Einfach so.

Aug 08, 2005 14:26

Mir ist gestern abend im Bett was passiert, was ich unbedingt hier festhalten wollte. Nein, ich habe keinen Stehen gehabt und das Bett ist auch noch vollkommen trocken. Ich habe mich mal wieder an meine Bundeswehrzeit zurück erinnert, gerade die Geschichten mit meinem Kreislauf. Wo ich an meine Grenzen und sogar darüber hinaus gekommen bin. Einmal sind wir um die Kaserne gelaufen, das sind ungefähr 3 Kilometer. Die erste Runde war die Aufwärmrunde, damit wir die Strecke kennen lernen und natürlich auch gut aufgewärmt für die nächste - ernstere - Runde waren. Die erste habe ich noch in einem gutem Tempo zurück gelegt, ich war nicht der Schnellste, aber auch nicht der Langsamste. Nach einer kurzen Muskeldehnung ging es dann weiter. Aber ich war so von der ersten "Aufwärmrunde" gefickt, dass echt nichts mehr klar ging. Wenn man stehen blieb, schrien die Ausbilder (welche mit liefen) "Da wird nicht gegangen!", "Laufen!!" oder "Verdammt, laufen Sie!" und wenn man dann mit einem schwachen "Ja..." antwortete waren sie gleich beleidigt und schrien einen mit "Ja - was?!" an. Jedoch war ich nie einer, der nur ein Ja von sich gegeben hat. Ich gebe zu, ich bin auch hier einmal umgekippt. Ein Ausbilder hielt meine Beine nach oben und schüttelte sie. Nach kurzer Zeit, obwohl ich kaum aufstehen konnte, sagte ich dass es wieder gehen würde und ich das schaffe. Immer das Bild von dem Mädchen vor Augen, welches ich liebte. Und so krank es klingt, es gab mir auch Kraft, wenn ich mir den Satz "7. Kompanie - Wir sind stark!" vor Augen hielt. Die letzten Meter zum Ziel konnte ich echt nicht mehr. Ich hatte nun auch falsch geatmet und alles war verschwommen und überhaupt.. scheiße. Da kam ein weiterer Läufer in Zivilsportkleidung neben mir her gelaufen und sagte zu mir "Komm!". Auf dieser Laufbahn, rings um die Kaserne, liefen nämlich nicht nur wir. Ich sagte ihm, dass es nicht mehr gehen würde. Er meinte, dass ist anfangs nur so schlimm. Man würde sich irgendwann daran gewöhnen. Ich fragte ihn dann, ob er ein Gefreiter sei. Zur Erklärung: Ich bin Rekrut, habe keinen Dienstgrad. Die nächste Stufe wäre Gefreiter gewesen, danach Obergefreiter, dann Hauptgefreiter, Stabsgefreiter, Oberstabsgefreiter. Und dann erst die Unteroffiziere. Er sagte mit einem Schmunzeln, dass er Feldwebel sei. Sofort habe ich mich bei ihm entschuldigt. Kein Problem meinte der Feldwebel. Dann lief ich ihm davon, da es zum Ziel nur noch 100 Meter oder so waren. Er rief mir hinter her "Kamerad, das schaffen Sie!". Als ich im Ziel angekommen war und mich in meine Gruppe stellte, lief der Feldwebel an uns vorbei. Ich sagte ihm Danke und er lächelte mich an. Das war echt ein Erlebnis, das kann man gar nicht beschreiben. Zumal ich Hilfe eh nicht gewohnt bin. Egal welcher Art, und dann hilft einem sogar noch ein ranghöherer Feldwebel. Als ich darüber gestern im Bett nachgedacht habe, kam mir echt eine Träne aus dem Auge. Das wollte ich nur los werden. Ein normaler Zivilist wird bestimmt nie verstehen können, warum einen das so ergreift. Bundeswehr ist eine reine Teamgeschichte. Als Einzelkämpfer überlebt man da echt nicht lange. Deswegen, Sandra, heißt es auch Kameradschaft. Und nicht Freundschaft. Die Vorgesetzten nennen einen Kamerad. Die Kameraden auf den Stuben nennen einen Kamerad. Sogar nennen wir feindliche Soldaten Kameraden. Wo da der Sinn liegt weiß ich nicht. Vielleicht, weil es auch Soldaten sind und somit das gleiche 'Leid' haben. Einfach ein Soldatentum, da redet man halt nicht von Freundschaft. Freunde sind kein Team, Freunde helfen sich nicht so stark wie dort. Freunde mögen zusammen halten und über Probleme des Anderen reden und somit irgendwie irgendwo helfen. Trotzdem nicht vergleichbar mit Kameradschaft. Und bei einem Marsch, wo der Schwächste nicht mehr kann, wird dem das Gepäck komplett (!) abgenommen. Dann wird es auf seine stärksten Kameraden verteilt und sollte der Schwächste dann immer noch zu erschöpft sein, wird ihm unter die Arme gegriffen. Eine Gruppe ist nur so stark wie das schwächste Glied heißt es. Ich komm vom eigentlichen Thema ab... sowas aber auch. Werd mich nun verpflegen (essen).
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