Ficathon: für das
Kinkster's Paradies und die
Kinkster's Paradies Bingo Challenge Fandom: Crossover [From Dusk Till Dawn | These are the ruins]
Characters: Seth & Killua
Stichwort: One Night Stand
Fill: 10/25
Rating: P-18 Slash
Warning: explizit, blood, noncon
Prompt: Two bodies in motion | This is a matter of fact | It wasn't built to last von
tears_into_wine Seth Gecko hat mit allem gerechnet. Mit Wachleuten, die sein Vorhaben vereiteln wollen. Mit einem stillen Alarm, der sämtliche Polizeikräfte der nahen Umgebung an diesen Ort lotst. Vielleicht sogar mit einem Pärchen, das sich im Tresorraum flüchtig beglückt, ehe es an die Arbeit zurückkehrt.
Was er definitiv nicht erwartet hat: dass jemand vor ihm hier sein würde und ihm das Geld vor der Nase wegschnappt. Er ist überrascht … entsetzt. Er hat keine Ahnung, was er fühlt, denn der Kerl, der ihn selbstzufrieden, aber auch ein wenig ertappt ansieht, hat keinerlei Ausrüstung bei sich. Nur eine Sporttasche, in die er seelenruhig die Scheine packt, ohne dabei gestört zu werden. Seth kann das nicht nachvollziehen, so sehr er sich darüber auch den Kopf zerbricht. Die Leute draußen waren völlig überrascht von seinem Auftauchen - ganz so wie es sich bei einem Banküberfall gehört. Doch der Fremde sieht auch nicht aus, als würde er hier arbeiten. Die langen Beine stecken in schwarzen Jeans, die so viele Löcher haben, dass man viel zu viel der hellbraunen Haut darunter sieht. Dazu eine abgewetzte Lederjacke, die vielleicht vor zehn Jahren wie neu ausgesehen hat. Chucks, an deren weißen Spitzen … rötliche Flecken zu sehen sind. Geistesgegenwärtig hebt Seth die Waffe, sieht noch einmal Richtung Tür, dann zurück zu dem Schwarzhaarigen. Er öffnet den Mund, schließt ihn wieder. Nein … das ist ihm zu hoch. Hier läuft gerade etwas so richtig schief, dabei hat er sich doch alles so penibel zurechtgelegt, den richtigen Moment abgewartet und für Ablenkung gesorgt.
Dieser Kerl durchkreuzt eiskalt seine Pläne und sieht dabei auch noch verboten gut aus. »Wer zum Henker bist du und was willst du mit dem verdammten Geld? Ich will hier die Bank ausrauben, also nimm deine Dreckgriffel da weg!«
Nicht das Geistreichste, das man in so einer Situation bringen kann, aber hey - er ist der mit der Waffe und sitzt somit am längeren Hebel, auch wenn sich der Mann vor ihm nicht sonderlich beeindruckt zeigt. Er richtet sich zwar auf, hebt die Hände, aber er grinst, als hätte er sich längst damit abgefunden, dass er gleich draufgehen wird und so etwas hat wohl noch kein Ganove jemals zu sehen bekommen. Das ist gruselig und faszinierend zugleich und dass Seth nicht weiß, welches Gefühl überwiegt, macht das Ganze nicht einfacher. Der Kerl ist größer und kräftiger als er. Wenn ihn die Knarre nicht beeindruckt, dann liegen leider nur noch Arschkarten auf dem Tisch.
Doch als sein Gegenüber anfängt zu sprechen, ist es der absolute Overkill. »Erstens könnte ich dich das Gleiche fragen. Zweitens: das hier ist eine Bank, also ist das ganz und gar nicht dein Geld. Und drittens: hör auf das Ding auf mich zu richten, sonst werde ich noch nervös.«
Der Akzent ist nicht stark, aber hörbar. Osteuropäischer Raum - den bekommt man nicht oft zu hören und verdammt … warum hat er nur so eine Schwäche für solche Stimmen? Er hatte so sehr darauf gehofft, Carlos würde eine Ausnahme sein. Nun … weit gefehlt. Dieser harte, aber doch melodische Klang macht seine Knie weich und Seth verflucht sich innerlich dafür. Etwas verspätet kommen die Worte in seinem Kopf an und er spannt den Hahn. »Ich meine es ernst. Das ist mein Geld und ich wiederhole mich nur ungern. Geh ein paar Schritte zurück! Ich werde die Tasche mitnehmen.«
»Das glaube ich nicht.«
Seth fällt alles aus dem Gesicht, als der Andere die Hände wieder sinken lässt, mit den Schultern zuckt und weiter nach den Scheinen greift, um sie in die Tasche zu legen. Denkt der Idiot, er würde bluffen? Seth presst die Zähne aufeinander, senkt die Mündung auf Kniehöhe und schießt. Da … ist nicht einmal ein Zucken.
»Was … was!?«
… soll die Scheiße? Das ist der absolute Reinfall. Diese ganze Sache hier. Seth schießt noch einmal, dieses Mal Richtung Bauch, dann hört er ein Knurren. Es klingt nicht menschlich.
»Scheiße … du bist einer von denen!«
Damit bringt er den Anderen unbewusst aus dem Takt. Zumindest ändert sich der Ausdruck in diesen verdammten Augen. Seth muss mehrmals hinsehen und nun, da der Andere ihn anstarrt, als wäre er ein Geist, sieht er es deutlicher. Die Iriden sind rot. Blutrot. Kontaktlinsen vermutlich, aber sie verfehlen ihre Wirkung kein bisschen. Er versucht sich, die Augenfarben der Anderen ins Gedächtnis zu rufen. Die, von denen er sich so erfolgreich fernhält. Okay … mehr oder weniger. Er kann sich nicht daran erinnern, dass deren Augen so aussahen. Ist das schon wieder irgendetwas, das er erst studieren muss, um es zu verstehen? Er hat die Nase voll von diesen ganzen Untoten, die meinen, sie seien etwas Besseres als er.
»Denen?«
Seth beißt sich auf die Innenseite seiner Wange, macht einen Schritt in Richtung Tresor und greift nach der Tasche. »Spielt keine Rolle. Ich nehme das jetzt mit.«
»Nein, wirst du nicht.«
Und die Bewegung seiner Hand friert ein. Seth runzelt die Stirn, starrt auf seine Finger, die leicht zittern und sich doch nicht weiter vorwärtsbewegen, auch wenn das Vorhaben in seinem Kopf ist. Er greift die Pistole mit der anderen Hand fester, doch sein Zeigefinger bewegt sich nicht, als der Größere näher kommt und die Tasche an sich nimmt. Warum … gehorcht ihm sein Körper nicht? Und warum grinst der Bastard vor ihm so dämlich?
»Was zum … !«
Ohne mit der Wimper zu zucken, geht der Typ mit der Tasche an ihm vorbei und verlässt den Tresorraum. Draußen ist kein Laut zu hören und Seth … kann sich noch immer nicht bewegen. Bis er draußen einen Motor aufheulen hört. Der Schuss der Waffe löst sich und die andere greift ins Leere. Seth flucht, dreht sich auf dem Absatz um und hetzt dem Fremden hinterher. Die Leute in der Bank kreischen hysterisch, aber er schenkt ihnen keine weitere Beachtung. Vor der Bank kann er noch sehen, wie ein schwarzer Wagen mit quietschenden Reifen davonfährt. So nicht! Definitiv nicht!
Seth rennt zu seinem eigenen Wagen, springt hinter das Lenkrad und rast los. Dieses Geld wird er sich zurückholen. Auf so dämliche Art und Weise kann sich sein Plan einfach nicht in Wohlgefallen auflösen!
-
Der schwarze Mustang, dem er folgt, passt zu seinem Besitzer. Das Tempo, das er vorlegt, auch. Seths Wagen ist zu alt für solche Rennen, aber er schafft es, den Anderen nicht aus den Augen zu verlieren, was auch eine Kunst wäre bei dieser einsamen Straße, die durch karges Ödland führt. Hier ist man am Ende der Welt und manchmal fühlt es sich auch so an. Bei all dem Mist, den er schon erlebt hat, ist das hier eine neue Stufe und vielleicht - nur vielleicht - hatte er schon bessere Ideen als die, dem Bastard zu folgen. Der hat zwei Schüsse abgefangen, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Das ist doch nicht normal und sollte ein Warnsignal sein! Nun … Seths Stolz ignoriert solche Anzeichen gekonnt. Deswegen gerät er auch immer in Schwierigkeiten. Mit Richie an seiner Seite würde das nicht passieren, aber der ist nicht mehr da, sondern mit seiner Flamme unterwegs. Soll er. Seth interessiert es nicht mehr. Die Leere, die sein Bruder zurückgelassen hat, hat er längst gefüllt. Zumindest kann er sich das ganz toll einreden.
Als der schwarze Wagen vor ihm plötzlich ins Nichts abbiegt, reißt ihn das aus seinen düsteren Erinnerungen und er reißt ebenfalls das Lenkrad herum. Was in diesem Nichts sein soll, weiß er nicht, aber er ist noch immer felsenfest davon überzeugt, dass er sich sein Geld zurückholen wird, auch wenn sich die Dunkelheit langsam undurchdringlich um ihn legt und selbst das Licht seiner Scheinwerfer verschluckt zu werden scheint. Die einzige Orientierung sind die roten Rücklichter des Mustangs, die aber irgendwann verschwinden.
Wieder flucht er, knallt die Hände auf das Lenkrad und wird langsamer, um den Standort nicht zu verpassen, an dem die Lichter ausgegangen sind. Hier ist nichts. Ein paar hochgewachsene Kakteen, struppige Büsche, Felsen. Viel zu viele Möglichkeiten, um sich zu verstecken. Der Andere muss bemerkt haben, dass er ihm gefolgt ist. Nun … Seth hat es nicht sehr subtil angestellt, das ist ihm klar.
Nach ein paar Minuten kommt sein Fahrzeug zum Stehen und er starrt in die Nacht hinaus. Irgendwo hier ist der fremde Wagen verschwunden. Ein, zwei Mal tief einatmen, dann öffnet er die Tür und steigt aus. Das Scheinwerferlicht lässt er an, auch wenn es nicht viel bringt. Es leuchtet vielleicht zehn Meter aus, dann folgt wieder nur schwarz. Irgendwo in der Ferne jault ein Kojote. Das ist fast schon wie das Setting eines schlechten Teenager-Horrorfilms. Nur, dass er allein ist und keine Freunde hat, die sich dann alle - dumm wie sie sind - trennen, weil sie glauben, so bessere Chancen zu haben.
Sein Blick bleibt an einer leichten Abnormalität hängen. Etwas, das nicht wie ein Felsen, aber auch nicht wie eine Anordnung von Sträuchern aussieht. Er kneift die Augen zusammen. Ist das eine Hütte?
Er öffnet die Wagentür, öffnet das Handschuhfach und holt seine Waffe heraus, ehe er den Scheinwerfer ausmacht und die Tür wieder zuwirft. Mit dem ruhiggestellten Motor ist es viel zu ruhig hier draußen. Zu welchem Zeitpunkt hat er das hier für eine gute Idee gehalten? Seth schnaubt. Die Frage kann er sich selbst beantworten. Zu keinem. Aber er ist kein Angsthase und er hat bei weitem schon schrägere Sachen erlebt.
Seine Silhouette wird Eins mit der Nacht um ihn herum. Es ist noch nicht einmal so spät. Aber hier draußen spielt das keine Rolle. Sobald die Sonne weg ist, ist alles tot und trostlos.
Als wäre es am Tag anders.
Er schüttelt für sich selbst den Kopf und nähert sich dem Gebilde, das sich tatsächlich als Hütte entpuppt. Und er kann das Heck des Mustangs hinter der Hütte erkennen. Wer baut sich hier draußen im Nirgendwo eine Bleibe? Bis zur nächsten Stadt ist es gut eine Stunde. Solange ist er dem Fremden gefolgt - bis hierher. In der Hütte brennt kein Licht. Kein Wunder, dass sie so schwer zu erkennen ist. Aber so ist der Kerl hin? Sitzt er dort drinnen im Dunkeln und zählt mit seinen gruseligen Augen in dieser absoluten Finsternis die Scheine, die er erbeutet hat? Das ist so absurd, dass es Seth schon wieder gegen den Strich geht und den Mut zurückbringt, der ihn kurzzeitig etwas verlassen hat. Mit festen Schritten geht er auf die Tür zu, entsichert seine Pistole und hämmert dann an das morsch aussehende Holz. Keiner antwortet. Er versucht die Klinke hinunterzudrücken, aber es ist verschlossen.
»Ich weiß, dass du da bist! Macht die verdammte Tür auf oder ich trete sie dir ein!«
»Das will ich sehen …«
Ein Flüstern. Seths ganzer Körper will zur Seite springen, sich wenigstens umdrehen, aber … er erstarrt. Mit aufgerissenen Augen fixiert er die Tür vor sich, aber die eigentliche Gefahr steht direkt hinter ihm. Er hat den Atem an seinem Ohr spüren können. Die Knarre in seiner Hand klappert leise, weil er selbst zu zittern beginnt. Dabei will er das gar nicht. Er sollte etwas Cooles antworten. Etwas Sinnvolles tun. Nichts dergleichen.
»Was denn? Hast du es dir doch anders überlegt?«
»Wo … ist mein Geld?« Seth schlägt sich innerlich zufrieden auf die Schulter, aber das beruhigt seinen Verstand nicht. Kein bisschen. »Gib mir die Tasche, dann verschwinde ich wieder.«
»Hol sie dir doch«, schlägt der Mann hinter ihm vor. Dieser verfluchte Akzent! Wo kommt er her? Russland vielleicht? Deutschland? Seth schafft es zu blinzeln und mit dieser flüchtigen Bewegung kehrt auch die Kontrolle über seinen Körper zurück.
Er hebt die Waffe, indem er seine Hand auf seiner Schulter ablegt - die Mündung nach hinten deutend. »Rück mir nicht so auf die Pelle! Hol die Tasche aus dem Wagen und gib sie mir.«
»Oh, Seth … hast du noch immer nicht verstanden, dass du mit diesem Spielzeug nicht weit kommst?«
Die nächste Keule. Der Kerl kennt seinen Namen? In Seths Innerem rumort es. Er hat sich nicht vorgestellt, dafür kann er seine Hand ins Feuer legen. Woher also ist er dem Anderen bekannt? Klar … die Fahndungsplakate. Er war oft genug im Fernsehen zu sehen, auch wenn er sich verändert hat. Die Klamotten, der Bart. Keine Anzüge mehr, keine scharfe Kinnlinie, die gewisse Mexikaner so heiß gemacht hat. Er hat einen Schlussstrich gezogen, den er eigentlich nicht ziehen wollte, aber er kommt besser klar, also war es nicht die falsche Entscheidung.
»Verdammt …«
Nicht der richtige Augenblick, nicht der richtige Ort. Er dreht den Kopf leicht und sieht volle Lippen, die schon wieder zu einem Grinsen in die Breite gezogen sind. Weiße Zähne. Viel zu perfekt, um menschlich zu sein. Gott … wieso denkt er so etwas? Die Knarre macht also keinen Eindruck. Seth lässt sie wieder sinken, auch wenn es keine gute Idee ist. Was jetzt? Er braucht das verdammte Geld. Aber was wird passieren, wenn er jetzt wirklich zu dem Mustang geht und sich die Tasche herausholt? Wird der Kerl ihn aufhalten? Vermutlich, sonst wäre er doch nicht so schnell weggefahren.
»Was ist los? Macht dich meine Nähe nervös?«
Seth schließt die Augen, atmet tief ein und langsam aus. Es beruhigt ihn ein wenig. »Ein bisschen schon. Ich werde jetzt zu dem Wagen gehen und mir das Geld nehmen.«
»Tu dir keinen Zwang an. Ich werde dich nicht aufhalten.«
Wie dieser Kerl einzelne Buchstaben betont. Vor allem das R. Wie wird man weiche Knie los? Indem man läuft. Das schießt Seth in den Kopf, deswegen macht er zögernd ein paar Schritte und als er etwas mehr Abstand hat, dreht er sich endlich zu dem Schwarzhaarigen um, der stehen bleibt und ihn amüsiert beobachtet. Als Seth die Hausecke erreicht, dreht er sich um, rennt die letzten zwei Meter und reißt den Kofferraum auf.
Seine Finger haben sich gerade um die Schlaufen der Tasche gelegt, als sich eine schwere Hand auf seine Schulter legt und ihn zurück zieht. Noch im gleichen Augenblick knallt die Klappe nach unten und er wird gegen das Fahrzeug gedrückt. Das waren … nicht einmal Sekunden. Viel zu schnell. Er konnte rein gar nichts dagegen tun. Seths Herzschlag setzt einen Takt aus. Vielleicht auch zwei. Keine Luft in seinen Lungen und gleichzeitig wird ihm unglaublich heiß.
»Hast du wirklich geglaubt, ich würde es dir so einfach machen? Schon mal auf die Idee gekommen, ich könnte das Geld auch brauchen?«
Die Hände, die auf dem Kofferraum liegen, wirken riesig. Seth ist zwischen zwei Armen gefangen und sie haben genau die Höhe, die es lächerlich aussehen lässt, wenn er sich unter ihnen hindurch ducken würde, um wieder frei zu kommen. Deswegen lässt er das und versucht den Atem in seinem Nacken zu ignorieren, der sich so seltsam kalt anfühlt. »Der … Gedanke ist mir gekommen.«
»Also … was wirst du tun, um es zu bekommen, hm?«
Die fremden Lippen sind seinen Ohren so nahe, dass er sie fast spüren kann. Warum macht ihn das so schwach? Schon der erste Anblick hat ihm gefallen. Das hier bringt ihn fast schon an den Rand des Erträglichen, dabei passt weder die Situation, noch der Ort, noch sonst irgendetwas. Dazu der Akzent und die Ahnung, dass der Andere das alles weiß, so wissend wie er grinst.
»Wer bist du? Die Frage hast du mir immer noch nicht beantwortet? Was will ein Russe in Mexiko?«
»Vielleicht verrate ich dir das später.«
»Ich will es jetzt wissen.«
»Was du alles willst. Das Geld, meinen Namen, meinen Schwanz … interessant.«
Das Rumoren kehrt in Seths Eingeweide zurück und er hasst sich für die Schwäche in seinen Beinen und die in seinem Schoß und vor allem die in seinem Kopf. Anstatt etwas Dreistes zu antworten, stellt er sich flüchtig vor, wie es sich anfühlen würde, auf diesem Kofferraum gevögelt zu werden. Er hört ein leises Lachen und spürt den Atem an seinem Ohr, dann berühren die weichen Lippen es und ein elektrisierendes Schaudern rast Seths Wirbelsäule hinab.
Gedanken sammeln.
Sich auf das Geld konzentrieren.
»Was lässt dich glauben, ich würde deinen Schwanz wollen?« Wieder lacht der Fremde und Seth kommt nicht umhin festzustellen, wie ungemein attraktiv das klingt. Was ist nur los mit ihm? Ist es zu lange her? Spielen seine Hormone verrückt? Er fühlt sich wie damals, als er mitbekommen hat, dass er … nun … spielt keine Rolle. »Was ist so witzig?«
»Die Tatsache, wie sehr du dich dagegen wehrst.« Ein Schmunzeln folgt. Seth beobachtet, wie sich eine der Hände löst und sich auf seine Seite legt, tiefer streicht. »Deine Beine zittern.« Dir Hand nähert sich seinem Schoß. Seth will zurückweichen, aber da ist nur der Körper des Anderen. »Du bist hart.«
Seth würgt das Keuchen hinunter, das aus seiner Kehle entweichen will, als die wandernden Finger innehalten und zudrücken. Sein linkes Knie knickt kurz ein, dann gewinnt es wieder an Stabilität. »Was ist mit den Kugeln passiert? Ich habe auf dich geschossen.«
Das Thema wechseln - irgendwie. Seine Gedanken kommen ein wenig abhanden und in einer Situation wie dieser kann Seth sich das nicht leisten. Wer weiß, was der Typ mit ihm macht, wenn er die Kontrolle verliert.
»Was willst du denn, was ich mit dir mache?«
Seths Kehle wird trocken. »Was?«
Es klingt wie das hilflose Fiepen eines in die Ecke gedrängten Tieres. Was ist das für ein Arschloch? So offensichtlich können seine Gedanken doch gar nicht sein und eine Tatsache kristallisiert sich ganz deutlich aus diesen ganzen verwirrenden Geschehnisse heraus. Dieser Kerl ist gefährlich und er ist ihm direkt in die Arme gelaufen.
»Jetzt hast du es verstanden«, haucht diese tiefe, raue Stimme abermals. Seth schließt die Augen und alles, was folgt, ist reiner Reflex. Herumfahren, die Waffe im Anschlag, aber mit dem Griff voran, um sie dem Typen gegen die Schläfe zu knallen. Die Hand wird abgefangen, der feste Griff drückt ihm die Nerven ab, die Waffe fällt und er hat das markante Gesicht direkt vor seinem. Zu schnell. Zu stark. Er will doch nur dieses verdammte Geld! Sein eigener zitternder Atem wird von den Lippen zurückgeworfen, die nur noch Millimeter von seinen entfernt sind. Oh Gott - wenn er schon drauf geht, dann wenigstens mit Posaunen und Fanfaren!
Er schließt die Augen und presst seinen Mund auf den des Anderen. Der Kontakt lässt ihn wieder klarer denken und er zuckt zurück, mit geweiteten Augen und einem Fluchen auf den Lippen, aber verdammt - dieses Grinsen! Er vergisst fast, was er eigentlich will. Nicht dieses Arschloch, das ihm sein Geld geklaut hat! Ganz sicher nicht dieses … verruchte Arschloch, das ohne zu zögern ein Bein zwischen seine schiebt und den Druck erhöht, der auf seinem viel zu erregten Schoß lastet.
»Das … geht nicht«, presst Seth hervor, als müsste er sich vor sich selbst rechtfertigen. Vielleicht ist das auch so. So langsam weiß er gar nichts mehr.
»Warum nicht? Du willst doch das Geld, nicht wahr? Vielleicht teile ich mit dir, wenn mir danach ist. Eigentlich brauche ich nicht alles.«
»Aber ich … brauche alles.«
Oder auch nicht. Seth ertappt sich selbst dabei, dass seine Finger zucken, weil sie den viel zu präsenten Körper anfassen wollen. Er hält sich zurück, zumal er sowieso nur eine Hand frei hat. Der Namenlose hält die andere immer noch mit festem Griff umschlungen.
»Nun … dann ist das für dich dumm gelaufen, Seth.«
»Woher kennst du meinen Namen?«
»Aus dem Fernsehen.«
Natürlich. Seth hat sich das bereits gedacht und bereut es, diese Frage überhaupt gestellt zu haben. So naiv ist er sonst nicht, aber auch wenn er es gern leugnen würde - der Typ hat eine Ausstrahlung, die ihn fertig macht. Dazu die Stimme. Der Akzent. Er ist schwach. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals, als die nächste Frage in seinem Kopf Gestalt annimmt und sein Körper sofort darauf reagiert. »Was … muss ich tun, um an einen Anteil zu kommen?«
Er starrt die Lippen an, als würde sein Leben davon abhängen, aber er kann sich auch nicht lösen, selbst als ihm das auffällt. Jede Bewegung von ihnen bekommt er mit. Wie die Haut etwas transparenter wird, als da wieder ein Grinsen entsteht. Wie sie sich spalten und die Zähne offenbaren. Wie sie einander wieder näher kommen, bis eine dunkle Zunge sie spaltet. Seine Augen haben sich gut an die Dunkelheit gewöhnt, trotzdem sieht sie fast schwarz aus.
»10% wenn du mir einen bläst«, hört er die Worte, aber sie kommen nicht richtig an. Zu fixiert ist er auf das Spiel. »40%, wenn ich dich ficken darf. 75%, wenn du mir dein Blut gibst.«
Blut …
Blut …
Moment, was?
-
Es ist schon zu spät, als er es realisiert. Ein scharfer Schmerz zieht durch seinen Schultergürtel und sein linker Arm beginnt taub zu werden. Vor seinen Augen flimmert es. Irgendetwas zieht an seinem Bewusstsein und er krallt sich an alles, was er spüren kann. Leder unter seinen Fingern, seine Füße auf dem Grund - geerdet, Haare, die seinen Hals kitzeln. Seine Sicht verschwimmt, als er sein eigenes Blut zu riechen beginnt. Dann wird es dunkler. Der seidene Faden, an dem sein Dasein hängt, reißt und er fällt …
… fällt …
… … fällt …
… und landet weich.
Seth spürt ein Laken unter seinem Rücken. Er trägt die kugelsichere Weste nicht mehr und auch die enge Kleidung unter ihr ist weg. Er ist nackt und trotzdem ist ihm unglaublich heiß. Er braucht die Augen nicht aufzuschlagen. Er spürt es im nächsten Moment und seine Finger greifen in weiche Haare, ziehen an ihnen. Die Antwort ist ein weiterer Sog, der Schwall von Hitze durch seinen Körper pumpt.
»Fuck …«
Er beschließt, die Augen doch zu öffnen. Blinzelnd folgt er den Blutflecken auf seinem Oberkörper bis zu seinem Schoß hinunter. Nass kommt sein Schwanz zum Vorschein, als sich der Kopf des Fremden hebt. Das Schmatzen, als die Lippen seine Eichel hinter sich lassen, lässt ihn nach Luft ringen. Was denkt sich dieses Arschloch dabei, ihn einfach in sein Bett zu zerren? Und was soll das Blut? Siedend heiß kehrt die Erinnerung an den Biss zurück und er schielt auf seine Schulter hinunter. Er kann die Abdrücke sehen, aber sie bluten nicht mehr. Sie sehen nicht aus wie die, die er schon einige Male gesehen hat. Trotzdem. Dieser Scheißkerl wollte sein Blut und jetzt …
Seths Kopf fällt auf das Kissen zurück. Kühle Hände streichen an seinen Innenschenkeln entlang und drücken sie auseinander. Er wollte … sich wehren. Er hat die ideale Position, um dem Wichser die Flausen aus dem Kopf zu prügeln oder ihn zumindest wegzutreten. Doch seine Beine wiegen Tonnen und sein Bauch hebt und senkt sich in viel zu schneller Folge. Seine Muskeln beben. Das sollte sich nicht so gut anfühlen. Scheiße! Wohin hat sich sein Verstand verkrochen? Er hat nicht einmal einen Namen, den er hier stöhnen kann? Hoppla … der Gedanke sollte so nicht in seinen Kopf schießen. Er greift unter seinen Kopf, schiebt das Kissen mehr unter seinen Kopf, damit er de Anderen trotzdem zusehen kann.
»Ich … weiß immer noch nicht … deinen Namen …«
Wieder dieses Schmunzeln, das ihn schier wahnsinnig macht. Verflucht! Das letzte Mal … nein - das ist gelogen. Die letzten Male hatte er das bei Carlos und er hatte nicht angenommen, dass es da etwas Vergleichbares geben könnte. Nun … das hier ist fast zu viel. Und dummerweise kommt ihm das fast schon wie ein Verrat vor, aber wohl mehr an sich selbst und weniger an dem Mexikaner, den er so gern anruft, nur um dessen Stimme zu hören.
Nun … wenigstens sorgen seine Worte dafür, dass dieser viel zu gute Blowjob unterbrochen wird. Das hätte er nicht mehr lange ausgehalten. Ihre Blicke treffen sich. Wieder flimmert seine Sicht, als der Typ grinst, als gehöre ihm die ganze Welt. »Was bringt der dir? Du glaubst doch nicht, dass wir uns hiernach noch einmal wiedersehen, oder? Schlag dir das aus dem Kopf.«
Seth schluckt, ehe er sich ebenfalls an einem süffisanten Grinsen versucht. Er hat keine Ahnung, ob es ihm gelingt. Ist ihm auch egal. »Damit ich weiß, welchen Namen ich stöhnen kann, denn wenn du so weiter machst, dann wird es so enden und du willst doch nicht, dass ich stattdessen einen anderen Namen keuche, oder?«
»Hm … gut gespielt.«
Wie eine Schlange schiebt sich der Dunkelhaarige an ihm hinauf, jedoch nicht, ohne sich den blutbefleckten Stellen mit der Zunge zu widmen. Als sie schließlich auf Augenhöhe sind, leckt sich der Bastard viel zu sinnlich die roten Spuren von den Lippen. Weiter unten spürt Seth den harten Schwanz, der sich an seinen eigenen schmiegt. Da schwinden seine Gedanken schon wieder. Er greift hinunter, tastet an dem Schaft entlang und ringt ein wenig nach Luft. Er spürt die Venen unter der samtenen Haut. Seine Fingerkuppen werden feucht, als er über die pralle Eichel streicht. Wie weit der Kerl schon ist … nur vom Blasen?
»Also …?«, presst Seth hervor, als er die Finger wieder etwas tiefer schiebt und sie um die Härte legt. Der über ihn Gebeugte schnappt ein wenig nach Luft und die Genugtuung, die den Gecko kurz durchströmt, lässt sich kaum in beschreiben. Es ist gut zu wissen, dass der mysteriöse Unbekannte auch nur einer der Männer ist, die schwach werden, sobald es um Sex geht.
Die roten Augen kommen näher und Seths Lippen öffnen sich automatisch, doch das Gesicht gleitet an seinem Vorbei. Die Antwort - direkt an seinem Ohr. »Ich heiße Killua.«
»Killua …«, wiederholt Seth stöhnend, denn im gleichen Moment schieben sich zwei Finger zwischen seine Pobacken und dringen tief in ihn ein. Er spreizt die Beine noch mehr und drängt sich ihnen entgegen, als sie anfangen sich zu bewegen. Diese Reibung …
Er würde gern noch mehr sagen, aber alle Worte verlieren sich in sündigen Lauten, die er von sich gar nicht kennt. So geschickte Finger und geschickte Reize an seinem Hals und seiner Kinnlinie. Der Andere scheint sich an seinem Bart nicht zu stören und er selbst findet die Geräusche prickelnd, die seine Härchen auf der glatten Haut über ihm verursachen. Es gibt kaum einen Reiz, den er nicht mitbekommt. Sein ganzer Körper ist aufs Höchste sensibilisiert und die Finger in seinem Inneren steigern das noch. Er … will mehr. Der Gedanke erschreckt ihn, aber es ist zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Das kann er nicht mehr. Er will es nicht mehr.
»Killua …«
Der Name lässt sich gut stöhnen, stellt Seth fest und der Gedanke lässt ihn idiotisch grinsen. Sein Seelenheil ist im Arsch. Wann genau er das wohl verloren hat? Vermutlich in dem Moment, als er angefangen hat, sich auf Kosten seines Bruders einen runterzuholen. Dann kam Carlos und nun … dieser russische Mistkerl, der ihm das Geld geklaut hat, das er selbst stehlen wollte. Ob er irgendwann den Tiefpunkt erreichen wird oder gibt es für alles eine Steigerung?
»Du … denkst zu viel nach«, hört er die Beschwerde, die keinen Sinn ergibt, doch er kann nicht mehr nach einer logischen Erklärung suchen. Starke Hände greifen nach seinen Oberschenkeln, drücken sie in Richtung seines Oberkörpers und als die Spitze des fremden Glieds über seinen Eingang streicht, schwindet jeder Wille für irgendwas.
»Oh … bitte …«
Das Eindringen raubt ihm die Luft. Sein Oberkörper bäumt sich auf, doch der Andere presst ihn auf das Laken zurück, fletscht die Zähne und der stechende Schmerz kehrt zurück. Die andere Schulter. Es ist wie ein Rausch. Der Reiz gepaart mit den Stößen, die einsetzen, zieht schon wieder an Seths Bewusstsein. Er kämpft dagegen an. Er gräbt die Finger in die schwarzen Haare und presst den Kopf noch fester auf die Stelle, die Killua mit seinen Zähnen malträtiert. Fest schlingen sich seine Schenkel um die sich bewegenden Hüften, drängen sie zu mehr, drängen sie tiefer.
»Mehr …«
Gurgelnd ringt er nach Luft, schickt die Hände tiefer. Als Killua sein Becken hoch stemmt, die Finger dabei fest in seine Pobacken gräbt und die Nägel die Haut durchdringen, zucken seine Finger zurück und reißen die Haut unter ihnen auf. Ein Knurren, das an Seths Brust vibriert, noch härtere Stöße, ein gekeuchter Name. Es ist nicht seiner. Er ist der, der immer wieder Killua keucht, ohne noch zu wissen, wo ihm überhaupt der Kopf steht. Es ist zu viel. Alles. Die Reize, die Geräusche des Anderen. Der Schwanz in seinem Inneren, der ihn immer wieder zusammenzucken lässt, weil er so perfekt gekrümmt ist und Punkte trifft, an die sich Seth gar nicht erinnern kann. Er will an Carlos denken. An Richie. An irgendetwas, das ihm dabei hilft, sich wieder zusammenzureißen, doch der Zug ist abgefahren. Die starken Arme greifen unter seinen Rücken, richten ihn auf und es ist so … seltsam bequem, obwohl seine Kniekehlen noch immer an die trainierten Oberarme gepresst sind und seine Oberschenkel die eigene Brust berühren. Killua ist überall. Und er hält ihn, als würde er nichts wiegen, während er immer fahriger in ihn stößt.
Seth … kann nicht mehr.
Er vergräbt das Gesicht an Killuas Halsbeuge, keucht ein letztes Mal diesen exotischen Namen und ergießt sich zwischen ihren Körpern. Er schiebt die Finger zurück in die schwarzen Haare und sucht blind nach den Lippen. Die Küsse sind anders als vorher. Inniger, tiefer. Killua bewegt sich immer noch, überschreitet Seths Reiztoleranz und so sind die Küsse das Einzige, an dass sich Seth noch krallen kann, bis auch Killua kommt und die harschen Stöße schwächer werden. Seth ringt verzweifelt nach Luft. Dass der Andere kaum außer Atem ist, fällt ihm nicht auf. Er ist … völlig fertig mit der Welt und dankbar dafür, dass Killua ihn nicht gleich wie einen Sack Kartoffeln fallen lässt.
-
»Hm … das war nicht übel«, haucht Killua Minuten später. Ausgestreckt liegt er auf dem Bett und raucht, während Seth schon seine Sachen zusammensucht. Sie sind quer in der Hütte verteilt und so langsam fragt er sich schon, was Killua mit ihm angestellt hat, als er ohnmächtig gewesen ist. Aber er stellt die Frage nicht. Als er das schwarze Longshirt anzieht, sieht er noch einmal zu dem Mann auf dem Bett, der nackt eine noch bessere Figur abgibt als in den schwarzen Klamotten von zuvor. Das scheint ihm schon eine Ewigkeit her zu sein. Wie lange hat der Andere ihn gevögelt? Und wie lange war er vorher bewusstlos? Seth hat völlig die Orientierung verloren und das ist ihm nun wirklich noch nie passiert. Es ist so seltsam.
Wenigstens erinnert er sich wieder daran, warum er überhaupt in dieser Situation gelandet ist.
»Du hattest mein Blut … und du hast mich gefickt. Das heißt, ich bekomme 75% deiner Beute.«
Killua erwidert gelassen seinen Blick, dann zieht er abermals an der Zigarette und grinst nichtssagend. Seth spürt, wie die Wut in ihm hochkocht, aber die Worte, die folgen, treten ihm direkt in die Eier. »Du kannst alles haben. Ich brauche das Geld nicht wirklich.«
Seths Kinn gibt der Schwerkraft nach und sein Mund wird ganz trocken. Er schüttelt irritiert den Kopf und wünscht sich die Knarre zurück, aber die liegt noch irgendwo draußen. »Du … hast eine Bank ausgeraubt und brauchst das Geld eigentlich gar nicht? Warum dann diese ganze Scheiße?«
»Ach weißt du?« Killua streckt sich lasziv und lacht leise auf. »Du hast so ewig vor der Bank in deinem Wagen gesessen und alles bis ins kleinste Detail durchdacht, dass ich einfach nicht anders konnte. Du bist heiß und ich wollte dich. Der Rest war ein Selbstläufer.«
Das … ergibt doch keinerlei Sinn. Seth schüttelt wieder den Kopf, sammelt hastig seine Weste vom Boden auf und zieht sie fahrig an. »Du bist doch vollkommen verrückt! Das konntest du doch gar nicht wissen. Das … ist doch an den Haaren herbeigezogen.«
»Wenn du das glauben willst. Mir egal.«
»Das kannst du nicht ernst meinen!«
Wieder lacht der Russe, dann erhebt er sich elegant vom Bett und kommt näher. Der Größenunterschied macht Seth zu schaffen, aber er schaut tapfer zu den roten Augen hinauf. Über die Lippen ist er hinweg - zum Glück. Sie bewegen sich viel zu sinnlich. »Ich bin nur auf der Durchreise. Selbst die Hütte hier ist nicht von mir. Bin gestern Nacht hier vorbei gefahren und da war niemand. Nun … und dann habe ich dich gesehen, bin dir gefolgt und war einfach eher in der Bank als du. Ich wusste, du würdest mir folgen und schon hatte ich dich da, wo ich dich haben wollte.«
Eine Lüge …
Seth will das nicht glauben. Sein gesunder Menschenverstand weigert sich dagegen. Und der Andere ist schon wieder so … präsent. »Nun … die Geschichte ist ja ganz nett. Ich gehe jetzt raus und nehme das Geld, dann haue ich ab.«
»Du könntest schon längst weg sein.«
»Ich … weiß.« Der Gecko weiß selbst nicht, warum er immer noch hier steht und zu dem Kerl aufsieht, der ihm gerade das Hirn aus dem Kopf gevögelt hat. Es fällt ihm schwer, aber er schafft es, das Gesicht wegzudrehen. »Wie auch immer. Das war nett. Aber ich hoffe, wir sehen uns nie wieder.«
Mit diesen Worten dreht er sich auf dem Absatz um und verlässt die Hütte, umrundet sie und öffnet den Kofferraum, nur um von einem kleinen Flashback heimgesucht zu werden. Killuas Hände auf dem Heck, er selbst zwischen den Armen, die ihn eben so mühelos gehalten haben. Er schüttelt die Erinnerung ab. Killua ist ihm nicht nach draußen gefolgt. Er kann die Tasche ungestört an sich nehmen und bekommt sehr schnell flinke Füße. Nur eine Minute später sitzt Seth atemlos in seinem eigenen Wagen und will nichts mehr, als endlich davonzufahren und so viel Abstand zwischen sich und diesen Mistkerl zu bringen wie nur irgendwie möglich. Das Ziehen in seinem Unterleib wird ihn noch viel zu lange an das erinnern, was passiert ist. Verflucht … warum fährt er nicht? Hat er nicht auch noch irgendwo Zigaretten? Er kramt in seinem Handschuhfach, untersucht seine Hosentaschen und schließlich die Taschen der Weste. Er findet kein Zigarettenpäckchen, dafür aber einen zusammengefalteten Zettel. War der vorher auch schon da drin?
Er faltet ihn auseinander und sieht sich einer Handynummer gegenüber. Er hat keine Ahnung, von wem sie ist, auch wenn es ihm dämmert, als plötzlich Scheinwerfer ihn blenden. Die runden Lichter des Mustangs. Ganz flüchtig nur kann er Killuas grinsendes Gesicht hinter der Windschutzscheibe erkennen, als der an seinem stehenden Wagen vorbeirauscht.
So ein verdammtes Arschloch!
Seth knüllt das Stück Papier zusammen und wirft es in den Fußraum, ehe er den Motor startet und in die entgegengesetzte Richtung fährt. Hoffentlich vergisst er diese Nacht schnell. Das war ihm fast schon zu abgefahren.