigen Ton hervor.

Den Fallen Angel wunderte Joes Erklärung, denn für gewöhnlich waren seine beiden Freunde nicht dafür bekannt, zu locker in Sachen Alkohol zu sein, wenn überhaupt, dann war das schon eher sein Metier, während AJ und Joe sich meistens zurückhielten, was die Trinkerei anging. „Wie kommt’s AJ, ich dachte, du warst müde gestern?“, erkundigte sich Chris sogleich.

„War er auch.“, ging Joe dazwischen und schob mit dem linken Bein unauffällig etwas unter das Bett. „Aber ich hab ihn so lange genervt, bis er mitgekommen ist.“, improvisierte er blitzschnell.

AJ schluckte und nickte. „Ja. Ich... eigentlich haben wir gar nicht so viel getrunken, aber die Cocktails hatten... doch wesentlich mehr intus, als ich angenommen habe.“

Chris wuschelte seinem kreidebleichen Freund durch die Haare. „Hey, dann sei froh, dass du nur mit Joe im Bett gelandet bist und nicht mit einer hübschen Blondine, die zufällig ein Groupie von dir ist.“, scherzte er, wobei sich wieder Gedanken um die Affäre in seinen Kopf schlichen. „Wie geht’s dir denn? Auch verkatert?“, erkundigte er sich besorgt.

AJ bemühte sich zu einem Lächeln, obwohl sein ganzer Körper vor Anspannung zitterte. „Ja, schon etwas.“, log er und rieb über sich über die Stirn, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Er war ein grottenschlechter Lügner und das wusste er. Entsprechend froh war er, als Joe die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte und warnend den Zeigefinger in Richtung Chris hob. „Kein Wort zu niemandem, mein Lieber, sonst sind AJ und ich für die nächsten Wochen, nein, Monate das Gespött des gesamten Lockerrooms, wenn rauskommt, dass wir ‚zusammen in der Kiste’ waren.“, sein Blick wirkte eindringlich, aber das spaßige Funkeln in seinen braunen Augen war nicht zu übersehen.

Der 38-Jährige lachte laut auf. „Keine Sorge, ihr Kampftrinker. Ich schweige wie ein Grab.“

„Brav.“, entgegnete sein Kumpel zwinkernd.

„Wie sieht’s denn aus mit Frühstück? Ich war gerade auf dem Weg nach unten, wollt ihr vielleicht mitkommen?“

„Ähm, geh doch am besten schon mal vor, wir kommen gleich nach.“, schlug Joe vor.

Chris nickte zustimmend. „Okay, also bis gleich. Ach ja, AJ, sei vorsichtig demnächst mit deiner Tür, du hast nicht abgeschlossen gestern Abend, so konnte ich reinkommen. Ich hab mir Sorgen gemacht.“

„Tut mir Leid, ich... muss das völlig vergessen haben... Aber du hast absolut Recht, das darf nicht passieren.“, antwortete der Jüngere und schaute reumütig drein, während Chris sich vorerst von den beiden verabschiedete und das Zimmer verließ. Auf dem Gang drehte er sich noch einmal kurz um und schüttelte den Kopf, grinste dabei über sich selbst. Er dichtete AJ eine Affäre an und nun erwischte er ihn mit Joe im Bett, anstatt mit einer Geliebten. Das Leben schrieb manchmal lustige Geschichten und Daniel Christopher Covell war heilfroh darüber. AJ hatte gestern also nicht vor, sich mit seiner Affäre zu treffen und zum ersten Mal seit Tagen keimte in Chris die Hoffnung auf, dass es eben jene Affäre gar nicht gab.

Leider ahnte er zu diesem Zeitpunkt nicht, dass die lustige Geschichte, derer er gerade Zeuge geworden ist, weitere Kreise zog, als ihm lieb war.

Wenn sich der Fallen Angel nicht so schnell auf den Weg in die Kantine gemacht hätte, dann hätte er noch etwas hören können.

Ein Aufatmen.

Blanke Erleichterung.

Joe ließ sich in sein Kissen zurückfallen und AJ sank gleich darauf kraftlos in seine Arme. „Das war knapp!“, seufzte der junge Wrestler aus Georgia, bevor er plötzlich aufsprang, sich eine Decke um die Hüften wickelte, die Tür abschloss und sich anschließend wieder an seinen Freund schmiegte. „Ich hätte gestern schon daran denken sollen.“, sagte er mit einer Spur Verzweiflung.

„Da hatten wir glaube ich andere Dinge im Sinn, als die Tür.“, meinte Joe beiläufig und legte einen Arm um den Älteren. Er dachte daran zurück, wie sie gegen 21:00 Uhr nach ihrem kleinen Spaziergang ins Hotel zurückgekehrt waren und wie sie im Zimmer die Lust überwältigt hatte.

AJ wurde rot. „Du hast Recht... Trotzdem darf uns das nie mehr passieren, noch einmal können wir diese Geschichte nicht auftischen.“

Natürlich waren sie nicht betrunken, sondern mehr als nüchtern.

„Ich weiß.“

„Ich bewundere wirklich deine Ruhe. Du kannst dir nicht vorstellen, wie mir der Schrecken in die Glieder gefahren ist, als er auf einmal vor dem Bett stand. Ich dachte, jetzt ist alles aus.“

„Mach dir keine Sorgen AJ, du überschätzt die Situation in der wir sind. Niemand würde je vermuten, dass mehr zwischen uns ist als Freundschaft, am wenigsten Chris. Auch wenn ich es hasse, das vor ihm verheimlichen zu müssen. Aber wem erzähle ich das...“, sagte Joe leise und spürte, wie sich AJs Lippen sanft auf seinen Mund legten. Er erwiderte den Kuss, streichelte den Oberkörper seines Freundes und zog ihn in einer fließenden Bewegung auf seinen Schoß.

„Ich hasse es auch.“, flüsterte AJ zwischen zwei Küssen. Die eben noch gefühlte Anspannung, begann der Erregung zu weichen und er fühlte, wie er erneut in die kleine Welt abdriftete, die er und Joe sich in den letzten Wochen geschaffen hatten. Wärme durchströmte sein Inneres, dieses intensive Gefühl, das er so liebte. „Ich... konnte gestern Abend... an nichts anderes mehr denken... nur du... ah...“

„Wie jetzt gerade, hm?“, fragte der Jüngere spielerisch, als er fordernd AJs Seiten massierte und seine Hände langsam tiefer gleiten ließ, über dessen festen Hintern, über seine Männlichkeit.

„Ah... das ist gut. Nicht aufhören!“, forderte der 31-Jährige keuchend und genoss jede Berührung.

„Ich... will... dich...“

Joe lächelte, in seinen Augen blitzte trotz der halb gesenkten Lider eine Mischung aus Triumph und Verlangen auf. „Mein süßer, unersättlicher AJ...“

Was immer du willst, du kriegst es.

********

Eine geschlagene halbe Stunde wartete Chris, bevor sich seine beiden besten Freunde endlich in der Kantine blicken ließen. Sie sahen frisch aus, etwas müde zwar, aber nicht sonderlich mitgenommen von ihrem Kater, das wunderte den Mann aus North Carolina eigentlich, doch er hinterfragte es nicht weiter.

Den Nachmittag verbrachte ein Großteil der Crew im Trainingsraum, morgen fanden die neuen Tapings statt und gegen Ende des Trainings beschloss Chris, das zu tun, zu dem ihm James gestern geraten hatte. Die ganze Zeit überlegte er bereits, wie er das Gespräch am besten beginnen sollte und er kam zu dem Schluss, dass es wohl am einfachsten war, geradeheraus zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag.

Genau das hatte er nun vor.

„Joe? Kann ich dich kurz sprechen? Allein?“, fragte der Fallen Angel seinen Kumpel, als dieser das letzte Trainingsgerät verließ und sich gerade auf den Weg zum Duschraum machen wollte.

„Klar.“, entgegnete der Angesprochene und legte sich sein weißes Handtuch um die Schultern. „Worum geht’s denn?“

„Um AJ.“, sagte Chris kurzum, bevor die beiden in die Umkleide verschwanden und sich auf eine der Bänke setzten.“

„Was ist mit AJ?“

„Findest du nicht auch, dass er sich die letzte Zeit ein bisschen komisch verhält? Ist dir da was aufgefallen.“

Der Samoaner biss sich auf die Unterlippe und sah seinen Kumpel gespielt unwissend an. „Inwiefern komisch? Wie meinst du das?“

„Na ja, zum Beispiel dass er keine Zeit mehr für dich hat. Du willst was mit ihm unternehmen, aber er lässt dich abblitzen und erzählt dir meistens, dass er müde ist. Oder wenn du dann mal was mit ihm unternimmst, mit ihm ausgehst, wirkt er nervös, schaut ständig auf sein Handy und es kommt einem so vor, als warte er die ganze Zeit darauf, wieder ins Hotel zurückzukönnen.“, Chris hatte angefangen wild zu gestikulieren. „Und wenn du ihn dann fragst, was los ist, heißt es jedes Mal „Ach nichts“ und egal was du auch sagst, du hast einfach das Gefühl, dass er etwas vor dir verheimlicht. Das meine ich.“

Joe musterte ihn mit einem neutralen Blick. „Ehrlich gesagt, mir ist das nicht aufgefallen. Ich denke, er verbringt ganz normal Zeit mit mir, wie immer und sein Verhalten... das ist auch wie immer.“

Chris seufzte. „Sein Verhalten mir gegenüber ist auch nicht großartig anders als sonst, aber ich kenne AJ, das weißt du und er tut in letzter Zeit Dinge, die er früher nie getan hat. Ich spüre, dass irgendetwas nicht stimmt. Zuerst habe ich mich gefragt, ob es an mir liegt, ob er wütend auf mich ist, aber mir ist beim besten Willen nichts eingefallen, was ich ihm getan haben könnte. Er will mir auch einfach nicht sagen, was ihn bewegt und das macht mich langsam fertig, immerhin konnten wir bislang immer über alles sprechen. Hat er dir denn gar nichts gesagt? Bitte Joe, unter uns, wenn du was weißt, bitte sag es mir, ich mache mir wirklich Sorgen um ihn.“

„Tut mir Leid... ich weiß von nichts. Ich... habe auch nichts bemerkt.“, versicherte der Jüngere, während er seinen Kumpel mitfühlend anschaute. „Du musst dich täuschen.“

Chris fasste sich an den Kopf. Er verstand nicht, warum all das nur er sah. Merkten es die anderen einfach nicht? Aber Joe? Wenn jemand AJ ähnlich gut kannte, dann er und auch ihm fiel nichts auf? War er wirklich so sehr auf dem Holzweg? „Nein, glaub mir, ich ahne, dass da irgendwas ist.“

Sein Freund schluckte, bemühte sich aber, seine innere Unruhe zu verbergen, was ihm wie üblich gelang. „Was denkst du denn, was es ist, das er hat?“

Chris beugte sich ein Stück nach vorn und sprach leiser, so als glaube er, AJ könne die beiden hören. „Aber versprich mir hoch und heilig, dass du kein Wort zu ihm sagst! Wenn ich damit falsch liege und er davon erfährt, was ich über ihn denke, dann hält er mich für einen kompletten paranoiden Spinner. Ich will erst sicher sein, bevor ich ihm was sage.“

„Raus damit! Ich sage ihm nichts.“, versicherte Joe.

„Also gut. Ich glaube, er hat eine Geliebte.“

Ungläubig sah Joe sein Gegenüber an, ja er starrte geradezu. „Das ist nicht dein Ernst.“, entfuhr es ihm trocken.

„Hör zu, ich weiß es klingt verrückt...“

„Allerdings.“

„...aber alle Anzeichen, alles was ich dir beschrieben habe, deutet darauf hin. Ich weiß selber, dass es eigentlich unmöglich ist, aber... was ist schon unmöglich? Er hat seit einigen Monaten oft Streit mit Wendy, das weiß ich, vielleicht gab es irgendeinen Moment, in dem er schwach geworden ist, trotz all seiner guten Vorsätze. So was kann passieren. Ich habe versucht, herauszufinden, ob ich richtig liege, aber bis jetzt bin ich nicht sehr weit gekommen.“

„Chris, du verrennst dich da in was. Mit wem soll er denn deiner Meinung nach eine Affäre haben?“

„Ich weiß nicht. Mit einer aus der Company möglicherweise? Ich weiß wirklich nicht, welche billige Schlampe ihm den Kopf verdreht haben könnte, aber offenbar eine, der es egal ist, dass er Frau und Kind hat.“

Ungewollt ging sein Gegenüber ein Stück auf Distanz. „Also ich für meinen Teil bin sicher, dass er Wendy liebt und dass es ihm nicht in den Sinn kommen würde, sie mit einer anderen Frau zu betrügen.“

„Ich hatte auch eigentlich das Gefühl, dass er die letzten Wochen weniger mit ihr gestritten hat, es schien alles wieder harmonischer zu werden, aber im Widerspruch dazu steht immer noch sein Verhalten. AJ ist sicher kein Mensch, der eine Affäre eiskalt wegsteckt und der ganzen Welt vorspielen kann, dass er treu ist, dazu ist er einfach zu ehrlich, sein schlechtes Gewissen meldet sich. Zumindest mal unterbewusst. Deswegen geht er mir aus dem Weg, weil er genau weiß, dass ich der Erste bin, der es merken würde.“

„Nimm es mir nicht übel, aber... das ist verrückt. Im Moment hat er einfach viel Stress, ich garantiere dir, das gibt sich wieder. Am besten wir machen das so, ich werde in nächster Zeit mal ein bisschen auf ihn aufpassen, auf deine Anzeichen Acht geben und beobachten, ob mir das was du beschrieben hast, auch auffällt. Dann können wir immer noch spekulieren.“

„Was war denn zum Beispiel gestern Abend? Findest du es nicht seltsam, dass er sich so betrunken hat, als ihr zusammen weg wart? Du weißt genauso gut wie ich, dass er das fast nie macht.“

„Das war meine Schuld. Ich habe ihn mitgeschleppt, obwohl er eigentlich gar keine Lust hatte. Er war wirklich müde und dann wurden aus einem Drink zwei und so weiter. Das kannst du alleine mir zuschreiben.“, sagte Joe reumütig. Diese überhastete Ausrede von heute Morgen von wegen betrunken hatte er beinahe schon wieder vergessen. Dumm nur, dass sie nun Chris’ Misstrauen schürte.

Daniels klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Nein, nein Joe, die Schuld daran hast ganz sicher nicht du... Aber ich finde deinen Vorschlag gut, lass uns beide die nächsten Tage auf ihn aufpassen.“

„Ich wette, das wird sich alles aufklären. Mach dir keine Gedanken, okay?“

„Ich hoffe wirklich, du hast Recht.“, sagte der 38-Jährige leise. „Ich habe Angst um seine Familie... wenn mein Verdacht stimmt, das wäre... ich will’s mir gar nicht vorstellen.“

Joe nickte, er wagte es kaum, seinem Freund in die Augen zu sehen.

„Ich bin froh, dass du mir zugehört hast und mir helfen willst.“, meinte Chris dankbar. Es tat doch gut, dass er seine Befürchtung mit jemandem teilen konnte, der AJ ebenso nahe stand.

„Keine Ursache.“, gab der Jüngere zurück. „Ich... gehe jetzt duschen, ja?“

„Natürlich, ach... Joe, warte mal! Da fällt mir gerade ein, wann unternehmen wir beide eigentlich mal wieder was zusammen? Ist ja auch schon ein Weilchen her bei uns, nicht wahr?“, sagte Chris. Über die ganzen Sorgen wegen AJ ist ihm kaum aufgefallen, dass sich auch Joe etwas rar gemacht hat die letzte Zeit. Doch jetzt, wo die beiden so zusammen waren, überkam ihn der Gedanke.

Der Samoaner drehte sich um und sah im ersten Moment etwas konfus aus. „Ähm... tja... wann immer du willst. Sag du mir wann, ich hab Zeit.“, meinte er hastig. Gott, diese Frage war das Letzte mit dem er jetzt gerechnet hatte und er war gezwungen, sie positiv zu beantworten, bevor er Chris am Ende noch auf die richtige Fährte lockte.

Lächelnd stand der Fallen Angel auf und schickte sich an, die Umkleideräume zu verlassen. „Klingt sehr gut. Bis später.“

„Ja, bis später...“, sagte Joe leise und blieb mit einem heftig klopfendem Herzen alleine zurück. Er musste sich setzen, so sehr ging ihm das Gespräch an die Nieren und es kostete ihn größte Mühe, Chris’ besorgten Blick aus seinem Kopf zu kriegen. Er wollte diesen Mann, den er zu seinen besten Kumpels zählte, nicht anlügen, aber ihm blieb keine andere Wahl, genau wie AJ, dem die Schauspielerei noch mehr zusetzte. Dennoch musste es sein, es war notwendig, denn niemand hätte Verständnis für das gehabt, was die beiden taten, nicht einmal ihr engster Freund.

In dem Moment fiel Joes Blick auf Chris Sabin und Alex Shelley, die gerade in die Umkleide gestürmt kamen, sich neckten und küssten und sich rein gar nichts daraus machten, dass sie jemand sehen konnte. Es war ein offenes Geheimnis, dass die beiden mehr verband als nur Freundschaft, so ziemlich jeder wusste es. Die einen nahmen es besser auf, die anderen schlechter, aber beinahe alle wussten darüber Bescheid, so dass es keinen Grund für sie gab, sich zu verstecken. Mit AJ würde Joe niemals so ein Leben führen können. Dieses Wissen schmerzte. Manchmal. Aber die Gefühle, die er AJ gegenüber hatte, waren stark genug, um den Schmerz auszublenden.

„Joe? Geht’s dir nicht gut, du siehst blass aus?!“, fragte Alex plötzlich und riss den 30-Jährigen damit aus seinen Gedanken.

„Was? Ach... doch, geht schon. Der Kreislauf spielt ein bisschen verrückt, aber ist nicht so schlimm.“, antwortete er schnell und sein Kollege nickte verstehend, ließ ihn dann auch in Ruhe, um sich wieder Chris zuzuwenden, während Joe weiter nachdachte. Eines war klar, er musste so schnell wie möglich mit AJ reden und ihm von Daniels Verdacht erzählen. Seine Zweifel mussten zerstreut werden, bevor er auf noch dümmere Gedanken kam. Gleich nach dem Duschen würde er zu seinem Geliebten gehen und sich gemeinsam mit ihm etwas einfallen lassen.

Das kalte Wasser auf seiner erhitzten Haut tat gut, denn es spülte die Schuldgefühle weg, die ihn in Momenten wie diesen heimsuchten. Gefühle, die er am liebsten verleugnete, verdrängte. Meistens gelang es auch.

Doch manchmal redete er sich nur ein, dass es gelang.

TBC

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