Traveller - Die Reisenden [Kap. 1/?]

Apr 17, 2015 15:16

Eine unerwartete Reise

„Aufstehen, Sonnenschein!“

Die blecherne Stimme riss Travis unsanft aus seinen Träumen. „Noch fünf Minuten …“, murrte er und zog sich die Decke wieder über den Kopf.

Ein aufgeregtes Piepen unterlegte die elektronische Stimme. „Ich bestehe darauf, dass du jetzt aufstehst!“

Als ihm die Decke weggezogen wurde, igelte sich Travis zu einem kompakten Ball aus Gliedmaßen zusammen und tastete vergeblich nach der Decke.

„Wenn du es auf die harte Tour willst, kannst du das haben!“



Am Rande seines verschlafenen Bewusstseins nahm Travis wahr, dass ein Zittern durch sein Bett ging, ehe es sich langsam zur Seite neigte. „Was zum …“, entfuhr es ihm überrascht und er versuchte in einem Anflug von Panik, sich am Laken festzukrallen. Vergeblich.
„UARGH!“, schrie er, ehe er äußerst unsanft auf dem Boden landete. Schimpfend arbeitete er sich unter seinem Laken hervor, das er von der Matratze gerissen hatte, und konnte gerade noch sehen, wie sein Haushaltsroboter das Bett wieder absetzte. „Verdammt, Sev, was ist aus Schade keinem Menschen geworden??“

Trotz seiner nicht vorhandenen Mimik schaffte der Roboter es, Travis aus seinem elektronischen Auge vorwurfsvoll anzusehen. „Es ist nach neun Uhr. Wenn du wieder zu spät zu Mr. Bailey kommst, schadet dir das mehr als ein blauer Fleck.“

Leise vor sich hin grummelnd richtete Travis sich auf. Es gab Momente, da bereute er es, seinem Roboter ein weiterentwickeltes Bewusstsein eingebaut zu haben. Manchmal wirkte eine leblose Maschine, die klaglos jeden Befehl befolgte, recht attraktiv. Dann wiederum dachte Travis an die ersten Wochen mit dem Roboter zurück. Seine Freundin hatte es für eine gute Idee gehalten, in seinem Haushalt für ein wenig Ordnung zu sorgen, und hatte ihm den neuen Servobot 1.7 geschenkt. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, einen Namen einzuprogrammieren, sondern nannte ihn kurz Servo.

Doch das blecherne „Ja, Meister“ war ihm schon nach wenigen Tagen so sehr auf die Nerven gegangen, dass er dem Servobot eine neue Platine eingebaut hatte. Von da an hatte Servo eine zuweilen zwar nervtötende, aber doch liebenswerte Persönlichkeit entwickelt. Zu jenem Zeitpunkt hatte Travis es bereut, ihm keinen Namen gegeben zu haben, denn allen Bemühungen zum Trotz schaffte er es nicht, Servo einen neuen Namen einzuprogrammieren. Um seiner neugewonnenen Persönlichkeit trotzdem Tribut zu zollen, kürzte er den Namen weiter ab und nannte den Servobot von da an Sev.

„Willst du noch lange da rumstehen?“, riss Sevs Blechstimme ihn aus den Gedanken. „Deine Kleidung wird sich kaum von selbst wechseln, weißt du?“

„Ja, ja … ich geh schon …“ Gehen traf es zwar nicht so richtig, vielmehr schlurfte Travis an Sev vorbei, doch immerhin bewegte er sich Richtung Bad, wobei er sich haarklein ausmalte, wie Sevs Schaltkreise vor sich hin schmoren würden, wenn er ihm jetzt eine kleine Dusche verpasste.

Der Blick in den Spiegel ließ ihn schaudern. Er hatte es am Vorabend mal wieder übertrieben und bis spät in die Nacht an seiner neusten Erfindung gebastelt. Irgendwann vor viel zu wenig Stunden war er so wie er war ins Bett gefallen, und die Spuren davon sah man deutlich.

Sein ohnehin widerspenstiges Haar stand in blonden Strähnen in alle Himmelsrichtungen ab und neben seinem wohl gepflegten Bärtchen zeichneten sich die Schatten eines Zweitagebarts ab. Diese waren jedoch nicht zu vergleichen mit den Schatten unter seinen Augen, die noch wunderbar hervorgehoben wurden durch die roten Druckstellen auf seiner Nase, verursacht durch die Brille, die er - wieder einmal - vergessen hatte auszuziehen.

Seufzend nahm er das hoffnungslos verbogene Gestell von der Nase, um es wieder zurechtzubiegen, kämmte sich hastig durchs Haar und rasierte vorsichtig um sein Bärtchen herum.

„Bist du nicht mal langsam fertig?“, erklang Sevs Stimme von der Türschwelle - er mied das Bad wie die Katze das Wasser. Aus reiner Vorsicht, wie er immer wieder betonte, falls Travis doch einmal vergaß, was er an dem Roboter hatte, und ihn mit einer kalten Dusche beglückte.

„Ja“, maulte Travis und schlurfte in die Küche, um sich einen Kaffee aufzusetzen und ein Brot zu schmieren, das er auf dem Weg zum Bürokomplex in sich hineinstopfen würde.

„Dass du trotz deines technischen Geschicks noch altmodisch genug bist, um richtig zu frühstücken, schockiert mich immer wieder aufs Neue.“

Travis warf dem Roboter einen kritischen Blick zu. „Sev, wenn du essen könntest, würdest du verstehen, dass das nichts mit altmodisch zu tun hat. Diese Nährstoffdrinks schmecken wie schon mal gegessen …“

Sev zuckte mit den Schultern - eine Bewegung, die er sich bei Travis abgeschaut hatte, und die bei ihm jedes Mal begleitet wurde von einem nicht unbedenklichen Quietschen der Gelenke. „Soll ich deinen Roller schon mal fertig machen?“

„Das ist kein Roller, das ist ein Aero-Jet X5!“

„Gestern nanntest du ihn, glaube ich, noch Up-And-Go-3000.“

„Ich hab mir noch keinen endgültigen Namen ausgedacht, okay? Jedenfalls ist es kein Roller!!“

Wieder zuckte Sev mit den Schultern. „Gut, ich mach deinen getunten Roller schon mal fertig.“ Er schaffte es noch, durch die Tür zu verschwinden, ehe an deren Rahmen Travis’ Toastbrot landete.

„Roller! Pff!“, knurrte Travis. „Das ist ein Meisterstück!“ Zu einer Zeit, als die Vehikel der Menschen noch an den Boden gebunden waren, war sein Gefährt als Motorrad bezeichnet worden. Dank seines profunden Wissens, das durch tägliche Updates aus dem Internet ständig aktualisiert wurde, wusste Sev natürlich, was ein Roller war - ein Gefährt, das Travis gerne als die kleine, nervtötende Schwester des Motorrads bezeichnete. Aber da Travis ein dankbares Opfer für Sticheleien war, nutzte der Servobot jede sich ihm bietende Gelegenheit, um ein wenig auf seinem Besitzer herumzuhacken.

Travis hatte das Gefährt vor einigen Jahren einem unwissenden Hobbymechaniker für so wenig Geld abgekauft, dass es eigentlich schon an Diebstahl grenzte - der tatsächliche Wert des antiken Motorrads hätte noch Generationen von Travis’ Nachkommen in den Ruin getrieben. Kaum war er an jenem Tag zu Hause angekommen, hatte er sich auch schon in seiner Werkstatt verschanzt und Veränderungen an dem Zweirad vorgenommen, die jedem Sammler das Herz gebrochen hätten. Aber Travis war nun einmal kein Sammler, sondern ein Bastler, und dementsprechend verwandelte er das altmodische Motorrad mit wenig umweltfreundlichem Verbrennungsmotor in einen modernen Hovercraftgleiter mit zeitgemäßem Ionisierungsantrieb.

Als er das Haus verließ, stand sein Vehikel bereits startklar in dem kleinen Hof. Lachend schüttelte Travis den Kopf. Sev mochte manchmal die Inkarnation eines Quälgeists sein, doch er war ihm wirklich eine Hilfe.

In einer kraftvollen Bewegung schwang sich Travis auf den Hovercraft, startete den Motor - er schnurrte wie ein schüchternes Kätzchen - und hob in einer steilen Kurve ab. Ja, dachte er mit einem schiefen Grinsen, Aero-Jet X5 klingt gut …

* * *

„Morgen, Professor“, ließ sich ein zerknirschter Travis vernehmen, als er Professor Baileys Labor betrat. Er war zu spät - schon wieder.

Der Professor sah nicht einmal von seinen Unterlagen auf, sondern winkte Travis mit einer hektischen Bewegung heran. „Morgen! Komm her und sieh dir das an, das ist fantastisch!“

Travis stutzte. Wenn der Professor nicht mit einem einzigen tadelnden Wort auf sein Zuspätkommen einging, musste er etwas wirklich Fantastisches entdeckt haben. „Haben Sie etwas gefunden, Professor?“, fragte er neugierig und Professor Bailey nickte eifrig.

„Das kann man wohl sagen.“ Er sah auf und Travis konnte erkennen, dass seine Augen leuchteten wie die eines kleinen Kindes am Weihnachtsabend. „Du kennst doch sicher die Theorien von Larkin, oder?“

„Von den Parallelwelten? Natürlich kenne ich die. Aber bisher konnte niemand seine Theorie bestätigen.“

„Bis jetzt.“

Travis brauchte einige Sekunden, um das Gesagte zu verstehen. „Sie meinen … jemand hat einen Beweis für seine These gefunden?“ Der Professor nickte und Travis konnte eine nicht unbeträchtliche Portion an Stolz in dieser Bewegung erkennen.

„Nicht jemand. Mein Team! Wir arbeiten seit einiger Zeit an diesem Projekt und endlich ist uns ein Durchbruch gelungen!“

Travis nickte stumm. Er gehörte nur aushilfsweise zum Team des Professors, da er nur einen Teilzeitjob im Scientific Research Center, kurz: S.R.C., hatte. Somit wurde er zwar oft vom Professor eingeteilt, um an irgendwelchen futuristisch anmutenden Apparaturen zu basteln, wusste aber in den seltensten Fällen, an was er da eigentlich genau arbeitete. Eine dieser Apparaturen hielt Prof. Bailey ihm gerade unter die Nase - es sah aus wie eine Kreuzung aus einem Taschenrechner und einem tragbaren Videospiel, hatte dementsprechend viel zu viele Tasten und blinkte aus zahllosen Leuchtdioden unaufhörlich vor sich hin.

„Larkins These besagt, dass beinahe unendlich viele Welten nebeneinander existieren. Und ich meine wirklich nebeneinander“, erklärte Prof. Bailey. „Sie sind nur durch Krümmungen im Raum voneinander getrennt. Nach Larkin müsste es also möglich sein, durch eine Verschiebung des Raums diese anderen Welten zu besuchen, ohne dabei große Entfernungen überwinden zu müssen.“ Er machte eine abwedelnde Handbewegung. „Natürlich würde man dabei große Entfernungen zurücklegen, da die verschiedenen Planeten durch Lichtjahre voneinander getrennt sind, aber es würde einem nicht so vorkommen. Stell dir das nur mal vor, Travis, du stehst hier in meinem Labor, dann machst du einen Schritt und befindest dich auf einem anderen Planeten!“ Das Leuchten in seinen Augen nahm noch etwas zu, als er sagte: „Wahrlich, da bekommt man direkt Lust, ein altes Zitat abzustauben. Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit. Ist es nicht so?“

Travis hatte ihm stumm zugehört. Nun räusperte er sich verlegen und meinte: „Aber wie ist es Ihnen gelungen, seine Theorien zu beweisen?“

Der Professor zuckte zusammen, als habe man ihn gerade der Blasphemie beschuldigt. Dann jedoch rückte er sich mit einem triumphierenden Lächeln die Brille zurecht und antwortete: „Glaubt man Larkin, gibt es Zugänge zu diesen Welten. Zugänge, die sich durch eine Instabilität im Zeit-Raum-Gefüge auszeichnen. Und wir haben einen Weg gefunden, diese Instabilitäten ausfindig zu machen, da von ihnen eine hohe D-Strahlung ausgeht.“

„D-Strahlung?“, wiederholte Travis überrascht. Er hatte nicht gewusst, dass man diese Art der Strahlung in irgendeiner Form messen konnte.

Wieder nickte der Professor. „Genau. Wir haben eine neuartige Technik entwickelt, mit der es uns ermöglicht wird, selbst diese minimalen Schwankungen zu messen. Vor einigen Wochen haben wir entdeckt, dass sich genau hier“, er deutete auf eine Stelle in der Luft, etwa eine Armlänge von ihm entfernt, „eine solche Instabilität befindet. Du kannst dir sicher vorstellen, wie aufgeregt wir waren, als wir die immense D-Strahlung bemerkt haben!“

Travis konnte nichts anderes tun, als stumm zu nicken und mit großen Augen auf den Punkt zu starren, auf den der Professor gewiesen hatte.

„Wir haben uns natürlich in das Projekt gestürzt und geforscht, und weißt du, was unser größter Fortschritt war?“ Prof. Bailey lächelte. „Der Mikrochip, an dem du gearbeitet hast. Nur mit seiner Hilfe war das hier“, er deutete auf den Taschenrechner-Videospiel-Apparat, „überhaupt möglich!“

„Und … was genau ist das?“, fragte Travis nun, der die neugierige Anspannung nicht mehr leugnen konnte, die von ihm Besitz ergriffen hatte.

„Das, mein Freund, ist unsere Möglichkeit, die Instabilitäten zu durchdringen und einen Blick in die andere Welt zu werfen. Nun“, fügte er hinzu, „zumindest auf technischem Wege.“ Als er Travis’ fragendes Gesicht sah, deutete er auf einen der vielen Monitore im Raum. „Wir können Bilder aus der anderen Welt empfangen und auf dem Monitor sichtbar machen.“ Langsam drehte er sich zu Travis um und als er ihm fest ins Gesicht blickte, konnte der junge Mann ein herausforderndes Blitzen in seinen Augen erkennen. „Möchtest du es sehen?“

Travis’ einzige Reaktion bestand in einem weiteren, stummen Nicken - diesmal jedoch, weil eine bebende Unruhe von ihm Besitz ergriffen hatte, die es ihm nicht erlaubte, auch nur einen Ton hervorzubringen.

Mit fliegenden Fingern betätigte Prof. Bailey einige Knöpfe des kaum handgroßen Gerätes und einer der Monitore sprang mit einem leisen Summen an. Erst sah man nichts als ein beständiges Flimmern, dann jedoch klärte sich das Bild und eine idyllische Landschaft nahm Formen an. Merkwürdige Wesen tollten auf einer mit weißen Blumen übersäten Wiese herum. Sie besaßen die Tollpatschigkeit junger Hunde und ihre Proportionen wirkten wie der Inbegriff des Kindchenschemas; ein großer, annähernd runder Kopf saß auf einem gedrungenen Körper, der sich auf vier kurzen Beinen fortbewegte.

„Was … was ist das?“, fragte Travis mit zitternder Stimme.

Der Professor zuckte mit den Schultern. „Ich kann es dir nicht sagen, Travis. Diese possierlichen Tierchen scheinen sich hinter der Instabilität in diesem Raum zu befinden. Wir beobachten sie schon seit einiger Zeit. Sie scheinen zu den Herbivoren zu gehören, aber sicher können wir das natürlich nicht sagen.“

Travis kratzte sich am Kopf. „Sie sehen aus wie die Viecher aus dem Fernsehen, nach denen die Kids von heute so verrückt sind …“

„Tja, wer weiß? Vielleicht ist unsere Fantasie ja nur eine geistige Verbindung zu den anderen Welten?“

„Seit wann bist du denn so philosophisch veranlagt, Dad?“

Die beiden Männer drehten sich überrascht um. Als er die Rothaarige im Türrahmen sah, erhellte sich Travis’ Miene noch ein wenig mehr. „Nicky!“

„Ich bin deine Vorgesetzte, vergiss das nicht“, sagte die Frau mit einem eiskalten Lächeln und strich sich dabei die Haare zurück. „Vielleicht solltest du mich mit Miss Bailey ansprechen?“

Ein Grinsen huschte über Travis’ Gesicht. „Wenn Sie das wünschen, Miss Bailey?“

Miss Bailey straffte triumphierend die Schultern und nickte, was bei Travis das Verlangen laut loszuprusten weckte. Vermutlich hätte sie mit dem strengen Blick und dem weißen Kittel durchaus wie eine Respektsperson wirken können, hätte sie nicht unter der Laborkleidung ein bauchfreies Top und Shorts getragen. Die Turnschuhe taten dann ihr übriges dazu, aus Miss Bailey, ihres Zeichens leitende Chemieassistentin, wieder Nicky die Sportskanone zu machen.

Die junge Frau beachtete Travis’ angestrengte Gesichtsmimik nicht weiter, sondern trat an ihm vorbei und sah ihrem Vater über die Schulter. Als sie die Tierchen auf dem Monitor sah, lachte sie. „Die Grashüpfer! Diese Viecher sind so niedlich!“

„Diese Viecher könnten gemeingefährliche Fleischfresser sein, darüber bist du dir im Klaren, Nicole?“, tadelte Prof. Bailey, doch Nicole winkte ab.

„Und wenn schon. Sie sind auf der anderen Seite, oder?“ Der Professor nickte. „Und ihr habt noch keinen Weg gefunden, die Instabilität zu öffnen, nicht wahr?“ Wieder nickte der. „Also kann ich sie ohne Gefahr süß finden.“ Sie wandte sich an Travis. „Apropos süß …“ Statt des überheblichen Lächelns schenkte sie ihm nun einen koketten Augenaufschlag. „Wann gedenkst du eigentlich, mich ordentlich zu begrüßen?“

Travis grinste und trat einen Schritt an sie heran. „Wenn du willst, sofort …“ Und mit diesen Worten zog er die junge Frau an sich heran und drückte ihr einen innigen Kuss auf die Lippen.

Bis Prof. Bailey sich übertrieben räusperte. „Kinder, Kinder … bitte bewahrt doch ein wenig Professionalität, ja?“

„Ach, Dad“, lachte Nicole da. „Wir sind so gut wie verlobt, was erwartest du denn von uns?“

Ihr Vater ließ die Schultern hängen. „Ja, ich weiß ja … aber, versteh das doch, ich rede hier von einer bahnbrechenden Entdeckung! Und Travis muss mit allen Sinnen bei der Sache sein!“ Er warf seinem Assistenten einen fast flehenden Blick zu und Travis lachte leise.

„Ist gut, Professor … also“, er löste sich aus der Umarmung, „wie kann ich Ihnen helfen?“

Sofort erwachte das Leuchten in Prof. Baileys Augen wieder und er begann, in seinen Unterlagen zu kramen. „Hier, sieh dir das an …“

Nicole betrachtete die beiden Männer kopfschüttelnd, wie sie sich über das Chaos aus Zahlen und Linien beugten und einander aufgeregt ins Wort fielen, ehe sie sich mit einem Lächeln auf den Lippen umdrehte und das Labor verließ.

* * *

„Und darum bist du nicht zum Abendessen gekommen?“ Sev klang eindeutig vorwurfsvoll, auch wenn das mit seiner elektronischen Stimme eigentlich nicht möglich sein sollte.

Ohne von seiner Arbeit aufzusehen, murmelte Travis: „Tut mir ja Leid, dass du umsonst gekocht hast, aber dafür gibt’s ja zum Glück den Conservator … schockgefrostet hält dein Curry bis ins nächste Jahrhundert …“

„Wofür mache ich mir eigentlich die Mühe? Ich bin doch nicht dein Sklave! So langsam verstehe ich, wie sich Ehefrauen im frühen zwanzigsten Jahrhundert gefühlt haben müssen.“

Travis musste sich ein Grinsen verkneifen. Sev schmollte mal wieder - noch eine Eigenschaft, die er eigentlich nicht haben dürfte, die er aber dank Travis’ Bastlertalent sein Eigen nennen durfte; manchmal sehr zu Travis’ Leidwesen.

„Nun hör schon auf.“ Er drehte sich nun doch zu dem Servobot um. „Verstehst du denn nicht, was Prof. Bailey da für ein Durchbruch gelungen ist? Ich meine, wir … wir haben einen Beweis für Larkins Theorie! Oder zumindest stehen wir kurz davor! Das ist … einfach unglaublich!“

Sev gab ein Geräusch von sich, das einem Seufzen sehr nahe kam, und gesellte sich mit teils geheucheltem, teils echtem Interesse neben seinen Herrn und Meister. „Und was genau machst du da nun?“

„Ich versuche, das Signal der Fernbedienung zu verstärken und ein paar Macken in den Schaltkreisen auszumerzen. Vielleicht schaffen wir es, klarere Bilder zu empfangen, eventuell sogar Ton. Alles, was möglichen Zweiflern die Luft aus den Segeln nehmen wird, ist gut. Und wer auch immer dieses Baby hier zusammengeschraubt hat, hat einige ziemlich blöde Fehler gemacht …“ Mit hochkonzentriertem Gesicht schraubte Travis an dem Handheld herum, sehr darauf bedacht, keine Schäden an der empfindlichen Platine herbeizuführen.

Doch natürlich kam, was kommen musste - eine ungeschickte Bewegung, und das kleine Gerät entglitt seinen Fingern. Als gehorche die Zeit auf einmal anderen Gesetzen, konnte Travis den schwarzen Kasten wie in Zeitlupe zu Boden fallen sehen, wo die Ummantlung aufplatzte und die Platine aus dem Gehäuse sprang.

Nur einen Sekundenbruchteil später saß Travis daneben und fluchte, was das Zeug hielt. „Verdammte Scheiße, das kann doch nicht wahr sein!“, jammerte er, während er die Einzelteile auflas. „So ein Mist, so ein gottverdammter Mist!!“

Eine Weile saß er über dem mechanischen Puzzle und versuchte, alles wieder zusammenzusetzen. Er schaffte es, doch wie immer bei diesen Dingen blieben am Ende ein paar Teile übrig. In diesem Fall hieß das: die Energieeinheiten. Sie waren aufgerissen und ausgelaufen.

Mit einem verzweifelten Seufzen schlug Travis die Hände vor die Augen. „Verdammt, was mach ich denn nun? Ohne Power läuft gar nichts!“

„Und die Batterien sehen aus, als hätten sie ziemlich viel Power“, ließ sich Sev vernehmen. „Wie viel Saft braucht dieser Gameboy?“

Travis’ Blick zeigte deutlich, dass er - im Gegensatz zu Sevs ständig mit dem Internet vernetzter Software - keine Ahnung hatte, was ein Gameboy war, doch er verstand die Betitelung als das, was sie darstellte, eine Beleidigung nämlich, und ignorierte sie somit. „Dieser … Gameboy braucht 5U pro Minute und ist damit um einiges sparsamer als du!“

Plötzlich kam ihm ein Gedanke. „Deine Energieeinheiten müssten mit den Anschlüssen der Platine kompatibel sein …“

Sev erkannte, worauf das hinauslief und hob abwehrend die Hände. „Nein. Nein, Travis, ein ganz entschiedenes Nein! Ich lasse mich doch nicht als bessere Batterie abstempeln!“

Sein Besitzer bedachte ihn mit einem leisen Lachen, während er bereits die Anschlüsse der Batterien vorbereitete. „Immerhin bist du noch eine bessere Batterie … und ich versichere dir, dass es nicht wehtun wird.“

„Ha-ha“, machte Sev. „Du weißt so gut wie ich, dass ich über kein Programm verfüge, dass mich Schmerzen empfinden lässt. Aber ich möchte nicht als Batterie missbraucht werden, auch nicht als bessere!“

„Sev, Mund und stillhalten.“ Und mit diesen Worten hatte der Bastler die Frontklappe des Roboters geöffnet und schraubte an seinen Innereien herum.

„Was tust du … hey, hör sofort … du kannst diesen Stecker nicht … Travis!“, protestierte Sev, doch Travis tat sein Bestes, ihn zu ignorieren und ungehemmt weiterzuarbeiten.

„So müsste es gehen“, meinte der Hobbyingenieur und betrachtete zufrieden sein Werk - die Technik von Prof. Baileys Apparatur hing in dem Kabelgewirr, das Sevs Herz darstellte. „Jetzt muss ich nur noch testen, ob es funktioniert, oder ob du zuviel Power hast. Starte das Programm, ja?“

Statt zu gehorchen, sah Sev nur übertrieben zur Seite und gab ein wenig menschlich klingendes „Pfft!“ von sich.

„Sev … starte das Programm!“ Als der Roboter jedoch immer noch keine Anstalten machte, ihm zu gehorchen, reichte es Travis.

„Servobot 1.7 …“

„Ah, ich hasse es, wenn du das tust …“

„… starte Programm SG-1.0.“

Wie immer, wenn Travis die offizielle Anrede des Roboters benutzte, blieb dem gar keine andere Wahl, als den Befehl auszuführen. Und so erklang ein leises Piepen, gefolgt von einem regelmäßigen Blinken unzähliger Leuchtdioden aus Sevs Brustkorb, als Prof. Baileys Programm startete.

„Oh … ich glaube nicht, dass es eine gute Idee war … ich fühl’ mich irgendwie komisch …“

Travis beachtete ihn nicht. Er starrte voller Verblüffung auf einen Punkt hinter dem Servobot. „Was …?“

Unmittelbar neben seinem Bett flimmerte die Luft wie unter großer Hitzeeinwirkung, umtanzt von einigen schwarzvioletten Funken, die immer wieder auseinander- und wieder zusammenstoben. „Unglaublich …“

„Travis …? Mir geht es wirklich nicht gut … ich glaub, ich sehe doppelt.“

„Doppelt?“

Der Roboter nickte zögernd. „Ja … da ist etwas … auf der anderen Seite. Ich kann es sehen.“

„Auf der anderen …“ Und Travis verstand. Voller Unglauben starrte er auf die flimmernde Erscheinung in seinem Schlafzimmer. „Ein Tor … es ist ein Tor!“

* * *

„Es ist das Tor, Nicky!“ Aufgeregt deutete Prof. Bailey auf das schwarze Flimmern über dem Labortisch. „Ich weiß nicht, was passiert ist, aber etwas hat sich verändert.“

Seine Tochter nickte schweigend. Sie streckte zögernd die Hand nach der Erscheinung aus, zog sie dann jedoch zurück. „Was meinst du, was bedeutet das?“, fragte sie, doch der Professor schüttelte nur ahnungslos den Kopf.

Dann plötzlich bewegte sich etwas zwischen den schwarzen Funken und ein Beben ging durch die wabernde Erscheinung. Sowohl Nicole, als auch ihr Vater machten einen hastigen Schritt zurück, bevor sie aus sicherer Entfernung das Flimmern im Auge behielten.

Aus dem Wabern wurde ein sanfter Wirbel und inmitten dieses Wirbels erschien mit einem Mal eine Stupsnase, gefolgt von zwei schwarzen Knopfaugen und dann steckte ein kleines, grünes Wesen seinen Kopf durch die Erscheinung und trat auf den Labortisch hinaus.

„Die Grashüpfer!“, rief Nicole und schlug die Hände vor den Mund.

„Das Tor … es ist geöffnet“, flüsterte Prof. Bailey fassungslos. „Der Durchgang ist offen!“ Voll Faszination näherte er sich dem Tisch und beobachtete das fremde Wesen, das ihn keine Sekunde aus den Augen ließ. „Wie ist das nur möglich?“

„Mein Gott, dieses Tierchen ist ja einfach zu süß!“ Nicole konnte sich nicht mehr zurückhalten und trat ebenfalls an den Tisch heran. „Es sieht aus wie das personifizierte Kindchenschema!“ Mit diesen Worten streckte sie die Hand nach dem Tierchen aus, noch ehe ihr Vater sie daran hindern konnte.

„Nicht! Vielleicht ist es gefährlich!“

Doch da schnüffelte das Tierchen bereits an Nicoles Hand, ehe es mit einem piepsenden Geräusch die Zunge herausstreckte und über Nickys Fingerspitze leckte.

„Süß!“, stieß Nicole hervor und streichelte dem Wesen über den kahlen Kopf.

Nein, eigentlich war das Wesen nicht kahl. Sein gesamter Körper war mit einem feinen Flaum überzogen und das Gefühl von Tausender feinen Härchen erinnerte Nicole an etwas, etwas Vertrautes, doch der Gedanke entglitt ihr, ehe sie ihn fassen konnte.

„Wie ist das nur möglich?“, wiederholte der Professor und beobachtete das Tier, das sich mit wohligem Blick in Nicoles Handfläche schmiegte. Als er nun seinerseits die Hand nach ihm ausstreckte, stieß es einen schrillen Pfiff aus und sprang mit einer behänden Bewegung in das Chemikalienregal, das sich an der Wand emporzog.

In letzter Sekunde konnte Nicole einem herabfallenden Glas ausweichen, das dicht neben ihr am Boden zerplatzte und den umgebenden Quadratmeter des Bodens mit zischender Säure bespritzte.

„Hey!“, protestierte Nicole. „Komm da runter, das ist gefährlich!“

Doch das grüne Tierchen dachte nicht daran, sondern kletterte munter über das Regal, schnüffelte neugierig an den Reagenzien und schubste die, die ihm missfielen, schlicht aus dem Regal.

„Jetzt reicht’s aber, du kleiner Teufel“, schimpfte Nicole, mehr besorgt als wirklich verärgert. „Das ist gefährlich und ganz davon abgesehen sind diese Sachen schweineteuer!“ Mit diesen Worten kletterte sie auf den Labortisch - wobei sie darauf achtete, der leuchtenden Erscheinung nicht zu nahe zu kommen - und streckte sich nach dem Wesen.

Dieses wich ihr beinahe spielerisch aus - wobei es ganz nebenbei ein Glas mit kostspieligem Indikatorreagenz aus dem Regal stieß - und hüpfte weiter munter über die voll gestellten Regalbretter.

Prof. Bailey betrachtete alles mit gemischten Gefühlen, hin- und hergerissen zwischen Begeisterung über seine Entdeckung, Entsetzen über den Verlust der teuren Chemikalien und Sorge um seine Tochter, die zwischen brodelnden Stellen verschütteter Säure und der schimmernden Erscheinung auf dem Tisch balancierte.

„Nun komm schon, das ist echt gefährlich, Kleiner!“ Einen Moment lang hielt das Wesen inne und sah beinahe nachdenklich auf Nicole herab. Dann, als hätte es ihre Worte tatsächlich verstanden, ließ es sich genau da, wo es gerade stand - zwischen Formalin und Eriochromschwarz -, nieder und starrte die Rothaarige aus seinen großen, dunklen Augen an.

„Brav, mein Kleiner. Und jetzt komm da runter, ja?“ Auffordernd streckte sie ihm die Hände entgegen.

Das Wesen blickte sie einige Sekunden lang unschlüssig an, dann gab es einen vergnügten, fast quietschenden Laut von sich und sprang Nicole in die Arme.

Das jedoch brachte diese völlig aus der Balance. Sie kämpfte einen Moment lang mit wedelnden Armen um ihr Gleichgewicht, ehe sie nach hinten stürzte und das Regal gleich mit sich riss.

* * *

„Kannst du was sehen?“, fragte Travis und Sev nickte zögerlich. „Und? Wie sieht es dort drüben aus?“

„Öde. Und damit meine ich nicht langweilig. Es ist steinig und ziemlich vertrocknet. Wenig bis gar keine Vegetation … sieht nach vulkanischer Landschaft aus.“

„Faszinierend …“ Mit leuchtenden Augen streckte Travis seine Hand nach der Erscheinung aus, doch Sevs Stimme hielt ihn zurück.

„Lass das lieber. Dein Tor erweckt auf der anderen Seite gerade die Aufmerksamkeit eines ziemlich großen Theropoden.“

Travis erblasste. „Ein Thero… ein Dinosaurier?“ Erschrocken wirbelte er herum. „Stopp das Programm! Sev, stopp das Programm, sofort!“

Sev nickte und im selben Moment erlosch das unheimliche Flimmern. Travis atmete erleichtert auf. „Das war verdammt knapp. Wer weiß, was alles hätte passieren können!“ Plötzlich kam ihm ein erschreckender Gedanke: „Sind noch andere Tore geöffnet worden?“

Sev nickte. „Ich habe dreihundertfünfundzwanzig Tore verzeichnet“, antwortete der Roboter mit einer Sachlichkeit, die nur eine Maschine in einem solchen Moment an den Tag legen konnte.

„Dreihundertfünfundzwanzig …“, keuchte Travis und verlor auch noch das letzte bisschen Farbe. „Wer weiß, was alles passiert ist! Wer weiß, was durch diese verdammten Tore alles in unsere Welt gelang ist?!“

Doch der Roboter schüttelte den Kopf. „Nur ein einziges Tor wurde durchquert. Das in Prof. Baileys Labor.“

Sein Besitzer wankte erschüttert. „Bei Nicky? Oh mein Gott … Nicky!“

„Keine Sorge“, beschwichtigte Sev ihn. „Ich habe eine Durchschreitung in beide Richtungen verzeichnet. Was immer aus dem Tor gekommen ist, es ist wieder da, wo es hingehört.“

„Das … das ist gut, oder?“ Bevor Sev antworten konnte, klingelte das Telefon und Travis nahm ab. „Prof. Bailey? Ja … ja, ich habe … was? Mo… Moment, beruhigen Sie sich doch … ich verstehe … was? Was?! Nicky? Aber wie … ist gut. Ja … ja, ich komme sofort!“

* * *

Eine knappe halbe Stunde später stand Travis keuchend im Labor des Professors. Nach dem Anruf hatte er hastig sein Werkzeug und ein paar andere wichtige und auch unwichtige Dinge zusammengesucht, Sev gepackt und sich auf den Weg gemacht. Er hatte seinem Hovercraft alles abverlangt und dabei so ziemlich jede existierende Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Strecke von seiner Wohnung zum Labor übertreten.

Nun stand er fassungslos im selben Raum, wo er ein paar Stunden zuvor von Baileys unglaublicher Entdeckung erfahren hatte.

Jetzt sah das Labor aus wie ein Schlachtfeld. Das große Wandregal war umgefallen und hatte den Labortisch unter sich begraben. Beiläufig registrierte Travis, dass ein fast kreisrundes Stück aus dem Regal herausgebrochen war, doch im allgemeinen Chaos schenkte er dieser Beobachtung keine größere Bedeutung. Rings um den Tisch herum schlug der PVC-Boden Blasen in Lachen brodelnder Säuregemische, ein Geruch nach verbranntem Kunststoff und Schwefel lag in der Luft und der ganze Raum war übersät mit Glassplittern.

Und inmitten dieses Chaos’ saß Prof. Bailey wie ein Häufchen Elend auf einem der wenigen unversehrten Möbelstücke und blätterte mit hilflosem Gesicht in seinen Unterlagen. Als er Travis bemerkte, stand er auf und trat mit hastigen Schritten auf den jungen Mann zu, wobei er rücksichtslos über Scherben und zischende Chemikalien lief.

„Travis! Du musst sie zurückholen! Dieses Ding hat sie einfach verschluckt! Wenn ihr etwas zustößt, kann ich mir das nie verzeihen!“

Travis hob abwehrend die Arme. „Langsam, Professor! Bitte erklären sie mir doch endlich, was hier passiert ist! Was ist durch das Tor gekommen?“

Einen Augenblick lang sah der Professor ihn verwirrt an, dann nickte er und trat einen Schritt zur Seite, um einen Blick auf das verwüstete Labor zu werfen.

„Das Tor, Travis. Es hat sich geöffnet. Eins von den“, er wandte sich wieder an Travis und für einen Moment erschien ein Leuchten in seinen Augen, „Wesen ist durch das Tor gekommen. Es hat ein ziemliches Chaos angerichtet. Nicky wollte … sie wollte es aus dem Chemikalienregal locken … und dann hat sie das Gleichgewicht verloren.“ Er sah Travis traurig an. „Sie hat das ganze Regal mit sich gerissen. Plötzlich war alles voller Lärm, Gestank und Scherben … und als ich dann aufgesehen hab, war Nicky weg, zusammen mit dem Tierchen und einem Teil des Regals. Und dem Tor.“ Verzweifelt packte er Travis an den Schultern. „Was ist hier passiert, Travis? Wo ist meine Tochter?!“

Der Blonde betrachtete ihn einige Sekunden aus weiten Augen, dann streifte er die Hände des Professors ab und winkte Sev herein. „Professor, ich habe Ihre Erfindung an meinen Servobot angeschlossen, weil ich das Energieaggregat kaputtgemacht habe. Aber Sevs Schaltkreise sind anscheinend zu viel für die empfindliche Elektronik gewesen. Als ich das Programm gestartet habe, hat sich ein Tor in meinem Wohnzimmer geöffnet. Und mit ihm“, er blickte den Professor fest an, „noch dreihundertvierundzwanzig andere. Außer diesem hier ist keines durchschritten worden.“ Er legte Bailey die Hand auf die Schulter. „Ich finde Nicky und hole sie zurück. Das verspreche ich.“

Dann wandte er sich an Sev. „Kannst du die Tore einzeln öffnen?“

„Natürlich kann ich das“, antwortete Sev und schaffte es erneut, trotz seiner etwas monotonen Stimme beleidigt zu klingen. „Wie du schon sagtest, meine Schaltkreise sind höher entwickelt als dieser Gameboy.“ Er schwieg einige Sekunden, dann erklang ein leises Biep und gleichzeitig erschien das Flimmern wieder über den Überresten des Tisches.

Stirnrunzelnd bemerkte Travis, dass das Tor genau an der Stelle schwebte, wo ein Teil des Regals fehlte - ein Teil, der auf den Zentimeter genau dem Umriss der Erscheinung folgte. Der Schluss, den Travis daraus zog, gefiel ihm nicht besonders.

„Also gut.“ Er schulterte seine Tasche und machte einen Schritt auf das Tor zu, der deutlich sicherer wirkte, als er es tatsächlich war. „Komm, Sev. Ich muss meine Freundin retten.“ Travis nickte dem Professor noch einmal versichernd zu, dann trat er durch das flimmernde Tor, dicht gefolgt von einem leise nörgelnden Servobot.

Als das Tor sich wieder schloss, sank Professor Bailey seufzend auf seinem Stuhl zusammen. Dann griff er nach dem Telefon, das über ihm an der Wand hing, und wählte die interne Nummer zur Unfallmeldung.

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