Titel: Ursache und Wirkung (Original)
Raiting: P-12
Warnings: Slash, aber sonst ganz harmlos
Wortanzahl: 9383
Disclaimer: alles meins =)
Beta:
riannon1978 Anmerkung: Hat alles nicht in einen Post gepasst, also hier der Rest.
Teil 1 Epilog
Jannes runzelte die Stirn, als er seine Tasche nahm, aufsah und Vince’ Platz bereits leer war. Das war untypisch für ihn, irgendwann hatte Jannes festgestellt, dass fast jeder Handgriff in Vince’ Leben fest geplant war, alles in einer festen Reihenfolge ablief und wenn man diese störte, dann schien es, als würde für Vince alles ins Chaos stürzen.
Jannes schnappte sich seine Tasche und beeilte sich, drängelte sich an den anderen vorbei und verabschiedete sich nur mit einem kurzen Wink von seinen Freunden. Vielleicht würde er Vince noch einholen, er hoffte es so.
Es war schon seltsam, vor ein paar Wochen hatte er Vincent nicht mal richtig gekannt, jetzt wollte er wenn möglich jede freie Minute mit ihm verbringen.
Und das aufgrund einer ziemlich dämlichen Wette, in gewisser Weise musste er Tobias ja dankbar sein, der Jannes die Wette unterbreitet hatte, wahrscheinlich mit dem Gedanken, dass es von Vorteil wäre jemanden zu haben, dem Vince vertraute, wahrscheinlich um ihn schwerer treffen zu können. Es war Jannes egal, er würde dafür sorgen, dass es nicht passierte.
Ursprünglich war ihm das alles egal gewesen, Vince war ihm egal gewesen. Er war einer dieser seltsamern Jungen, der kaum mit anderen sprach, immer wirkte, als würde er sich in einer unsichtbaren Seifenblase befinden, selbst wenn sich die anderen über ihn lustig machten, drang das nicht wirklich durch die Barriere. Und genau das war es, hatte Jannes festgestellt, eine Barriere, mit der er sich fernhielt von den anderen.
Jannes hatte gedacht, er würde niemals zu Vince durchdringen können und dann war er überrascht, wie schnell es ging, wie schnell Vince ihm Vertrauen geschenkt hatte, wie sehr er es sich gewünscht hatte, jemanden vertrauen zu können.
Vince sprach auch dann nur das Nötigste, aber etwas hatte sich verändert, man konnte soviel in seinen Augen lesen. Jannes fragte sich manchmal, ob Vince sich bewusst war, wie er dann aussah, wie atemberaubend. Vor allem, wenn er etwas erblickte, was sein Interesse weckte, dessen Existenz er anscheinend bis ins Kleinste hinterfragte und ergründen wollte. Und irgendwann hatte Vince angefangen Jannes so anzublicken und jedes Mal, wenn er es getan hatte war Jannes ein Schauer den Rücken hinab gelaufen.
Jannes hatte sich fast bis zum Ausgang durch die Schülermenge gewühlt, als er Vince entdeckte. Er sprintete die letzten paar Schritte bis er ihn eingeholt hatte und ihm freundschaftlich auf die Schulter schlug.
„Hey Vince, hattest du es eilig heut oder warum bist du gleich weg?“
Vincent antwortete nicht sofort, sie gingen ein paar Meter weiter und Jannes runzelte die Stirn. Dann blieb er abrupt stehen, so, dass Jannes beinahe weitergelaufen wäre.
Vince blickte auf, ihn an und Jannes stieß gegen die Barriere, von der er beinahe nicht mehr gewusst hatte, wie sie aussah.
Etwas stimmte nicht in der Art, wie Vince ihn anblickte. Jannes fragte sich, ob die anderen heute irgendetwas gesagt oder getan hatten, was eine solche Reaktion hervorgerufen haben könnte. Und er fragte sich, ob es klug wäre, Vince darauf anzusprechen, doch der kam ihm zuvor.
„Ich werde dir etwas mitbringen, etwas Persönliches.“ Er machte eine Pause und in Jannes’ Kopf begannen die Gedanken zu rotieren, ‚etwas Persönliches’, genau diese Worte hatte er an diesem Tag schon einmal gehört… von Tobias.
„Etwas, was ein Beweis ist, damit du die Wette gewinnst. Ich hab’ es gehört heute, du brauchst mir nichts mehr vorspielen.“
Jannes erstarrte. Er wollte etwas sagen, dass die Wette keine Bedeutung mehr hatte, dass ihm das Geld völlig egal war, dass ihm egal war, was Tobias sagte. Er brachte nichts heraus, denn in diesem Moment bröckelte Vince’ Barriere, ließ einen kurzen Blick zu.
Und Jannes wusste, dass er so leicht nicht wieder zu ihm durchdringen würde können, wahrscheinlich nie wieder. Denn er hatte etwas kaputt gemacht, etwas Zerbrechliches.
Vince sah ihn noch einen Moment an und ging fort.
Epilog 2
3 Wochen später
Vincent schraubte das kleine metallene Teil an. Ein Platz in seinem Regal war frei geworden. Einen Roboter, der Treppen steigen konnte, hatte er nicht wieder gebaut, dafür würde dieser hier Bälle werfen können, den exakten Winkel würde man einstellen können, ebenso die Kraft, die hinter dem Wurf liegen würde. Keine nicht einschätzbaren Variablen, alles war berechenbar und der Ball würde mit dem richtigen Winkel und der richtigen Kraft genau die Entfernung zurücklegen, die man vorhergesehen hatte. Er platzierte eine Tasse in genau 1,25 m Entfernung, stellte den errechneten Winkel und die Kraft am Roboter ein, bevor er den Tischtennisball in die Vorrichtung legte. Er drückte den kleinen Knopf, der den Roboter aktivierte. Der Ball flog über die Tasse hinaus, traf die Schreibtischplatte und sprang dann vom Tisch.
Vincent hatte einen Fehler gemacht. Er würde die errechneten Werte noch mal überprüfen müssen, vielleicht auch seine Formel, vielleicht auch die Einstellungsmöglichkeiten des Roboters. Viele Faktoren konnten zu einer Fehleinschätzung führen.
Es schellte an der Tür, Vincent schrak von seinen Gedanken auf. Bei ihnen schellte niemand, nicht um diese Uhrzeit. Er ließ die Tür zum Wohnzimmer geschlossen, öffnete diesmal nur die Wohnungstür.
Jannes. Sie hatten drei Wochen kein Wort miteinander gesprochen, so wie vier Jahre zuvor. Wie es immer gewesen war und so wie es richtig gewesen war, bis es die Wette gegeben hatte und dann hatte sich das Schweigen nicht mehr richtig angefühlt.
Jannes lächelte ihn unsicher an. „Komm ich ungelegen?“
Vincent schüttelte den Kopf, Jannes ging an ihm vorbei, betrat den Flur und Vincent war unsicher. In diesem Bereich hatte er Jannes schon mal gelassen und letztendlich hatte es ihn geschmerzt.
Jannes trug eine Tasche bei sich, in der er jetzt etwas suchte. Nach kurzer Zeit holte er etwas hervor, einen Roboter, der dem, der Treppen stieg ähnlich sah, vielleicht war er es auch, Vincent erkannte Teile, die er eingebaut hatte.
Jannes kratzte sich am Kopf. „Ich hab versucht ihn zu reparieren, aber ich bin da wohl doch zu blöd für. Er funktioniert nicht richtig.“
Jannes’ Blick hob sich von der kleinen Maschine, legte sich hilfesuchend auf Vincent. Einen Moment zögerte er, wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, wie er die Situation einschätzen sollte. Warum war Jannes hier? Er sollte die Wette gewonnen haben. Doch dann streckte er dennoch den Arm aus, nahm den Roboter in die Hand, es fehlten trotz allem Teile, manche waren nicht richtig montiert, zumindest nicht so, wie Vincent sie montiert hatte.
Jannes lächelte ihn an und irgendetwas in Vincent wollte es spüren, seine Nähe, seine Wärme.
Wieder suchte Jannes etwas in der Tasche. „Ich hab noch etwas.“
Es stellte sich als Buch heraus. Vincent nahm es entgegen und erkannte das Cover von „Chaos und seine Ordnung“, nicht aufgequollen, wie sein Exemplar, was er noch immer hatte, das aber unlesbar geworden war, sondern neu.
„Ich bin unerwartet zu Geld gekommen.“ Jannes zwinkerte ihm vielsagend zu. „Und du hast da ein bisschen geholfen. Ich dachte du würdest gerne ein Neues haben. Außerdem haben wir noch weitere 40 € zum ausgeben.“
Das Lächeln in Jannes’ Gesicht verstärkte sich. „Es tut mir Leid, Vince, wirklich, diese Ganze Sache mit der Wette, ich wollte dich nicht… enttäuschen.“
Vincent biss sich auf die Unterlippe, er wusste nicht, was er sagen sollte, Jannes hatte keinen Grund hier zu sein, wenn nicht, um ihn zu sehen. Vielleicht hatte er einen Fehler gemacht? Vielleicht hatte er etwas falsch verstanden. Er verstand andere Menschen nicht, aber er wollte Jannes verstehen, vielleicht würde er es ihm erklären?
Jannes sah ihn noch immer an, schien nicht einmal zu blinzeln. „Können wir es vielleicht noch mal neu versuchen? Ohne irgendwelcher Wetten? Einfach so?“
Vincent machte eine Bewegung zwischen Schulterzucken und Kopfnicken. Wusste es selbst nicht genau, wollte es, spürte die Angst.
Aber Jannes gab ihm nicht viel Zeit. „Das reicht mir“, sagte er, machte einen Schritt auf Vincent zu, der in der einen Hand noch immer den Roboter hielt, in der anderen das Buch. Dann beugte Jannes sich vor und seine Lippen legten sich auf die von Vincent, warm und weich, wie Sonne und Draußen und Jannes.
Vielleicht hatte Vincent es wirklich falsch verstanden, einen blöden Fehler gemacht, doch er konnte die Rechnung korrigieren, dann würde er auch zum richtigen Ergebnis kommen.
~~Ende~~
Der zweite Epilog ist nachträglich entstanden, einfach aus dem Grund, das eine Geschichte, die man zu Weihnachten verschenkt nicht traurig enden sollte, ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen über jede Art von Feedback freu ich mich natürlich =D