Dec 26, 2017 14:01
Böhmen ist wieder so märchenhaft schön. Der Nebelduft lässt die Landschaft unwirklich wild erscheinen. Er liegt auf dichtgedecktem Hügeltann und tiefgewundenen Tälern. Am Himmel wirkt die Wintersonne wie eine fahle, ferne Scheibe, die nur scheint, aber nicht ist. Am liebsten wollte ich hineinwandern in diese andere, unbekannt-vertraute Welt. Zwischen moosbebilderten Bäumen führen unscheinbare Pfade vorbei an Seen und Feldern. Von Menschen verlassen, die hinter warmen Öfen geblieben sind, um im Kreis zu arbeiten, wird sie nur noch von denen begangen, die sich geradewegs hinauswagen, zu entdecken und unter den Tieren zu wandeln, die von alledem nichts wissen wollen. Heimat der Märchen und Sagen und der alten Götter, die nicht eifersüchtig sind. Ein Rückzugsort für Trolle und Kobolde, Faune und Feen - und schien dieser Bergkamm, der vorüberfliegt, so schroff und Fels und schwer, sich nicht eben geregt zu haben, als wollte er sich endlich doch erheben und den uralten Gevatter Schlaf vom Panzer schütteln? Krähen krächzen über brachem Feld, sie schwingen sich zum fernen Flug und wachen dann vom hohen Holz der ewigen Eiche. Am Rande des Weihers blickt ein Kranich zwischen Schilf und Schleier auf. Er mustert mich und zieht dann herrschaftlich zum Himmel hin. Dort sucht er dich am Horizont, wo die Welt nicht endet - sie beginnt jedoch in mir.
neoromantik,
boehmen