Heart Shaped Glasses [Oneshot; Potterverse; Lavender/Draco, Astoria/Draco]

May 11, 2011 17:06


TITEL: heart shaped glasses
FANDOM: Harry Potter
PAIRINGS: Lavender Brown/Draco Malfoy, Astoria Greengrass/Draco Malfoy
GENRE: Allgemein, Romanze, Drama
RATING: P-12
WORD COUNT: ~2'300
DISCLAIMER: Alles bereits aus den Büchern von J. K. Rowling und deren Verfilmungen
Bekannte gehört nicht mir.
SUMMARY: Draco hasste Lavender, weil er sie mit einem Mal so sehr beneidete, dass ihm
davon schlecht wurde.
BEMERKUNGEN: Nicht so geworden, wie ich es geplant hatte. Inspiert von heart shaped glasses
von Marilyn Manson (da mich mal wieder die Gier nach Evan Rachel Wood gepackt hat).


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H E A R T _ S H A P E D _ G L A S S E S

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Die Kleine ist niedlich. Hübsch auf die schlichte, gewöhnliche Art, ungeschliffen. Erwachsen auf dem Papier, aus den Kinderschuhen aber noch nicht richtig rausgewachsen. Es ist sicher zehn Jahre her, seit er ihr das letzte Mal begegnet ist und sie dabei nicht desinteressiert übersehen hat. Damals in den Frühlingsferien, zu Daphnes 13. Geburtstag auf dem Anwesen der Greengrass. Sie hat zu viel von der Torte und dem reichlich mit Zuckerguss überzogenen Gebäck gegessen, und ist gegen Ende alles nur Zentimeter vom Saum seines Umhangs entfernt wieder losgeworden. Da hat er gar keine andere Wahl gehabt, als sie für dreissig Sekunden zu beachten, und als sie nach seinem Wutausbruch heulend ins Haus gerannt ist, hat er bereits schon keinen Gedanken mehr an sie verschwendet.

Sie steht in einer kleinen Traube an Freundinnen vor der Eisdiele, die einst Florean Fortescue gehört hat. Blickt regelmässig über die Schulter zu ihm, lächelt, überzeugt von sich und ihrer Wirkung, kein Aufblitzen von überspielter Unsicherheit. Sie denkt, sie kann ihn und er will sie haben, und weil er beim Vorbeigehen für eine Sekunde geglaubt hat, er wäre wieder 16 Jahre alt, die Erinnerung intensiv genug war, dass er stehen geblieben ist, weiss er, sie irrt sich nicht. Er erwidert ihre Blicke, wartet ab (und fragt sich dabei, ob die Ähnlichkeit nicht bei den blonden Haaren, den blauen Augen und der blassen Haut aufhört, ob sie tiefer geht).

Dann kommt sie auf ihn zu, ihre Freundinnen Beobachter, sagt hey. Lange nicht gesehen.

Er nickt. Ja.

Zu lange. Viel passiert. Lust, mich zu einem Eis einzuladen?

Die Ähnlichkeit hört bei den blonden Haaren, den blauen Augen und der blassen Haut auf (dafür geht seine Enttäuschung umso tiefer). Er will sich mit einem grüss Daphne davon machen, aber sie sieht zur hoch stehenden Sonne auf, blinzelt, holt eine Sonnenbrille aus ihrer Tasche, setzt sie sich auf. Die Gläser zu Herzen geformt, albern, ihre Augen dahinter nur noch zu erahnen; ein Leichtes sich vorzustellen, sie sieht die Welt durch einen rosaroten Schleier. Eine Kopie, von der Ferne betrachtet das Original, von Nahem billig und schlecht abgekupfert.

Also distanziert er sich im Geiste von ihr und verdrängt, dass ein Leben mit der Fälschung auch nur eine Nachahmung ist.

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Seine Angst der Maulenden Myrte zu zeigen, reichte nicht mehr aus. Jeder Fortschritt mit dem Verschwindekabinett liess ihn hoffen und gleichzeitig seine Verzweiflung stärker werden. Dumbledore töten. Jemanden töten. Der Gedanke, zu scheitern (und verdammt, das er würde er, scheitern und bestenfalls eine eigene Zelle in Askaban bekommen), hinderte ihn nachts stundenlang daran, einzuschlafen, und wenn es ihm dann endlich gelang, träumte er von sich mit gezücktem Zauberstab und einem wehrlosen Dumbledore, wachte vor Sonnenaufgang schweissgebadet und zitternd auf, zog sich an, flüchtete zu Myrte, zu deren tröstenden Worte er flennte wie ein Baby.

Jemanden töten.

Als er geglaubt hatte, es würden ihn noch Jahre davon trennen, mit eingebranntem Todesserzeichen auf dem Unterarm und aufgesetzter Maske losgeschickt zu werden, um zu foltern und zu morden, gab es in seiner Vorstellung keine ins Leere starrenden Augen. Es gab nur ihn, der mehr wert war als andere und die Macht besass, es zu demonstrieren. Leben hatte nur etwas bedeutet, so lange es ihn betraf, es um seines und das jener ging, die zu ihm gehörten. Jetzt gezwungen zu sein, eines zu beenden-

Leben war ein Miteinander, und er kannte keine Mittel, das wieder zu vergessen.

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Mit dem Vorhaben, Goyle heute wieder den Vielsafttrank aufzudrängen, liess er Myrte im Badezimmer zurück und wurde im Flur umgerannt, noch bevor die Tür hinter ihm zurück ins Schloss gefallen war.

Scheisse. Hast du da drin etwa geheult?

Er schob Brown grob von sich, rappelte sich vom Boden auf, die Beleidigung schon auf den Lippen. Brown kam ihm mit einem hysterischen Auflachen zuvor, das Gesicht aufgequollen, feucht von Tränen, brüllte MEINE Frisur ist kein explodierter Strohhauen!

Was immer das auch bedeuten sollte, Draco war sich sicher, dass Browns Tränen anders als seine einen lächerlich dämlichen, banalen Grund hatten. Vielleicht ging es sogar wirklich nur um Frisuren; letzte Woche erst hatte sie sich lautstark darüber beschwert, dass sie ihren Lippenstift bis zum nächsten Hogsmeadewochenende längst aufgebraucht haben wird und sie unmöglich eine andere Farbe oder gar keinen tragen könne. Draco hasste sie. Nicht, weil sie eine Gryffindor, nervtötend laut und dämlich war. Er hasste sie, weil er sie mit einem Mal so sehr beneidete, dass ihm davon schlecht wurde. Aufgebrauchte Lippenstifte die denkbar grösste Katastrophe, neue Schuhe die Lösung für alles. Kleine, seichte Welt.

Sieht trotzdem mehr als beschissen aus, erwiderte er, und als ihre Unterlippe zu zittern begann, sie ihn mit den dunkelblauen Augen in echtem Bestürzen ansah, begann sein Herz zu rasen. Aber kein explodierter Strohhauen. Nein.

Kleine, seichte Welt. So leicht heil zu halten.

Mein Haar sieht besser aus als Hermines, oder? Es ist geschmeidig und glänzt, und ich kämme es regelmässig.

Er gab ihr die Bestätigung, machte ihre Welt wieder heil, lud sich selber dazu ein, Teil davon zu sein. Was hat Granger getan?

Sie hat mein Leben zerstört.

Noch nicht heil genug, er musste mehr tun. Als ob jemand wie Granger dir etwas anhaben könnte.

Ach ja? Und warum war sie dann allein mit Ron in seinem Schlafsaal? Wenn sie mir nichts anhaben kann, warum ist Ron dann lieber mit IHR zusammen? Sie hielt inne, Misstrauen mischte sich in ihre hilflosen Blicke. Warum redest du überhaupt mit mir?

Du hast mich über den Boden gerannt. Ich warte auf die Entschuldigung. Also?

Mit verschränkten Armen, trotzig Du warst mir im Weg. Wenn, dann schuldest DU MIR eine Entschuldigung.

Stimmen erklangen. Draco überlegte nicht, packte Browns Hand. Sie rannte freiwillig mit ihm zu einem Wandbehang im nächsten Korridor, hinter dem eine steile Treppe verborgen war, lauschte dicht an ihn gedrängt auf weitere Stimmen. Dracos Herz raste schneller. Dass er vor Minuten erst überlegt hatte, ob Voldemort ihn für sein Versagen zuerst foltern oder gleich töten würde, hörte in dieser kleinen, seichten Welt auf, eine Rolle zu spielen. Es gab nur Brown, die naiv und leichtgläubig war, keine Bedenken hatte, sich jemandem anzuvertrauen, der vor diesem Tag kein einziges annähernd freundliches Wort für sie übrig gehabt hatte. Sich darauf einzulassen, für sie wieder zusammen zu setzen, was zerbrochen war, fiel ihm leicht, tat gut, war Flucht und Vergessen.

Weasley hat eben eingesehen, dass er dich nicht verdient, sagte er und Brown drückte seine Hand fester. Vergiss ihn. Weasley ist der letzte, der er es wärt wäre, ihm nachzutrauern.

Aber ich dachte, es ist echt. Ich war mir so sicher, das ist es. Er und ich für immer.

Sie klang so unschuldig und verletzt, dass er sie küsste. Sie küsste, damit sie nicht aufhörte, von einem Happy End zu träumen, Weasleys Rolle mit ihm neu besetzte und er in ihrer Fantasie für immer in ihrer kleinen, seichten Welt lebte, während er in der realen bald untergehen würde.

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Sie war die Art Mädchen, die glaubte, diejenige zu sein, die als einzige dazu fähig war, aus einem arroganten Slytherin einen besseren Menschen zu machen. Zu Draco vorzudringen, seinen weichen Kern zum Vorschein zu bringen. Sie hörte nicht auf, an das Gute in ihm zu appellieren, und er liess sie gewähren, gab ihr genug, damit sie genauso blieb, wie sie war. Durch einen Schleier aus Naivität blickende Optimistin, Liebe die stärkste Macht auf Erden, Wunder immer möglich. Sie sagte Dinge wie Du stehst nicht WIRKLICH hinter der Ideologie von Du-weisst-schon-wer, denn ihre Grosseltern waren Muggel und er hatte es unterlassen, ihren Vater ein Schlammblut zu nennen, hatte es nur später, als sie sich von ihm verabschiedet und die kleine, seichte Welt von ihm weggetragen hat, gedacht. Sie plapperte davon, wie sehr sie ihre Muggelgrossmutter liebte, und er wusste, sie wäre bereit, Opfer für ihn zu bringen, aber nicht ein solches. Dass sie begann, ihre Grosseltern für Menschen von niederem Wert zu betrachten, es auch nur vorzugeben, würde nicht passieren, niemals. Dass er begann, Muggel den Zauberer und Hexen gleichzustellen, auch dann, wenn Lavender nicht da war, genauso wenig.

Aber so lange sie nur bei ihm blieb, hätte er so tun können als ob. Wenn Voldemort nicht gewesen wäre. Wenn die Sicherheit seiner Eltern nicht auf dem Spiel gestanden hätte.

Nur hätte er Lavender und ihre kleine, seichte Welt nicht gebraucht, wäre es anders gewesen, als es war.

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Verrätst du es mir?, fragte Lavender, als sie sich nackt an ihn schmiegte und er für einen Moment so voller Glückseligkeit und Frieden war, dass er in Gedanken immer wieder Ich liebe dich sagte.

Was meinst du?

An dem Tag, als du mir in den Weg gesprungen bist-

DU hast MICH umgerannt.

Wie auch immer. Sie lächelte das Lächeln, auf das meist ein gequiektes Dray-Dray folgte (was er weniger hasste, als möglich sein sollte, denn die albernen Kosenamen waren innerhalb der kleinen, seichten Welt das grösste Übel). Ihre Fingerspitzen berührten sachte sein Kinn, das Blau ihrer Augen schimmerte im Sonnenlicht. Verrätst du mir, warum du geweint hast?

Habe ich nicht.

Draco…

Er drehte sich auf die Seite, vergrub sein Gesicht in ihrem offenem Haar. Sich ihr anzuvertrauen, hätte alles kaputt gemacht. Sie hätte Tränen für ihn und seine Situation geweint, echte, ehrliche, und sie hätte sich nicht davon abbringen lassen, einen Ausweg zu finden, den es nicht gab. Gegen seinen Willen hätte er Hoffnung geschöpft und wäre am Ende nur umso tiefer gefallen.

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Verrätst du es mir?, fragt Astoria, als sie ihr bobonfarbenes Sommerkleid vom Boden aufhebt und er nachgeahmten Gefühlen nachhängt.

Was meinst du?

Die Frau, an die du denkst. Was hat es mir ihr auf sich? Sie setzt sich zu ihm auf die Bettkante, ihre Miene neugierig. Behaupte jetzt nicht, du wärst in Gedanken bei MIR gewesen. Ich bin weder blöd noch blind - und auch nicht beleidigt. Nicht all zu sehr.

Da ist nichts.

Mhm. Unglaublich überzeugend. Wie auch immer. Ich werde dich morgen noch mal fragen. So lange, bis du sie vergessen hast und in deinen Träumen nur noch Platz für MICH ist.

Wer hat gesagt-

-dass du mich wiedersehen willst? Ich.

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Als Draco an Severus Snapes Seite aus dem Schloss rannte, liess er einen Teil von sich in Lavenders Welt zurück.

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Draco ertrug den Sommer, weil er in Gedanken die Augen schliessen und sich sagen konnte Nicht mein ganzes Ich geht kaputt und wird zerstört und geschunden. Ein Teil ist sicher. Etwas von mir wird heil bleiben.

Menschen wurden in seiner Gegenwart gefoltert und ermordet, er stand teilnahmslos daneben, wenn sein Vater, Bellatrix, seine verdammte Familie, befahl Tötet das Schlammblut.

Etwas bleibt unschuldig. Unbefleckt.

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Er kam im September zurück zu diesem Teil von sich, den er bei Lavender zurückgelassen hatte, und obwohl er wusste, es würde nicht leicht werden, den Rest von sich wieder damit zu vereinen, wurde er wütend, als er nicht einmal die Chance bekam, es zu versuchen.

Lavender schlug seine Hand weg, fauchte Wie kannst du es wagen!, und was von Draco sich im Schutz ihrer kleinen, seichten Welt befand, wollte tausend Entschuldigungen hinaus schreien, Bitten und Erklärungen, Geständnisse und Hilferufe.

Lavender-

Nein! Verräter! Abschaum! Hau ab!

Wut war das Gefühl, mit dem Draco am besten umgehen konnte, das er am leichtesten ertrug. Für Wut kannte er Ventile, für Verzweiflung nur ein Betäubungsmittel, das er nicht mehr bekommen würde.

Wie du willst, Brown. Nettes Feilchen.

Wut würde auch für Lavender leichter zu ertragen sein.

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Im Tagespropheten liest er unter den Verlobungsanzeigen auch ihren Namen, ignoriert den des Bräutigams und starrt auf die Zeilen, die verkünden, jeder, der diesen Tag mit dem Brautpaar teilen möchte, ist zur Trauung willkommen. Keine auserlesene Gästeliste, erwartet wird nur Freude am Leben und an der Liebe (er zweifelt keinen Moment daran, dass das Lavenders Idee war und sie wahrscheinlich denkt je mehr Leute mich in meinem Kleid bewundern, desto besser).

Astoria tippt über seine Schulter hinweg auf die Zeitung, sagt erstaunt Sie? Seltsamen Frauengeschmack hast du. Wenigstens machst du Fortschritte.

Astoria kommt und geht, wie es ihr passt, und Draco merkt nicht, wie sie dabei rissige Stücke seines Selbst an sich nimmt, sie kittet und poliert, ihm beinahe gänzlich heil wieder gibt. Zuerst realisiert er, dass ihre Augen heller sind als Lavenders, ihre Träume sich innerhalb der Realität abspielen, sie nur dann lacht, wenn ihr danach ist, nie um andere Gefühle zu verbergen, und irgendwann sieht er in Astoria nur noch Astoria, hört auf mit dem Vergleichen.

Lass uns hingehen. Ich prügle mich um den Brautstrauss, du gratulierst ihr, siehst ein, dass du über sie hinweg bist und besorgst mir dann ein Stück der Torte mit Zuckerblume. - Was?

Ich denke nicht dran.

Astoria wendet sich genervt von ihm ab, sucht ihre Sachen zusammen. Dann eben nicht. ICH gehe. Jeder Grund, sich ein neues Kleid anzuschaffen, ist ein guter Grund. Ich richte ihr aus, du wartest bis zu deinem Lebensende darauf, dass sie angerannt kommt und sich dir an den Hals wirft.

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Nachts träumte er von Dumbledore, der fiel und fiel, zu den Füssen der weinenden Lavender auf dem Boden aufschlug. Er hatte Lavenders Welt nicht heil gemacht, hatte nur eine tickende Zeitbombe in die Wunde gelegt und ein Pflaster drüber geklebt, und wenn er keuchend aus dem Schlaf schreckte, war er so angefüllt von Wut auf das Leben, das ihn solche Dinge machen liess, dass er mit den Fäusten auf die Badezimmerkacheln einschlug, bis Blut aus seinen aufgeschürften Knöcheln das sterile Weiss benetzte und Tränen in seinen Augen brannten.

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Der Krieg war vorbei, Dracos Strafe fiel ausgerechnet dank einer Aussage Harry Potters milde aus.

Aus Askaban entlassen, begegnete er Lavender im Tropfenden Kessel. Die Andeutung eines Lächelns, das er nicht verstand, war das einzige, das sie ihm gab.

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Als Lavender zum ersten Mal als verheiratete Frau tanzt, steht er trotzdem am Rande der Festgesellschaft und betrachtet ihre Augen, deren Glänzen trotz der Entfernung nicht zu übersehen ist. Sie bewegt sich in ihrer Welt, die sie ohne ihn wieder heil gemacht hat und er immer für klein und seicht gehalten hat, weil er einen See statt einer Pfütze nicht ertragen hätte.

Lavender ist glücklich und Draco lässt los.

fandom: harry potter, chara: lavender brown, genre: drama, chara: draco malfoy, pairing: lavender b./draco m., genre: romance, oneshots, chara: astoria greengrass, pairing: astoria g./draco m., genre: general

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