carpe diem

Oct 03, 2019 23:07

story: second chances, bonnie & clyde au
pairing: sienna x riley
wordcount: 126O
project: write your darlings, prompt von unpolar

oh, everybody knows you're a risk worth taking
option worth attention
i can't figure this one out for you
it's carpe diem till the very end
i have no regrets

* * *

“Lass niemanden dein hübsches Gesicht sehen”, sagt Riley mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen und zieht sachte am Kragen von Siennas Jacke, zieht sie näher, nah genug, um ihren Atem zu teilen und ihr Lächeln für einen flüchtigen Augenblick auf Siennas leicht geöffneten Mund zu drücken. Sienna schließt instinktiv die Augen und schiebt ihre Hände in Rileys Jeanstaschen. Schnaubt amüsiert, als Riley sich etwas zurücklehnt.

„Was, weil ich diejenige bin, deren Bewährung in zwei Wochen vorbei ist?“

„Touché. Ich hab aber keine Lust, noch länger zu warten.“

Bevor Sienna betonen kann, wie wenig überraschend diese Aussage ist, legen sich Rileys Hände warm und entschlossen an ihre Hüften und schieben Sienna noch ein wenig weiter auf die Motorhaube des Pick-Ups, bis sie beinahe auf den beiden Skimasken sitzt, die sie dort abgelegt haben. In Rileys dunklen Augen leuchtet der Hunger nach Gefahr und Adrenalin und Sienna, und es ist unglaublich, macht süchtig, so von ihr angesehen zu werden.

Sienna windet ihre Hände aus Rileys Taschen - nicht, ohne kurz neckend zuzudrücken - um sie stattdessen in dichtem Haar zu vergraben, Rileys Hals entblößt und auf Augenhöhe, und Sienna will den Rest ihres Lebens high verbringen, will Riley nie lang genug gehen lassen, dass das Feuer ihrer Anwesenheit aus Siennas Venen schwinden könnte.

„Du lässt dich besser nicht nochmal kriegen“, murmelt sie gegen Rileys Haut, ihre Stimme leicht und die Worte beiläufig, aber gleichzeitig warnend (und ein bisschen flehend), mach keinen Scheiß, nicht ohne mich.

Riley drückt ihr Kinn nach oben, legt eine Hand an Siennas Wange und als ihre Blicke sich treffen, erwidert Riley: „Hab dich doch da, um auf mich aufzupassen. Und ich war im Jugendknast, nicht auf Alcatraz. Entspann dich.“

Sienna fände sie in Momenten wie diesen vermutlich unerträglich, hätte sie ihr Herz nicht so bereitwillig hergegeben, als Riley das erste Mal Interesse daran gezeigt hat. Es ist so leicht, für Menschen zu fallen, deren Lächeln das Universum in die Knie zwingen könnte.

Der nächste Kuss ist nicht mehr nur der Hauch eines Lächelns, sondern ein Versprechen, energisch und ein bisschen wie zu lange angestaute Spannung, die sich mit einem Ruck entlädt. So ist es immer zwischen ihnen gewesen - sie tanzen umeinander, ohne ihr Ziel zu kennen, und sind am Ende doch synchron. Sienna atmet schwer, als Riley sanft die Zähne in ihre Unterlippe senkt, und denkt an Metallspäne auf einem Blatt Papier, unter dem jemand einen Magnet bewegt. Wo Riley hingeht, geht auch Sienna. Und sie wird nicht zulassen, dass es noch einmal einen Ort gibt, wohin sie ihr nicht folgen kann.

Sie drängt sich näher an Riley, näher, und es ist nicht genug, niemals -

„Hey“, murmelt Riley, wiederholt ihre Worte: „Entspann dich“, und meint keine der drei atemlosen Silben ernst.

Ein paar Sekunden vergehen, in denen sie beide innehalten und einander ansehen, den Tanz unterbrechen und das nächste Lied abwarten, und dann sind Rileys Lippen an ihrem Hals und Sienna legt den Kopf in den Nacken, stößt ihren angehaltenen Atem aus und gesteht sich ein, dass sie alle Mauern der Welt für dieses Mädchen in ihren Armen überwinden würde, mit Stacheldraht oder ohne.

Riley beißt zu, vorsichtig und wild zugleich, auf ihre sanfte, ungezügelte Weise, weil man Riley nur mit Gegensätzen beschreiben kann, und Sienna will den Moment einfrieren und aller Welt zeigen, an wessen Seite sie gehört.

Sie denkt an die Nacht zurück, in der alles begonnen hat -

Was sollen wir -?

Wir nehmen das Geld und verschwinden.

Okay.

O k a y.

- und sie gibt Riley noch einen Moment, will sichergehen, dass sie sie noch Tage später auf ihrer Haut spüren und sehen kann, bevor sie innehält und Rileys Gesicht in ihre Hände nimmt, warm und vertraut unter ihren Fingerspitzen.

Als sie sich nach wenigen Sekunden erneut, unvermeidbar wie das Meer die Küste trifft, in den Kuss lehnt, spürt Sienna ihr Handy in ihrer Hosentasche vibrieren und lächelt gegen Rileys Lippen.

Ein Versprechen.

Ein Startsignal.
***

Es beginnt und endet binnen Minuten, das Adrenalin so laut und berauschend in Siennas Blutbahn, dass es eher einem raschen Aufblitzen von Sekunden gleicht: Das Klicken der Kasse, als die verschreckte Aushilfe sie ohne Widerworte für Riley öffnet - Rileys Grübchen, von denen Sienna weiß, wie spöttisch und herausfordernd sie unter der Skimaske leuchten, gerade arrogant genug, um ihr ein warmes Kribbeln im Bauch zu bescheren -

„Vielen Dank, Darling“, grinst Riley, und die Ringe an ihren Fingern glänzen im grellen Licht, als sie ihren Rucksack mit einer hastigen Handvoll Geldscheinen nach der anderen füllt.

Sienna spürt ihr eigenes Herz fliegen, so schnell, so laut und euphorisch und ungestüm, so unfassbar verliebt.

Die Fake-Pistole liegt ihr kühl in der Hand, mit einer Ruhe auf den jungen Mann in rot-kariertem Arbeitshemd gerichtet, die den absoluten Gegenpol des Endorphin-geladenen Hurrikans in ihrem Innern bildet.

Trevor, steht auf seinem Namensschild. Die Farbe ist ihm aus dem Gesicht gewichen, als hätte jemand einen halbfertigen Graufilter über ihn gelegt.

Inzwischen zieht Riley den Reißverschluss ihres Rucksacks zu, zieht sich mit tänzelnden Schritten von der Bedienungstheke zurück und schenkt Sienna einen triumphalen Blick aus lodernden Augen.

Es ist ein richtig beschissener Tag für Trevor.

Aber Sienna? Sienna kennt keinen Ort, keinen Moment im Universum, in dem sie lieber wäre.

Sie streckt ihre freie Hand nach Riley aus - muss nicht einmal drüber nachdenken, ihren Muskeln schon längst keine bewussten Anweisungen mehr geben, wenn es darum geht, Riley in ihren Orbit zu ziehen. „Bereit?“

Ein Lachen, laut und neckend, während sie die Riemen auf ihren Schultern zurechtrückt.

Aber dann -

„Bereit geboren, Baby.“

Das letzte Mal, als du das gesagt hast, bist du aus einem fahrenden Auto gesprungen, um die Bullen von mir wegzulocken.

Sienna muss es nicht aussprechen.

Die Worte hängen zwischen ihnen wie Betonblöcke, könnten sie beide mühelos unter die Oberfläche ziehen, aber Riley hat schon immer wenig auf Gesetze gegeben, physikalische eingeschlossen, und deshalb schnaubt sie unbeeindruckt, greift mit einer Hand mehrere Twix-Riegel aus dem Regal zu ihrer Linken und mit der anderen nimmt sie Siennas herabgesunkene Hand, verschränkt sanft ihre Finger.

„Bereit für ein paar neue Erinnerungen, mein ich. Lass uns verschwinden.“

Und dann, ohne auf eine Antwort zu warten, rennt sie dem Ausgang entgegen und zieht Sienna mit sich - zwei maskierte Komplizinnen, Seelenverwandte vielleicht, unter der Überwachungskamera hindurch und raus in die Freiheit.

Siennas Puls pocht ihr in den Ohren.

Die Zapfsäulen sind leer, Dominics improvisierte Panne auf der Zufahrtstraße offensichtlich erfolgreich, und möglicherweise hat Trevors Handy den Wurf gegen den Getränkeautomaten überlebt und er ruft bereits die Polizei, aber wenn schon, es spielt alles keine Rolle.

Für den Moment zählt nur Rileys Hand in ihrer, der kurze Moment des Loslassens, als sie beide in den Pick-Up stürzen und sich die Masken von den Köpfen ziehen, bevor Riley mit aufheulendem Motor auf den Feldweg hinter der Tankstelle zusteuert. Queens „Don’t Stop Me Now“ dröhnt wie eine Siegeshymne aus der alten Soundanlage.

Der unebene Boden schleudert sie beinahe aus den Sitzen, aber Riley denkt gar nicht daran, den Fuß vom Gas zu nehmen und die Felder zu beiden Seiten öffnen ihnen die ganze Welt, rücken den Horizont in unendlich weite Ferne.

„Riley?“ ruft Sienna, so viel Luft in ihren Lungen, dass ihr der Name regelrecht über die Lippen stürzt.

Riley sieht sie an, eine Hand in ihrer, eine auf dem Lenkrad. „Was?“

Und Sienna lächelt. Grinst sie an, so breit, so glücklich, dass es beinahe wehtut. Weil es sich genau so anfühlt, Riley zu lieben, und weil es keine Worte auf der Welt gibt, die dem gerecht werden könnten.

Rileys feuriger Blick hängt mehrere Sekunden an ihr, dann schaut sie wieder nach vorn.

Die Grübchen in ihrem Gesicht sind Antwort genug.

oc: sienna, au: bonnie & clyde, pairing: sienna x riley, story: second chances, oc: riley, ficathon: write your darlings

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