German poetry.

Aug 01, 2009 14:43

Friedhof

keiner hat dir Blumen gebracht
keine Blumen
nirgendwo
jeder guckt dich hier an
du bist der Neue hier
und irgendwie bist du heut
ganz still
hast wohl nichts zu sagen

keine Tränen nirgendwo
wenigstens weiß ich
jetzt
wo du wohnst und
komm dich mal besuchen
und weißt du
ich stehe bloß dort
und lese
wie du mit Nachnahmen heißt
und wann du geboren bist
habe ich nie gewusst

eigentlich warst du mal anders
anders als alle anderen
aber hier bist du gleich
dein Grabstein vor mir
weißt du
ist sogar der hässlichste
du
inmitten eines Friedhofs


Dezemberglöckchen

Ich laufe auf kaltem Schnee
irgendwo
im weißen Land
sogar im Himmel hat's geschneit
leise zitter ich
der kalte Wind
auf meinen Lippen
erinnert mich an dich
die Bäume sehen aus wie
Eisberge
haben den Tieren Angst gemacht

zwei Stürme prellen aufeinander
werfen die Flocken
hin und her
aber der eine gewinnt
und singt das Lied
von dir
und hinten blühen
Maiglöckchen
im Dezember

Seelenuntergang

Ich gehe auf
und ich
gehe unter
versinke
und kann
fliegen
dein herz
schlägt nicht
im selben takt
engel weinen
man hört sie vom
sterbenden tag
reden und der
teufel
lacht und lauscht
dem stocken des
sterbenden tages
des sterbenden
herzens

morgen geht die
sonne
auf und ich
lege mich dem
sterben
nieder
ich komm nicht mehr
ich komm nicht mehr
niemehr wieder
eine seele geht unter

Geburtstag

Ich stehe auf, bereue nichts.
Umarme mich erstmal selbst.
Aber vergesse ihn.
Den Tag heute.
Leute lieben mich
ausnahmsweise.
Kaufen mich
und waschen ihre Fehler.
Hinter dem Papier
mit weißen Blumen
versteckt sich wohl ein Sorry
und was ich sage ist
Dankeschön.
Dann bin ich anders
für alle anderen.
Weil heute heute ist.
Der Tag,
einmal im Jahr.
Und morgen bin ich
wieder das Sündenkind,
die Hure
mit grauem Herz,
die sich nicht verändern wird.
Heute ist
großes Kino und alle sind
Schauspieler.
Spielen nur für mich.
Weil heute mein Geburtstag ist.

Mitternachtstränenbad

die Uhr schlägt 10.30
für mich ists noch immer Nacht
ich liege dort
nackt und blass
und verkaufe meine
Seele
einbisschen Wasser tropft daher
und ich liege
im See
der Trauer und des
Hasses und der
Hölle
wo die Liebe schwimmt
und badet
um Mitternacht
still

Schwarze Schneeflocken

Schmerz fällt zur Erde nieder
langsam schwebt er
und
wenn er fällt
dann bebt die Welt
dann zerbricht er nicht
im Wasser ertrinkt er nicht
und im Feuer
kann er nicht schmelzen
mein Schmerz hat
Schuld für den Wirbel in den
Wolken
und für die Reise
der Vögel
die zum Süden flogen
wie schwarze Schneeflocken

No title

Die Mitläuferin,
ohne Persönlichkeit.
Die Schülerin,
die ihre Hausaufgaben nicht macht.
Das Mädchen,
das Drogen nimmt.
Die Selbstsüchtige,
die sich im Spiegel sieht.
Der Engel,
der schuldig ist.
Die Frau,
der Selbstmord gelingt.
Die Hure,
die jeden für Geld liebt.
Die Ehefrau,
die untreu ist.
Die Mutter,
die ihre Kinder schlägt.
Ein Mensch,
der Fehler macht.
Gott liebt mich.
Egal wer ich bin.

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