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Jul 22, 2009 13:11

Autor: der_jemand
Fandom: Original (das Steam Punk-Ding, das weder Punk noch Steam ist)
Challenge: Nyx' Wichtelwunsch auf 120_minuten
Charaktere: Captain Jenkins, James Goodrick und John Rayleigh
Wörter: 1476
Warnungen: Ein paar Leichen, nichts besonderes.
Widmung: Für Nyx. - Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, ich hoffe, es gefällt dir trotzdem wenigstens ein bisschen.
Erläuterungen: „King's“ meint King's College, und was die ganze Resurrection men/body snatcher-Geschichte angeht, berufe ich mich auf das GEO Epoche - London (1558 - 1945). Es passt zeitlich ungefähr und ungefähr ist für mich gut genug. ;)


„Du hast ihn umgebracht!“
„Selbstverständlich, George, denk doch mal nach: Eine Leiche bringt bei King's vielleicht neun Pfund. Durch drei geteilt...“
„Drei Pfund für jeden.“
Goodrick nickte langsam. „Und ohne den lieben John sind es schon vierfünfzig. Plus eine Leiche mehr. Ganz einfach, nicht wahr?“
„Genial, James.“
„Es ist nur nahe liegend. Außerdem sind drei zwei zu viel. Das war schon immer meine Philosophie.“
George lachte heiser. „Du bist wirklich genial.“
„Wenn du das so sehen möchtest...“ Goodrick grinste seinen Kumpanen an. „Los, ich will heute noch fertig werden!“
„Geht klar!“ George umrundete den Karren, während Goodrick noch einmal die Kartoffelsäcke über den beiden Körpern zurechtzupfte.
„Hey, Boss, wart mal... Was war das grade mit den zwei und den drei...“
„Richtig, George. Das hatte ich fast vergessen.“ Er rammte ihm das Messer in den Hals. „Das hat auch etwas mit Mathematik zu tun.“

Es regnete. Natürlich regnete es, immerhin war das hier London. Rayleigh seufzte. Es regnete und es war kalt und er stapfte zu Fuß durch Smithfield - ausgerechnet Smithfield! - auf der Suche nach Captain Jenkins und der angekündigten Überraschung.
Dabei gab es so viele Dinge, die er jetzt lieber getan hätte. In seinem Büro Rechnungen abheften, Kyles neuesten Entwurf überprüfen und für physikalisch unmöglich erklären, mehrmals gegen eine Wand rennen... Bevorzugt irgendetwas, wofür man nicht durch den Regen oder nach Smithfield musste.
Ein Betrunkener torkelte auf ihn zu und er wich in den Schatten eines Hauseingangs aus.
„Oh, so ein hübscher junger Mann, was kann ich für Euch tun?“
Die Frau, die neben ihm an der Wand legte, hatte zotteliges rotes Haar und trug ein viel zu kurzes Kleid mit viel zu tiefen Einsichten.
„Gar nichts, meine Dame, aber danke für das Angebot.“
„Nicht? Gefallen dir Blondinen besser?“ Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und schob sich noch näher zu ihm. „Dann hast du noch nie eine Rothaarige probiert.“
Er trat zwei Schritte zurück und schüttelte den Kopf.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass Eure Konkurrenz Euch nicht das Wasser reichen kann, aber ich bin dennoch nicht interessiert.“
Sie ließ ihn los und grinste. „Ach, wäre Euch vielleicht etwas exotischeres lieber?“
Rayleigh verzog das Gesicht. „Ich wünsche Euch noch einen erfolgreichen Abend. Wenn Ihr mich entschuldigen würdet.“
Eilig ging er weiter.
Irgendwo hier musste doch dieses Pub sein...
Gott, er war wirklich kein Freund von Jenkins Überraschungen. Oder von Pubs mit Namen wie „The Old Slaughterhouse“.
Kyle hatte ihm einmal von einer Sauftour, die ihn nach Smithfield geführt hatte, erzählt. Auch von einem Pub, in dem Leichen unter den Tischen lagen, an denen Männer darüber verhandelten, wie viel sie wert seien. Offenbar wurden diese Leichen aus Gräbern und von der Straße gestohlen und an Anatome und Chirurge verkauft... und „Slaughterhouse“ klang wirklich nicht beruhigend.
Warum zur Hölle Smithfield?
Die Straßen waren voll von Betrunkenen, Huren und zwielichtigen Gestalten, auf dem Bordstein wühlten Hunde im Dreck und über allem hing der Gestank des Tiermarkts.
Er war kurz davor, umzukehren und sich für die nächsten Tage in seinem Büro einzuschließen, als das ungemein geschmacklose Aushängeschild des „Slaughterhouse“ aus dem Dunkel vor ihm auftauchte.
Die Tür stand trotz des Regens offen und Gegröhle und betrunkenes Gelalle drangen zusammen mit der dichten Rauchwolke auf die Straße.
Rayleigh zuckte mit den Achseln. Wenigstens hatte er eine reelle Chance, dass es drinnen trocken war. - Tatsächlich war es nicht nur trocken, sondern auch warm und stickig und auf den ersten Blick sogar leichenfrei.
Glücklicherweise musste er keinen zweiten Blick riskieren und entdeckte Captain Jenkins sofort an einem Tisch ganz hinten in der Ecke.
Sie trug wie immer ihre enge Uniformjacke, deren Schulterklappen die zwei Sterne eines geprüften Luftschiffkapitäns zierten, und den schwarzen Hut, der ihr Gesicht für gewöhnlich in Schatten hüllte. Außerdem war sie allein, was Rayleigh zumindest ein wenig beruhigte. Die letzten Männer, die Jenkins ihm vorgestellt hatte... nun, er zog es vor, nicht daran zu denken.
Sie erhob sich, als er an ihren Tisch trat, und streckte ihm die Hand entgegen.
„John.“
Er lächelte sie an. „Victoria.“
Ihr Blick verdüsterte sich. „Ich dachte, wir hatten eine Abmachung, was diesen Namen angeht.“
„Ich weiß. - Es ist trotzdem schön, dich zu sehen. Wie laufen die Geschäfte?“
Jenkins wiegte den Kopf langsam von einer Seite zur anderen. „Ich kann nicht klagen, auch wenn ich selbstverständlich wenig von dem neuen Gesetz zur Überwachung der Flugwege halte.“
Rayleigh wusste, dass sie ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit Schmuggel und nur selten mit Piraterie bestritt und das war, wenn er ehrlich war, auch alles was er darüber wissen wollte, und meistens nahm Jenkins sogar darauf Rücksicht.
„Und was macht die Highwind?“
„Oh, ich kann klagen. Aber wir machen Fortschritte, dem geplanten Stapellauf scheint ausnahmsweise einmal nichts im Wege zu stehen.“
„Sehr schön... Habe ich den Job immer noch?“
Über einen - oder vielleicht auch mehrere - Gläser vom guten Whiskey seines Bruders hatte er sie gebeten, bei ihm als Pilot anzuheuern, und trotz ihrer Vorliebe für Geschäfte, die dunkle Gassen oder ranzige Pubs in Smithfield erforderten, meinte Rayleigh dieses Angebot noch immer ernst.
Natürlich war Jenkins eine Kriminelle und zu allem Überfluss auch noch eine Frau, aber sie war eben auch einer der besten Piloten, die das Empire je hervorgebracht hatte, und mit dem nötigen Durchsetzungsvermögen und leichten Wahnsinn ausgestattet, den das Steuern des ersten Luftschiffs dieses Typs erforderte.
Er nickte.
„Das ist gut, denn genau darum dreht sich meine Überraschung.“
Rayleigh hob eine Augenbraue. „Ich denke, ich will gar nicht mehr erfahren.“
„Oh doch, das willst du und das wissen wir beide.“ Ihr Grinsen war viel zu breit für seinen Geschmack.
„Du erinnerst dich daran, dass ich meinen ersten Maat auch auf der Highwind haben wollte?“
Er nickte. „Und ich erinnere mich außerdem daran, dass er vor zwei Wochen gehängt wurde.“
„Ja, das war unschön. - Aber ich habe vor kurzem zufällig einen jungen Mann kennen gelernt, der all unseren Anforderungen entspricht. Er ist schnell, intelligent, entschlussfreudig und hat ein bewundernswertes Verständnis für moderne Marktwirtschaft.“
„Und er hat noch nie ein Luftschiff von innen gesehen.“
Jenkins grinste. „Aber immerhin wir beide, das ist gar kein schlechter Schnitt, ich bin schon mit weniger geflogen. - Also, wie dem auch sei, darf ich dir vorstellen, John? - James Goodrick.“
Der junge Mann, der plötzlich an ihrem Tisch auftauchte, sah aus wie jeder andere von Smithfields Taschendieben, abgerissen, dreckig und schief grinsend, nur seine Körperhaltung war ungewöhnlich aufrecht.
Er streckte ihm eine Hand entgegen. „Es ist mir eine Ehre, Lord Rayleigh.“
„Und mir ein Vergnügen, Mister Goodrick. Setzen Sie sich doch.“
Goodrick war vermutlich noch nicht einmal zwanzig, obwohl das dichte Netz von Narben, das die linke Hälfte seines Gesichts bedeckte, es schwer machte, sein Alter zu schätzen.
„Also Mister Goodrick, wenn Sie schon noch nie auf einem Luftschiff waren, wo waren Sie denn bisher tätig?“
Goodricks Lächeln zeigte eine interessante Mischung aus Belustigung und echtem Bemühen, einen guten Eindruck zu machen. Nicht annähernd so professionell wie Jenkins'. - Rayleigh wertete das als gutes Zeichen.
„Nun, sagen wir, ich arbeite im Bereich der Müllentsorgung.“
Rayleigh dachte wieder an Kyles Geschichte von den „body snatchern“. Ihm wurde schlecht.
„Aber Sie trauen sich die Arbeit auf der Highwind zu?“
Goodrick nickte. „Ich denke schon. Außerdem war Captain Jenkins sehr... überzeugend.“
Rayleigh seufzte. Warum eigentlich nicht? - Er hatte eine Frau als Kapitän, einen größenwahnsinnigen oder auch verrückten Chefmechaniker und einen verklemmten Sodomiten, der das ganze nachrechnete. So abwegig war ein Leichenhändler und potentieller Mörder als Maat wohl nicht. - Ihm graute bloß vor den Stewards.
Er zuckte mit den Schultern. „Nur damit wir uns verstehen, Mr. Goodrick, ich vertraue Jenkins Urtail vollkommen. Und wenn sie Sie mit vorgehaltener Pistole in dieses Pub geschleift hat, wird sie einen Grund dazu gehabt haben. - Aber wenn ich irgendwelchen Grund zur Klage haben sollte oder Scotland Yard anfängt Fragen zu stellen, behalte ich mir vor, sie über dem Atlantik von Bord zu werfen, einverstanden?“
Goodrick kniff die Augen zusammen, dann lächelte er. „Das klingt fair.“
„Also dann, wenn Sie es schaffen, sich in den nächsten anderthalb Jahren nicht verhaften zu lassen, und um Leichen einen großen Bogen machen, denke ich, können wir ins Geschäft kommen.“
„Vielen Dank, Sir, ich werde mir Mühe geben.“
Rayleigh schielte auf die dunklen Flecken auf Goodricks Hemdärmeln, die verdächtig nach geronnenem Blut aussahen. „Ja, das sehe ich.“
Er brauchte dringend neue Freunde. Und eine neue Mannschaft. Andererseits war es erheblich einfacher, Menschen sein Leben anzuvertrauen, von denen man wusste, wo die Leichen in ihrem Keller vergraben waren.
Jenkins beugte sich zufrieden grinsend vor. „Also, wie wäre es jetzt mit ein bisschen Whiskey?“

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Fandom: Original (das Steam Punk-Ding, das weder Punk noch Steam ist)
Challenge: Nyx' Wichtelwunsch (siehe oben)
Charaktere: Rayleigh und Seyward
Wörter: 443
Widmung: Für Nyx. - Das hättest du schon viel früher bekommen sollen. *umflausch*


„John?“ Seine Stimme war schwach und brüchig, Phil hörte sich selbst kaum. Rayleigh hingegen schon. Er kniete sie neben ihn und zog ihn an sich.
„Alles wird gut“, flüsterte er.
Phil lächelte oder versuchte es zumindest, er war sich nicht sicher, wie gut es ihm gelang. „Danach habe ich nicht gefragt.“
Er spürte seine Beine kaum, nur ein dumpfes Pochen.
„Hast du Schmerzen?“
Er schüttelte den Kopf. Rayleighs besorgtes Gesicht war schon beinahe amüsant. Auf eine... sehr verstörende Art und Weise.
„Das ist kein gutes Zeichen, oder?“
Rayleighs Hände waren kalt und sie zitterten.
„Was ist passiert?“
„Der... Gott! Der verdammte Stützbalken ist abgerissen... und jetzt... oh verflucht...“
„Meine Beine?“
„Ja.“
„Besser als meinen Kopf.“
Rayleigh grinste schwach. „Ich mag deine Beine eigentlich auch...“
„Oh?“
Etwas kaltes, stechendes arbeitete sich langsam sein Rückgrat hinauf. Phil biss sich auf die Unterlippe und stöhnte auf. Rayleigh zog ihn fester an sich.
„Vergiss, was ich eben gesagt habe... Oh verflucht tut das weh...“
„Phil! Sieh mich an. Sieh mir in die Augen... Verflucht, Phil!“
In Rayleighs Augen standen Tränen, glaubte Phil, aber er war sich nicht ganz sicher, sein Blick verschwamm.
„Phil?“
„John?“
Rayleighs Stimme war ebenso brüchig wie seine eigene.
„Ich liebe dich.“
Schmerzwellen peitschten durch seinen Körper.
„So was kannst du doch nicht sagen... nicht... wenn ich sterbe.“
„Phil, du stirbst nicht.“
„Und wenn doch... ich kann doch... ich werd... Hölle... in der Hölle... ich dich auch...“
Er spürte etwas weiches auf der Stirn. Rayleighs Lippen? Er wusste es nicht... und dann wurde alles schwarz.

„Doktor! Wie geht es ihm?“
„Ich habe ihm starke Schmerz- und Schlafmittel gegeben. Die nächsten Tage wird er nicht ansprechbar sein.“
„Aber er überlebt?“
„Wahrscheinlich.“
Rayleigh stiegen Tränen in die Augen, aber es interessierte ihn kaum.
„Vielen Dank, Doktor, vielen Dank.“
„Noch kann ich keine Garantien geben, sparen Sie sich also den Dank bis dahin.“ Er schob die Hände in seine Kitteltaschen. „Aber, Lord Rayleigh... vielleicht sollte ich Ihnen das nicht sagen, aber... Er hat, bevor er eingeschlafen ist, immer wieder ihren Namen geflüstert. Und dass er Ihretwegen in die Hölle kommen würde. - Ich will gar nicht wissen, was er damit meint, aber vielleicht denken Sie ja mal darüber nach.“
„In die Hölle? Meinetwegen?“
“Weißt du, John, diese ganze Sache mit dem Paradies, das wird überbewertet. Wenn am Ende des Tunnels das Paradies wartet, dann nehme ich lieber die Umleitung.“
Er lachte. Die Tränen standen ihm noch immer in den Augen und er wollte auf irgendetwas einprügeln, aber er lachte.

slash, gen, original, user: aku

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