Zunächst: Es gibt zwei weitere Artikel in meinem
Arbeitsjournal; einerseits die Fortsetzung des im letzten Eintrag angefangenen Artikel über Shanghai von 1923, andererseits eine kleine Besprechung des Vortrags über die Bewegung des 4. Mai, den ich jüngst im Konfuziusinstitut hören konnte.
Nun aber zu einer lustigen Begebenheit, die mir heute beim Dolmetschen widerfahren ist. Ich helfe seit etwa einem Jahr einer japanischen Familie bei verschiedenen Arztgängen und vor allem bei Besuchen bei Therapeuten für die Tochter der Familie, mit der es einige Probleme gibt. Heute ergab sich in etwa folgendes Gespräch:
Japanerin: [...]どうしたらいいのかと聞きました。
Nora: [gedolmetscht] Und dann habe ich meine Tochter gefragt, was wir tun könnten, um das Problem zu lösen.
Therapeutin: Hat sie "wir" gesagt oder hat sie "du" gesagt?
Nora: Sie hat gar kein Personalpronomen benutzt; der Satz hatte kein Subjekt.
Therapeutin: Wie meinen Sie das? Ein Satz muß doch ein Subjekt haben.
Nora: Nicht im Japanischen. Die meiste Zeit wird vermieden, den Gegenüber mit einem konkreten Personalpronomen anzusprechen. Wenn überhaupt, sagt man den Namen oder die Stellung. Aber meistens läßt man es einfach weg.
Therapeutin: Das geht doch nicht!
Nora: Nun ja...
Therapeutin: Sowas aber auch! Ein wichtiger Punkt ist nämlich bei solchen Gesprächen eigentlich, daß man das Kind direkt anspricht, weil ihm so auch klarer wird, daß es unmittelbar selbst von dem Problem betroffen ist und sich auch aktiv damit beschäftigen kann. Was machen wir denn nun? Das geht doch alles nicht! Ist ja unglaublich! [...]
Das versuch ich den Japanern ja auch die ganze Zeit beizubringen, aber sie wollen einfach nicht hören!