Kiwis Adventskalender: 10. Türchen - ein Filmreview was keins ist

Dec 10, 2015 13:19

Wir unterbrechen unser vorweihnachtliches Programm, weil Kiwi sich gestern "Spectre" im Kino anschaute und sich hart totlachen musste.

Ich warne vor Spoilern.



"Spectre" ist der vierte und letzte James-Bond-Teil mit Daniel Craig in der Hauptrolle, und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt, denn "letzter Teil" hieß für das Produktionsteam anscheinend "all bets are off, macht, was ihr wollt".

Sam Mendes, der Regisseur, der mit "Skyfall" einen umwerfenden Film abgeliefert hat (JEMAND SCHREIBE MIR M/BOND, ICH SCHWÖR!!!), schien mit "Spectre" genau so wenig irgendwas anfangen zu können, wie Daniel Craig mit seinem blonden Teenager-Bondgirl (WARTE, WAS, LÉA SEYDOUX IST 30????? O____O WOW LADY, DEINEN JUNGBRUNNEN HÄTTE ICH GERN UND ICH BIN FÜNF JAHRE JÜNGER!!!), weswegen er sich wahrscheinlich dachte: "Hey, wisst ihr, was James Bond fehlt? Slapstick. Oh, und Indiana Jones."

Produktion-Team so:
Sam, du alter Haudegen, du hast es wieder mal geschafft, und das moderne Kino gerettet.

Der Zuschauer so:
James Bond ist gerade mit einem Drittel Flugzeug durch eine Scheune geflogen. Ich habe eigentlich erwartet, dass eine Kuh auf seiner Scheibe sitzt oder wenigstens ein Huhn im Cockpit. James anscheinend auch.

Ich hab eigentlich den ganzen Film über gelacht, was natürlich völlig in Ordnung ist, aber das meiste lag an unfreiwilliger Komik und Daniel Craigs konstantem ":["-Gesicht, wenn er mal niemandem verdreschen durfte.

Oh, und an Tentakelmonstern. Im Intro.

Sam Mendes, weißt du, was dem James-Bond-Franchise wirklich nicht gefehlt hat? James Bond als Tentakelmonster UND Christoph Waltz als Tentakelmonster, ICH HAB GENÜGEND ANIME GEGUCKT, UM ZU WISSEN, WIE DAS ENDET UND ICH WILL DIESE BILDER NICHT IN MEINEM KOPF, OH MEIN GOTT.

Yeah, also, das war... das war nicht gut. Ich kann auch eine Organisation nicht ernst nehmen, deren Wappentier ein Oktopus ist, denn ein Oktopus hat einen großen nassen Gewebesack am Hinterkopf und ist ansonsten eine schwabbelige Maße voller Saugnäpfe und großer, glubschiger Trief-Augen. Sie sind ziemlich niedlich und mit Sicherheit auch gefährlich, wenn ich ein Thunfisch bin oder so.

ABER BEI KEINEM DIESER WÖRTER DENKE ICH AN "MI6" ODER "GEFÄHRLICHER RIVALE VOM MI6" ODER "JAMES BOND SOLLTE DRINGEND MAL NE FRAU KÜS- OH OKAY MACHT ER, ALLES KLAR."

Nach dem das Intro vorbei war und ich mich wieder vom Fußboden des Kinos aufgesammelt hatte, verlief der Rest vom Film erst einmal eine ganze Weile gut. Daniel Craig hat ungefähr mit allem geflirtet, was nicht bei drei auf den Bäumen war und ich shippe Q und Bond wie FedEx, oh mein Gott, gebt mir jedes dumme AU, jedes verdammte Klischee, gebt mir James, der Gourmet-Katzenfutter kauft und bei Q die Petersilie gießt, oh LORD SIE SIND SO SÜSS MITEINANDER ARGKJHSDGKJFDH.

Wo war ich? Ach ja. James Craig hatte mächtig Spaß und war mächtig niedlich als Bond, der so post-Dench!M ist, dass ihm alles egal ist und er sowieso nur noch macht, was er will, und weil er charmant und nett und ein charmanter, netter Psychopath ist, machen auch alle, was er sagt (also hauptsächlich Q, weil Q ihm hoffnungslos verfallen ist, tehehehhe). Generell war Craig am besten, wenn er alleine in Szenen war - die Art, wie er im Helikopter sitzend anfängt zu lächeln, weil er gerade zwei Menschen umgebracht hat oder wenn er dem Bodyguard auf der Beerdigung in Rom zuwinkt, passen ziemlich gut zu seinem desinteressierten, vollkommen durchgeknallten Bond und ICH LIEBE IHN.
ER HAT EINE GOTTVERDAMMTE MAUS MIT EINER PISTOLE BEDROHT
ER HAT GESPIELT.
PLAYFUL BOND.
OH MEIN GOTT, ER WAR SO SUPER.

Okay, ich räuspere mich und nehme die Fangirlbrille ab, denn: am schlimmsten war er, wenn er unangenehme sexual tension mit Frauen aufbauen musste. Die Szene, in der er mit Monica Belluci rummacht war so heftig bescheuert und deplatziert und es sah nicht so aus als hätte irgendwer der Beteiligten Lust darauf - zumal ich auch nicht verstanden habe, warum er mit ihr geschlafen hat, außer damit man Monica Belluci in einem schönen schwarzen Korsett zeigen konnte.
Okay. Bisschen aufwändig, da einen ganzen Film drum zu drehen, aber wenn ihr wollt, okay.

Die andere schlimme Szene war

und es tut mir so Leid

alles, wirklich restlos alles mit Madeline Swann (Léa Seydoux, die blonde Schnickse).

Es gibt so viele Dinge, die an ihrer Rolle vollkommen undankbar waren, hier ist eine Liste.

1. Sie ist Psychologin. Und kann sich gegen James' mehr als dämliche Flirtversuche nicht zur Wehr setzen? MÄDCHEN, WAS?
2. Sie bekommt so idiotische Zeilen wie "Hier haben meine Eltern ihre Hochzeitsnacht verbracht. Und später haben sie mich mitgenommen :D". ÄHHHHHHHMMMMMMM..... DAS IST EIN BISSCHEN... ÄÄÄÄHM.. WARUM GUCKT DA KEINER AUF DIE DIALOGE OAH.
3. Obligatorisches "James, ich liebe dich" nachdem sie... zweieinhalb Tage? Wenn wir großzügig sind, eine Woche? zusammen verbracht haben und sich 70% der Zeit nicht leiden konnten. Ich meine, OKAY, ES IST DANIEL CRAIG, OOOOKAY, aber trotzdem. Wie lächerlich und dämlich das war. Oah.
4. Sie stolpert betrunken in seine Arme, während James das Hotelzimmer auseinander nimmt, um seine ganz persönliche Folge "Schöner Wohnen" zu drehen oder irgendwas anderes plotrelevantes zu machen.
SIE STOLPERT. BETRUNKEN. IN SEINE ARME. IST DAS EINE GOTTVERDAMMTE FANFICTION???
5. "Ich hasse Waffen." Hatte noch irgendwer Flashbacks zu Ashley aus Resident Evil 4? Alter. Wäre ich James Bond gewesen, ich wäre aus dem Mord-im-Orient-Express gesprungen und durch die Wüste nach Hause getrampt.

Vielleicht bin ich ein bisschen zu hart zu ihr. Es ist ein James Bond Film. Und die Schreiberlinge haben sich wahrscheinlich schon ziemlich hart auf die Schulter geklopft, als sie die Frauenrolle so geschrieben haben, dass sie eine Waffe entsichern kann.

Neben den seltsamen Sexszenen war da auch noch Christoph Waltz, der Gott sei Dank keine Tentakelporn-Szene mit Daniel Craig bekam.

ICH HATTE MIR SORGEN GEMACHT, NACH DEM INTRO, OKAY, BERECHTIGTE SORGEN!!!

Seine Rolle als lang verlorener österreichischer Stiefbruder (den James komplett vergessen hat, wahrscheinlich weil zwei Jahre in der österreichischen Pampa sehr viel traumatisierender waren als der Tod seiner Eltern) ließ... ziemlich viel zu wünschen übrig. Ich war zwar einerseits froh, dass Waltz nicht schon wieder eine rassistisch motivierte Bösewicht-Rolle bekam und andererseits ... hat er sie genau so gespielt wie alle seine anderen Rollen, was ein bisschen langweilig ist, vor allem weil wir mit Bardems Raoul Silva aus "Skyfall" schon alle "durchgeknallten Narzissten mit Daddy respektive Mommy und Jealousy Issues" abgedeckt haben. Außerdem war da Silva viel sympathischer mit seiner ständig indignierten Art und das Brüderthema hatten wir auch schon und ... ugh.

Insgesamt mochte ich Spectre, weil Craig Spaß mit der Rolle hatte und gegen ein übertrieben cartoonhaftes Script anspielen musste, ohne die Lust zu verlieren, und es schön war, dass sich die Chefabteilung von Ralph Fiennes' MI6 anscheinend nichts schöneres vorstellen kann, als ihren neuen Vorgesetzten beim Betriebsausflug gemeinsam zu töten. Fördert die Teambindung und die Freundschaft oder so.

Beim nächsten Mal dann bitte weniger abgeschmackte, langweilige Sexszenen, die sich nur durch ein Schädel-Hirn-Trauma wegerklären lassen und genau so viel hübsche Kulisse (MEXICO CITY OMG DIESE ANFANGSSEQUENZ OOOH MEIN GOTT) wie sonst auch.

UND MEHR BOND/Q-GE...BONDE. HÄHÄ

adventskalender, movies

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