Und was hast du dann davon?

May 17, 2010 01:48


Warum werd ich gefragt, was mir die Weiterbildung nützt wenn ich auf einmal mein Single-Dasein beenden und/oder schwanger würde?

Seit Anfang des Jahres arbeite ich nur noch als Teilzeit, besuche dafür die Abendschule, hole mein Abitur nach und habe vor, dem noch ein Linguistik-Studium hinterher zu schieben.

Erzähle ich von meinen Plänen, ruft das im Allgemeinen Zustimmung hervor. Manch einer spricht noch eine Warnung aus, weil er jemanden kennt, der in dem Bereich Sprachen arbeitet oder es zumindest versucht und von der Problematika der Jobfindung etwas mitbekommen hat. Aber an sich betrachtet, gratulieren mir die Meisten zu der Entscheidung, mein Potential weiter auszuschöpfen, mich aus der Verdummung meiner beruflichen Tätigkeit befreit zu haben, und dass ich etwas gefunden habe, was mir wirklich Spaß macht.
Aber wie immer sind "die Meisten" nicht "alle". Nachdem meine Familie endlich eingesehen hat, dass ich intelligent genug bin, um zu studieren und mich inzwischen unterstützen (währenddessen sie vorher der ganzen Sache sehr skeptisch gegenüber standen, mir vorwarfen, ich hätte doch einen guten Job mit gutem und regelmäßigem Einkommen, unbefristeten Vertrag und mehr Glück als die meisten anderen, warum jetzt noch mal einen ganz neuen Weg einschlagen?), häuft sich doch tatsächlich die ernstgemeinte Aussage:
"Ja und dann lernste nen Kerl kennen, wirst schwanger und was willste dann noch mit deinem Abitur?"
Ganz ehrlich, ich bin jedesmal zu verblüfft über diese Aussage, als dass ich darauf eine umfassende niederschmetternde Gegenrede halten könnte. Zum einen wäre ich mit Abschluss des Abiturs gerade mal 26. Ja ich gebe zu, in meinem Kopf wäre ich gern mit 26 verheiratet und hätte vielleicht auch schon gern ein Kind unterwegs gehabt. Dass ich es nicht sein werde, von der Vorstellung verabschiedete ich mich schon vor 3 Jahren, als ich noch mit meinem Exfreund zusammen war. Damals war ich 20 und er sah keinen Grund Familie zu gründen bevor wir uns der 30 nähern. Inzwischen bin ich seit fast zwei Jahren Single und an die Hochzeit mit 25 glaub ich noch so sehr wie an den Weihnachtsmann.
Aber selbst wenn ich einen tollen Mann kennenlernen sollte, es direkt einschlägt und wir im Laufe meiner Abitur- und später Studienzeit beschließen sollten, ja das passt, wir werden unser Leben lang zusammenbleiben und heiraten, oder ich schwanger würde, warum sollte mein Abitur dann umsonst sein? Es ist nicht unmöglich als Mama zu studieren und dann noch Karriere zu machen. Hier soll mir keiner mit Statistiken kommen, dass Männer nachwievor öfter höhere Posten besetzen wie Frauen. Wir befinden uns bei diesem Thema in einem Entwicklungsprozess, beziehungsweise muss abgewogen werden, aus welchen diskriminierenden Gründen man Männern vorzugsweise diese Posten anbietet, anstatt einer Frau mit gleichen Qualifikationen. Das ist aber nicht der Punkt meiner momentanen Überlegungen.

Die kreisen eher um die Frage:
Warum sollte ein Mann oder Kind Hindernis sein, studieren zu gehen, beziehungsweise warum schwingt bei der Aussage "und was willst du dann noch mit deinem Abitur?" die Vorstellung mit, ich würde dann höchstens nur noch halbtags arbeiten und ansonsten das Haus hüten?
Interessant auch, dass jene Aussge bisher nur von Männern kam. Deprimierenderweise sowohl den Alten (denen ich das ja noch zugestehe) als auch den Jungen (die es meiner Meinung nach besser wissen müssten!).
Mhm, ich frage mich ob sie dem Mann, der in der Schule neben mir sitzt und 30 Jahre alt ist, die gleiche Frage stellen würden. Er könnte ja auch Frau kennenlernen, sie heiraten und dann für ein Kind sorgen müssen. Oder in die viel diskutierte Elternzeit gehen. Wo ist der Unterschied zwischen ihm und mir?
Ich sehe durchaus die Problematik, dass mit einer Schwangerschaft frau für eine Weile ausfällt. Allein des biologischen Faktors wegen. Aber ich weiß auch, dass frau im allgemeinen einen hohes Maß an Ehrgeiz entwickeln kann und die Fähigkeit eine Familie zu managen auch im Arbeitsleben von Nutzen ist. Ich weiß, dass ich so sein kann und es sein will.

Ich weiß, von daher sollte es mir egal sein, was andere denken. Wie sie glauben, das mein Leben weitergeht. Lasse reden... Auf der anderen Seite... warum? Damit sie dieses Gedankengut immer weiter tragen? Auf andere übertragen? Auf diese Art andere Frauen verunsichern?
Ist es vielleicht das, was angestrebt wird? Die Verunsicherung? Weil die Männer hinter den Stimmen, die meine Pläne in Frage stellen, sich selbst unsicher fühlen, wenn jemand, insbesondere eine Frau, mehr aus ihrem Leben macht als sie selbst? Oder generell etwas aus ihrem Leben macht? Im Gegensatz zu ihnen selbst?
Viele Ansätze. Vielleicht stimmt keiner davon. Oder alle. Ein bisschen zumindest.
Was ich will? Mhm, einfach nur meinen Weg gehen. Und wichtige Fragen beantworten. Keine nach dem (Un)Sinn meiner Bestrebungen.

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