malice

Apr 23, 2018 18:23


Ficathon: dark ficathon

Fandom: Schwarze Sonne, Original

Character: Arvio

Genre: dark fantasy

Rating: P-18

Warning: gore, blood, violence (lightly)

Prompt: A man hanging | Smirking to himself | That is me von irrlichtertanz

Du weißt nicht mehr genau, wie sie dich erwischt haben. Sie haben so viel Angst vor dir, dass sie in regelrechten Scharen gekommen sind, um dich zu holen. Was sie dabei vergessen haben oder nicht wahrhaben wollen, ist nur eine geringfügige Kleinigkeit, die dich zum Grinsen bringt, auch wenn du längst am Galgen stehst - einen wackeligen Schemel unter deinen Füßen und die Hände auf dem Rücken zusammen gebunden.

Sie haben dem Tod die Tür geöffnet.

Dass sie noch nicht alle mit aufgeschlitzten Kehlen auf dem Boden zu deinen Füßen liegen, hat nur einen Grund. Du magst es, wenn alle Aufmerksamkeit auf dir ruht und du könntest töten für diesen kleinen Augenblick, wenn sie realisieren, was für einen ungeheuren Fehler sie gemacht haben und die Angst, das Entsetzen das leuchtende Funkeln in ihren Augen ersterben lassen.

Jemand wie du lässt sich nicht einfach hängen und bei allen Göttern: sie sollten es doch eigentlich wissen. Doch das beweist nur, wie unzivilisiert sie noch immer sind und wie wenig sie aus ihren Fehlern lernen. Diese einfachen Menschen. Diese noch so junge Rasse, die sich ungehemmt vermehrt, weil sie glauben, diese Lande gehören nur ihnen allein. Das mag sein. Nach all dem, was du und deinesgleichen deiner eigenen Heimat angetan haben, könnte man meinen, sie hätten ein Recht darauf, hier zu sein und so zu leben wie du damals.

Wie viele Jahre ist das her?

Sich daran erinnern zu wollen, ist lächerlich.

Dort gibt es nichts mehr für dich. Nur Schwefel und noch immer brennende Feuer würden dich erwarten, wenn du zurückkehren würdest. Kurz weicht dein Grinsen, denn die Erinnerungen schmerzen noch immer, auch wenn du es leugnest, jedes Mal, wenn dich deine Gedanken zurückführen. Im Moment hast du nur nicht viele Möglichkeiten. Du könntest dich befreien und alles vorzeitig beenden, aber du willst, dass sie dich zappeln sehen, dass sie deinen letzten Atemzug feiern und sich in Sicherheit wiegen. Ja … genau das ist es, worauf du dich konzentrieren solltest und die Abbilder vergangener Zeiten weichen dem Anblick, der sich dir gegenwärtig bietet.

Das Dorf ist nicht sonderlich groß. Nicht einmal hundert Seelen leben hier und du spürst das Feuer in jeder Einzelnen. Sie hassen dich. Sie verachten dich zutiefst für das, was du bist, dabei haben sie das Beste noch gar nicht gesehen. Blutleere Leichname zahlreicher Jungfrauen - unbedeutende Kleinigkeiten. Du bist allein, wirkst nicht bedrohlich, wenn du sie mit deinen goldenen Augen charmant anlächelst. Du kannst auch anders. Das werden sie noch sehen.

»Seht nur! Er lächelt seinem Ende entgegen! Wahrlich Beweis genug, dass der Teufel in ihm steckt!«

Der Teufel. Dir ist sehr danach, ihnen diesen Teufel zu zeigen. Doch noch nicht. Du musst geduldig sein, dann kannst du das, was nach deinem Tod folgen wird, viel besser genießen. Schwere Schritte auf der Erhebung aus aufeinandergestapelten Holzbrettern lassen deinen Blick zur Seite wandern. Der Henker ist ein Hüne von Mann. Er ist annähernd so groß wie du selbst, doch unter deinen Füßen befindet sich der Schemel. Sein Gesicht ist hinter einer eisernen Maske verborgen, doch du kannst seine Augen hinter ihr sehen. So entschlossen er dir auch näher kommt - in seinem Blick flackert die Angst davor, dir zu nahe zu kommen und so zu werden wie du. Du grinst ihm entgegen, fletschst die Zähne und bringst ihn damit tatsächlich aus dem Takt. Die Meute vor euch erwacht zum Leben. Sie rufen, werfen fauliges Obst und Unrat auf die Tribüne und als ein stinkendes Ei an deinem Oberschenkel zerschellt, kostet es dich alle Selbstbeherrschung, nicht die Kontrolle zu verlieren. Du hängst an deiner Kleidung, weil du eitel bist und dich erhaben fühlst. Ein Knurren entweicht deiner Kehle, auch wenn dein Grinsen noch breiter wird.

Gleich …

Es wird nicht mehr lange dauern.

Der Hüne nimmt seine Schritte wieder auf, positioniert sich neben dir und mit dem letzten Aufschrei der Menge tritt er den Schemel, der dir zwischen Schlinge und Hals gerade genug Luft zum Atmen gelassen hat, unter den Füßen weg und du hörst noch das Reißen des Seiles, bis es sich fest um deinen Nacken spannt. Die Knochen knirschen. Für einen Moment lang fühlt sich dein Körper taub an, bis er sich daran erinnert, dass er längst tot ist. Für ein paar Sekunden arbeiten deine Muskeln gegen deinen Willen und sie lachen dich aus, toben und gieren nach dem Anblick, den du ihnen bietest. Als du die Kontrolle zurückerlangst, schließt du die Augen, weil sie aus den Höhlen drängen durch den Druck, der sich in deinem Kopf aufbaut. Du zählst stumm und langsam bis zehn, hältst still und ihr Jubeln wird lauter. Die schweren Schritte des Henkers entfernen sich, Fackeln werden entzündet, Lieder gesungen.

Als du die Augen öffnest, sieht keiner mehr zu dir. Die Bosheit zieht an deinen Mundwinkeln, als du die Arme anspannst und das Seil, das deine Hände hält, lautlos reißt. Du lauschst dem Knirschen deiner Knochen, als sich deine Finger verlängern und schärfen. Eine junge Frau sieht zufällig zu dir, als du gerade nach oben greifst, um auch dieses Tau zu zerreißen. Ihr Kreischen ist Musik in deinen Augen und als du mit beiden Füßen auf den Brettern landest, fangen sie an zu laufen - schreiend, betend. Es wird sie nicht mehr retten. Du holst dir einen nach dem anderen, gräbst deine Zähne in ihre Kehlen, reißt ihnen mit deinen Klauen die Herzen aus der Brust, wirfst sie anderen vor die Füße, um ihre Angst ins Unermessliche zu steigern und labst dich an den Gefühlen, die wunderbarer nicht schmecken könnten. Ihr süßer Lebenssaft rinnt dir die Kehle hinab, macht dich immer stärker und was du hinterlässt ist ein Meer von Blut, ein mit Leichen gepflasterter Pfad zurück in die Freiheit, bis du dich das nächste Mal in die Bredouille bringst. Dafür hast du Talent und vielleicht ist es das Einzige, das dir noch geblieben ist auf deiner ewigen Suche nach einem Sinn für dein Dasein. Und das alles nur, weil du zu stolz bist, um dich töten zu lassen und weil du noch Hoffnung hast, dass du deine Kinder oder vielleicht ihn irgendwann wiedersiehst.

Über das nachzudenken, was in der Zukunft liegt, ist genauso töricht wie auf das zurückzublicken, was du hinter dir gelassen hast. Doch es kümmert dich nicht. Als die kaum hundert Seelen 'gen Himmel ziehen, schaust du ein letztes Mal zu dem Galgen zurück, an dem du eben noch hingst. Vielleicht lernen sie irgendwann, wie sie jemanden wie dich töten können. Bis dahin wirst du sie weiter für die zahlreichen Versuche belächeln.

Irgendetwas musst du ja schließlich tun, bis du gefunden hast, wonach du suchst.

format: short, schwarze sonne, warning: violence, ficathon, warning: blood, genre: gore, format: oneshot, format: original, original character: arvio, genre: fantasy

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