I can't stop the rain from falling

Sep 08, 2007 23:01

Motorradfahren war befreiend. Es drehte sich dabei alles nur um die nächste Kurve. Rückspiegel waren so sinnlos wie ein Tagebuch. Was darin zu sehen war, war vorbei. Trotzdem übte ein Blick in die Vergangenheit starke Anziehungskraft aus. Auch wenn der Geist dadurch in Unruhe versetzt wurde, Reflektion war wichtig. Wie war ich gewesen? Wie waren die Beziehungen abgelaufen? Wunderschön? Bis hin zu den Problemen... Diese zeichneten sich mehr oder minder rasch am rosafarbigen Horizont ab. Solche Hindernisse und emotionalen Schranken basierten doch auf persönlichen Defiziten. Und diese wiederum entsprangen verdrängten Erlebnissen, deren Erwerb mit Sicherheit vor der Begegnung mit dem jeweiligen Partner stattgefunden hatte. Unser Selbstbild, welches sich verliebte, war nur die Spitze eines Eisberges. Tief darunter schlummerte unbewusst das massive und komplexe Gefüge, dass uns ausmachte. So wie auch beim Partner. Und wenn sich die Spitzen aufeinander zubewegten, kollidierten zwangsläufig diese verborgenen Berge.

Alte Erfahrungen, Verhaltensmuster, alle Schmerzen und Verletzungen, Ängste und das komplette ungenutzte Potential lag dort brach. Versperrten der nach Entfaltung strebenden Lebenskraft und dem Kontingent zu vergebender Liebe den Weg nach oben. All das Gute, was schon immer zu uns als Mensch gehörte, aber oft keinen Raum fand, verwandelte sich damit mit der Zeit im Dunkeln zu etwas vermeintlich Bösem. Diese ungelebte Kraft und Lust, die verbotenen Wünsche und Triebe wurden zu Aggressionen, zu Scham, Frust oder Hass. Solange bis wir schliesslich uns selber verurteilten, weil wir uns an die ehemals gute Absicht nicht mehr erinnern konnten.

Mit unseren unterdrückten Wünschen war es doch wie mit einem eingesperrten Raubtier. In einem engen Käfig wurde es unberechenbar und gefährlich. Und während wir Worte der Liebe unserem Partner flüsterten, sabotierten im Hintergrund unsere Ängste das wir verlassen würden, diese lebensnotwendigen und erfüllenden Aktivitäten des Gebens & Liebens. Wie hiess es in einem Hollywoodfilm sinngemäss, nicht was wir im Inneren waren zählte, sondern das was wir taten (oder daraus machten?).
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