Jan 18, 2010 15:45
Eines der Wahlversprechen unserer geliebten schwarz-gelben Bundesregierung war eine Reformierung der sog. Übernachtungssteuer, also eine Senkung der Mehrwertsteuer für die Übernachtungskosten in Hotels von 19% auf 7%. Klingt doch erstmal nach einer tollen Sache, oder? Steuersenkungen sind immer gut. Leider zeigt sich dabei nur wieder, dass in unserer tollen Bundesregierung die Leute von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.
Denn: Die Übernachtung kostet 7% Mehrwertsteuer. Gut und schön. Aber das Frühstück kostet immer noch 19%. Und das ist das Detail, in dem der Teufel steckt.
Warum? Nun, diese Steuersenkung soll vor allem dafür dienen, dass Geschäftsreisen billiger werden und damit unsere Wirtschaft ankurbeln. Nun werden allerdings 99% aller Geschäftsreisenden in dem Hotel, wo sie übernachten, auch frühstücken. Bisher kein Problem. Nun aber schon. Denn zukünftig müssen Übernachtung und Frühstück getrennt auf der Rechnung erscheinen und das mit unterschiedlichen Steuersätzen. Das heißt:
a) die Hotels haben einen bürokratischen Mehraufwand, denn bisher war in der Regel das Frühstück einfach im Übernachtungspreis mit drin.
b) die Arbeitgeber der Geschäftsreisenden haben einen bürokratischen Mehraufwand, denn sie müssen bei der Spesenabrechnung nun zwei separate Posten mit unterschiedlichen Steuersätzen ausweisen, wo es vorher einer getan hat.
c) die Geschäftsreisenden selbst haben ein Problem, zumindest dann, wenn das Frühstück mehr als EUR 4,80 kostet, denn das ist der gesetzliche Spesensatz für ein Frühstück. Alles was darüber hinausgeht muss der Geschäftsreisende entweder selbst zahlen oder er muss, falls der Arbeitgeber ihm diese Mehrkosten auch als Spesen erstattet, auf diese Erstattung Lohnsteuer abführen.
Die vier größten deutschen Wirtschaftsverbände hatten bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes Beschwerde eingelegt, da voraussichtlich die Zusatzkosten, die durch den bürokratischen Mehraufwand entstehen, alleine schon den positiven Effekt der Steuersenkung auffressen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Arbeitnehmer natürlich absolut begeistert davon sind, dass sie auf einer vom Arbeitgeber angeordneten Geschäftsreise auch noch ihr Frühstück selbst bezahlen werden dürfen bzw. dafür noch Steuern abführen können.
Die Regierung ist dringend angehalten, hier nachzubessern. Ob sie das tut? Ich persönlich glaube es nicht. Denn wichtig ist doch nur: Die Steuern wurden gesenkt! Diese Steuersenkung jetzt wieder zu relativieren, auch wenn es positive Effekte hat, wird schwer, denn den Grund kann man nicht in einer einzelnen BILD-Schlagzeile vermitteln. Und da es Fr. Merkel und ihren Schergen ja offensichtlich nur um den oberflächlichen Eindruck geht, nicht um irgendwelche nachhaltigen, wirklich nützlichen Effekte...
Ich persönlich freue mich schon jetzt darauf, bei zukünftigen Geschäftsreisen mit der Dame an der Hotelrezeption darüber zu feilschen, dass sie das Frühstück doch bitte auf der Rechnung getrennt ausweisen soll und das noch mit individueller Angabe des Steuersatzes aber nicht höher als 4,80 für das Frühstück, den Rest gibt’s als Trinkgeld. Obwohl, Trinkgelder gehen auch in die Spesenabrechnung und das mit vollem Steuersatz...
Wer hat sich diesen ganzen Mist eigentlich ausgedacht?
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