Titel: Tuesdays
Kapitel: 2 von vermutlich 11
Autor: naboru
Fandom: Final Fantasy VII
fanfic100_de Prompt: 096. Freie Wahl (Flucht)
Warnungen: comedy, lime(?)
Rating: M
Disclaimer: Keiner der hier verwendeten Charaktere gehört mir. Ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld.
Summary: Reno mochte Dienstage... eigentlich, wenn doch nur nicht all DAS passiert wäre... Cloud mutiert zur Frau und dieses Problem wird Reno aufgebürdet... Aber eigentlich ist dieses Problem nur ein Teil von vielen, vielen anderen...
Kommentar: Das mit dem Krankenwagen ist wirklich jemanden passiert. Heinz Rosner bei einem Motorradrennen auf der Isle of Man Ende der 60er Jahre. Als ich davon gehört habe, musste ich aber sofort an Reno denken… Das wollte ich nur erwähnen, nicht, dass es heißt, ich würde mich mit fremden Federn schmücken. ^^° Ich wollte das nur unbedingt für Reno verwenden. ^^°
#02 - Junon
Cloud Strife: Ex-„Ich bilde mir das alles nur ein“-SOLDIER, ca. 1,68 m groß, blond, blaue Augen… weiblich! Körbchengröße vermutlich 75B - so schätzte Reno. Wäre er einige Zentimeter größer, würde er ein gutes Model abgeben.
Reno runzelte die Stirn. Es war schon seltsam von einem „er“ zu denken, während die eben beschriebene Person in einem eindeutig weiblichen Körper vor einem saß und mit nicht zu deutenden Blicken durchbohrte.
Der Rothaarige lehnte sich seufzend an die sterile Wand der Krankenstation und schloss müde die Augen.
Wer war eigentlich auf diese furchtbare Idee gekommen, von Kalm nach Junon mit dem Schiff zu fahren?
Und warum eigentlich erst nach Junon? Wäre es nicht besser gewesen, sie wären gleich von Kalm nach Costa del Sol gefahren…?
All diese Fragen stellte sich Reno. Er hatte sie auch schon Cloud gestellt, aber dieser vermied tunlichst, mit seinem Mitreisenden zu reden.
Alles in allem hatte Cloud Strife auf ihrer gemeinsamen Reise etwa so viel gesagt, wie Renos Goldfisch, der in seiner Wohnung tot im Aquarium schwamm. Der Rothaarige hatte auch nicht das Gefühl, als wären sie zusammen nach Nibelheim unterwegs… Es hatte mehr den Anschein, als hätten sie nur zufällig denselben Weg.
Cloud Strife hatte die einzigartige Fähigkeit, ein beginnendes Gespräch schon im Keim zu ersticken - DAS beherrschte er wirklich gut. Zum Leidwesen Renos, der schon des Öfteren mit Rude Auseinandersetzungen wegen dessen schweigsamen Art gehabt hatte. Zwar hatte an diesen Auseinandersetzungen nur Reno verbal teilgenommen, aber der Rothaarige hatte sich bei Rude wenigstens sicher sein können, dass dieser seine Anfälle bewusst mitbekam… Bei Mr. Strife zweifelte Reno doch stark daran…
Der Blonde wirkte stets etwas deplaziert… oder vielleicht deplazierte er sich auch selbst, so genau konnte es der Ex-Turk nicht sagen.
„Warum hast du nicht gesagt, dass du seekrank wirst?“ Die Frage war neutral gestellt und doch hörte sie sich an wie ein Vorwurf.
‚Weil ich nicht wusste, dass wir mit dem Schiff fahren! Außerdem kommst du nicht gerade so rüber, als würdest du besonders auf das Wohl deiner Mitreisenden achten… wenn du denn überhaupt auf sie achtest!’ All das hätte Reno liebend gerne geantwortet, doch das Gefühl, bei dem kleinsten Wort kotzen zu müssen, veranlasste ihn dann doch dazu, lieber zu schweigen und Cloud nur finster anzustarren. Der - oder besser die - zuckte daraufhin mit den Schultern und verließ mit den monotonen Worten: „Ich bin in unserer Kabine“ das Krankenzimmer.
Genervt seufzte der Rothaarige auf, als er endlich wieder alleine war. Es war wirklich angenehmer in dem kleinen Raum, wenn man nicht ständig von türkisblauen Mako-Augen angeglotzt wurde. Zudem war sich Reno noch nicht ganz sicher, wie er jetzt von Cloud Strife zu denken hatte. Er dachte immer noch von einem „er“… was ja nun äußerlich nicht mehr wirklich zutraf, außerdem kränkte es den Rothaarigen doch, dass Cloud selbst als Frau wesentlich stärker zu sein schien, als er.
Reno hatte in Kalm versucht nett zu sein und wollte Clouds Schwert abnehmen… Keine gute Idee, wie sich bald herausstellte, denn mitten in Kalm knallte das überdimensionale Filetiermesser auf den Asphalt und verursachte ein riesiges Getöse. Zum Glück war es noch recht früh gewesen, sodass noch nicht allzu viele Leute auf den Straßen waren, die sie verwundert anstarren konnten. Trotzdem hatten sie wegen dem Lärm einige skeptische Blinke geerntet und sie hatten froh sein können, dass das Schwert gut eingepackt und nicht als Waffe zu erkennen war.
‚Warum muss der dieses Ding auch mitnehmen?!’, schimpfte Reno in Gedanken. Sie waren nur auf dem Weg nach Nibelheim! Es war ja nicht so, als wollten sie einen zweiten Sephiroth beseitigen… oder?
Plötzlich wurde das flaue Gefühl in Renos Magen noch flauer und er hoffte, dass er nicht in etwas hineingezogen wurde, in das er garantiert nicht hineingezogen werden wollte.
„Verdammte Scheiße“, fluchte der Ex-Turk und legte sich wieder auf das Krankenbett. Warum mussten Elena und Tifa nach dem Shinra-Zusammensturz auch so dicke Freunde werden? Und warum musste sich Rude plötzlich mit Vincent so gut verstehen?
…okay „gut verstehen“ war bei deren Zusammenarbeit vermutlich etwas übertrieben, gehörten ja schließlich beide nicht zu der gesprächigen Sorte aber…
Reno legte den Arm über seine Augen.
Wenn Avalanche nicht so gut bezahlen würde, würde er diesen Weltverbesserern was husten…
Er seufzte erneut. Es lohnte sich nicht, über vergossene Milch zu heulen… Viel lieber sollte er sich über die jetzige Situation Gedanken machen.
Ihm wurde noch etwas schlechter.
Vielleicht sollte er auch einfach einschlafen… Cloud oder Claudine bekam seinem sensiblen Magen zurzeit ebenfalls nicht.
Lustlos knabberte Reno an seinem trockenen Brötchen.
Sie hatten endlich Junon erreicht und saßen nun in einem trostlos aussehenden Schnellimbiss, in dem sie so etwas wie ein Frühstück bekamen.
Der Rothaarige hatte auch die letzten Stunden der Schiffsreise auf der Krankenstation verbracht, wurde von Cloud aber nicht mehr besucht, was Reno auch als sehr angenehm empfunden hatte.
„Sag mal…“, begann Reno skeptisch und sah auf Clouds sogenannten Frühstücksteller, von dem dieser noch nicht ein bisschen gegessen hatte. „Isst oder trinkst du eigentlich was? Oder lebst du nur von Luft?“ ‚Musst du auf deine Linie achten?’, setzte er in Gedanken noch nach und überlegte, ob es vielleicht schon die erste weibliche Anwandlung war. Elena war schließlich auch immer um ihre Figur besorgt…
„… nein“, antwortete Cloud - Reno musste sich wirklich erst noch an diese helle, weibliche Stimme gewöhnen. „… ich brauche schon Nahrung.“
„Aha…“ Der Rothaarige zog eine Augenbraue hoch. „Du klingst wie’n Computer…“
Cloud sah ihn schief an.
„Na ja… Wer sagt schon so was wie ‚Ich brauche Nahrung’… Das klingt wie aus nem Computerprogramm…“, erklärte Reno und überlegte, ob er sein Brötchen mit Marmelade bestreichen sollte.
„Ich hab nur auf deine Frage geantwortet…“
Er entschied sich gegen die Marmelade, vermutlich ersparte ihm das einen Toilettengang, so wie diese aussah.
„Schon wieder!“
„…“
Der Rothaarige atmete tief ein und versuchte ruhig zu antworten: „Alles was du sagst, klingt so monoton wie ein Computer… Wobei Computer vermutlich noch mehr reden als du…“
„…“
Er gab auf und flüsterte mehr zu sich: „Boah… und ich dachte, nach deinem Sephiroth-Trauma hätte sich deine Psyche wieder etwas eingerenkt…“
Entweder hatte Cloud die letzte Bemerkung nicht gehört, oder er reagierte nicht darauf - Reno hätte den Unterschied wahrscheinlich sowieso nicht feststellen können.
„Übrigens“, fuhr er nach einem Moment etwas lauter fort, „schräg hinter dir sitzen zwei Typen, die schon die ganze Zeit verdächtig rüberglotzen…“
„Ich weiß… Die verfolgen uns schon seit Kalm…“
Reno bangte um seine Fassung. Wenn ihm - oder temporär ‚ihr’ - diese Typen schon seit Kalm aufgefallen waren, warum sagte er ihm das nicht.
„…Ich dachte, du hättest sie auch gesehen“, beantwortete Cloud die ungestellte Frage, die man dem Rothaarigen vermutlich am Gesicht hatte ablesen können.
‚Wie hätte ich sie denn sehen sollen?! Ich war ja mit übergroßen Messern und meiner Kotzerei beschäftigt…’ Das dachte Reno nur, bezweifelt er doch stark, dass Cloud es mitbekommen, geschweige denn, darauf eingehen würde.
„Wenn du mit deiner Nahrungsaufnahme fertig bist, können wir ja versuchen, unauffällig zu verschwinden…“, meinte der Ex-Turk leicht sarkastisch und dachte dabei an das riesige Schwert, das so gut wie überall auffiel…
‚…ob der mit seinem Schwert irgendetwas kompensieren muss…?’ Auch diesen Gedanken behielt Reno für sich, wer wusste schon, ob Mr. Strife nicht doch irgendwann so etwas wie Temperament zeigte…
„Ich habe nur auf dich gewartet…“ Wieder klang es wie ein Vorwurf und der Rothaarige ahnte, dass diese Reise sehr an seinen Nerven zehren würde… und an seiner Gesundheit.
Schon als sie das Lokal verließen und sahen, dass auch die beiden fremden Männer aufstanden, wusste Reno, dass alles nicht so laufen würde, wie er gehofft hatte.
Vermutlich würden sie weder eine ruhige Reise haben, noch in der geplanten Zeit Nibelheim erreichen.
„Wir sollten uns beeilen“, hörte der Rothaarige Cloud neben sich sagen und sah, wie dieser schon einige Schritte vorausgegangen war. Reno hatte zwar keine Probleme den anderen einzuholen, doch nervte es ihn gewaltig.
„Eigentlich hättest du auch alleine nach Nibelheim gehen können…“, motzte Reno bissig und erntete dafür einen verständnislosen Blick von Cloud.
Einen Moment herrschte eine gespannte Stille und gerade als der Blonde ansetzen wollte, etwas zu sagen, wurde er von Renos Fluchen unterbrochen.
„Verdammt! Die steigen in ein Auto!“
Cloud wusste, was dies bedeutete. Sie selbst liefen zu Fuß auf dem Bürgersteig in einer Gegend, die man nicht wirklich als „lebhaft“ bezeichnen konnte. Sie mussten schnell von der Straße runter!
„Wir müssen…“ Cloud konnte den Satz nicht beenden, da sie in diesem Moment von Reno in eine Seitengasse gezogen wurde und nur einige Sekunden später Reifenquietschen erklang.
„Schnell, vielleicht können wir sie hier abhängen…!“, hoffte Reno und zog ihn weiter hinter sich her.
„Lass mich los! Die haben gesehen, wo wir rein sind! Außerdem ist die Gasse zu breit, wir werden…“
„Positive Wellen ausstrahlen!“
„Was? Was für Wellen?“ Verwirrt sah der Blonde den Größeren an, der jedoch nur zurückgrinste und nun wirklich das Handgelenk losließ.
Cloud, immer noch etwas irritiert, stand planlos daneben, als der Rothaarige zu einem Müllcontainer ging und diesen genau in die Mitte der Gasse zog.
„Wenn die Straße zu breit ist, mach sie enger, ganz einfach! Ich sag ja: Positive Wellen ausstrahlen!“ Ein fettes, zufriedenes Grinsen zierte Renos Gesicht.
Cloud hätte in diesem Moment gerne den Kopf geschüttelt, doch dazu hatte er keine Gelegenheit.
Sie hörten einen Motor aufheulen und sahen zwei Scheinwerferlichter direkt auf sich zukommen. Die fremden Verfolger rasten mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zu und schienen sich nicht im Geringsten an dem Müllcontainer, der zwischen ihnen und Cloud und Reno stand, zu stören.
„Fuck!“, konnte der Rothaarige gerade noch fluchen, als das Fahrzeug den Container rammte. Er sah sich kurz um und entdeckte eine Feuerleiter in seiner Reichweite. Schnell griff er zu und zog sich gerade noch rechtzeitig hoch, als das Auto den Container unter ihn schob.
Cloud machte einen Salto nach vorn, zog dabei sein Schwert und rollte sich auf dem Container ab. Flink sprang er über das Fahrzeug und rannte dann die Gasse entlang in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Das Auto blieb einen Moment stehen und auch der Metallcontainer bewegte sich nicht mehr, bis Reno das Klacken des Getriebes hörte und das Fahrzeug rückwärts hinter Cloud her fuhr.
„Verfluchter Dreck!“, zischte der Rothaarige. Eine ruhige Reise würde es nun definitiv nicht mehr werden. Er ließ seinen Blick schnell durch die Gasse schweifen und überlegte; hatte erst im Sinn, dem Auto zu Fuß zu folgen, doch dann fiel sein Augenmerk auf etwas anderes, was ihn grinsen ließ.
Er sprang von der Leiter und lief noch etwas weiter in die Gasse hinein.
Ein schwarzhaariger, junger Mann schniefte etwas und fuhr sich mit den ölverschmierten Fingern über die Nase, was ihn zum Niesen brachte. Meckernd stand er auf und ging kurz in seine Werkstatt, um sich ein Tuch zu holen und gerade, als er wieder zu seinem Motorrad gehen wollte, sah er, wie ein rothaariger Kerl mit seiner Maschine wegfuhr.
„HEY!“ Der junge Mann lief raus, die Faust in der Luft, und brüllte dem Dieb hinterher: „Du elender… Außerdem ist das Getriebe… Du Drecksack!“
Cloud indes rannte an der großen Straße entlang und sah sich um, was ihn jedoch nicht wirklich beruhigte. Das Auto war dicht hinter ihm und er entschied sich dafür, nicht weiter zu flüchten.
Er nahm sein Schwert in beide Hände und machte sich kampfbereit.
Das Fahrzeug fuhr nun langsamer auf ihn zu und hielt schließlich vor ihm. Cloud konnte hinter der verdunkelten Scheibe keine Gesichter erkennen. Heftig zuckte er zusammen, als die Vordertüren des Wagens geöffnet wurden und die zwei Männer aus dem Lokal ausstiegen.
„Cloud Strife?“, fragte der Größere der beiden überflüssigerweise mit rauer, dunkler Stimme.
Cloud antwortete nicht, sonder stellte eine Gegenfrage: „Was wollt ihr?“
Die Fremden mussten grinsen.
„Wir wollen… reden…“, antwortete nun der andere.
„Reden…?“
„Nun, eigentlich wollen wir dich mitnehmen und dann reden!“ Der Größere zog schnell eine Pistole und schoss auf Cloud, welcher das Geschoss mit seinem Schwert abwerte und nur nebenbei bemerkte, dass es keine Kugel, sondern eine Art Pfeil war. Gerade als der Fremde erneut feuern wollte, sprang Cloud auf ihn zu. Der wich jedoch aus und warf seinem Partner die Waffe zu.
Der Blonde reagierte schnell. Er rollte sich über die Motorhaube und schwang sein Schwert, schnitt so dem Fremden, der die Waffe gerade gefangen hatte, die Hand ab und Blut spritze Cloud ins Gesicht, verdeckt ihm einen Moment die Sicht.
Der Verletzte schrie laut auf, starrte mit weitaufgerissenen Augen auf seinen unteren Arm, aus dem Blut quoll.
„Du mieser…!“, fluchte der Größere und wollte auf den Blonden zustürmen, als das laute Knattern eines Motors erklang und alle drei sich umsahen. Cloud erkannte schnell wer und was es war und er nutze diesen Augenblick, um dem Verletzten seine Faust in den Magen zu rammen, sodass dieser röchelnd zu Boden ging.
Noch ehe der andere darauf reagieren konnte, war das Motorengeräusch direkt neben ihm, er bekam mit einem Teleskopstab einen Schlag auf den Hinterkopf und verlor ebenso das Bewusstsein.
Nur einen Moment später kam neben Cloud ein Motorrad mit einer spektakulären Drehung und lautem Quietschen zum Stehen.
„Na Süße!“ Reno richtete sich etwas auf und schob sich seine Brille mit einem süffisanten Grinsen wieder in die Haare. „Lust auf nen heißen Ritt?“
Cloud runzelte die Stirn und überging Renos Frage, stellte selber eine: „Woher hast du das?“
Der Rothaarige rollte mit den Augen. „Spielt doch keine Rolle, los, steig auf!“
„Augenblick.“ Mit einem leichten Kopfschütteln steckte Cloud das Schert weg und bückte sich, hob die Pistole auf und steckte sie in seinen Rucksack.
„Mensch, jetzt mach hin!“, drängte Reno und startete die Maschine.
Ohne ein Wort setzte sich der Blonde hinter den Ex-Turk, sodass dieser losfahren konnte.
Sie waren gerade wieder angefahren, als Cloud sich umdrehte und sah, dass aus einer Seitenstraße zwei weitere Autos mit verdunkelten Scheiben auf sie zukamen.
„Reno, da kommen noch mehr…“
„Verdammt!“
Der Rothaarige beschleunigte und bog mit einer stuntreifen Wendung in die nächste Gasse. Die folgenden Kurven nahm Reno nicht weniger riskant und Cloud hatte Probleme, sich hinter ihm halten zu können. Sie fuhren schnell zwischen den Häuserwänden und selbst, als sie sich sicher waren, die Verfolger abgehängt zu haben, bog Reno immer wieder ab.
„Pass auf!“, rief Cloud nach vorne und meinte damit eine Ansammlung Autos, die vor einem heruntergekommenen Haus standen.
Wieder einmal zischte Reno einen Fluch, als er unter den Autos eines als Polizeiwagen erkannte.
Gerade wollte er das Gas zurücknehmen und einen Gang runterschalten, um die Aufmerksamkeit nicht auf sie zulenken, als ein Ruck durch die Maschine ging und das Getriebe blockierte. Der Ex-Turk riss vor Schreck seine Augen auf, konnte jedoch nicht weiter reagieren, anders als Cloud. Der erkannte die Situation und sprang von der Maschine, rollte mehrmals über den harten Asphalt, bevor er etwas benommen aufstand. Skeptisch hob der Blonde eine Augenbraue, als er sah, was Reno passierte.
Der Rothaarige hatte nicht mehr abspringen können und war samt der Maschine gestürzt, schlitterte nun mit dem Motorrad über die Straße. Der Asphalt zerriss seine Hose und ein heftiger Schmerz fuhr durch sein Bein. In seinem Kopf drehte sich alles, was sich noch verstärkte, als er endlich zum Stillstand kam und mit dem Schädel hart gegen etwas stieß.
Scharf zog Reno die Luft ein und hatte nicht die geringste Lust, sich zu bewegen - wenn er es überhaupt noch konnte. So ziemlich alles an seinem Körper tat ihm weh.
„Na?“
Der Rothaarige sah auf und erkannte Cloud, der belustigt auf ihn zukam.
„Nen heißen Ritt gehabt?“
Die Blonde kam etwas vor ihm zum Stehen und grinste ihn amüsiert an.
Reno runzelte die Stirn, zum einen, weil er sich nicht erinnern konnte, Cloud jemals in der Art grinsen gesehen zu haben und zum anderen, weil er diesen zum ersten Mal bewusst als Frau wahrnahm.
Die zierliche Blonde stand vor ihm und stützte sich auf das Schwert, das fast genauso groß und breit war wie sie. Das viel zu weite, blass-graue T-Shirt rutschte ihr über eine Schulter und man sah, dass sie keinen BH trug. Die Haare standen noch mehr und unkoordinierter ab als üblich und das hübsche Gesicht war blutverschmiert. Zudem grinste sie ihn an, sodass Reno sich ausgelacht fühlte.
Der Rothaarige zog die Augenbrauen noch weiter zusammen.
Alles in allem sah Cloud in diesem Moment einfach unglaublich bescheuert aus!
Dasselbe dachte die Blonde jedoch bestimmt auch von ihm, schließlich hing er mit einem Bein immer noch unter dem Motorrad und war nicht wirklich im Stande, sich aufzusetzen.
„Aber Gespür für die Situation scheinst du ja zu haben…“, grinste Cloud Reno weiter an, dem das langsam unheimlich wurde.
„Was meinst du…?“, fragte der Rothaarige irritiert und versuchte sich endlich von der Maschine zu befreien und aufzurichten.
Die Blonde nickte und zeigte hinter Reno auf etwas, der drehte sich um und zog eine Augenbraue hoch.
„Na super…“, nuschelte er und rieb sich den Kopf.
Er war mit dem Motorrad genau an einen Krankenwagen gerutscht und hatte sich an dessen Stoßstange den Schädel angeschlagen.
„Los, steig da ein, wir fahren mit dem weiter“, befahl Cloud, nun wieder seiner Art entsprechend emotionslos.
„Was? Aber wir können doch keinen Krankenwagen stehlen!“
Die Blonde zuckte mit den Schultern und öffnete die Hintertüren.
„Warum nicht, du hast doch auch das Motorrad genommen…“
„Ja, aber das war nur ein Motorrad… Kein Krankenwagen…wer weiß, wer den noch braucht!“
Cloud sah in das innere des Wagens, in dem auf einer Barre ein großer schwarzer Sack lag.
„Der bestimmt nicht…“, meinte sie schulterzuckend. „Jetzt steig ein.“
Sie legte ihr Schwert und den Rucksack hinten rein und ging dann nach vorne. Reno, der leicht angewidert auf den Leichensack sah, schüttelte sich etwas, bevor er seine Tasche ebenfalls hinein schmiss und dann hinten Platz nahm.
Cloud startete den Motor und fuhr los.
„Wohin fahren wir jetzt?“, fragte Reno, der sich an dem Inventar des Wagens bediente und versuchte, sein Bein zu verarzten.
„Zum Hafen“, antwortete die Blonde einsilbig.
„WAS?! Schon wieder, da kommen wir doch erst her? Warum sind wir dann eigentlich nach Junon gefahren, wenn…“
„Reeve.“
Perplex sah Reno auf. „Wie?“
„Wir hätten Reeve treffen sollen, aber das ist ja nun nicht mehr möglich…“
Der Rothaarige lehnte sich an die Wand und starrte auf den schwarzen Sack. „Das wird ja immer besser…“, seufzte er und schloss kurz die Augen.
Cloud indes griff nach seinem Handy und wählte Reeves Nummer.
„Wir haben ein Problem…“, war das erste, was die Blonde sagte, als sie den anderen am Apparat hatte.
Genervt rollte Reno mit den Augen und wollte den Rest des Gesprächs gar nicht hören. Er sah noch einmal auf sein Bein und seufzte, ehe er noch einmal Stirn runzelnd den Leichensack auf der Barre betrachtete. Unentschlossen biss sich der Rothaarige auf die Lippen, bis er schließlich doch seiner Neugierde nachgab und den Reißverschluss aufzog. Sofort bereute er seine Entscheidung und wich angeekelt von dem Toten weg.
Das, was irgendwann einmal das Gesicht gewesen war, sah aus wie ein blutiger Haufen Matsch.
Schnell schloss Reno den Sack und verzog angewidert das Gesicht.
„Cloud…?“
Die Blonde telefonierte noch, drehte sich aber trotzdem etwas nach hinten und fragte desinteressiert: „Was?“
„Ähm… Irgendwie macht der Tote mich nervös…“
Cloud zog ihre Augenbrauen zusammen. „Dann schmeiß ihn raus…“
„Was, aber ich kann doch keinen Toten einfach so… rauswerfen, das ist…“
„Hmm… mach was du willst. Er ist doch sowieso tot…“
„Na toll…“, brummte Reno leise und hoffte, dass sie bald am Hafen waren.
Einige Minuten Später kam der Wagen schließlich wirklich zum Stillstand und Reno atmete erleichtert aus. Er war schon im Begriff, die Türen zu öffnen, als er von Cloud ein Bestimmtes: „Nicht!“ hörte.
Der Rothaarige sah sie fragend an.
„Draußen stehen ne Menge verdächtige Wagen…“, antwortete sie emotionslos auf die ungestellte Frage und kroch nach hinten zu Reno.
„Oh man…“ Der Ex-Turk fuhr sich durch die Haare, bevor er die Stirn runzelte. „Hey Cloud, das Blut in deinem Gesicht…“
„Ist nicht von mir“, beendete die Blonde den Satz, doch erntete von Reno ein Kopfschütteln.
„Das dacht ich mir schon, aber willst du es nicht lieber abwischen? Das sieht irgendwie… nicht so gut aus, wenn du so auf nen Passagierschiff gehst…“
Überrascht blickte Cloud zu Reno, der sie erwartungsvoll ansah, und wirkte etwas unschlüssig. Einen Moment später zuckte sie jedoch mit den Schultern und nahm sich ein Tuch.
Nachdem Clouds Gesicht weitgehend sauber war, wagte es Reno zu fragen: „Wenn wir nicht raus können, wie kommen wir dann auf ein Schiff?“
„Hm…“
Clouds Redekunst machte den Rothaarigen immer wieder sprachlos…
„Wir steigen halt nicht aus…“
Reno zog seine Augenbrauen hoch. „Ah… okay…?“
Er beobachtete, wie die Blonde zu ihren Sachen ging und das Schwert nahm. Sie schob einige Sachen beiseite und auch die Barre mit der Leiche schubste sie mehr in Renos Richtung, der daraufhin angewidert zurückwich.
Auf dem Boden des Krankenwagens gab es nun eine recht große freie Stelle, auf die sich Cloud stellte und ihr Schwert senkrecht anhob.
Der Ex-Turk beobachtete das Ganze mit fragendem Gesicht und zuckte heftig zusammen, als Cloud das Schwert mit voller Wucht durch den Blechboden rammte.
„Wenn wir nicht aussteigen können, kriechen wir halt drunter durch…“, erklärte die Blonde und setzte zu einem neuen Stoß durch das Metall an.
Renos Augen weiteten sich. So würde man sie wirklich nicht aussteigen sehen, doch er zweifelte stark daran, dass man den Lärm, den die Blonde hier verursachte, überhören konnte.
Reno seufzte und hielt sich die Ohren zu.
Es war doch wirklich schön, wenn man in die Pläne seiner Mitreisenden eingeweiht war…
Vielen Dank fürs Lesen
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