Er ist noch immer so verdammt hyper. Und er würde am liebsten nochmal seinen Vater anrufen, aber es ist schon nach eins, und seine Eltern brauchen Schlaf. Per seufzt. Es ist eigentlich auch zu hell hier im Zimmer, er hat die Vorhänge nicht ganz zugezogen, weil er vorhin das Fenster geöffnet hatte.
Er muß mit irgendeinem reden. Irgendwie. Die anderen schlafen alle sicher längst. Aber so spät ist es ja nun auch wieder nicht. Oder? Per wirft die Decke von sich und steht vom Bett auf. Er trägt nur ein Hannover T-Shirt und die alten grünen Boxershorts. Die mit dem ausgeleierten Bund. Seine Lieblingsunterhosen. Er streckt sich, auf den Zehenspitzen balancierend.
Christoph ist im Zimmer schräg gegenüber. Und so wie Per ihn kennt, wird er es ihm sicher nicht übel nehmen wenn er ihn weckt. Er ist ein netter Typ, und sie verstehen sich gut. Darüber ist Per froh. Die Kommunikation funktioniert und damit die Innenverteidigung auch. Per hat wenige Freunde, eigentlich nur eine Handvoll. Er ist nicht sehr vertrauensselig. Aber Metze scheint in Ordnung zu sein. Nein, eigentlich ist er sogar mehr als nur in Ordnung.
Ja, Metze würde nicht genervt sein wenn er jetzt anklopft. Er will ja nur fünf Minuten. Etwas reden. Und Metze würde ihm zuhören, wie er es tut, die warmen braunen Augen auf ihn gerichtet, ihn ernst nehmend. Vielleicht sogar lächeln, die weißen Zähne hervorblitzend, und eine warme Hand würde auf Pers Schenkel landen, und -
Nein. Per reibt sich die Augen, seufzend. Nein. Metze ist nur ein Kumpel im Team, ein guter, aber nicht mehr als das. Und er wird Per beruhigen können mit nur ein paar Worten, und Per wird schlafen können. Ohne verstörende Träume.
Der Teppich im Flur fühlt sich seidig an unter seinen Füßen. Er tappt zu Metze's Tür und zögert. Vielleicht schläft er ja, vielleicht ist es eine blöde Idee, ihn zu wecken, vielleicht wird er genervt sein, vielleicht -
Leise Musik erklingt. Also schläft Metze noch nicht und Per kann ihn getrost stören. Was hält ihn noch davon ab? Er klopft sacht an die Tür.
"Herein!"
Per öffnet die Tür, lugt in den Raum hinein. Nur das Bettlicht ist an, und Metze ist über den Tisch gebeugt, in Trainingshosen und sonst nichts.
"Ähm, hallo."
Metze dreht sich um, und die überraschte Miene auf seinem Gesicht macht einem Lächeln Platz. "Hallo, Per."
Per nickt. "Störe ich?"
Metze zögert. Zu lange, und Per sagt, "Sorry, ich -"
"Du konntest nicht schlafen, was?", sagt Metze mit einem Lächeln und er klappt seinen Laptop zu. Er fährt sich mit einer Hand durch seine Haare und lehnt sich gegen den Tisch. "Das kenne ich."
Per schließt die Tür hinter sich und macht ein, zwei Schritte in den Raum hinein. "Ja, ich... muß einfach reden."
Metze zeigt auf sein Bett. "Hier, setz dich. Willst du was zu trinken?"
Per schüttelt seinen Kopf. Metzes Bett ist noch immer frisch gemacht von heute morgen. Er nibbelt am Muster des Überzugs. "Nee."
Metze gießt sich aus einer Wasserflasche ein. Mit dem Glas in der Hand setzt er sich neben Per. "So. Was ist?"
Per seufzt. "Ein Durcheinander." Er friemelt am Hemdrand herum. "Ist es immer so?"
Metze zuckt mit den Schultern. "Manchmal schon. Man gewöhnt sich aber daran."
Per nickt. "Ja, letztes Jahr, das... das war okay. Es war schon was Besonderes, sicher, aber nicht so..."
"Extrem, nicht? Das haben Weltmeisterschaften so an sich," sagt Metze, lächelnd. Er stupst Per an, und Per grinst zurück.
"Ja, verdammt extrem. Ich hoffe nur, daß ich das überstehe."
"Das wirst du, Per," und Metzes Hand ist in seinem Nacken - so warm - und Per zuckt fast zurück, aber nur fast. Er läßt seinen Kopf hängen und hofft, daß Metze seine roten Ohren nicht bemerkt. "Okay," sagt er, beinahe schon ein Flüstern, und in diesem Moment wird die Tür geöffnet.
"Metze - oh, 'tschuldige. Störe ich?"
Basti. Kelly. Und Metzes Hand rutscht von seinem Nacken, streicht über seinen Rücken und dann steht Metze auf. "Nee, Kehli. Per konnte nur nicht schlafen."
"Ach so." Kelly lächelt ihn an und Per weiß, daß er jetzt tomatenrot ist.
"Ja, äh. Danke. Ich gehe dann mal," sagt er, fast ein Stottern, und steht auf. Ungelenkig. Metze stoppt ihn mit einer Hand auf seinem Arm.
"Kannst du jetzt schlafen?", fragt er, und Per muß schlucken. Zu nah. Er nickt nur, und geht an Kelly vorbei zur Tür. "Gute Nacht," und ihre Antwort wird von der Tür verschluckt.
Wieder zurück in seinem Zimmer, wirft er sich auf das Bett. Er kann nicht schlafen. Immer noch nicht. Und er fühlt sich ein ganzes Stück mehr einsam.
Denn Metze hat schon jemanden.
He's still so damned hyper. And he would love to phone his father again, but it's already after 1 am, and his parents need their sleep. Per sighs. It's actually too bright in his room, too, he didn't pull the stores shut all the way because he had opened the window before.
He has to talk with someone. Somehow. The others will all be sleeping surely. But then, it really isn't that late. Is it? Per throws the blanket off and gets up from the bed. He's wearing only a Hanover t-shirt and the old green boxer shorts. The ones with the loose waistband. His favorite undies. He stretches, balancing on his toetips.
Christoph is in the diagonally opposite room. And as far as Per knows him, he won't be mad at him when he wakes him up. He's a nice guy and they get on well. Per's glad about that. The communication works, and so does the inner defense. Per has only a few friends, actually only a handful. He's not very overtrustful. But Metze seems to be okay. No, he's actually more than just okay.
Yes, Metze wouldn't be mad when he'll knock on the door now. He only wants five minutes. Talk some. And Metze would listen to him, like he does, the warm brown eyes focussed on him, taking him seriously. Maybe he'd even be smiling, the white teeth lightning up, and a warm hand would land on Per's thigh, and -
No. Per rubs his eyes, sighing. No. Metze's just a buddy in the team, a good one, but nothing more than that. And he'll be able to calm Per down with just some words, and Per will be able to sleep. Without disturbing dreams.
The carpet in the hall feels silken under his feet. He pads towards Metze's door and hesitates. Maybe he's sleeping, maybe it's a stupid idea to wake him up, maybe he'll be mad, maybe -
Soft music starts. So Metze's not yet sleeping and Per can disturb him readily. What's still keeping him? He knocks softly on the door.
"Come in!"
Per opens the door, looks into the room. Only the bedside light is on, and Metze's bent over the table, in trainers and nothing else.
"Ehm, hello."
Metze turns, and the suprised mien on his face makes place for a smile. "Hello, Per."
Per nods. "Am I disturbing?"
Metze hesitates. Too long, and Per says, "Sorry, I -"
"You couldn't sleep, could you?", Metze says with a smile and he closes his laptop. He raises a hand, combing through his hair and leans against the table. "I know that feeling."
Per closes the door behind him and advances one, two steps into the room. "Yes, I... just have to talk."
Metze points toward his bed. "Here, sit down. Do you want something to drink?"
Per shakes his head. Metze's bed is still freshly made from this morning. He scratches the coverlet's pattern. "Nah."
Metze pours for himself from a water bottle. With the glass in the hand he sits down next to Per. "So. What's up?"
Per sighs. "A mess." He fingers his shirt's end. "Is it always like that?"
Metze shrugs. "Sometimes. You get used to it."
Per nods. "Yeah, last year, that... that was okay. It was something special, sure, but not that..."
"Extreme, no? That's just what World Cups are about," Metze says, smiling. He nudges Per, and Per grins back.
"Yeah, damned extreme. I just hope that I'll survive it."
"That you will, Per," and Metze's hand is in his neck - so warm - and Per almost shrinks back, but only almost. He hangs his head and hopes that Metze doesn't notice his red ears. "Okay," he says, almost a whisper, and just in this moment the door is opened.
"Metze - oh, sorry. Am I disturbing?"
Basti. Kelly. And Metze's hand slips from his neck, strokes over his back and then Metze's getting up. "Nah, Kehli. Per just couldn't get to sleep."
"Oh, I see." Kelly smiles at him and Per knows he's as red as a tomato now.
"Yes, ehm. Thanks. I'll be going," he says, almost a stutter, and gets up. Awkwardly. Metze stops him with a hand on his arm.
"Can you sleep now?" he asks, and Per has to swallow. Too close. He just nods and goes past Kelly to the door. "Good night," and their answer gets swallowed by the door.
Back in his room again, he plops down on the bed. He can't sleep. Still. And he feels a whole lot more lonely.
Because Metze has already got somebody.
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