Umkippen....

Jul 16, 2005 14:41

In der Grundausbildung gilt es die körperliche Leistung an die Grenzen zu treiben und darüber hinaus. Und wenn man denkt, man kann nicht mehr, wurden erst 70% der Energie verbraucht. So kriegt man es jedenfalls von den Vorgesetzten gesagt. Nun bin ich vergangenen Mittwoch beim Marsch umgekippt. Wir waren auf der Schießbahn, sind aber mit dem Bus hingefahren worden und mussten dann den Weg zurück Marschieren. Ungefähr eine Strecke von 7km. Nach 2km bin ich dann umgekippt. Wir sind in Gruppen marschiert, d.h. mit knapp 12 Mann, alle hintereinander. Jeder mit seinem 20kg schwerem Rucksack, der Koppel (Gürtel-Trage-Gestell mit Feldflasche, Mehrzwecktasche mit Essgeschirr als Inhalt, ABC-Tasche mit Gasmaske als Inhalt und zwei Magazintaschen mit leeren Magazinen als Inhalt) sowie dem Gewehr G36. Hinzu kam der Kampfhelm, den wir jeweils an unserem Rucksack hinten befestigt hatten. Dann noch die Ärmel der Feldbluse lang und eine schicke Feldmütze auf dem Kopf. Und das Tempo war einfach enorm und das um 15 Uhr, wo die Sonne ganz oben stand und uns belächelte. Dann verloren wir den Abstand zu der Gruppe, die vor uns marschierte. Da diese plötzlich los lief. Also hieß es "Im Laufschritt aufholen!!", alle sind losgelaufen. Der Helm wackelte hin und her am Rucksack, das Gewehr drohte aus der Hand abzurutschen, da diese total verschwitzt war. Ja... und dann nach kurzem Laufen bin ich nach links umgekippt. Zum Glück auf den Rasen, da wir auf einem Fussgängerweg waren. Mir wurde einfach schwarz vor Augen und mir war übelst schwindelig. Sofort hielt die ganze Gruppe an und versammelte sich um mich. Der Hauptgefreite (Hilfsausbilder) schrie nur "Scheiße! Das Aufholen können wir jetzt vergessen." und holte meine Feldflasche hervor und gab mir was zu trinken. Dann kam auch ein Bundeswehr Jeep an, der meine Sache einladete und mich mitnahm. Ich rief meinen Kameraden noch hinter her, dass es mir leid tun würde. Der Hauptgefreite meinte, dass es nicht meine Schuld wäre. Dann fuhren wir mit dem Jeep an den ganzen Gruppen vorbei. Was ein Anblick. So viele Soldaten, alle am Laufen und Schwitzen. Als wenn irgendeine Front gestürmt werden würde. Die Fahrer des Jeeps meinte auch nur "Die müssen ja bescheuert sein, bei dem Wetter so zu laufen. Es heißt ja nicht umsonst 'Eingewöhnungsmarsch'". Jetzt am Freitag bin ich wieder umgefallen. Wir hatten kurz vor Dienstschluss 'Military Fitness', d.h. wir mussten im Feldanzug einmal um die Kaserne laufen. Und das mit Gewehr. Es war wieder warm, das Tempo schön hoch und das Gewehr mit der Zeit schön schwer. Dann hieß es wir sollen das Gewehr mit beiden Händen nach vorne wegstrecken und weiter laufen. Irgendwann nur noch mit einer Hand und zum Schluss das Gewehr über dem Kopf. Dann bin ich nach 3/4 der Strecke wiedermal umgekippt. Der Fahnenjunker (Ausbilder) meinte, ich solle mich dann am Montag krank melden und dort in den SanBereich gehen. Ich denke es liegt an meinem Blutdruck und Puls, beides war damals bei der Musterung zu hoch. Sollte es wirklich der Fall sein, werde ich ausgemustert und muss die Bw verlassen. Danach bin ich so ziemlich von allem befreit, muss dann kein Zivi machen und Bw natürlich auch nicht mehr. Aber was dann? Ich wollte es eigentlich durchziehen, ich kann meine Kameraden nicht einfach so im Stich lassen. Es sind zwar erst 2 Wochen um, aber die sind mir schon enorm wichtig geworden. Andererseits will ich aus dieser Hölle auch raus... najaaa. Egal, ich werd nun mein restliches Wochenende noch genießen.
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