Feel Bad Inc. - Nachtschatten - Kostprobe

Apr 25, 2007 12:45

Autor: les_lenne
Titel: Feel Bad Inc.
Rating: R
Warnings: Kostprobe; unbeta-ed
Fandom: Nachtschatten (Original)
Charaktere: Tai, Linear, Yuji
Summary: Eine Nacht in der Bar „Feel Bad Inc.“, und du weißt, was das Wort durchgeknallt bedeutet. Während Tai das Leben hasst, Linear darüber philosophiert, und Yuji einfach nur gerne wen nageln würde, nimmt die übliche Nachtschicht ihren Lauf...


Feel Bad Inc.

Tai rutschte auf der Anrichte herum. Noch zehn Gläser standen nass neben der Spüle, das neunte trocknete er gerade ab. Die schwarze Lackhose war unangenehm kühl auf seiner Haut, das reich berüschte Oberhemd juckte dagegen und er wünschte sich, die Gummizüge der Rüschen wären genauso kühl wie der Lack.
„Ich bin so satt.“
„Du bist es satt, Tai. Gegessen hast du heute noch gar nichts“, stellte Linear fest, die auf der Theke saß, ein kurzes Schulmädchenoutfit anhatte und sich ihre überspitzen Nägel feilte.
Tai stöhnte. „Ich wollt es nur abkürzen. Hab ja nicht die ganze Welt der Zeit.“
„Zeit der Welt“, verbesserte ihn Linear abermals. Sie pustete sich den Nagelstaub von den Fingern. „Und alle, nicht ganze. Dafür, dass wir multilingual sind, hast du nicht gerade ein großes Sprachvermögen.“
Er stellte das Glas etwas zu ruppig auf die Theke, sodass sich ein hauchdünner Sprung am Boden bildete. Das Glas war dick, und die Bar dunkel, zumindest wenn Gäste da waren. Es würde keinen stören, also stellte er es zurück zu den anderen Gläsern und nahm sich ein weiteres, das er abtrocknen konnte. Gläser abzutrocknen beruhigte ungemein. Im Regelfall. Aber Linear war nicht der Regelfall. „Ist mir doch egal. Ich kann es nur immer wieder sagen. Es ist mir so was von piepegal, du könntest gar nicht so oft piepen wie es mir piepegal ist!“
Linear hob beide Augenbrauen. „Wie eloquent.“
Er streckte die Zunge heraus und verdrehte die Augen. Allerdings in Richtung der Rumflaschen, sodass Linear nichts davon mitbekam. Das letzte Mal, als sie sich übers Grimassenschneiden ausgelassen hatte, war nicht angenehm gewesen. Noch unangenehmer als ihre Lektion über Kondome, wie sie anzuwenden waren, und warum der Geschmack Banane so grotesk war. Man sollte doch lieber Zedernholz verwenden. Er hatte ihr versucht zu erklären, dass die meisten Leute lieber eine Banane essen würden, als sich Holzsplitter in die Zunge zu packen, aber das hatte sie mit großen Augen kommentiert. „Du bist so ein Kostverächter“, hatte sie gesagt. Was daran ein Kostverächter war, der schlicht auf eine gesplitterte Zunge verzichten wollte, konnte sie ihm dann aber auch nicht erklären. Das Gespräch wieder aufzunehmen, kam ihm auch daher gar nicht in den Sinn. Abgesehen davon waren es nur noch dreißig Minuten und ein paar zerquetschte, ehe die Bar ihren Betriebt aufnehmen würde. Ein Donnerstag. Das hieß in der Regel eher wenige, dafür sehr zudringliche Kunden. Was nicht weiter schlimm war. So musste er weniger aufdringlich sein, wenn es ums Einschenken des dreiundvierzigsten Cognacs ging. In anderen Bars hatte er schon mitgekriegt, dass es dort eher Sitte war, viel zu trinken wenn auch viele Leute da waren. In der Feel Bad Inc. lief das ganz anders ab. Umso mehr Leute da waren, desto eher scheuten sie sich, mehr als zehn Gläser zu trinken. Dem Inhaber konnte das egal sein, und auch Tai war es nicht wichtig, ob er der selben Person hundert Tequilas einschenkte, oder zehn verschiedenen.
Linear seufzte, ihre theatralische Geste, die sie stets zwanzig Minuten vor Schichtbeginn von sich gab. Egal ob es ein Viele-Leute-Tag war oder ein Wenige-Leute-Tag. Sie starrte auf ihr glänzendes Armband. Aus Lack, und die Uhr, die darin eingearbeitet war, konnte auch nur derjenige entdecken, der die Augen eines Nachtschatten hatte. Ihre Gäste hatten zumeist nicht die Fähigkeit, schwarzes Pechlicht zu sehen, da es in ihrer Welt gar nicht existierte. Zumindest nicht für das Verständnis eines Menschen, für den nur existierte, was er auch sah.
Tai schüttelte den Kopf. „Musst du immer so rumseufzen? Wir verdienen hier Geld und du tust so, als sei wer gestorben. Und das jeden verdammten Tag!“
„Es stirbt ja auch jeden Tag wer“, flötete Linear. Er hätte ihr ihr dummes Grinsen gerne mit dem dreckigen Geschirrtuch aus dem Gesicht gewischt, doch gerade in dem Moment hörte er, wie eine Tür zuschlug.
Yuji betrat freudestrahlend den Raum. Das konnte nichts Gutes bedeuten. „Ich bin steif wie ein Brett!“
„Hier haben wir Kandidat zwei. Auch er hat keine Ahnung von Sprichwörtern und bildlichen Phrasen, dafür ist er noch perverser als Kandidat eins. Für wen entscheiden sie sich?“, fragte Linear ihre Nagelfeile. Ohne von ihr aufzusehen, schlug sie mit Yuji ein, der sich neben sie setzte.
Jetzt hatte er schon zwei Nervensägen an der Backe. Wenn sie sich miteinander beschäftigen würden, wäre das natürlich ein Sieg. Aber äußerst unwahrscheinlich.
Yuji ließ sich hinter die Theke plotzen. „He, Tai, was machst du denn so ein griesgrämiges Gesicht?“ Er lächelte zuckersüß. Die Kunden mochten darauf stehen...
„Ich mache kein griesgrämiges Gesicht, du Goth-Loli.“ Er schnaubte wütend, drehte sich schwungvoll um und trocknete mit hochgestreckter Nase das letzte Glas ab.
„Na wenn du meinst.“ Im Spiegel der Vitrine konnte Tai sehen, wie Yuji die Schultern hochzog und Linear Grimassen schnitt, die davon so sehr lachen musste, dass sie sich verschluckte und bronchialkräftigst hustete.
„Du solltest die Beleuchtung noch mal checken“, sagte Tai. Er fuhr sich mit dem Geschirrtuch über die Brust. Das Tuch war noch angenehm kühl und linderte den Juckreiz. Zwar musste er ohnehin noch duschen, bevor die Party losging, aber die Waschräume lagen viel zu weit hinten im Gebäude, als dass er sich nicht entweder aufgekratzt oder nackt ausgezogen hätte, ehe er dort angekommen wäre.
„Ich geh dann mal duschen.“ Er rieb sich nochmals über die Brust.
Linear verzog angewidert das Gesicht. „Das ist ziemlich unhygienisch.“
„Hab dich nicht so. Ich sagte doch, ich geh duschen. Dann ist es nicht mehr unhygienisch.“ Er legte das Tuch neben die Spüle. Dann kam ihm ein, dass es so wohl kaum trocknen würde, und hängte es über einen Stuhl in der Küche, deren Tür immer offen stand. Einen Koch hatten sie nicht. Es wurde ja auch nichts gekocht. Sie waren eine Bar, und wenn sie selbst etwas essen wollten, bestellten sie sich eine Pizza oder ließen sich von Möchtegern-Sugardaddys aushalten.
„Na wenn du meinst“, wiederholte Linear Yujis Worte. Dankenswerterweise schnitt sie keine Grimassen. Oder erst, als Tai schon den Korridor zu den Waschräumen entlangschlenderte. Yujis und Linears Gekicher begleitete ihn, bis er endlich die Tür hinter sich schließen konnte. Seufzend ließ er sich auf der Holzbank nieder. Er streckte beide Beine aus, zog den Nacken ein und rollte den Kopf von links nach rechts. Als es genug geknackt hatte, befreite er sich von den kaltkratzigen Klamotte. Pfeifend tapste er unter seine Lieblingsdusche. Sie war für Behinderte gemacht, doch dank einer kleinen Plastikplatte fungierte der Halter als zusätzliche Abstellmöglichkeit für Deodorants, Shampoos, Cremes und Kämme. Sein gepfiffenes Lied endete abrupt, als das kalte Wasser über seinen Körper lief. An den roten Stellen, wo sein Oberteil ihn so gejuckt hatte, war es noch ganz angenehm, doch seinen Unterleib sah er vor seinem inneren Auge schon absterben. Schnell drehte er zurück auf blau. Egal wie oft er hier duschte, er gewöhnte sich nie daran, dass die Farben beim Bau des Hauses versehentlich vertauscht worden waren. In allen Räumen, die auch nur ein Pissoir hatten. Fluchend wartete er auf heißes Wasser. Als es endlich soweit war, verbrannte er sich die Kopfhaut. „So eine verfluchte Scheiße!“
„Na na.“ Yuji tauchte hinter ihm auf und presste sich gegen ihn.
Tai stolperte an die Wand. „Musst du mich so erschrecken? Und nein, ich habe kein Interesse an einem Quickie!“
Yuji zog eine Schnute. „Wieso denn nicht? Wir haben doch noch ein wenig Zeit.“ Er strich durch Tais Haare, um den restlichen Schaum zu entfernen, und gab ihm dabei eine Kopfhautmassage. Das hatte er sich selbst beigebracht, wie er jedem weismachen wollte, aber Tai wusste es besser. Bevor Yuji den Job in der Bar annahm (damals war es um seine sexuellen Gelüste noch nicht so wild bestellt), hatte er als Barbier gearbeitet. Drei Jahre lang, bei fünf verschiedenen Chefs, ehe der Laden dann ganz dicht gemacht wurde. Es mochte nicht jeder, wenn ihm Kakerlaken in der Größe von Mexiko auf den Füßen herumtanzten.
„Ein wenig Zeit ist die eingeschnappte Schwester von gar keine Zeit.“ Es kostete ihn einige Mühen sich umzudrehen, da Yuji ihm kaum Platz in der schmalen Kabine ließ, aber er schaffte es letztendlich doch noch, bevor irgendetwas irgendwo eingeführt werden konnte, wo es momentan nicht hingehörte. „Und gar keine Zeit ist jetzt schon sehr eingeschnappt. Ich hätte vor einer Stunde duschen sollen, nicht erst jetzt. Aber ich war zu faul. Du wirst dich jetzt zusammenreißen, verstanden?“ Er packte Yuji an den Schultern und schubste ihn aus der Duschkabine. Sanfter als er es vorgehabt hatte. „Oder willst du schlechter als ich dastehen?“
Yuji leckte sich über die Lippen. „Kommt drauf an, wie du schlecht definierst.“
„Nicht im sexuellen Sinne“, sagte Tai forsch lächelnd. Wie er Yuji loswurde, war ihm egal, Hauptsache es ging zügig. „Vielleicht können wir ja nach der Arbeit...“ Noch bevor er das nächste Wort aussprechen konnte, war Yuji im Ankleideraum verschwunden und packte seine Sachen zusammen. Das war einfacher gewesen als gedacht. Zufrieden summend seifte Tai sich ein.

„Sie möchten einen bitte was?“, schrie Tai über die laute Dancefloormusik. Sein Kunde nuschelte wieder den Namen seines gewünschten Drinks noch einmal, jedoch keinen Deut lauter. „Bitte?! Ich verstehe hier echt kein Wort!“ Auch mit seinem gekonntesten Lächeln, den besten Gesten (die daraus bestanden, wie ein Irrer auf sein Ohr zu zeigen, damit auch der letzte Depp verstand, dass der Sinn ‚Hören’ gerade Probleme bereitete) kam er bei diesem Gast nicht weiter. In Ermangelung anderer Auswege knallte er dem dicken Bankier ein Bier vor den Latz. Dieser streckte beide Daumen nach oben und schenkte sich selbst ein. Mit weit offen stehendem Mund starrte Tai den Kunden an, bevor er von Linear weggezogen wurde.
„Das ist unhöflich! Du vertreibst uns noch die Kunden.“
„Sonst heißt es immer, ich würde welche anlocken.“
„Sonst starrst du sie ja auch nicht ungespitzt in den Boden!“ Linear stieß ihm ein leeres Glas, das nach Whiskey roch, an den Kopf.
Er rieb sich die Stirn. „Pft, und wer hat jetzt Probleme mit Sprichwörtern?“
„Ich habe es der Situation angepasst.“ Sie sah aus, als könnte sie jeden Moment nach vorne schnappen und ihn in Stücke reißen.
Schützend hob er die Hände. „Schon gut, schon gut. Beruhig dich.“ Mit einem Grinsen schien sie einverstanden zu sein, und grinste zurück.
„Braver Junge. Ist übrigens schon wieder bald Schluss. Yuji ist ganz aufgeregt. Du hast ihm doch nicht etwa was versprochen, was du nicht gedenkst einzuhalten?“ Sie hob fragend eine Augenbraue. „Nicht, dass es mich was angehen würde, was ihr beide da ständig treibt oder auch nicht.“
Es ging sie nichts an. Aber genau so gut wusste er und jeder andere, der auch nur einmal mit ihr in Kontakt getreten war, dass sie die neugierigste Person auf Erden war. Vielleicht sogar im gesamten Raum- und Zeitgefüge. „Weiß ich ja. Versprochen hab ich allerdings nichts. Er ist vorher losgeflitzt. Vielleicht kann ich ihn mit was Essbarem abspeisen.“
Linear schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Der war gar nicht so schlecht. Üb weiter, irgendwann wirst du genau so ein guter Redner wie ich - übrigens, falls du es dir anders überlegst, ich hätte nichts gegen einen Dreier!“ Sie zwinkerte ihm zu, schwang sich über die Theke und verschwand in der Masse.
„Das ist doch nicht zu fassen.“ Viel Zeit, darüber nachzudenken, blieb ihm allerdings nicht. In der Zeit, in der Linear ihn aufgezogen hatte, waren knapp zwölf Kunden an die Theke gekommen, die alle Durst hatten. Zumindest war das ihre Entschuldigung dafür, sich Whiskey hinter die Lade zu kippen.

Tai legte seine Taschen mit den viel zu vielen klimpernden Anhängern auf den Esstisch. Die Wohnung lag dunkel und still vor ihm, nur leise konnte man das Rauschen des Fernsehers aus dem Schlafzimmer hören. Seufzend lehnte er sich gegen den Kühlschrank. Es konnte natürlich sein, dass Yuji schon längst vor der Glotze eingeschlafen war, genau so gut konnte er aber noch munter dasitzen und Chips knuspern.
Er drehte sich um, öffnete die Kühlschranktür und fischte sich die Milch heraus. Es war nicht mehr viel, also drehte er den Verschluss auf und kippte die letzten paar Tropfen so herunter. Er zog die Verpackung auseinander, faltete sie und warf sie in die ohnehin schon überfüllte Kiste, in der sie den Kartonmüll aufbewahrten. Eigentlich kauften sie nicht viele Sachen, die in Kartons verpackt waren, allerdings brachten sie so selten den Müll raus, dass die Kiste ständig brechend voll war. Um das Elend nicht sehen zu müssen, stieß er sie mit seinem Fuß weiter unter den Tisch. Sein Blick fiel dabei auf die Uhr am Herd. Fünf Uhr früh, und er war noch kein bisschen müde. Die Technomusik dröhnte in seinen Ohren. Während das eine pfiff, spürte er im anderen sein Blut pulsieren. Er rieb sich über das klopfende Ohr, streifte die hochhackigen Stiefel ab und schlich sich ins Schlafzimmer. Mit einer schlappen Handbewegung grüßte ihn Yuji. „He“, er riss den Mund auf und gähnte, „He, da bist du ja.“ Müde lächelnd zog er die Bettdecke zurück. Tai ließ sich neben ihm nieder, zog sich die Decke bis zur Brust und legte den Kopf auf Yujis Schulter.
„Ich bin noch gar nicht müde.“
Yuji drückte den Arm hinter Tais Körper und massierte sein Steißbein. Er lehnte sich schnurrend zurück. „Das könntest du ausnützen, ich bin es nämlich.“
Er grinste verhohlen. „Wie meinst du das, ausnützen? Ich bin nicht so sexgeil wie du.“ Trotzdem rollte er sich auf den Bauch und zog Yujis Schlafanzughose bis unter die Kniekehlen.
„Du wirst aber nicht ...?“
Tai schüttelte den Kopf. „Du weißt so gut wie ich, dass mir das nur bedingt Spaß macht.“
„Gut.“ Yujis Verkrampfung ließ nach. So wenig wie er es leiden konnte, das Weibchen zu sein, so wenig konnte Tai es leiden, das Männchen zu sein. „Dann rutsch mal ein bisschen hoch.“
„Ich sehe schon, da muss ich nicht mehr viel dran drehen.“
„Drehen sollst du meinen kleinen Liebling sowieso nicht. Das ist schließlich keine Schraube.“
„Und trotzdem nagelst du damit.“ Er drückte mit der flachen Hand gegen seine äußeren Geschlechtsteile, bis sie mit einem leisen Schmatzgeräusch nachgaben und in seinem Körper verschwanden. In einer schlängelnden Bewegung zog er sich das schwarze Hemd über den Kopf und entblößte seinen Oberkörper, den zwei winzige Erhebungen verzierten, die man unter der Kleidung höchstens für Muskeln gehalten hätte. Yuji strich über die weiche Haut, ehe er die Lippen auf sie senkte. So klein waren Tais Brüste, dass er sie mit dem ganzen Mund umschließen konnte.
Tai legte die Hände um seinen Hals und strich fahrig durch sein Haar, ehe sich sein Griff festigte und er Yuji gegen sich gepresst hielt. Seine Wangen röteten sich. Er biss sich auf die Unterlippe, doch seine Zähne rutschten ab, sodass aus einem leisen Keuchen ein lautes wurde. Die wiegenden Bewegung seines Unterleibs, der Yujis Erregung bisher nur gestreift hatte, was die dünne Haut binnen Sekunden elektrisiert hatte, setzte er fort als er Yuji mit einer Hand festhielt und ihn in sich schob.
Yuji verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Er packte Tais Arme und hielt sie hinter dessen Körper zusammen. Er konnte sich dadurch nicht mehr abstützen, weswegen er sich weiter nach vorne lehnen musste, um sein Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig nicht unterbrechen zu müssen. Yuji strich über die Handflächen, von denen er wusste, dass sie eine von Tais empfindlichsten Stellen waren. „Irgendwie bin ich gar nicht mehr müde.“
Tai erwiderte das Grinsen gequält. „Hätte ich nie vermutet.“

„Ihr habt es also doch getan.“ Linear starrte die Beiden an. Auf Erfahrung wusste Tai, dass sie sich das Grinsen nur schwer verkneifen konnte, da sie in solchen Fällen die beleidigte Leberwurst spielen musste. Zumindest meinte sie, dass sie das müsste.
Yuji verzog sich ins Bad, was Tai mit ihr allein in einem Raum zurückblieben ließ. Sie ließ sich schwer auf das Bett plumpsen. Die Vibration durchfuhr seinen ganzen Körper, was relativ unangenehm war, da er nicht ausgeschlafen hatte und dementsprechend schlecht gelaunt war. „Gibt es irgendeinen anderen Grund als deine Sexsucht, dass du mich um diese eklige Uhrzeit weckst? Wenn nein, dann verzieh dich.“
„Oh, oh. Da hat sich wohl jemand wundgeschrubbert?“ Sie nickte grinsend in Richtung Tais Unterkörper, der frei zu sehen war. Es war heiß gewesen, weswegen Yuji und er die Decke aus dem Bett verbannt hatten. Jetzt fröstelte es ihn etwas, aber momentan „schrubberte“ er ja auch nicht, wie Linear sich pflegte auszudrücken.
Grummelnd legte er die Hände über die rote Haut, die tatsächlich leicht schmerzte. „Sag schon, gibt’s irgendwas, was ich wissen sollte, oder hättest du dich längst verpissen können?“
„Nicht doch“, meinte sie beschwichtigend. „Es gibt tatsächlich bahnbrechende News.“
„Bahnbrechende News?“, wiederholte er. „Was habe ich mit der Bahn zu schaffen? Ich hasse Zugfahren, egal ob rückwärts oder vorwärts, also verpiss dich endlich. Jetzt!“
„Das würdest du bereuen.“ Sie lachte auf und hatte nicht mal den Anstand, ihre blutverschmierten Zähne hinter einer gehobenen Hand zu verbergen. „Wir haben da wen, der möchte zum Boss. Unbedingt. Es wäre total dringend.“
„Was hat das mit mir zu tun? Hättest du ihn nicht hinbringen - meine Güte, du wirst ihn doch nicht ...? Hast du etwa von ihm getrunken?!“
„Hey!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Was denkst du eigentlich von mir, du halbes Handtuch!“
„Dass du eine Naschkatze bist?“, erwiderte er etwas wacher, und daher auch grinsend. „Also lebt er noch.“
„Er sagt, er wäre der Sohn vom Boss.“
Tai, der sich gerade widerwillig aus dem Bett gehievt hatte, fuhr herum. „Der Sohn? Von unserem Boss? Der Kerl, der einem durch die Haare wuschelt, hatte mal Sex?!“
Angesichts Tais zusammengekniffener Augenbrauen kicherte Linear. Sie hielt sich den Bauch, als sie fortfuhr: „Scheint ganz so. Er riecht nach ihm.“
„Hm“, sagte Tai und öffnete den Kleiderschrank. Er würde nach Yuji duschen gehen, aber er legte sich gerne vorsorglich etwas raus. „Das ist natürlich interessant und so, aber ich weiß noch immer nicht, warum du mich deshalb um zehn Uhr weckst.“
„Weil ich den Schlüssel zur Bar nicht hatte?“
„Sag bloß, der arme Kerl steht jetzt noch immer davor und wartet?“, sagte Yuji. Seine Haare tropften den Teppich voll, obwohl er hartnäckig versuchte, sie trockener zu rubbeln als die Wüste Gobi. „Wie lange denn schon, wenn du nachher noch was trinken warst?“
„Zwei Stunden vielleicht“, entgegnete sie, den Dreck unter ihren Fingernägeln hervorpulend. Großteils waren es Blutreste.
Tai verzog das Gesicht. „Du bist widerlich und gemein.“
„Dankeschön!“ Sie strahlte ihn an, als hätte er ihr eröffnet, sie habe im Lotto gewonnen.
Kopfschüttelnd streifte er sich ein pastellgrünes Hemd mit halblangen Ärmeln über. „Dafür, dass du so elkewent sein willst, bist du manchmal ganz schön doof.“
„Eloquent“, berichtigte sie ihn. „Wie auch immer. Gehst du runter und machst ihm auf?“
„Wenn er wirklich der Sohn vom Boss ist, wieso hast du ihm nicht gezeigt, wie man ...“
„Hybrid“, sagte sie tonlos. „Er ist nur ein Hybrid. Ich weiß nicht, was er kann. Aber fliegen und ähnliches kann er sicher nicht. Diese Seite ist nicht ausgeprägt.“
„Oho, ein echter Kerl also? Wenn du ihn nicht willst ...“ Yuji schnappte sich den Ersatzschlüssel aus dem Nachtschrank.
Tai schüttelte den Kopf. „Du wirst ihn nur erschrecken!“
„Ich bin doch kein Monster aus der Geisterbahn.“
„Dann würdest du ja auch niemanden erschrecken“, sagte Linear und nahm ihm den Schlüssel und das Tuch aus der Hand. Ersteren legte sie zurück. Mit dem Handtuch trocknete sie seine Haare. Einen Kommentar, der das Wort „Mutti“ enthielt, verkniff sich Tai. Anstatt dessen marschierte er aus der Tür, zog den Schlüssel von seiner Tasche ab und sprang die Treppen herunter. Er öffnete die Tür zum Flur. Schon von weitem konnte er eine große Gestalt hinter dem grünen Glas der Verbindungstür von Bar und Wohnheim sehen. Der Kerl musste mindestens 1,80m sein! Plötzlich fühlte er sich mit seinen kaum 1,60m mickrig und schutzlos. Wenn Linear gelogen hatte, und er kein Hybrid war - oder wenn er seine Kräfte nur versteckt hatte?
Seine Sorgen wurden weggeschwemmt, als er die Tür öffnete und ihm ein verschreckter Riese entgegenlächelte. „Du musst Tai sein?“
„Ich muss gar nichts!“

nachtschatten, original, kostprobe

Previous post Next post
Up