Mar 20, 2017 19:31
Fandom: Chroniken der Unterwelt
Characters: Simon & Jace
Genre: hurt/comfort
Wortcount: 1917
Warning: maybe a bit ooc
Simon wusste selbst nicht, warum und vor allem wie er sich immer wieder in solche Lagen bringen konnte. Er blutete aus zu vielen Wunden. Sein Körper kam mit der Heilung nicht schnell genug hinterher. Ihm blieb keine Zeit dafür. In der Ferne konnte er Alecs Brüllen hören. Und das Surren von Isabelles goldener Peitsche. Das schien alles so weit weg zu sein. Oder hörte er einfach nicht mehr richtig?
Ihm war so schlecht, dass er sich zur Seite drehte und dort auf Widerstand traf. Sein Blick war überzogen von Schleiern. War das die Leiche eines Forsaken?
Die blond aussehenden Haare erinnerten ihn an jemand Anderen.
»Jace?«
Der Name schmeckte nach Erde. Angestrengt versuchte Simon zu rekonstruieren, was überhaupt passiert war, aber in seinem Kopf drehte sich alles. Als der Körper neben ihm ein verhaltenes Stöhnen von sich gab, versuchte der Dunkelhaarige sich auf seine Ellenbogen zu stemmen, um sich aufzurichten, aber seine Arme knickten unter ihm weg. Wieder schrie Alec irgendetwas. Wenn er es nur verstehen könnte ...
»Jace ...? Wach auf, man ...«
»Oh ... halt die Klappe ... Vampir ...«
»Reizend wie immer«, ächzte Simon und senkte das Gesicht wieder ins platt gedrückte Gras hinunter. »Es geht dir ... also ... blendend.«
Das Ächzen des Schattenjägers wurde lauter. Aus dem Augenwinkel heraus konnte Simon die Stele erkennen, die Jace unter Anstrengung aus seiner Jacke zog. Wohl, um sich eine Heilrune aufzutragen. Simon beneidete ihn gerade um diese Fähigkeit. Ihm fehlte eine ganz essenzielle Sache, um wieder mit seinem Körper ins Reine zu kommen.
Blut.
Das Auftragen der Rune verursachte den Geruch von verbranntem Fleisch und Simon kam nicht umhin zu erschaudern, als er ihm in die Nase stieg. Das darauffolgende Seufzen klang erleichtert.
Jace setzte sich auf, hustete ein wenig Blut aus und wischte sich dann fahrig mit dem Ärmel der Lederjacke über die Lippen, ehe er endlich dem neben ihm Liegenden Aufmerksamkeit schenkte.
»Man ... machst du das eigentlich mit Absicht?«
Simons Kleidung war von zahlreichen Angriffen so zerrissen, dass ein Großteil der blassen Haut sichtbar war. Mit blutverkrusteten Verletzungen überall. Nicht sonderlich behutsam wälzte Jace den regungslosen Körper auf den Rücken und seine Augen weiteten sich ein wenig. Die drei tiefen Schlitze, die sich quer über die fahle Brust und den Bauch erstreckten, stammten mit Sicherheit nicht von einem der Forsaken, sondern von einem der Dämonen, der sie begleitet hatte. Und plötzlich erinnerte sich Jace an das, was geschehen war.
Simon hatte ihn gerettet ... schon wieder.
Es gab wohl keine Worte der Welt, die beschreiben konnten, wie sehr es ihn nervte, ständig in der Schuld dieses Vampirfrischlings zu stehen. Doch das war nur ein Gedanke, der ihm in den Sinn kam. Er sprach ihn nicht aus. Simon sah blasser aus als sonst und seltsamerweise kam da auch gar kein bissiger Kommentar mehr zurück. Bei dieser Verletzung sollte es Jace nicht wundern, doch im Grunde erwartete er von Vampiren eine bessere Standhaftigkeit.
Was hatte diesen Kerl nun schon wieder geritten, dass er ihm zur Hilfe geeilt war, als der Dämon ihn zwischen sich und der robusten, riesigen Eiche hinter ihnen eingekeilt hatte?
»Langsam nervt es echt«, brummte Jace und sah sich fieberhaft um. Keine Angreifer in der Nähe. In der Ferne konnte er zwei tanzende, dunkle Punkte sehen. Alec und Isabelle. Denen ging es also gut. Noch. Wo war Simon überhaupt so plötzlich hergekommen? »Dauernd mischst du dich in Angelegenheiten ein, die dich gar nichts angehen und dann liegst du da und bist kurz vorm Verrecken!«
Simons Lippen öffneten sich. Die Augen verloren langsam an Glanz. Jace fluchte und riss sich die Jacke von den Schultern.
»Verflucht! Wag es ja nicht, mich beim Wort zu nehmen!«
Fahrig tastete er nach seinem Dolch und als er das warme Metall zu fassen bekam, zog er die Klinge mit einer einzigen Bewegung direkt über seinen Unterarm. Blut pulsierte sofort aus der Wunde und er hielt den leicht zitternden Arm über Simons Gesicht.
»Trink das, Idiot!«
Simons Körper zuckte und ein ungeheurer Schmerz zog durch seinen gesamten Kiefer, als sich seine spitzen Zähne aus ihm schoben. Doch alles, was er bewusst zustande brachte, was das Schütteln seines Kopfes.
»... will ... dein Blut nicht ...«, flüsterte er und mit einer letzten Kraftanstrengung wälzte er sich auf die andere Seite und streckte die Hand aus, um sich von dem verführerischen, unwiderstehlichen Duft in Sicherheit zu bringen.
Nicht noch einmal ...
»Als ob du gerade in der Position bist, mit mir zu diskutieren!«
Starke Hände griffen nach ihm und Blut tropfte auf sein zerrissenes Shirt hinunter. Simon wollte das nicht, doch der feste Druck der starken Finger war unerbittlich.
»Jetzt mach! Clary bringt mich um, wenn ich dich hier sterben lasse!«
Clary ...
Seltsamerweise geht es immer um Clary ...
Wäre sie nicht ... würde er mich mit Freuden sterben lassen ...
Simons Lider zuckten. Das Verlangen nach dem Engelsblut wurde noch stärker und sein ganzes Gesicht bebte beim Versuch, die Zähne aufeinandergepresst zu lassen.
»Nein ...«, zischte der ehemalige Brillenträger und er drehte sein Gesicht weg.
»Vergiss es, Simon! Wer soll mir denn auf den Sack gehen, wenn du stirbst?«
Simon ...
Er nennt mich so selten Simon ...
Warme Hände schoben sich unter seine Achseln, zogen ihn nach hinten und auf irgendetwas drauf, das genauso warm war. Dann strichen Finger über sein Gesicht, über seine Lippen, und drückten zu. Hitzige Flüssigkeit benetzte seinen Mund und abermals fuhr ein Zucken wie ein Blitzschlag durch seinen ganzen Körper. Er wollte schreien, aber kein Laut kam aus seiner Kehle. Nur sein Kiefer öffnete sich und Jace nutzte den Moment, um seinen blutenden Arm zwischen die Zähne zu schieben.
Dann war ... kein Widerstand mehr möglich.
Simon verdrehte die Augen und biss zu. Seine rechte Hand legte sich auf die von Jace. Die andere krallte sich in dessen Oberarm. Er wurde noch näher gezogen und aus weiter Ferne hörte er ein leises Seufzen. Es hallte in seinem Kopf wieder. Der Schmerz, der eben noch seinen ganzen Körper erfüllt und ihn so geschwächt hatte, schwand langsam. Und sein Bewusstsein kehrte mehr und mehr zurück.
Der Geruch von Jace.
Das Seufzen.
Simon ließ von dem Unterarm ab, als hätte er sich verbrannt, und starrte auf die helle Haut hinunter, folgte dem Arm und er drehte den Kopf soweit, bis er in das Gesicht blicken konnte, das so vielen Frauen schier den Verstand raubte.
»Jace?«
Ihm kam diese Situation viel zu bekannt vor und nie ... wirklich nie ... hätte er zugelassen, dass sie sich noch einmal wiederholte. Und jetzt saß er hier mit dem Rücken zu dem Anderen, dessen rechter Arm sich noch immer um seine Taille geschlungen hatte und ... hatte es wieder getan.
»Jace? Jace! Wo ist deine Stele?«
Das Seufzen, das er die ganze Zeit gehört hatte, wiederholte sich. Fieberhaft suchte Simon den Boden ab und machte sich dabei aus dem Griff los, der viel zu warm und viel zu fest war. Die Stele lag neben Jace und automatisch griff Simon nach ihr. Es zischte laut, als sich die Oberfläche in seine Haut brannte. Seine Hand zuckte zurück, also griff er nach der von Jace, führe sie zu dem kleinen Stab und er legte die kraftlosen Finger um sie.
»Komm schon! Ich habe doch nicht alles getrunken! Bitte, greif doch zu! Das würde mir Clary doch nie ...«
Clary ...
Schon wieder Clary ...
Jace war schwach, aber irgendwie schaffte er es tatsächlich, die Hand fester um die Stele zu legen. Mit Simons Hilfe bekam er den Arm auf seinen Bauch und die Spitze über die Haut seines zerschundenen Unterarms. Simon führte sie noch höher, zu dem unversehrten Bizeps.
»Mal die Rune! Das schaffst du!«
Langsam stieg Panik in ihm auf, die Simon sich kaum erklären konnte. Jace konnte ihn nicht leiden und er konnte von sich auch nicht behaupten, dass er den arroganten Schönling sonderlich mochte, aber das hier war gerade irgendwie mehr als das. Es überstieg, was sie füreinander zu empfinden glaubten. Simon wollte einfach nicht, dass Jace wegen ihm schon wieder fast starb. Das eine Mal auf dem Schiff hatte ihm völlig gereicht.
Aber Jace zeichnete nicht. Er wurde immer blasser und seine Lider flackerten schon. Noch reichte die Lebensenergie, um die Spitze der Stele leuchten zu lassen, aber ... nicht, um sie noch führen zu können. Simon schloss die Augen und konzentrierte sich. Wie hatte diese verdammte Heilrune ausgesehen? Er hatte sie doch eben erst gesehen. So oft hatte er die Anderen dabei beobachtet, wie sie diese Zeichnungen auf ihren Körper aufgebracht hatten. Simon musste Alec rufen. Oder Isabelle. Doch als er den Kopf hob, sah er die beiden nicht. Die Horde der Forsaken schien sich aufgelöst zu haben oder das Kampfgeschehen hatte sich verlagert. Niemand würde ihn hören.
»Denk nach, Simon! Denk nach!«
Und plötzlich sah er sie vor sich. Die schlichte Rune, die so viel bewirken konnte. Fester umfasste er die zuckende Hand und biss die Zähne zusammen, als die leuchtende Stelenspitze die Haut verbrannte.
Als er sie fertiggestellt hatte, geschah erst nichts.
Simon ging schon vom Schlimmsten aus, doch plötzlich leuchtete die schwarze Rune auf und verblasste dann schlagartig. Und mit dem blasser werdenden Muster, ging ein Schaudern durch den Körper des Blonden, ehe Jace hastig nach Luft rang und sich dabei nach vorn warf. Es war Simons Reflexen zu verdanken, dass ihre Köpfe nicht heftigst miteinander in Kontakt kamen.
»Oh ...« Gott sei dank, dachte Simon. Er konnte es noch immer nicht aussprechen. »Ein Glück. Ich dachte, das wäre es gewesen.«
»Das ... hätte dir gefallen, hm? So schnell wirst du mich nicht los.«
Jace fasste sich an den Hals und strich dann über den nur noch leicht juckenden Unterarm. Der Schnitt war verheilt und er fühlte sich wieder kräftiger. Dennoch kam es ihm vor, als seien seine Sinne noch immer ein wenig benebelt.
»So habe ich das nicht gemeint«, brummte Simon, in dessen Mundwinkeln noch immer ein paar Blutspuren zu sehen waren. »Warum hast du mich schon wieder dazu genötigt, dein Blut zu trinken? Ich wollte das nicht. Ich wollte ...«
Jace unterbrach seine Worte harsch. »Ich stehe eben nicht gern in der Schuld von jemandem! Und schon gar nicht, wenn es einen Schattenweltler betrifft!«
Simon öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber da war Jace schon auf den Beinen und steckte seine Stele ein. Ganz geschäftig zog er sich seine Jacke wieder an und sah er sich nach seinen Geschwistern um, während Simon nur dasitzen und auf seine schmutzigen Schuhe hinunterschauen konnte.
Dann war es für eine Weile still.
Es war eine Hand, die sich plötzlich in Simons Sichtfeld schob. Er sah sie an, als wüsste er für einen Moment nicht, was er mit ihr tun sollte, ehe sein Blick an dem Arm hinauf wanderte.
Jace sah ihn an - sein Gesichtsausdruck ließ sich nicht deuten - und wartete darauf, dass er nach der Hand griff. Simon tat es im Grunde nur, um sich nicht wieder einen dummen Spruch anhören zu müssen. Doch als er wieder auf den Beinen stand und seine Hand zurückziehen wollte, zog Jace ihn an dieser näher und brachte seine Lippen auf eine Höhe mit Simons empfindlichen Ohr.
Du bist ein Idiot, aber danke trotzdem ...
Flüchtig. Die Wärme verschwand und Jace verfiel in einen leichten Trab, als er sich von ihm entfernte.
»Komm schon! Wir müssen Alec und Isabelle finden.«
Simon blinzelte und wusste, dass er das nicht tun sollte. Dennoch setzte er dem Blonden nach und holte ihn mühelos ein.
Er würde darüber nicht nachdenken. Definitiv nicht.
Es gab wichtigere Dinge zu tun.
character: jace,
fandom: chroniken der unterwelt,
genre: drama,
format: fanfiction,
genre: hurt/comfort,
format: oneshot,
character: simon,
pairing: jace/simon