Man möchte kotzen. Und zwar nicht mal akut wegen des erschreckend hohen Wahlerfolgs der AfD in einigen Landtagswahlen der vergangenen Woche(n), sondern wegen des ganzen dummen "Wahldebakel"-Geseiers, das darauf folgt.
"Denkzettel für die Kanzlerin". "Flüchtlingspolitik Schuld an der Missstimmung der Wähler". Was durfte ich heute in einem Leserbrief in der Zeitung lesen? "Die Mehrheit [...] will gesicherte Grenzen und geregelte Zuwanderung" und wählt natürlich nuuur deshalb AfD.
Jedenfalls sind sie alle am Heulen und Zähneklappern, und zwar vor allem in der CDU. Das machte mich stutzig, denn die CDU hatte ja nun immer noch eine recht deutliche Mehrheit, wieso kommt also ausgerechnet von dort das Gejaule?
Ich bin mal aus purer Neugierde auf die Seiten des
statistischen Landesamts von Sachen-Anhalts gegangen. ICH! Aus NEUGIERDE! Auf eine STATISTIK-Seite! Da seht ihr mal, wie verzweifelt die Lage ist!
Na, jedenfalls hab ich mir da die bunten Kuchengrafiken der Landtagswahlen mal angeschaut. Und zwar die von
2011 und die von
2016.(Warum? Weil mir Sachen-Anhalt als erstes einfiel. Sorry, Sachsen-Anhalt.)
Ehe wir uns nun falsch verstehen: Ja, 24,2% AfD sind furchtbar. Aber das Problem ist, dass man diesen Wählern eben nicht wirklich entgegen kommen kann. Ich sag's jetzt mal ganz hart, wer AfD wählt, ist entweder ein Arschloch oder naiv. Den Arschlöchern will man nicht entgegen kommen und die Naiven wird man schwerlich überzeugen.
UND:
Ausgerechnet die CDU, deren diverse Mitglieder jetzt so am Jaulen und am Umdenken-Wollen sind, hat sich da doch ganz wacker geschlagen. 2,7% Verluste sind, wenn man sich vergleichsweise mal die SPD oder die Linken anschaut, NICHTS. Ausgerechnet da gibt es also überhaupt keinen Grund, jetzt von einem Merkzettel für Denkel (ahahah, schöner Wortdreher, der darf bleiben!) und einem dringend nötigen Umdenken in der Flüchtlingspolitik zu wimmern. Sind bestimmt einige CDU-Stammwähler zur AfD gewechselt, sicher doch, aber insgesamt müssen dafür ja einige SPD-, Grünen oder gar Linken-Wähler plötzlich ihr Kreuzchen bei der CDU gemacht haben. UND DAS HABEN SIE SICHER NICHT, WEIL SIE MIT DER FLÜCHTLINGSPOLITIK NICHT EINVERSTANDEN SIND, SONDERN VIELLEICHT EHER SO EIN BISSCHEN IM GEGENTEIL?
Nu gut. Ich bin keine Politologin und habe auch nicht die Detaildaten, also schenke ich mir jetzt eine Analyse, wer wahrscheinlich warum von wo nach wo gewechselt ist. Ich sach bloß: Ausgerechnet die Partei, die am wenigsten unter der Entwicklung gelitten hat, sollte sich jetzt mal nicht ins Hemd machen und schon gar nicht anfangen, ins Horn der AfD zu stoßen. Denn die "enttäuschten" AfD-Wähler werden sie so nicht zurückgewinnen, aber die neu gewonnenen Wähler, die vielleicht eher von Gabriel enttäuscht sind als von Merkel, die gehen dann wieder zurück. Denn ja, dieses Wahlergebniss hat zweifellos auch etwas mit der Flüchtlingspolitik zu tun, aber womöglich anders, als ihr das glaubt.
Und ach ja, lieber Leserbriefschreiber, 24,2% sind Gottseidank noch keine Mehrheit.
Und wenn ihr so niedlich glaubt, bei der AfD ginge es nicht "undifferenziert gegen Asylbedürftige, sondern gegen eine chaotische, konzeptionslose, undurchdachte Politik" und deshalb wäre es voll OK, sie aus Protest zu wählen, dann seid ihr halt... na sagen wir mal, naiv.
Diesen Rant hätte ich mir jetzt vermutlich schenken sollen, aber es musste mal raus.
Ich hab übrigens den vagen Verdacht, dass die gewalttätigen Abiturienten in Köln nicht aus Syrien kommen...