Nicht jede Gleichung ist eindeutig lösbar - Kapitel 5

Nov 13, 2009 13:38

Titel: Nicht jede Gleichung ist eindeutig lösbar

Beta: riannon1978

Genre: Humor/Romance

Rating: P-18-Slash

Warnings: slash, boys love, Lemon, language

Widmung: kuyami4 alles für dich ^.^

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Kapitel 5

Eine ungünstige Verkettung von Umständen? Und Basti war sich sicher, dass diese ungünstige Verkettung von Umständen dahin führen würde, dass sie zusammen im Bett landeten und damit würden die Umstände aus Bastis Sicht eigentlich äußerst günstig sein.
Basti musste das Gespräch, was er mit Andreas im Wagen geführt hatte erst verarbeiten. Er hatte sogar kurz darüber nachgedacht, ob er Recht haben könnte bei der Sache mit Nils, quasi eine Übersprungshandlung, das hatte er wohl gemeint. Da Nils sich abgewandt hatte, hatte Basti seine Gefühle auf ein neues Ziel projiziert.
Er war zu dem Schluss gekommen, dass es Quatsch war. Klar, Nils fehlte ihm, einfach weil er sein bester Freund war, aber er wollte ihn nicht berühren, nicht küssen oder gar mehr. Aber eben das wollte er bei Andreas, auch wenn dieser ihm das nicht so ganz abkaufte.
Und da lag sein Problem. Er haderte damit, dass Andreas ihn und seine Gefühle scheinbar nicht für voll nahm.
Vielleicht verglich er ihn mit den ganzen Mädchen, die für ihn schwärmten, nur etwas hartnäckiger. Aber zumindest er selbst wusste, dass da ein Unterschied bestand.
Er schwärmte nicht, er war verliebt und er war bereit, dafür einiges zu geben.
Er änderte seine Taktik, wieder mal.
Auch, wenn Andreas scheinbar bemüht war, eine möglichst reine Weste zu bewahren, so war und blieb er ein Kerl. Und Basti war scheinbar nicht hässlich, zumindest war das der Schluss, den er aus seinen Erfahrungen im ‚male’ ziehen konnte.
Einen kurzen Augenblick fragte er sich, ob er nicht zu dick auftrug.
Er hatte eine so enge Jeans an, dass man sie schon fast als zweite Haut bezeichnen konnte, dazu trug er ein kurzärmeliges Hemd aus einem Stoff, der nicht wirklich als Blickdicht bezeichnet werden konnte.
Er wusste, dass er schwul aussah, aber letztendlich würde es ihm wahrscheinlich nicht mal mehr schaden, wenn die anderen das vermuteten.
Vielleicht würde Andreas ja dann merken, dass er mehr war, als nur ein schwärmender Schüler. Zudem war sich Basti sowieso sehr sicher, dass er Andreas schon normal nicht so kalt ließ, wie er es ihm weiß machen wollte. Es war schon immer sehr auffällig, wie schnell er seine Hand oder seinen Arm wegzog, wenn sie sich zufällig berührten, seiner Meinung nach etwas zu schnell.
Bastis neues Outfit sorgte wirklich kurzzeitig für neuen Gesprächsstoff in der Stufe, zumal er sich nun auch optisch von den anderen Jungen, die eher leger gekleidet waren, abhob. Seine Motivation wurde diskutiert und selbst Nils schickte einige verwirrte Blicke zu ihm rüber.
Aber letztendlich untermauerte es nur seinen Sonderlingsstatus, den er sich sowieso in der letzten Zeit gefangen hatte.
Viel interessanter würde jedoch das Verhalten von Andreas werden. Mathe hatte er dienstags, er war mit Absicht schon die Tage zuvor mit seinem neuen Kleidungsstil aufgetaucht, damit zumindest niemand direkt die Verbindung zu Andreas herstellen konnte.
Er war nervös, obwohl er keine Probleme damit hatte, körperlich ein bisschen nachzuhelfen, war es doch eine ungewöhnliche Situation, sich so anzubieten.
Er nahm eine Cola aus dem Kühlschrank des kleinen Schulkiosks. Er hatte nicht wirklich die Ruhe gehabt, die kurze Pause im Klassenraum zu verbringen.
Er schlenderte zur Kasse, sein Blick fiel auf das Süßigkeitenregal. Neben Schokolade, Bonbons und Kaugummis befanden sich auch Lutscher in der Ablage. Basti dachte an den Candyshop von 50 Cent. ‚I'll let you lick the lollipop.’ Er grinste und nahm sich eine Packung Kirsch-Lutscher.
Er kam zu spät; als er die Tür zum Raum öffnete, war Andreas bereits da und hatte den Unterricht begonnen.
„Basti, warum…“ Andreas sah auf und stutzte, als er ihn erblickte. Basti konnte sehen, dass er schluckte, bevor weiterredete: „Warum sind Sie zu spät?“
Basti lächelte, möglichst unschuldig, wie er hoffte. „Tut mir Leid, ich werd’s wieder gutmachen.“
Die anderen Schüler lachten. Basti fixierte Andreas, der aber seinem Blick auswich.
„Setzen Sie sich.“
Basti ging zu seinem Platz und ließ sich auf seinen Stuhl fallen, er sah nach vorne. Andreas schien keine weitere Notiz von ihm zu nehmen.
Er nahm einen der kirschroten Lutscher aus der Verpackung.
„Was machst du da?“ Saskia hatte die Stirn gerunzelt und sich etwas mehr zu Basti herübergebeugt, damit sie nicht gehört wurde. Basti hielt ihr die Packung hin. Sie schüttelte den Kopf.
„Seit wann stehst du auf Lutscher? Außerdem ist Essen im Unterricht verboten.“
„Schon immer, ich wusste es nur vorher nicht.“ Basti schob sich den Lutscher in den Mund. „Und wenn Rehlke so scharf drauf ist, kann er ihn ja konfiszieren, ich hätte nichts dagegen.“
Er lenkte seinen Blick nach vorn. Andreas hatte scheinbar ein neues Thema angefangen. Er folgte in den nächsten Minuten jeder Bewegung des Lehrers. Als sich ihre Blicke zufällig kreuzten, ließ Basti seine Zunge besonders auffällig über die Rundung des Lollies gleiten. Andreas ließ nur kurz seinen Blick auf Basti ruhen, bevor er weiter durch die Reihen blickte.
Keine nennenswerte Reaktion, was Basti gar nicht gefiel.
Den Rest der Stunde hatte Basti das Gefühl, dass Andreas ihn mit Absicht ignorierte.
Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber er hatte zumindest irgendeine Reaktion erwartet. Etwas resigniert setzte sich Basti in der Pause zwischen den beiden Mathestunden auf seinen Tisch. Dafür also der ganze Aufwand? Für nichts? Oder musste er einfach geduldiger sein?
Andreas sprach gerade mit einem seiner Mitschüler. Er wollte nach vorne gehen, mit irgendeiner Ausrede, einfach nur, um mit Andreas reden zu können, aber er wollte sich tatsächlich weniger aufdrängen. War ja angeblich eine beliebte Taktik der Frauen, dass sie sich rar machten. Eine ziemlich doofe, denn wie er gerade feststellte, erforderte sie eine Menge Selbstbeherrschung.
„Hey!“ Annika setzte sich neben ihn auf den Tisch.
„Hey…“ Seitdem er mit ihr Ausgegangen war, hatte sich eine leichte Freundschaft entwickelt. Annika war meist weniger nervig, wie die anderen Mädchen und schon allein deshalb eine angenehmere Gesprächspartnerin.
„Darf ich?“ Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten, nahm sie Basti den Lutscher ab und steckte ihn sich selbst in den Mund.
„Hey, das ist meiner!“ Basti tat gespielt entrüstet. Annika lachte und lehnte sich gegen ihn. So vertraut war sie selten und das überraschte Basti ein wenig. Er hatte gedacht, sie hätte kein Interesse mehr an ihm, zumindest hatte er den Eindruck gehabt, nach dem etwas missglückten Kinobesuch.
Sie beugte sich noch etwas weiter zu ihm hinüber und Basti fand es schon unangenehm nahe. Er hörte mehr, als dass er sah, dass sie den Lutscher aus ihrem Mund nahm und wollte sie von sich schieben, doch sie kam ihm zuvor.
„Er beobachtet dich manchmal, wenn du nicht hinsiehst.“ Die Worte waren so leise, dass nur Basti sie hören konnte.
Er ruckte jetzt doch ein Stück von ihr weg, um ihr in die Augen sehen zu können.
„Wer?“
Sie nickte kaum merklich mit dem Kopf in Richtung Pult. Ihre Lippen formten die Worte „Rehlke“ ohne, dass ein Ton zu hören war.
Basti schaute nach vorn, Andreas suchte gerade etwas in seiner Tasche. So ziemlich tausend Fragen türmten sich in Bastis Kopf. Sein Blick fixierte erneut Annika.
Warum sagte sie ihm das? Sie musste irgendetwas ahnen, was gleichbedeutend damit war, dass er sich zu auffällig benahm, aber er hatte sich heute eigentlich wenig musterschülermäßig verhalten, wie hatte sie also die Verbindung zu Andreas erkannt?
„Basti?“ Das war Andreas. Verwirrt wanderte Bastis Blick wieder nach vorne.
„Sie können Ihre Aufgaben wiederhaben, die Sie letzte Woche abgegeben haben.“
Wortlos ließ sich Basti vom Tisch gleiten. Er spürte, wie er angestoßen wurde und drehte sich nochmals zu Annika herum, die ihn anlächelte. „Hier!“ Sie schob den Lolli wieder zwischen Bastis Lippen.
Er war viel zu sehr damit beschäftigt, seine Gedanken zu ordnen, als sich zu freuen, eine Chance zu erhalten mit Andreas zu sprechen, deswegen nutzte er sie wohl auch nicht. Er ging nach vorn, nahm die Blätter entgegen und bedankte sich, bevor er wieder zu Annika zurückkehrte. Er musste mit ihr reden und sehen, wie viel sie wirklich wusste.
Er setzte sich wieder zu ihr, legte die Aufgaben achtlos auf den Tisch. „Kann ich heut Nachmittag zu dir kommen?“
Sie schien damit gerechnet zu haben, nickte nur, als es auch in denselben Augenblick wieder zur Stunde klingelte.

~~ooOoo~~

Annikas kleiner Einwurf hatte Basti wirklich zum Grübeln gebracht.
Er wusste überhaupt nicht, wie er damit umgehen sollte, wenn jemand nicht nur wusste, dass er schwul war, sondern auch, dass er auf seinen Mathelehrer stand, den er gerade versuchte rumzukriegen.
Jemand Außenstehendes könnte das tatsächlich für pervers halten, schließlich waren jegliche Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern verboten, egal ob hetero- oder homosexuell. Das jemand so denken könnte wurde ihm erst jetzt klar.
Er hatte bisher nicht das Gefühl gehabt, irgendetwas Falsches zu tun, aber bisher hatte er sich auch keine Gedanken darüber gemacht, wie es auf andere wirken könnte, aber dem konnte er jetzt vielleicht nicht mehr aus dem Weg gehen.
Annika hatte nicht den Eindruck gemacht, dass sie schlecht von ihm dachte, aber zudem wusste er auch noch immer nicht, was genau sie ahnte.
Sie stellte die Gläser auf den kleinen Tisch neben dem Sofa, bevor sie sich setzte. Basti wusste nicht, wie er beginnen sollte, nahm einen Schluck Apfelschorle und tat, als würde er dem Radiomoderator zuhören, der gerade höchst enthusiastisch Sportergebnisse vorlas. Einige Sekunden saßen sie einfach nur dort in Annikas Zimmer, ohne, dass jemand etwas sagte.
Annika räusperte sich nach einiger Zeit. „Basti, ich hab’ da keine Probleme mit.“
„Womit? Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Du weißt genau, was ich mein’.“
„Nein, weiß ich nicht!“
Annika sagte nichts mehr. Sie drehte sich etwas von Basti weg und er fühlte sich schlecht, dass er sie angefahren hatte, aber sollte sie halt ihre Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten stecken.
„Was meintest du denn überhaupt damit, als du gesagt hast, Rehlke würde mich beobachten, wenn ich es nicht bemerk?“
Sie seufzte. „Das ist es doch, was du willst? Dass er dich ansieht, deshalb trägst du doch diese Klamotten, oder etwa nicht?“
„Warum sollte ich so was wollen? Was hätte ich denn davon?“
Annika verdrehte die Augen. „ Soll das ein Verhör werden oder was? Sag mir einfach, ob ich Recht hab oder nicht, dann ist die Sache gegessen. Wie ich schon sagte: Ich habe da kein Problem mit!“
Basti schwieg, was schon fast ein Eingeständnis war, aber es fiel ihm schwer, Annika einfach ins Gesicht zu lügen.
Aber Annika wartete keine Antwort ab, sie beugte sich etwas zu Basti rüber. „Als du deine Aufgaben abgeholt hast, hat er dir auf den Hintern geguckt.“
„Ehrlich?“ Fast im selben Moment, als er das Wort aussprach, wusste Basti, dass er sich spätestens jetzt verraten hatte.
Sie sah ihn an und grinste, Basti konnte nicht anders als zurückgrinsen. Sie hatte ihm gerade den ersten wirklich greifbaren Anhaltspunkt geliefert, dass Andreas ihn sexuell durchaus attraktiv fand und er mit seiner neuen Taktik vielleicht doch nicht so falsch lag. Er lehnte sich zurück.
„Woran hast du es bemerkt?“
„Was? Dass du schwul bist oder dass du in Rehlke verknallt bist?“
Er zuckte mit den Schultern. „Beides. Ich schein es nicht besonders gut geheim halten zu können.“
„Na ja, ich weiß nicht. War eher ne Kombination von mehreren Hinweisen. Dass du schwul bist, hab ich geahnt, nachdem, was nach dem Kinobesuch hier gelaufen ist.“
„War’s so schlecht?“
Sie lachte. „Ging so, aber viel mehr hat es mir zu denken gegeben, dass du dich scheinbar so überhaupt gar nicht in deiner Männlichkeit verletzt gefühlt hast. Sicher war ich dann, als du dein Verhalten im Matheunterricht geändert hast.“
„Meinst du, dass das sonst noch jemand mitgekriegt hat? Ich glaub, wenn sich das rumsprechen würd’, dann ständen die Chancen gleich Null.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich glaub nicht, ich mein, ich war ja mal verknallt in dich und hab ein paar Wochen damit verbracht, dein Verhalten zu studieren. Da fällt mir so was halt auf.“
„Oh.“ Erst jetzt konnte Basti wirklich nachvollziehen, wie verletzend sein Verhalten hatte sein können, vor allem, weil er Annika letztendlich benutzt hatte, um sich selbst eine Frage zu beantworten mit der sie nichts zu tun gehabt hatte.
„Mach dir keine Gedanken, ich hatte damit abgeschlossen, als du mir nen Korb gegeben hast, es war nur eine Schwärmerei, denke ich. Ich hab mich zwar gefreut, dass ich noch ne Chance bekommen hab, aber es hätte ja sowieso nicht geklappt.“
„Und das mit Rehlke, das findest du in Ordnung?“
Sie zögerte, bevor sie antwortete, was Basti vorwarnte, dass er kein vorbehaltloses ‚ja’ erhalten würde.
„Am Anfang fand ich es etwas seltsam. Ich mein, so viele Mädchen schwärmen für Rehlke, was ja irgendwie normal ist, die meisten verschießen sich ja irgendwann in den Lehrer, aber so gut wie keine rechnet sich tatsächlich Chancen aus, einfach wegen der Tatsache, dass er der Lehrer und es verboten ist.
Aber du scheinst es irgendwie ernst zu meinen und ich bewundere deinen Mut, dass du es wirklich versuchst.“ Sie machte eine Pause und wirkte nachdenklich. „Na ja, vielleicht bin ich dann doch zu romantisch veranlagt, Rehlke ist, keine Ahnung, irgendwas zwischen 25 und 30 Jahren, also gerade vielleicht 10 bis 15 Jahre älter wie wir. Wenn du ihn irgendwie anders begegnet wärst, wenn er nicht unser Lehrer wäre und es hätte gefunkt zwischen euch, dann hätte niemand etwas dagegen.“ Sie sah plötzlich auf und direkt in Bastis Augen. „ Es ist doch blöd, sich die Möglichkeit für die große Liebe nur deshalb zu verbieten, weil er vielleicht noch 2 ½ Jahre unser Lehrer ist.“
Basti wusste nicht, ob ihm die Richtung des Gesprächs gefiel. Er hatte nicht vorgehabt mit Annika überhaupt über die ganze Geschichte zu reden, aber es war von Vorteil mal die Meinung von jemand Außenstehendem zu hören. Außerdem fühlte es sich tatsächlich besser an, dass jemand bescheid wusste, es erleichterte Basti auf eine gewisse Art.
„Du glaubst wirklich es gibt ne Möglichkeit? Er glaubt mir nicht mal.“ Wenngleich Annikas Sichtweise tatsächlich kitschig war, so tat es einfach gut zu hören, dass sie ihn verstand und nicht direkt verurteilte.
„Wer glaubt dir nicht?“
„Andreas, also Rehlke, er meinte ich bilde mir was ein, als ich ihm sagte, ich sei in ihn verliebt.“
Annikas Augen wurden groß und sie starrte Basti an, als hätte er sich gerade spontan in einen Alien verwandelt. „Du hast ihm das gesagt?“
„Was hätte ich sonst tun sollen? Aber wie gesagt, er nimmt es nicht ernst.“
„Wow, ehrlich, von deinem Mut hätte ich gern etwas. Aber was hast du erwartet? Rehlke laufen hunderte von Schülerinnen hinterher, wo käm er denn dann hin, wenn er die alle ernst nehmen wollte.“
Basti tat beleidigt. „Das ist ja wohl was anderes!“
„Warum, weil du ein Junge bist?“
„Zum Beispiel.“
„Ja, und ich glaube Rehlke sieht das genauso, er kann es ja nur nicht zugeben.“

orig: nicht jede gleichung, original

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