Paul Kammerer (1880-1926) Das Gesetz der Serie. Stuttgart-Berlin 1919
Eine Lehre von den Wiederholungen im Lebens- und im Weltgeschehen
XV. Serien und Wahrheitsforschung
Philologie und Linguistik
...Torczyner stellt seinem Werk das in unserem Sinne vielsagende Motto voran: „Der Irrtum ist das fruchtbare Prinzip der Sprache."
...Ein weiteres (hier letztes) entwicklungsgeschichtliches Problem der Sprache und seinen Zusammenhang mit der Periodenlehre betreffend, ist anzuknüpfen an die meines Wissens zuerst durch Swoboda (1905) wissenschaftlich formulierte Tatsache, daß die Klarheit des Gedankens, wodurch er sprachlichem Ausdrucke erst zugänglich wird, von einem Periodenintervall zum nächsten anwächst. ,,Während nun früher die Frage lautete: Was laßt sich bezeichnen und was nicht? lautet sie jetzt: Auf welchem Punkte der Entwicklung wird eine psychische Entwicklungseinheit mitteilbar? Wann ist das Stadium zu Ende, wo man jammert: ,Ich weiß es, aber ich kann's noch nicht sagen?' Dieser kritische Zeitpunkt - der kritischen Temperatur vergleichbar, bei der die Gase fest werden - ist von großter Wichtigkeit, weil die Anwendung der Sprache nur dort ohne Unzukömmlichkeit moglich ist, wo im Laufe der Generationen oder während eines individuellen Daseins ein gewisser Grad der Gedankenentwicklung erreicht ist. Das mangelnde Gefühl für den kritischen Zeitpunkt hat unreife Werke zur Folge. Der Autor hat entweder nicht die Geduld, die Sachen in sich ausreifen zu lassen oder er neigt von Natur zu dieser Art von Abortus" (Swoboda, 1905, S. 82).
XV. Serien und Wahrheitsforschung
Philologie und Linguistik
...Torczyner stellt seinem Werk das in unserem Sinne vielsagende Motto voran: „Der Irrtum ist das fruchtbare Prinzip der Sprache."
...Ein weiteres (hier letztes) entwicklungsgeschichtliches Problem der Sprache und seinen Zusammenhang mit der Periodenlehre betreffend, ist anzuknüpfen an die meines Wissens zuerst durch Swoboda (1905) wissenschaftlich formulierte Tatsache, daß die Klarheit des Gedankens, wodurch er sprachlichem Ausdrucke erst zugänglich wird, von einem Periodenintervall zum nächsten anwächst. ,,Während nun früher die Frage lautete: Was laßt sich bezeichnen und was nicht? lautet sie jetzt: Auf welchem Punkte der Entwicklung wird eine psychische Entwicklungseinheit mitteilbar? Wann ist das Stadium zu Ende, wo man jammert: ,Ich weiß es, aber ich kann's noch nicht sagen?' Dieser kritische Zeitpunkt - der kritischen Temperatur vergleichbar, bei der die Gase fest werden - ist von großter Wichtigkeit, weil die Anwendung der Sprache nur dort ohne Unzukömmlichkeit moglich ist, wo im Laufe der Generationen oder während eines individuellen Daseins ein gewisser Grad der Gedankenentwicklung erreicht ist. Das mangelnde Gefühl für den kritischen Zeitpunkt hat unreife Werke zur Folge. Der Autor hat entweder nicht die Geduld, die Sachen in sich ausreifen zu lassen oder er neigt von Natur zu dieser Art von Abortus" (Swoboda, 1905, S. 82).