Confession of Pain

May 05, 2014 22:06




Nachwuchs-Cop Bong (Takeshi Kaneshiro) findet seine Frau Rachel mit aufgeschnittenen Pulsadern. Nach diesem Schlag quittiert er den Dienst, greift zur Flasche und verdingt sich als Private Eye. Bis drei Jahre später sein ehemaliger Partner Lau (Tony Leung) aufkreuzt und ihn um Hilfe bittet. Der Vater seiner Ehefrau Susan (stets eine Augenweide: Shu Qi) wurde grausam ermordet und Lau selbst gilt als Tatverdächtiger. Im Rahmen der Ermittlungen stößt man auf einen dramatischen Cold Case - ein Familienmassaker, dessen Hintergrund und Täter im Dunkeln bleiben - welcher nun überraschend aufgeklärt werden kann, aber unerwartet seelische Wunden aufreißt .
(geklaut von hier)


Ein Buddy-Cop-Film aus HongKong mit tons of manpain und hübschen Kerlen. Eigentlich könnte dabei doch nichts schief gehen, oder?

Tut es auch nicht. Confession of Pain ist ein stiller Film, mit wenig Musik, gut gezeichneten und hervorragend gespielten Figuren, und nur ein paar eingestreuten Actionszenen, die es dann aber auch so richtig krachen lassen, (meistens) beeindruckender Kameraarbeit und Farbgebung - und einer reichlich wirren Botschaft.

Kaneshiro und Leung als ungleichem Polizistenpaar wird gar nicht soviel Zeit gewidmet, innerhalb der ersten Viertelstunde stirbt Bongs Frau (der Name ist eine Zumutung) und es kommt prompt ein Zeitsprung von drei Jahren, den Hei mit den Voice-Over-Worten „als ich Bong wiedertraf, war er Privatdetektiv und Alkoholiker.“ beendet.

Dennoch sind die beiden selbstverständlich der emotionale Kern des Films - falls das auf dem Filmplakat nicht offensichtlich genug sein sollte - und ihre gemeinsamen Szenen sind intensiv, umwerfend und voller recht überraschender Verletzlichkeit. Bong hat zwar ein Alkoholproblem, doch erstens wird das tierisch romantisiert und zweitens Hei nimmt ihn weiterhin ernst und hilft ihm, wo er kann. Sie sind beste Freunde, obwohl Hei theoretisch Bongs Vorgesetzter ist und er lässt ihn trotz seiner Probleme nicht fallen, wahrscheinlich weil Hei selbst weiß, wie sehr der Job als Polizist jemanden auslaugen kann.

Außerdem ich bitte euch, die sind doch einfach zum Knutschen die beiden.

Sie haben übrigens auch Dates in Tischtennishallen und 90% ihrer Szenen sehen sowieso aus wie aus einer Romcom geklaut, was wahrscheinlich an Kaneshiros großen Rehaugen, seinen Wuschelhaaren und seinem leicht verschmitzten Grinsen liegt. Ich muss ein Video machen. Ein Romcom-Video. Hehehe.




(geklaut von hier)
Jeder, der schon mal einen Sport-Anime geschaut hat, weiß, wo das hinführt. Hehehehehe, ach Gott sie sind so herzallerliebst und zum Scheitern verurteilt, ich muss weinen.

Ihre Beziehung ist so stark, dass sie die Ehe von Hei und Susan sehr in den Hintergrund drängt, was aber nicht weiter schlimm ist, denn die wenigen Einblicke in Susans und Heis gemeinsames Leben reichen vollkommen aus, um ihre sehr romantische, liebevolle Ehe eindeutig darzustellen, was zu einhundert Prozent and Shu Qis wundervollem Schauspiel liegt. Sie ist liebevoll und ein recht fröhlicher Mensch, gleichzeitig aber sehr entschlossen und unnachgiebig, wenn sie Bong klarmacht, dass er ihr bei der Aufklärung des Mordes helfen soll. Sie ist verzweifelt, als sich ihre Paranoia als durchaus berechtigt herausstellt, doch gleichzeitig nicht gewillt, sich ihr Leben wegnehmen zu lassen.

Sie ist derartig präsent, dass sie die zweite weibliche Hauptrolle - Feng - in keinem sonderlich guten Licht dastehen lässt. Feng ist ein Barmädchen und obwohl sie durchaus in der Lage ist, sich gegen Bongs mehr als wirre Annäherungsversuche zu wehren, wird sie mehr oder weniger für eye-candy-shots und als „schwarzhaariges blondes Dummchen“ verschwendet. In einer Szene darf Bong ein wenig ermitteln und alte Tageszeitungen in der Bibliothek durchwühlen und Feng sitzt kichernd daneben, mampft einen Lolli und spielt Nintendo. Viel deutlicher geht es eigentlich nicht mehr, was schade ist, da sich die restlichen Charaktere durch wirklich differenzierte Darstellungen hervortun.



(geklaut von hier)
Neben Fengs eher holpriger Performance leidet der Film auch an seinem Tempo. Nach rund einer Stunde ist bereits alles gesagt, doch der Film schleppt sich mit Rückblenden und wirren Vorgriffen noch vierzig Minuten weiter, die teilweise richtig aus dem Schauvergnügen raus reißen und meistens nicht viel zur Handlung beitragen oder komplett dämlich sind, z.b. wenn gezeigt wird, wie Bong seine Freundin mit den aufgeschnittenen Pulsadern alleine und ohne irgendeine Art von Verbänden in die Notaufnahme trägt. Was für ein Humbug.
Nichtsdestotrotz bietet der Film solide Unterhaltung und einige sehr schöne Aufnahmen von Hong Kong. Sogar zwei oder drei Witze gibt es, man höre und staune!

(ab hier gibt es ein paar große Spoiler, Achtung):

Der Mordfall (der mit fünf Leichen daherkommt, darunter einem recht brutalen Doppelmord) ist von Anfang an klar, zumindest dem Zuschauer - was den Mittelteil und die Ermittlungen in die verschiedenen Richtungen natürlich auch nicht gerade spannender macht, doch auch hier reißen es Hei und Bong wieder raus. Ihre wundervolle, tiefe Freundschaft und der langsame Zerfall selbiger, ausgelöst durch Bongs Misstrauen, ist herzzerreißend.

Am schlimmsten ist, dass man trotz Heis Missetaten immer noch ein Fünkchen Mitleid mit ihm empfindet. Er ist ein Mörder mit äußerst verschwommenen Motiven, doch seine Liebe zu Susan, seine Freundschaft mit Bong und sein generell sehr liebenswerter, lustiger Charakter machen es schier unmöglich, ihn für einen verkommenen Teufel zu halten. Das fällt auch deshalb so schwer, weil Bong trotz seiner berechtigten Zweifel bis zum Schluss und darüber hinaus an Hei glaubt.

UND AM ALLERALLERSCHLIMMSTEN ist die Endszene, oh mein Gott. Q__Q



(geklaut von hier)
Bong hat herausgefunden, dass Hei für die Mordserie verantwortlich ist - und er kommt vollkommen betrunken bei ihm an, erklärt ihm, was er raus gefunden hat und geht dann völlig erledigt wieder, weil er es nicht übers Herz bringt, Hei der Polizei zu übergeben (das erübrigt sich dann auch von selbst xP). JA REISST MIR DOCH GLEICH DAS HERZ NOCH WEITER AUS DER BRUST. Q_Q

Insgesamt würde ich den Film wirklich nur Fans von Buddy-Cop-Filmen (im weitesten Sinne xD) empfehlen, oder eben Leuten, denen der Plot relativ egal ist, sich aber die Finger nach manipulativen, dreidimensional gestalteten Charakteren lecken, wo keiner richtig gut und keiner richtig böse ist und sich alle eigentlich lieb haben (WIESO GIBT ES KEINE ENGLISCHE FANFICTION ZU DEN BEIDEN, DAS IST EINE HIMMELSCHREIENDE UNGERECHTIGKEIT).
Ich würde übrigens die deutschen Untertitel empfehlen oder gar die deutsche Synchro, denn die englischen von der Youtube-Variante sind vermutlich von einem betrunkenen Wal geschrieben worden.

Bonus:
Was mich eigentlich am allermeisten amüsiert hat, waren die Interviews des Making Of, in denen sich der Regisseur zu solchen Aussagen hinreißen lässt wie „Wir wollten mit diesem Film Optimismus verbreiten“.
DURCH ALKOHOLISMUS UND MASSENMORD?

Das grundlegende Thema des Films beschäftige sich auch mit der „Überwindung seelischer Wunden“ und wie man „genesen kann“, wenn man derartig traumatische Erlebnisse hinter sich hat
Noch mal: DURCH ALKOHOLISMUS UND MASSENMORD?

Anscheinend. Danke, Hong-Kong. Glaube ich.

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