Nur noch ein paar Mal, dann ist der Drops gelutscht.

May 25, 2009 23:07

Review zu Star Trek (Nummer 11 nach Meinung der Trekkies, #1 wenn's nach mir geht XD)

Nach 8 Serien und zehn Filmen erweist sich das Thema "Star Trek" anscheinend immer noch als absolut kinoreif, denn Regisseur J.J. Abrams ist sich nicht zu schade, das, was von Nicht-Klingonen und Normalsterblichen gemeinhin als Wahn bezeichnet wird, in einem völlig neuen, bunt leuchtenden Gewand für die große Leinwand zu adaptieren. Zwar lässt er dabei kein einziges Klischeefettnäpfchen aus, doch insgesamt ist die Enterprise um einiges silberner und das Universum um einiges größer als 1969.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Filmen und der relativ chronologischen Serie (ja auch da gab es Zeitsprünge, danke, ich weiß), beschäftigt sich "Star Trek"  - ähnlich wie der extravagant grundlegende Titel - mit der Basis und der Vorgeschichte des berühmten Raumfahrerteams. Oder glaubt ihr wirklich, Käptn James Tiberius Kirk und Mr. Spock seien als Helden und beste Freunde auf die Welt gekommen?
Abrams kann seine Wurzeln im Action-Genre nicht vollkommen verbannen und startet den Film mit einem gewaltigen Effektfeuerwerk, in welchem der Raumkreuzer "Kelvin" vom bösen Nero (Eric Bana mit Glatze ^^) angegriffen und beinah zerstört wird. Zur Rettung aller - inklusive Frau und Kind - opfert Cäptn Kirk senior (also der Papa von dem, in dem es im Film dann geht, ne Julia XD) sein Leben und kollidiert mit Neros außergewöhnlichem Schiff.
Der fulminante Eingang bietet 10 Minuten an unterhaltsamen Effekten und eine Bedrohung, die man nicht unterschätzen sollte. Allerdings wird dann mächtig auf die Tränendrüse gedrückt, als Kirk - dem ungefähr noch eine Minute bleibt, ehe die Kelvin volle Möhre in Neros Schiff donnert  - per Kommunikationstool mit seiner Frau in Verbindung bleibt, die gerade den Sohnemann zur Welt bringt. Ich weiß ja nicht, wie weit fortgeschritten die Technik anno enterprisie ist, aber dass eine Geburt in weniger als einer Minute stattfinden kann, halte ich für arg übertrieben. Ein Minuspunkt für den Kitschfaktor. -..-
Nun ja, nach dieser "ergreifenden" Geburt/Sterbeszene, verlagert sich das Geschehen auf die Erde. Kirk junior, unzufrieden mit sich dank mangelnder elterlicher Präsenz, da Daddy tot und Mummy auf anderem Planeten, rebelliert brav gegen alles, was die Obrigkeit darstellt, bis ihn Cäptn Piek nach einer Kneipenschlägerei aufgreift und ihm anbietet, das Erbe seines Vaters anzutreten, und der Sternenflotte beizutreten. (An dieser Stelle ein Lob an den Hauptdarsteller Chris Pine, der folgenden Dialog "Woher wissen Sie, wer ich bin?" - "Du bist der Sohn deines Vaters." mit genau dem Maß an Genervtheit und Ungläubkeit quittiert, das auch dem Zuschauer in dem Moment durch den Kopf schießt. XD).
Natürlich nimmt Kirk an. Aber erst nach dem allseits beliebten Zögern und "eine-Nacht-sinnlose-Dinge-tun"-Konzept.
Hier endet nun auch das stetige Hin-und-Her zwischen Kirks und Spocks Jugend, denn letztere wurde in ähnlich kurzen Ausschnitten ebenfalls beleuchtet. Sein innerer Konflikt als Sohn eines emotionslosen Vulkaniers und einer menschlichen Frau äußert sich in den üblichen Mobbingattacken von bösartigen Kindern usw., ist aber im Großen und Ganzen als Grundlage für seinen Charakter gut bearbeitet worden und erläutert die unübliche Entscheidung des Vulkaniers, der Sternenflotte beizutreten. Zurück zu Kirk: Hier folgt eine der Szenen, die die Spezialeffekte im Film noch mal deutlich hervorheben. Kirk fährt frühmorgens mit seinem niedlichen Motorrad an einer Basis der Sternenflotte mitten in Iowa vorbei, in der gerade etwas gebaut wird, was der Enterprise verdächtig ähnlich sieht. Die monumentalen, schillernden Bauten heben sich sehr natürlich aus dem Nebel und passen sich trotz aller Futuristikperfekt in die ländliche Umgebung ein. Ein Pluspunkt für Realismus. =) 
Danach folgt eine kurze Szene an der Startbahn, in der Kirk behauptet, er würde in drei Jahren Käptn eines Schiffes sein. Angst macht sich breit, dass man nun drei Jahre ermündende Sternenflottenausbildung mit ansehen muss, doch dankenswerterweise taucht ein kurzes Intermezzo mit Dr. Leonard McCoy (Karl Urban <3<3<3<3<3<3<3<3<3<3<3) gerade im rechten Moment auf. Als flugkranker Arzt, der mit seinen sarkastischen Kommentaren nicht hinterm Berg hält, ist er eine willkommene Abwechslung gegenüber den bierernsten Rollen von Kirk und Spock und hält sich den ganzen Film über glänzend.  
Gott sei Dank, umgeht der Film die drei folgenden Jahre elegant und konzentriert sich auf den Konflikt zwischen Kirk und Spock, der sich erst in einem etwas ernsteren Schulgeplänkel äußert und schließlich dann auf die Enterprise verlagert wird.  (Da ich merke, dass das hier in eine Nacherzählung ausartet, drücke ich die Fast-Forward-Taste =) )
Kirk warnt Cäptn Piek vor einer Falle, die auf Vulkan auf die Föderationsschiffe wartet, und natürlich von Nero ausgelöst wurde, woraufhin Piek sich in das feindliche Schiff begibt, während die Crew, nun unter Cäptn Spock, versucht, aus dem Terrorgebiet zu entkommen, was zwar halbwegs gelingt, allerdings mit der Zerstörung Vulkans ( = der Planet) endet. Selten war ein Weltraumkampf so effektreich umgesetzt, obwohl Werke wie Star Wars (uh, ich hab das böse Wort gesagt ^^) die Maßstäbe deutlich hoch angesetzt haben.
Besonders intensiv fällt die Stille im Universum auf. Keine lästige Musik - obwohl der Soundtrack sonst wirklich weit entfernt von subtil ist  -  Kampfgeräusche, die hauptsächlich im Inneren der Schiffe zu hören sind und lediglich das laute Atmen, der drei todesmutigen Offiziere (die aussahen wie die PowerRangers in ihren bunten Anzügen XD), reichen, um die Spannung in dieser Actionszene zu erhalten. Die Crew der Enterprise (meist sehr unverbrauchte Gesichter, großes Lob an die Besetzer ^_^  ) erhält nun ihre Glanzmomente, sei es Uhura (Zoe Saldana) , die sich schon von Anfang an mit Kirk kabbelt, sei es Sulu (John Cho), der eine starke Entwicklung zeigt oder eben Chevkov (Anton Yelchin), dessen russischer Akzent weder lächerlich noch penetrant dargestellt ist. Nach einer gewaltigen Meinungsverschiedenheit zwischen Spock und Kirk wird letzterer auf einem sehr kalten, sehr gefährlichen Planeten ausgesetzt (allerdings mit Rettungskapsel, also keine Panik XD). Hierbei erfährt meiner Meinung nach der Charakter von Pille einen tragischen und sehr unlogischen Bruch, denn obwohl er sonst bereit ist, für Kirk Regeln zu brechen oder ihm anderweitig aus der Patsche zu helfen, kommt hier nicht ein Mucks von ihm bezüglich Spocks unmenschlicher Anordnung. Später diskutiert er zwar mit dem Vulkanier darüber, allerding bleibt er im entscheidenden Moment eher blass. Schade eigentlich, dass das Drehbuch da nicht mehr hergibt, aber wer weiß, was die Extraszenen noch so bereit halten.
Zurück zu Kirk, der auf Planet Eiskalt nun den ganzen Film erklärt bekommt: Ich darf erwähnen, dass sich hiermit eine der logischsten und seltsamerweise unkompliziertesten Zeitreisengeschichten auftut, die ich je erlebt habe. Im Weltraum kann man ja eh alles mit schwarzen Löchern erklären, aber dass Kirk auf Eiskalter-Planet dem Spock der Zukunft begegnet ist sehr glaubwürdig dargestellt (wofür mich jeder Trekkie mit Phaserstrahlen umnieten würde ^^) und bietet die einfachste Erklärung für Neros ungezügelten Hass, so kompliziert das auch klingen mag. Spezialeffekte sowie exzellente Schnitte sorgen dafür, dass nichts im Unklaren bleibt, ohne unnötig viel Zeit dafür aufzuwenden. Hurra dafür!
Dank der überragenden Technik von Scotty, der dank Zukunfts-Spock auf eine wunderbare Formel zu einem komplizierten Warpprozess kommt (Warpen=Beamen für Fortgeschrittene XD), sind das Technikgenie und Kirk bald wieder auf der Enterprise und sorgen nun dafür, dass alles ins Lot kommt. Besonders schön ist hier, dass sich keine endlosen Diskussionen darüber auftun, ob man von der Zukunft aus nun in die Vergangenheit eingreifen dürfe o.ä. Man erspart sich das einfach und macht direkt weiter mit der Handlung, in der nun auch Spock endlich zeigen darf, dass er menschliche Gene in sich trägt und um seine Mutter sowie den Verlust seines Planeten trauert. Unschönerweise wurde hier eine Liebesgeschichte eingebaut, womit ein weiteres Klischeenäpfchen erwischt wurde. Obwohl Uhura ja durchaus Sexappeal hat ist es schlichtweg nicht authentisch, dass sich Spock, der sich gerade dazu durchgerungen hat, ein wenig Gefühl zu zeigen, sofort in die Beziehung zu dem Kommunikationsgenie stürzt. Auf solch offensichtliche Umsetzungen dafür, dass Spock sich gewandelt hat, hätte man verzichten können. Ein weiterer Minuspunkt. =(
Der finale Showdown wird nun mit actionfilmartiger Größe zelebriert, ein gelungener Effekt jagt den nächsten, Cäptn Pike wird ordentlich gerettet (so wie es sich gehört XD) und auch Spock und Kirk bleiben sich trotz der beginnenden Freundschaft charakterlich treu. Dass aber nicht alles im Weichspüler des Saturnnebels untergeht liegt dann an einer besonderen Szene, in der Kirk zeigen darf, dass er eben nicht durch und durch Gutmensch ist: Obwohl Bösewicht Nero dem Untergang geweiht ist, fragt Kirk brav, ob er sich nicht ergeben wolle, damit man ihn aus dem Schwarzen Loch rausholt.  Nero lehnt höflich ab (XD), doch anstatt ihm seinem eh unausweichlichen Schicksal zu überlassen zeigt Kirk seinen Egoismus und lässt alle Geschütze auf die kläglichen Überreste des Schiffes abfeuern.
Kirks (unausweichliche -..-) Ehrung und seine Ernennung zum Käptn der Enterprise sind weniger langatmig umgesetzt, als man hätte vermuten können, bieten technisch gesehen allerdings nichts Neues und dann schießt der Film leider noch einen Vogel ab, indem sich Zukunftsspock und Gegenwarts-Spock begegnen. Nach einem recht erfrischenden Dialog folgt dann leider der klischeebeladene Satz „Vergiss die Logik, folge deinem Herzen“, bei dem sich mein Herz mit schöner Regelmäßigkeit vor Schmerzen übergibt. Schade eigentlich, dass man eine solche Gelegenheit mit derartigen Plattitüden verschandeln muss. Allerdings macht der Satz von Zukunfts-Spock dann wieder einiges wett, denn er wünscht seinem jüngeren Ich lediglich viel Glück, weil er den üblichen Abschiedsgruß („Lebe lang und in Frieden“) als „zu egoistisch und selbstverliebt“ einstuft. Sehr schön. Fazit: Ein sehenswerter Film, für alte und neue Fans. Die Spezialeffekte sind wirkungsvoll und das, was an charakterliche Tiefe aus solchen Actionkrachern herauszuholen ist, wurde größtenteils übernommen und formen einen fruchtbaren Boden, auf dem man sich gerne noch einen zweiten Teil ansehen möchte. Zwar bietet der Oberbösewicht hier keine tiefenpsychologische Betrachtung über menschliches Elend und dessen gewalttätige Abgründe aber hey, warum auch? Er ist Romulaner, die haben so etwas gar nicht nötig.  ;-)

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