Ich weiß ich sollte aufräumen und andere Dinge schreiben... <<°°°
Titel: Fünf Male, die Lettland log.
Fandom: Axis Powers Hetalia
Charaktere: Lettland; Erwähnungen von: Estland, Preußen/deutscher Orden, Dänemark, Polen, Litauen, Schweden, Finnland, Russland.
Genre: Angst, mit hoffnungsvollem Ende
Rating: PG-13 (Erwähnung von Gewalt gegen Kinder)
für #2 Fünf Lügen @
120minuten Das erste Mal, dass er jemanden anlog, war Selbstschutz. Er wusste das er hätte mit "nein" antworten müssen, dass alle beteiligten Götter furchtbar wütend auf ihn sein mussten, aber er wollte einfach nur noch, dass der Schmerz, die Schläge, aufhörten. Dass die weißhaarige Nation aus dem Westen ihn laufen lassen würde, ihn fallen lassen und gehen würde. Wenigstens ein bisschen.
"Ja, Der Dreieinige Gott ist der wahre Gott."
Die Worte klangen wie ein Schwur, ein falscher Schwur, eine Lüge. Zumindest für ihn. Und doch waren sie mit Blut besiegelt, Blut dass von seinen kleinkindlichen Lippen tropfte und seine ärmliche, vom Kampf zerrissene, Kleidung tränkte.
Das zweite Mal, dass er log, war Trösten. Er hätte sich so sehr an seinen Bruder hängen wollen, Dänemark anflehen, den etwas älteren Junge nicht mitzunehmen. Aber er sah den Schmerz in Estlands Augen, und wusste dass er nicht betteln durfte. Es hätte vermutlich keinen Erfolg gehabt, und alles nur verschlimmert.
"Ich w-werde schon okay sein. Wir sehen uns ja sicher bald wieder."
Und schon damals hatte er sich gefragt, warum nur alles immer so wehtun musste für sie, warum Schmerzen und Angst das einzige sein musste, in dem er, abgesehen von den wenigen ruhigen Momenten mit seinem Bruder, Erfahrungen hatte sammeln können.
Das dritte Mal, dass er log, war Hoffnung. Natürlich hatte er Angst, zu Polen und Litauen zu ziehen. Er hatte immer Angst. Auch wenn Litauen mit seiner stillen Freundlichkeit und der der seinen so ähnlichen Sprache so vertrauenserweckend wirkte, und Polen zwar laut und lebendig war, aber nicht herum brüllte, so kannte er doch beide kaum, und das Ungewisse machte ihm Angst. Aber gleichzeitig war er voller Hoffnung. Nach dem Deutschen Orden konnte doch alles nur besser werden, oder? Immerhin waren er und Estland jetzt wieder zusammen.
"N-nein, ich habe keine Angst, das Zittern i-ist immer so."
Warum nur, warum konnte er nicht einmal in diesem Augenblick, frei von Bedrohung und seine Hand in der seines Bruders, aufhören Angst zu haben?
Das vierte Mal, dass er log, war Resignation. Und wieder dieses Bedürfnis all jenen, die ihm so nahe standen, so wenig Schmerzen wie möglich zu bereiten. Auch wenn es sowieso kaum er war, weil er einfach viel zu schwach war um irgend jemandem etwas zu tun.
"Wir werden sch-schon klar kommen, w-wir haben es das letzte mal auch ge-geschafft."
Und warum, dachte er, als Estlands Hand sich zu eng um seine schloss, wollte er sich einfach nur verstecken und weinen, und warum konnte er die Tränen nicht halten, noch das Zittern, als sie sich abwandten und auf Russland zugingen. Weg von der undurchdringlichen Miene Schwedens, von dem er wusste, dass der geschlagene Mann Trauer trug; weg von den ebenso hart von Tränen von ohnmächtiger Wut glänzenden Augen von Finnland und Litauen; weg von dem harten, starrenden, dieses eine Mal nicht lächelnden und triezenden Polen.
Das fünfte Mal, als er log, war es ein unglaubliches Selbstvertrauen, gestützt durch die Hände seiner Brüder in den seinen, gestützt durch das Wissen dass der Mann vor ihnen im Augenblick nicht die Kraft hatte, auch nur einen von ihnen zu halten.
"Ich habe keine Angst mehr vor Ihnen. Wir gehen, und wir kommen nicht zurück."
Und als sie sich abwandten und das kalte, schneebedeckte Haus hinter sich ließen, durchströmte ihn ein unbändiges Glücksgefühl. Denn dieses Mal würde die Lüge Wirklichkeit werden.
Die erste Lüge hatte hunderte Jahre gebraucht, um wahr zu sein; die zweite ein Jahrhundert; die Dritte einige Jahrzehnte; die vierte hatte er niemald mit der Wirklichkeit um ihn herum abgeglichen.
Doch diese fünfte war seine. Und sie würde nicht wahr werden. Er und seine Brüder würden sie wahr machen.
Anmerkungen:
1. das Baltikum wurde durch den Deutschen Orden, also Kreuzritter, mit Feuer und Schwert christianisiert. Um dies voranzutreiben, wurde die dortige "Mission" sogar den Kreuzzügen ins Morgenland gleichgestellt.
2. Für einen Zeitraum von etwa hundert Jahren gab der Deutsche Orden Estland an Dänemark ab.
3. Als nächstes gehörten dann Livonia/Lettland und Estland beide zum Königreich Polen-Litauen.
4. Bis zum Frieden von Nystad als Schweden Estland und Nord-Livonia an Russland abgeben musste, und kurz darauf musste Polen-Litauen auch den Süden Livonias abtreten.
5. Zwischen 1918 und 1921 wurden die drei baltischen Staaten/Lettland, Estland und Litauen unabhängig von Russland. Dass sie kaum 20 Jahre später gewaltsam zurückgeholt werden würden, wussten sie damals noch nicht...