Faust als Manga

Mar 27, 2010 11:36

Wer moechte, kann sich in meinem Arbeitsjournal einen Eintrag ansehen, in dem ich mich ein bisschen ueber einen Faustcomic echauffiere.

Leave a comment

riccichan March 27 2010, 20:22:09 UTC
Danke für die weiteren Ausführungen!

Ich kenne den Manga auch nicht, aber die Werbeaufschrift auf dem Coverumschlag suggeriert, dass man sich nach der Lektüre brüsten können soll, Faust gelesen zu haben. Dabei wird ja explizit zwischen "kennen" (shitteiru) und "lesen" (yomu) unterschieden, was wiederum nahelegt, dass es eben nicht darum geht, lediglich den Plot in einer veränderten Form zu präsentieren, sondern den Text an sich. Da frage ich mich dann schon, inwieweit das Medium des Comic eine adäquate Wahl ist. Zumindest wenn man in Bezug auf die Werbung so spitzfindig ist wie ich. :)

Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass die Intention eines Autors eine nicht unerhebliche Rolle bei Überlegungen zum Werk spielen sollte, und wenn auch "nur" als exemplarische Facette einer Epoche und/oder Kultur. Leider wird zumindest an unserer Uni noch immer die Intention des Autors ignoriert und ihre Berücksichtigung bei der Interpretation als nicht literaturwissenschaftliches Arbeiten sanktioniert. (Hach, es lebe der Nominalstil...)

Bei diesem Manga vermute ich einfach mal, dass er eine ähnliche Wirkung auf die Allgemeinbildung haben soll wie die ganzen "Verliere 20kg in 10 Tagen!"-Diäten auf den Körper. Ich möchte dem Manga als Medium bestimmt nicht die Fähigkeit absprechen, auch sogenannte "hohe" Literatur behandeln zu können. Nur scheint mir das hier nicht der Fall zu sein.

Okay, jetzt mache ich mich vielleicht wieder des Fehlschritts schuldig, den Inhalt über die Form zu stellen. Das Problem ist vermutlich, dass (wie du auch schon angesprochen hast) die persönliche Wertung einfach zu stark in die Überlegung zu diesem Manga hineinspielt. Mag sein, dass der Manga die Botschaft in der ihm angemessenen Form überträgt. Das müsste man vermutlich in Kenntnis der entsprechenden Methodik genauer untersuchen.

Wie sähe eine solche Untersuchung aus? Würde man den Manga nach Methoden der relevanten Disziplinen analysieren, ohne auf die literarische Vorlage zu rekurieren, um seine Botschaft in ihren vielfältigen Erscheinungen zu destillieren? Und dann eine entsprechende Analyse des literarischen Texts gegenüberstellen, sozusagen ein Vergleich der Essenzen unter Berücksichtigung verschiedener Blickwinkel? Oder ist das überhaupt nicht sinnvoll oder möglich (wie deine Ausführungen ja eher vermuten lassen)? Kann man dann überhaupt einen Vergleich versuchen, und wenn ja, wie?

Wie würdest du - mit Rücksicht auf deine Vorbehalte - zu beurteilen versuchen, ob es sich bei dem Manga um eine gelungene Adaption handelt?

Ist wirklich ein spannendes Thema!

Reply

(The comment has been removed)

seidenstrasse March 30 2010, 02:49:06 UTC
Das passiert, wenn man mal ein paar Tage nicht online ist!
Danke fuer das viele Feedback. Ja, meine Kritik bezieht sich ganz explizit darauf, dass der Manga (wie auch in der Ueberschrift und meinem ersten Satz schon beschrieben) suggeriert, dass man damit Goethes Faust kennenlernen koennte. Das ist das ganze Problem. Das kann man nicht, und deswegen meine Kritik, die nicht nur als eine persoenliche Meinung gemeint ist. Aber ich glaube, alles, was ich dazu zu sagen habe, steht schon im Text selbst.

Uebrigens koennt ihr gerne im Journal selbst diskutieren - da wuerde ich mich freuen, wenn Diskussionen entstehen koennten, wo auch mehr Leute davon mitbekommen.

Reply

seidenstrasse March 30 2010, 02:51:04 UTC
Ich habe den Eintrag noch einmal gelesen: das mit dem graphischen Weg macht die Sache tatsaechlich etwas undeutlich. Das schreibe ich mal um, damit klarer wird, worum es mir geht.

Reply

seidenstrasse March 30 2010, 03:08:51 UTC
Nun hast Du schon fast alles geschrieben, was ich Aph geantwortet haette, wenn ich auf das Internet haette zugreifen koennen. Wie gesagt, es ging ja darum, Faust kennen zu lernen, und zwar den Faust von Goethe, weswegen er ja als Autor angegeben wurde.

Goethes Faust selbst ist ja schon eine Transformation einer Legende zu einem Drama und ich wuerde nie unterstellen, dass Transformationen an sich immer zum scheitern verurteilt werden. Aber so, wie es hier versucht wurde, klappt es aus genannten Gruenden nicht.

Reply


Leave a comment

Up