Titel: Feingefühl
Fandom: Bleach
Spoiler: Ende Soul Society Arc
Charaktere/Pairing: Abarai Renji, Kuchiki Byakuya, Kyouraku Shunsui, Ukitake Jyuushirou,; ferner Soi Fong
Wörter: 2126
Zusammenfassung: Kuchiki Byakuya kann nichts aus dem Konzept bringen - außer vielleicht sein Fukutaichou...
Rating/Warnings: G - unbetaed, seltsam, Misshandlung unschuldiger Bäume, japanische Ausdrücke/Anhängsel (Taichou = Kommandant; Fukutaichou = Vizekommandant), Plural majestatis
Dislcaimer: Bleach und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Kubo Tite, ich leihe sie mir lediglich aus ohne einen kommerziellen Nutzen daraus zu ziehen.
Thema: #88 Schule für
fanfic100_deArchivierung:
120 MinutenAnmerkung des Autoren: Bei einer der
120_minuten Challenges geschrieben. Ich habe Subtilität ein wenig *hust* frei interpretiert. Eigentlich sollte es ursprünglich nur der erste Teil und der omake-artige Zusatz werden, aber ich konnte mir den Rest dann doch nicht verkneifen. Außerdem bin ich mir (nicht mehr) ganz sicher, ob das mit dem Bankai wirklich so abläuft, aber es klang einigermaßen logisch *weiter hust*
Feingefühl
„Hör gut zu, Renji, ich erkläre es dir nur einmal.“
Renji nickte auf Byakuyas Worte, zu heftig für den Geschmack des Schwarzhaarigen, aber er ließ dies unkommentiert. Renji wunderte sich einen Augenblick über den seltsamen Blick seines Taichous, aber er war unsicher, ob er nachfragen sollte, und dann begann Byakuya auch schon seine Erklärung, sodass er nicht mehr wagte den Anderen zu unterbrechen.
In der Soul Society war nach Aizens Komplott wieder relative Ruhe und Frieden eingekehrt und ohne große Informationen über die Verräter, befasste man sich die meiste Zeit mit den alltäglichen Dingen.
Was Renji und Byakuya taten war allerdings nicht ganz alltäglich und Renji fragte sich insgeheim immer noch, ob das wirklich geschah oder er doch nur träumte. Er war sich jedoch ziemlich sicher, dass er es demnächst herausfinden würde, je nachdem ob Senbonzakura kageyoshis Tausende von Klingen ihm weh tun würden oder nicht.
„Die vollkommene Beherrschung des Bankais erfordert ausgiebiges Training.“
Byakuyas Gesicht war so ausdruckslos wie immer, aber Renji glaubte in seiner Stimme eine gewisse Begeisterung zu hören. Er konnte sich natürlich auch täuschen. Immerhin hätte er auch nie gedacht, dass Byakuya ihn trainieren würde, aber dann hatte Byakuya es ihm selbst angeboten. Renji erinnerte sich ein wenig peinlich berührt daran zurück, wie er seinen Taichou bestimmt fünf Minuten mit offenem Mund angestarrt hatte. Aber verdammt noch mal, wie sollte er denn sonst reagieren, wenn Herr Ich-rede-sonst-ja-eigentlich-nicht-mit-meinen-Untergebenen ihm plötzlich anbot mit ihm sein Bankai zu trainieren!
Renji hatte angenommen. Einerseits war es eine einmalige Chance, andererseits hätte Byakuya bestimmt nicht sonderlich erfreut reagiert, wenn er abgelehnt hätte. Im Nachhinein war sich Renji auch nicht mehr ganz sicher, ob Byakuya ihm das Angebot freiwillig gemacht hatte oder ob er vom Soutaichou und den anderen Taichou dazu gezwungen worden war. Renji glaubte mehr an die letzte Möglichkeit, aber es wahr ihm ehrlich gesagt egal, solange er ein gutes Bankaitraining bekam. Dass er von Byakuya unterrichtet wurde, machte die Sache nur noch besser, so kam er seinem Ziel automatisch noch näher als mit einem anderen Lehrer, denn auf diese Weise konnte er Byakuyas Kampfstil besser studieren.
Sobald er etwas länger gegen Senbonzakura kageyoshi durchhielt. Was ihm ehrlich gesagt ein wenig Angst machte, denn er erinnerte sich immer noch etwas zu lebhaft an seine letzte Konfrontation mit Senbonzakura kageyoshi. Renji konnte nicht verhindern, dass er die Umgebung des Trainingsgeländes unauffällig nach Unohana-taichou absuchte, die er natürlich nicht fand. Er verdrängte den Gedanken daran, dass niemand da war, der die Fähigkeit hatte ihn nach einem Angriff von Byakuyas Bankai am Leben zu erhalten.
Im Augenblick schien Renji aber noch in einer relativen Sicherheit zu leben, denn er kniete auf dem Boden vor Byakuya, der ihm erklärte, worauf es bei Bankai ankam. Renji wusste das eigentlich alles, aber er ließ den anderen reden, bevor er ihn verärgerte und Byakuya am Ende seinen Ärger im körperlichen Training an ihm ausließ. Eine Gänsehaut überkam Renji als ihm klar wurde, dass er Byakuya hilflos ausgeliefert war. Welcher verdammte Teufel hatte ihn geritten, als er das Trainingsangebot angenommen hatte?! Scheiße, er hätte gleich Selbstmord begehen können. Er-
„Renji.“
Renji zuckte zusammen, klärte seinen Blick und sah in Byakuyas weiterhin ausdrucksloses Gesicht. Aber angesichts des kalten Tonfalls bemerkte Renji, dass der Schwarzhaarige nicht erfreut über seine fehlende Aufmerksamkeit war.
„Verzeihung“, murmelte Renji und verbeugte sich so tief, wie sein Stolz es zuließ. Was ehrlich gesagt recht tief war, denn sein Unterbewusstsein spielte die Erinnerung an Senbonzakura kageyoshi ein. Kostenlos und mit einem ungewöhnlich scharfen Bild. Das gehörte wohl zu den Dingen, die Renji nicht so schnell vergessen würde.
Byakuya schien entweder gute Laune zu haben oder er würde Ärger bekommen, wenn er Renji verschwinden ließ, jedenfalls nahm er Renjis Unaufmerksamkeit mit der Entschuldigung hin und fuhr fort.
„Es wird dauern, bis du dein Bankai vollkommen beherrschst. Es ist ein hartes Training und ich werde nicht nachgiebig sein.“
Renji verbeugte sich wieder, um seinem Taichou zu bedeuten, dass er verstanden hatte. Als er wieder aufsah, bemerkte er, dass Byakuya ihn skeptisch anblickte.
„Ich bin hartes Training gewöhnt“, sagte er deshalb und sah Byakuya an. Und das war wahr! Immerhin war er von Madarame Ikkaku trainiert worden und Ikkaku war die - nach Byakuya wohl - unnachgiebigste Person, die er kannte. Renji erinnerte sich noch lebhaft an die Schläge und Schnitte von Houzukimaru. Er wusste auch noch, wie Houzukimaru immer noch eine Stufe schlimmer wurde. Erst Katana, dann Naginata und dann noch Sansetsukon. Immer wenn er geglaubt hatte, er hätte Ikkaku unter Kontrolle, legte der noch etwas nach. Irgendetwas in Renji sagte ihm, dass es mit Byakuya nicht anders sein würde und eine kleine selbstbemitleidende Stimme in Renjis Kopf fragte, warum immer er die härtesten Lehrer abkriegen musste. Renji stopfte der Stimme den Mund und konzentrierte sich wieder auf Byakuya.
Der schien an Renjis Blick gemerkt zu haben, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen, und nickte, fast schon anerkennend. Dann zog er sein Zanpakuto. Renji griff nach Zabimaru, aber Byakuya schüttelte nur knapp den Kopf. Renji zog die Hand unsicher zurück.
„Es geht nur um die Grundlagen.“
„Ich weiß-“
„Wir beginnen von Anfang an.“ Byakuyas Stimme ließ keinen Widerspruch zu und Renji biss sich auf die Zunge, um nichts zu sagen. „Du musst geduldig sein, Renji. Das ist eine Voraussetzung für ein perfektes Bankai.“
Renji nickte schuldbewusst.
„Es geht darum, Harmonie mit deinem Zanpakuto herzustellen. Vollkommene Harmonie. Im Grunde seid ihr beide eins, aber dadurch, dass ein Shinigami eine Klinge für den Kampf braucht, spaltet sich ein Teil der Seele ab und wird zu eben jener Klinge. Bankai lässt beide Seelenteile wieder verschmelzen. Am Anfang nur teilweise, aber bei einem vollkommenen Teil komplett. Es ist schwer. Nicht jeder, der Bankai beherrscht, beherrscht es richtig. Man muss lange trainieren. Dabei braucht man vor allem Geduld, Ausdauer und Subtilität. Man muss-“
Byakuya unterbrach seine ungewohnt lange Rede, als er Renjis verständnislosen Blickes gewahr wurde. Er überlegte kurz, was von dem, das er gesagt hatte, schwierig zu verstehen gewesen war. Da er nicht darauf kam, sah er Renji auffordernd an. Der legte den Kopf schief und fragte:
„Sub... was?“
Byakuya starrte ihn an. Ungläubig. Einen Moment wartete Byakuya tatsächlich darauf, dass Renji anfing zu lachen und mit einem dämlichen Grinsen erklärte, dass er nur eine Witz gemacht habe um die Stimmung etwas aufzulockern. Aber Renji lachte nicht und mit einem innerlichen Seufzen, sagte Byakuya:
„Feingefühl.“
„Ah!“, gab Renji verstehend von sich und nickte. Dann wartete er darauf, dass Byakuya fortfuhr, aber Byakuya starrte ihn nur an. Renji runzelte die Stirn und blickte seinen Taichou fragend an.
Byakuya wollte nicht glauben, dass Renji ihn jetzt wirklich aus dem Konzept gebracht und ihn den Faden verlieren lassen hatte. Es dauerte zehn lange Sekunden, bis er wieder wusste, wo er stehen geblieben war und wie er weiter machen sollte und als er fortfuhr, wurde Renji angesichts des anderen Tonfalls seines Taichous das Gefühl nicht los, dass er später beim körperlichen Training ziemlich büßen würde.
*
„Naa, Taichou...“, begann Renji und trat ein wenig unruhig von einem Fuß auf den anderen.
„Ja?“, fragte Byakuya, als sein Fukutaichou nicht weiter sprach und sah ihn auffordernd an.
„Wisst Ihr... dieses Subdings, von dem Ihr spracht...“
„... Subtilität...“
„Ja! Ja, genau, das. Das... ähm, hab' ich glaub' ich nich'.“ Renji kratzte sich im Nacken und sah Byakuya an, als ob er erwartete, dass der Schwarzhaarige jeden Augenblick auf ihn los gehen würde.
Byakuya schwieg einen Augenblick. „Nun“, begann er schließlich, hielt aber noch einmal einen Moment inne, da er nicht genau wusste, was er sagen sollte. Er entschied sich für die motivierende Möglichkeit. „So etwas kann man trainieren.“
„Wirklich?“, fragte Renji, halb erfreut, halb skeptisch.
„Ja“, bestätigte Byakuya einsilbig und sah Renji mit einem unergründlichen Blick an.
„Bringt Ihr mir das auch bei?“
Wieder schwieg Byakuya. Je länger der Schwarzhaarige nichts sagte, desto mehr senkten sich Renjis Mundwinkel, die sich zuvor freudig nach oben bewegt hatten.
„Ich denke“, sagte Byakuya endlich und drehte sich um, „dafür wendest du dich am besten an Ukitake-taichou.“
Renji blinzelte ihn verwirrt an.
*
Klirr!
Ukitake seufzte und vergrub müde sein Gesicht in einer Hand. Kyouraku schaute in die Richtung, aus der das Klirren gekommen war, bevor er Ukitake verwirrt ansah.
„Was war das?“, fragte Kyouraku den anderen, aber er bekam die Antwort von draußen.
„Tschuldigung, mir is' der Topf runter gefallen!“
„Schon in Ordnung, Abarai-kun, nimm einfach einen neuen“, rief Ukitake nach draußen und klang für Renji wohl überzeugend, aber Kyouraku kannte den anderen lang genug, um zu wissen, dass Ukitake langsam aber sicher anfing die Beherrschung zu verlieren.
„Was ist los?“
„Ich versuche Abarai-kun Feingefühl beizubringen...“
Kyouraku konnte nicht verhindern, dass seine Mundwinkel leicht nach oben zuckten. „Und?“
Ukitake sah den Schwarzhaarigen bedeutungsvoll an und auf Kyourakus Lippen machte sich nun ein breites Grinsen breit.
„Du musst ihm bestimmt nur etwas Zeit lassen!“, versuchte Kyouraku Ukitake aufzumuntern.
„Bis dahin hat er vermutlich meine gesamte Bonsaizucht vernichtet“, murmelte der Weißhaarige und stöhnte leicht auf, als aus dem Garten ein Scheppern und ein gedämpfter Fluch drang. Kyouraku hielt mit Mühe und Not ein Lachen zurück. „Aber vielleicht hast du recht. Er ist noch jung und etwas ungestüm, aber er wird bestimmt ruhiger werden.“
Kyouraku klopfte Ukitake aufmunternd auf die Schulter. Dann drang Renjis Schreckensschrei aus dem Garten, gefolgt von einem weiteren Scheppern und einem stampfenden Laut, der Ukitake gar nicht gefiel. Die beiden Taichous wechselten einen Blick und standen auf um nachzusehen.
Als sie an der Terrasentür ankamen, war Kyouraku froh, dass er hinter Ukitake stand, denn der sackte beim Anblick, der sich ihm bot, in sich zusammen und nur Kyourakus Arme hielten ihn davon ab auf dem Boden zu landen.
Renji trat hektisch die letzten Flammen aus, dann bemerkte er die beiden Taichous. Bei Ukitakes Gesichtsausdruck wurde ihm etwas mulmig zumute und er verbeugte sich so tief er konnte.
„Tut mir Leid, Ukitake-taichou“, begann er, während er sich wieder aufrichtete. Er sprach erst langsam, wurde aber immer schneller je länger sprach. „Ich... ich wollte die Bonsais nur gießen, aber Ihr habt ja gesagt, ich soll nicht so viel Wasser auf einmal geben und Kira und Hinamori haben mir mal diesen Kidospruch gezeigt, der es auf einer Stelle regnen lässt, und ich wollte das machen, aber... aber ich bin nich' so gut in Kido und irgendwie ging dann der eine Bonsai in Flammen auf und... und...“ Renji stockte, sah auf den Bonsai hinab, der verkokelt und zertreten auf dem Boden lag.
„Ich... es tut mir Leid.“ Renji verbeugte sich erneut.
Kyouraku hatte bemerkte, wie Ukitakes Atem schneller geworden war und wie der Weißhaarige sich nun wieder zur Ruhe zwang, weswegen er ihm beruhigend die Hände auf die Schultern legte. Und damit er Ukitake zurückhalten konnte, für den eigentlich ungewöhnlichen, aber diesmal irgendwie wahrscheinlichen Fall, dass Ukitake auf Renji losgehen wollte.
Doch Ukitake fing sich - schwerer als sonst - wieder und sagte mit einem gequälten Lächeln:
„Weißt du, Abarai-kun, vielleicht lassen wir es für heute sein. Mir geht es nicht so gut.“
„Oh... ähm... okay, natürlich. Soll ich morgen wieder kommen?“
Ukitake starrte ihn einen Moment an. „Ich glaube, das ist so eine dieser Phasen, in denen es mir etwas länger nicht gut geht. Ich sage dir Bescheid, wenn ich mich wieder einigermaßen fühle.“
Renji schien verwirrt, nickte aber schließlich und verbeugte sich, bevor er sich noch einmal entschuldigte und schließlich verschwand.
Kyouraku wartete, bis er er sicher war, dass Renji außer Hörweite war, dann meinte er mit einem Lachen in der Stimme: „Also wirklich, Ukitake, das bin ich ja gar nicht von dir gewöhnt, dass du deine Krankheit vorschiebst, um jemanden loszuwerden. Das passt zu mir, aber nicht zu dir!“
Ukitake schüttelte ungläubig und verzweifelt den Kopf, als er sich dem verbrannten Bonsai näherte und ihn behutsam hochhob. Er starrte mit einem entschuldigenden Blick auf den kleinen Baum. Schließlich sagte er zu Kyouraku:
„Ich hätte nie vor den versammelten Taichous vorschlagen sollen, dass Byakuya Abarai-kun trainiert. Das ist Byakuyas Rache dafür...“
Kyouraku schüttete leise lachend etwas Sake in sein Sakeschälchen und reichte es Ukitake, der es dankbar annahm und in einem Zug leerte. Ukitake hatte vergessen, dass man sich mit dem hohen Adel nicht ungestraft anlegte.
Mit einem Seufzen machte er sich daran seinen armen, unschuldigen Bonsai zu retten.
*
An anderer Stelle von Seireitei saß Kuchiki Byakuya zusammen mit Soi Fong beim Tee. Soi Fong kannte den schwarzhaarigen Mann lange und gut genug, um seine Stimmungen trotz des immer stoischen Gesichtsausdrucks zu erkennen und an diesem Tag schien er ungewöhnlich fröhlich zu sein.
„Geht es dir gut?“, fragte sie deshalb skeptisch und sah ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen an.
„Ja“, antwortete Byakuya in dem Moment, in dem woanders in Seireitei gerade ein Bonsai in Flammen aufging, und es sah fast aus, als würde er zufrieden und ein wenig gehässig lächeln. „Ungemein!“
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