FFde Fandom: Original
Relationships: Sascha & Theo
Projekt:
miss you most (at christmas time) Projekt II:
Das WaisenhausPrompt: [#_2837] Tausend Fotos im Suff
Abstract:
Saschas Schönheit kann er nur mit einer Einwegkamera einfangen.
CN: Alkohol, Drogen (diskutiert), Emeto (erwähnt), Rauchen
Grüne, gelbe, blaue Blitze. Theo fasst lachend nach Saschas Hand. Klick.
„Was machst Du?” Saschas Stimme ist kaum hörbar über das Wummern und Dröhnen des Basses’. Theo dreht die Einwegkamera in seiner Hand hin und her, zeigt sie Sascha von allen Seiten. Er ruft: „Ich halte Dein Leben fest.” Und Sascha wird beinahe von der Menge weg von ihm getragen. Ihre Finger reißen an seinen, lassen ihn über die eigenen Füße stolpern.
„Die kann ich später teuer auf eBay verkaufen”, flüsterschreit er in ihr Ohr, als eine Woge durch die Menge geht und ihn an sie presst. Ihr Lachen wirbelt sanfte Zuneigung für Herbstblätter durch sein Herz, als sie zurückschreiflüstert: „Ich will nicht berühmt werden, viel zu viel Druck.”
Er legt seine Stirn in Falten, dreht die Hand, sodass er ihre besser umfasst, und erwidert: „Was, berühmt? Ich verkaufe Bilder an Menschen, die ihre Bilderrahmen mit authentischen, falschen Freund*innen füllen wollen.”
Sascha schüttelt den Kopf, die Bewegung geht fließend in ihre Schultern und Arme über, ihr ganzer Körper zittert, dann dreht sie sich unter Theos Arm hindurch und rempelt einen anderen Menschen an.
Klirrendes Glas, Vodka-Energy, der über Hände, Theken, Füße spritzt. Klick.
„Du bist schrecklich“, stellt Sascha fest, die Stimme bereits ein wenig heiser. Sie streift ihre Hand an ihrer Shorts ab und hinterlässt dunkle Vodka-Energy-Flecken auf dem Stoff. „Warum tust Du das?“
„Ich sag doch“, erwidert Theo grinsend, „ich muss Dein Leben für die Nachwelt festhalten.“
„Du willst nur tausend Drucke machen und sie an alle schicken“, sagt Sascha und vielleicht liegt die gar nicht so falsch. „Wenn sie gut werden, will ich auch einen Abzug.“
Theo nimmt einen bedächtigen Schluck aus seinem Glas. Rum-Cola, der seine Zunge träge und seinen Kopf viel zu schnell macht. Er sagt: „3,50€ pro Abzug, sonst mach ich Verluste.“
Sie streckt die Hand nach ihm aus und schubst ihn, seine Schulter kracht ihm den Rücken von wem anders, aber seine Entschuldigung geht ihm lauten Sog der Masse unter.
Weiße Lichtblitze, stroboskopartig auf ihren Gesichtern. Klick.
Sie wirft ihm einen Blick zu, unfokussiert und amüsiert. Sie hat die Arme hoch über ihrem Kopf erhoben und den Rücken halb zu ihm gedreht. Ihr braunes Haar klebt ihr schweißnass im Gesicht.
Er ruft: „Ich glaube, ich hab nur schwarz erwischt.“ Aber über 99 Luftballons kann sie ihn vermutlich gar nicht hören.
Wenn er sie so nur einfangen könnte, er bräuchte kein anderes Bild von ihr.
Der Nachthimmel klar und kalt über ihnen, Schneeflocken auf ihren Zungen. Klick.
„Ich sehe nie, wie Du sie rausholst“, stellt Sasha leise fest, als dürfe sie nach der Heftigkeit und Lautstärke des Klubs nicht lauter sprechen als Flüstern. Als dürfe sie die Stille nicht zerbrechen, die im Hinterhof herrscht.
Theo starrt auf das gelb und schwarze Plastik in seiner Hand, auf die Kameralinse und den Blitz, den er immer vergisst, anzuschalten. Er sagt leise: „Vielleicht ist das meine magische Fähigkeit. Photoherbeizauberer könnte mein neues Karriereziel sein. Nur 39,99€ für tausend Photos im Suff.“
„Was für ‘ne Karriere“, sagt Sascha, dann tauschen sie einen Blick aus und fangen leise an, zu lachen, als hätte Sascha zur Abwechslung einen guten Witz gemacht.
„Na, heute sind wir druff und morgen Millionäre“, erwidert Theo, als das Lachen noch nicht ganz von seinen Lippen gefallen ist.
Sascha streckt ihre Hand nach ihm aus und steckt eine seiner Haarsträhnen hinter sein Ohr, bevor sie antwortet: „Du bist nicht druff, Liebherz.“
„Aber ich könnte es sein.“
Die Skepsis in ihrem Blick lässt die Beharrlichkeit bröckeln, die er sich eigentlich fest vorgenommen hatte. Er steckt die Kamera in seine Jackentasche zurück und starrt auf den Asphalt, auf dem die Schneeflocken, die gerade fallen, sofort zu Nässe werden.
„Du bist der Dionysos zu meinem Apoll“, sagt Theo leise und Sascha verschränkt ihre Hände ineinander, als könnte sie dadurch vermitteln, was in ihrem Kopf vor sich geht. „Mein druffer, druffer Dionysos.“
Ihre Schulter rempelt seine an und es bricht wieder ein kleines Lachen aus ihm heraus.
„Ich bin nüchtern“, sagt sie, obwohl sich zu den Vodka-Energy-Flecken inzwischen noch Pfeffi und Tequila gesellt hat.
Theo sagt: „Du bist betrunken.“ Aber eigentlich ist er auch nicht viel nüchterner, obwohl er sich nicht sicher ist, ob er sich dreht oder die ganze Welt.
„Oh“, entfährt es Sascha. „Ihr Normalos sagt das ja auch.“ Sie legt die Stirn in Falten und Theo beobachtet für einen Moment, wie Schneeflocken auf dem dünnen, halbdurchsichtigen Stoff ihrer Strumpfhose landen und aufgesogen werden. „Ich hatte nur ein bisschen Eistee vorher.“
Das Gesicht verziehend erwidert Theo: „Ich weiß, ich hab Dich den Eistee aus dem Kühlschrank klauen sehen.“
„Mein Feierabendgetränk ist vollkommen legal und vom Cheffe abgesegnet“, wirft Sascha ihm entgegen, während sie ihre eine Hand aus dem Geflecht ihrer Finger zieht, damit sie die kleine Umhängetasche öffnen kann, in der sie ihre Zigaretten aufbewahrt. „Das nächste Mal, wenn Du Dein Weinglas nicht mehr zurückbringst, werde ich Dich hieran erinnern.“
„Die Getränke im Kühlschrank sind nicht vom Feierabendgetränk abgedeckt“, erwidert Theo trotzig.
Sascha greift nach dem Feuerzeug in ihrem BH und entzündet ihre Zigarette. „Wein auch nicht.“
„Helmut mag mich einfach mehr als Dich.“
Einen tiefen Zug von ihrer Zigarette nehmend, seufzt Sascha helle Rauchschwaden in die Dezemberluft und sagt: „Das ist wohl wahr.“
Grün-rote Lichterketten, sie hat ihr Oberteil irgendwo in der Menge verloren. Klick.
Vor einer dreiviertel Stunde hat sie sich übergeben, aber jetzt sieht sie fast wieder so munter aus wie vor fünfeinhalb Stunden. Die Träger ihres BHs spannen sich in sanften Mustern über ihre Schulterblätter. (Mindestens zwei Leute sind schon auf sie zugegangen. Das ist nicht Berlin, sagen sie, aber Sascha versucht nicht, sich aufzuregen, während Theo all die Wut herunterschluckt.)
Theo will das Rädchen seiner Kamera weiterdrehen, aber es rastet ein und ihm wird klar, dass er tausend Photos von Sascha gemacht hat, doch kein einziges von sich. (Er wollte es ihr zum Geburtstag schenken, ein Photo von ihnen beiden, eine Momentaufnahme dieser Gelassenheit. Ein das bist Du und ein das sind Wir. Und jetzt ist die Kamera voll und er muss sich eine neue kaufen, wenn er jemals beenden möchte, was er vor drei Wochen angefangen hat.)
Theo tritt an Sascha heran, die den linken Arm um die Schulter eines Typen gelegt hat, der bestimmt zehn Zentimeter größer ist als sie, obwohl Sasha schon so groß ist, dass sie Theo um einiges überragt. Er fühlt sich winzig neben ihnen.
„Nächste Woche ist 2000er Party“, sagt Theo und Sascha grinst, betrunken und weit und brillant wie tausend Hochglanzphotoabzüge. Ohne sich noch einmal zu dem Fremden umzudrehen, beugt sie sich herunter zu Theo und küsst seine schweißnasse Stirn.
„Du bist schrecklich“, sagt sie, aber ihre Stimme ist sanft wie Weizengras.