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FFde Fandom: Detective Conan
Pairing: Kaito Kid & Shinichi Kudo
Projekt:
dieses Twitter-MemePrompt: Kid x Conan, 23: Seeking Shelter
Abstract:
Diesmal ist er zu weit gegangen. Diesmal hat er die falschen Schuhe mit Glitter bestreut.
Anmerkung:
ich habe die kudo residenz nicht mehr so wirklich im kopf, im internet habe ich keine photos gefunden, also postulieren wir hierfür einfach den aufbau, der convenient für dieses ficlet ist.
außerdem: conan, shinichi, wo ist der unterschied.
Sein Atem geht heftig, hart, wie Mottenflügel an einer Fensterscheibe. Er presst sich an die Hauswand und schiebt sich immer näher an die Tür heran, während er Blicke über seine Schulter wirft, immer wieder nach langen blonden Haaren und schwarzen Anzügen Ausschau haltend. Dieses Mal ist er ein Stück zu weit gegangen, hat einen Schritt neben das Seil gesetzt. Da sind nur Kieselsteine unter seinen Füßen, keine Gischt benässten Trittsteine, aber er spürt sich dennoch abrutschen, bis die Spitze seines Schuhes die Türschwelle berührt.
Er steht im Hauseingang, sieht noch einmal auf die Straße, hebt die Hand, zögerlich, dreht den Türknauf, klopft auf das Holz. Keine Reaktion. Wartend, flach an der Tür. Keine Regung. Herz schlägt auf Holz, Atem auf Glas. Keine Resonanz.
Er schiebt sich weiter, die Finger auf rauher Fassade, um das Haus herum, in den Garten hinein. Ein bisschen muss er sich schon auf die freie Fläche begeben, bis er in den oberen Stock sehen kann, aber dann sieht er das Licht, das oben brennt. Oben, hinter dem Balkon. Er ist sich sicher, dass er dorthin gelangen kann. Das Haus ist hell, sein Umhang auch, mit Sicherheit kann er es riskieren.
Immer wieder rutscht er ab, weil er verängstigt ist, nicht weil er es nicht besser könnte. Seine Ausrüstung hat er verloren, dieses Mal ist es kein Auftritt gewesen, dieses Mal hat er die falschen schwarzen Schuhe mit Glitter und Konfetti bestreut. Glitter und Konfetti, das noch immer an seinen schweißnassen Händen klebt und Spuren an Hauswand und Stütze hinterlässt.
Die Finger über das Geländer, das letzte bisschen Kraft in den Armen aufbringend. Er steht auf dem Balkon. Blut fließt in seine Hände, Realisation in seine Knochen. Jeder kann ihn sehen, wenn er nur nach ihm sucht. Also schnell zurück an die Wand, immer näher an das Glas heran. Er späht, erblickt, spürt sein Herz einen Sprung machen. Die Hand vorsichtig hebend, langsam an die Tür legend, leise klopfend, sodass der andere auf dem Sessel ihn hört, aber sonst bloß keiner.
Er sieht auf, das Buch auf den Schoß senkend, die Augenbrauen zusammengezogen wie Cumulonimbus. Die Schritte bis zur Tür aus Glas fühlen sich an wie Kilometerläufe. Aber er öffnet sie, was mehr ist, als zu hoffen gewagt werden durfte.
»Kid«, sagt er, er sagt: »Was willst Du hier?« Es ist keine Fehde, es ist eine Spielerei, und Kid möchte nichts Anderes, als zu pausieren und seine Schachzüge zu evaluieren.
»Ich brauche Deine Hilfe, Kudo«, verkündet er, viel zu laut für seinen eigenen Geschmack, viel souveräner, als er sich eigentlich fühlt. »Sie sind hinter mir her.« Es ist zu atemlos, um nonchalant zu wirken, zu silbenstolpernd, um den Ernst seiner misslichen Lage zu kaschieren, zu roh, um seine Empfindung dieser fürchterlichen, nervenfressenden Angst nicht zu zeigen.
»Wer?«, will er wissen. »Wer ist hinter Dir her?« Und es ist sein gutes Recht. Kudo verdient, zu wissen. (Oder zumindest verdient Kid, in Sicherheit zu sein, und wenn das bedeutet, seine Geheimnisse offenzulegen wie die finale Karte eines Tricks, dann opfert er den Schutz seiner Maske, ohne einen Laut von sich zu geben.)
»Ich weiß nicht«, gibt er zu und zieht sich die Maske vom Gesicht. »Zwei Männer, ganz in schwarz. Ich weiß nicht, was ich gesehen habe, aber die scheinen zu denken …« Seine Worte verlieren sich in den Wellen des Verständnisses, die Kudos Gesicht fluten. Was versteht er schon, was kann er schon verstehen?
Kudos Hand schnellt nach vorne, Finger krallen sich in weißen Stoff wie Efeuwurzeln in Eschenrinde, Kid wird nach drinnen gezogen, heftig, taucht in die Helligkeit des Raumes, bis Kudo das Licht löscht. Dunkelheit umfängt sie, Kudo zieht ihn weiter.
Sie sitzen hinter dem Sofa, Kudos Atem sein Gesicht treffend, Kudos Finger in seinem Jackett, Kudos Blick über den Sesselrand.
»Du hast sie zu mir geführt«, sagt er, er sagt: »Du hast sie direkt zu mir geführt.« Da ist Panik in seiner Stimme, nicht überflutend, nicht aufblühend, sondern immergrün und Millionenjahre alt, wie Kid es noch nie zuvor gehört hat.
»Ich bin Dir zu geflohen«, sagt Kid, den Kopf in den Nacken, die Mottenflügel am Fensterglas, die Füße endlich auf Gischt benässten Trittsteinen. Er sagt: »Du hättest mich nicht hereinlassen müssen.« Aber er meint Danke, dass Du mich hereingelassen hast. Kudo versteht schon, Kudo versteht doch immer.
»Wer bewirft mich mit Konfetti, wenn die Männer in Schwarz Dich haben?«, fragt er, zum ersten Mal wirklich in Kids Gesicht blickend. Er fragt: »Wen soll ich fassen, wenn Du nicht mehr stiehlst?« Kid sieht seine Hand, seine Glitter und Konfetti-Hand, legt sie auf Kudos Hose, fährt langsam über den Stoff, verteilt das Glitter, schüttelt sich Konfetti aus dem Haar. Das Gefühl von Nacktheit ob der Abwesenheit seines Zylinders, aber es ist dunkel, also denkt er an Kudos Glitter und Konfetti-Hosen.
»Du hättest jemanden gefunden«, antwortet er, will seine Hand zurückziehen, wird von Kudo abgehalten, der Halt an ihm findet. Er antwortet: »Glitter gibt’s in jedem Laden.«
»Aber vielleicht kann ihn nicht jeder so werfen wie Du«, sagt Kudo, Kid sagt nichts. Da sind Variablen, die er nicht berechnen kann, er war immer mehr der Typ für Magie. Da sind Konnotationen, die er nicht begreifen kann, Kudo ist ein Enigma, unlösbar, ungreifbar, unansprechbar. Kid schluckt hinunter: Ich habe auch nur zwei Hände. Der Moment ist vorbei.
Sie warten, hinter dem Möbel, im Dunkeln, den Atem des anderen schluckend.