TITEL: Sins - Far Away From Innocence
FANDOM: Twilight Saga
GENRE: Mystery, Drama
RATING: P-16
CHARAS: Cullens, Bella Swan, Jacob Black, Volturi
SUMMARY: Es ist mehr als ein Jahrundert her, seit Bella Edward verlassen hat, um als Mensch weiterzuleben. Edward weiss nicht mehr, als dass sich stets mindestens ein Werwolf in ihrer Nähe befunden hat. Als er eines Nachts ein Mädchen vor Vampiren rettet, überschlagen sich die Ereignise jedoch und alte Fragen scheinen endlich beantwortet werden zu können. War Bella in ihrem Leben nach Edward tatsächlich glücklich? Die Wege Vieler kreuzen und vereinen sich - bis schliesslich alles in ein grosses Finale mündet.
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SINS - FAR AWAY FROM INNOCENCE
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Prolog.
Life’s like an hourglass.
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Forks. Juli 2005.
»Bella, ich habe versprochen, dich jeder Zeit gehen zu lassen, wenn du gehen willst.«
Er sah ihr tief und eindringlich in die Augen, und sie drohte wie so oft, in den unendlichen tiefen dieser goldenen Sonnen zu ertrinken. Ihr Herz schlug langsam und gleichmässig gegen ihren Brustkorb, so, als wüsste es instinktiv, dass die Zeiten der liebesbedingten Herzrasereien ein Ende gefunden hatten. Bella brauchte keine Gedanken lesen zu können, um zu wissen, dass Edward einerseits nicht wollte, dass sie ging, sie anderseits aber ziehen lassen würde, weil es das war, was ein Teil von ihm sich die letzten Jahre über immer erhofft hatte. Er hatte gehofft, gebetet und gewartet, dass sie eines Tages von allein gehen würde. Dass sie ein Mensch blieb, er nicht mehr um das Heil ihrer Seele bangen musste. Ihm lag nichts mehr am Herzen, als dass Bella ihr Glück fand und er war fest davon überzeugt, nur als Sterbliche würde ihr dies wirklich möglich sein.
Nicht in der Entwicklung stehen bleiben, keine Absurdität der Natur sein, Erfahrungen sammeln, in Würde altern, die Welt auch bei grellstem Sonnenschein ohne Einschränkungen erkunden, vielleicht sogar Mutter werden.
Obwohl Bella immer darum bemüht gewesen war, Edward davon zu überzeugen, dass sie nichts davon brauchte, so lange sie nur ihn haben konnte, war sie nun an einem Punkt angelangt, an dem nur noch Zustimmung möglich war. Sie war noch nicht bereit für eine Veränderung, die so einschneidend war, dass sie durch nichts auf Erden sie mehr rückgängig zu machen war, nicht bereit für eine Ehe, ein Leben, das bereits zu sehr definiert schien.
Und vor allem war sie nicht bereit, die Menschen, die sie liebte, auf eine Wanderung durch die Hölle zu schicken, sie im Unklaren darüber, was aus ihr geworden war, zurück zu lassen und ihnen ewig Antworten schuldig zu bleiben.
»Gott, es tut mir so…so leid.«
Bella wollte stark sein, wollte nicht weinen - weinen über eine Entscheidung, die sie gefällt hatte, weinen über ein Ende, das sie sich ausgesucht hatte - und doch quollen unzählige Tränen aus ihren Augenwinkeln, bannten sich einen Weg über ihre immerblassen Wangen und verloren sich, an ihrem Kinn angekommen, irgendwo auf der rauen Oberfläche des asphaltierten Bodens. Edward betrachtete die salzigen, feuchten Spuren, welche sich als verblassende Erinnerungen über ihr Gesicht zogen.
»Es braucht dir nicht Leid zu tun«, sagte er und meinte es so. »Eigentlich sollte ich ganz froh sein, nicht?«
»Froh?«, fragte Bella, nachdem sie sich mit der schmalen Hand über die Augen gewischt hatte, und lächelte kläglich. »Dann wolltest du mich also schon seit Längerem loswerden?«
»Bella, nein!« Edward löste sich aus seiner starren Körperhaltung und trat näher an Bella, seine Verlobte. Seine ehemalige Verlobte. »So meinte ich das nicht!«
»Ich weiss«, erwiderte Bella. Ein Lachen entwich ihr, kurz, leise und an der Situation gemessen unangebracht. Aber echt. »So ein bisschen Humor lindert den Schmerz. Findest du nicht?«
Wie schön es gewesen wäre, hätte sie ihren eigenen Worten trauen könne. Humor linderte den Schmerz nur oberflächlich und für die Dauer weniger Atemzüge. An den inneren, tiefen Rissen konnte er nichts ändern.
Bella hatte das Gefühl, zu verbluten.
»Kann sein«, meinte Edward und seufzte. »Ich hoffe, er kann dir geben, was dir bei mir fehlte.«
»Was hat mir denn deines Erachtens bei dir gefehlt? Du hast mich geliebt, mit jeder Faser deines Seins.«
Dass sie nie richtig verstanden hatte, warum er es tat, was er in ihr sah, liess sie dieses Mal ungesagt. Mit dem Vorhaben, ihn gehen zu lassen, war die Unsicherheit von ihr abgefallen und hatte der Gewissheit Platz gemacht.
»Das tue ich noch, Bella.«
»Brauche ich denn mehr, Edward?«
»Du gehst. Also ja, ich denke, du brauchst mehr.«
»Es ist kompliziert«, begann sie und wandte ihren Blick von Edwards. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, er wäre fähig gewesen, auch ihre Gedanken zu lesen und hätte es ihr somit erspart, in Worte zu fassen, was sie sich selber kaum erklären konnte. »Ich liebe dich. Das werde ich immer. Doch… Wenn ich bleibe, stelle ich diese Liebe über alles andere. Inklusive dich. Edward, ich kann kein Mensch bleiben, wenn ich mit dir zusammen sein will.«
Edward öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch Bella legte rasch einen Finger auf seine Lippen.
»Bitte, lass mich ausreden. Ich weiss, du denkst, ich könnte ein Mensch sein, alt werden, meine Seele behalten, sterben. Und dann? Die Opfer sind zu gross. Du sagst, du würdest mir nach meinem Tod folgen. Wie könnte ich so etwas jemals zulassen? Ausserdem, wie soll das gehen? Soll ich als 90-Jährige mit einem jugendlichen Adonis zusammen sein? Und dann…Charlie, Renée, Jake… Ich bin nicht bereit, sie alle loszulassen. Nicht jetzt und vielleicht - wahrscheinlich auch später nicht. Ich wollte, dass du mich verwandelst. Dumme Idee, oder? An die Menschen, die meinetwegen sterben könnten, hatte ich nicht gedacht, nicht wirklich zumindest. Und Jasper, was würde mit ihm werden, wenn er meinen Blutdurst mitfühlen müsste? Und du Edward, wie konnte ich nur jemals daran denken, dir so etwas an zu tun?«
»Mir antun?«, fragte Edward verwundert.
»Du wolltest immer, dass ich ein Mensch bleibe. Kein seelenloses Wesen - ganz gleich, dass Carlisle und auch ich das anders sehen. Mich zu verwandeln, wäre in deinen Augen eine grausame Tat, die du dir nicht verzeihen könntest, unabhängig davon, ob es auf meinen Wunsch hin passiert oder nicht.«
Sie blickten beide zum Himmel empor, als erste, wenige Regentropfen fielen. Bald darauf wurde der Regen mehr und mehr, so dass ihnen nichts anders übrig blieb, als ihr Gespräch durchnässt weiterzuführen.
»Ich bin noch nicht erwachsen«, sagte Bella, ohne sich richtig darüber bewusst zu sein. »Auf dem Papier, ja. Aber nicht in meinen Vorstellungen. Meine Gedanken über die Zukunft sind alle noch so einseitig, fixiert. Ich bin mir darüber im Klaren, dass jede meiner Entscheidungen auch Konsequenzen mit sich ziehen, aber ich habe sie ausgeblendet, sie verdrängt. Ich dachte, du und ich, das ist das Wichtigste, alles andere nur zweitrangig. Ich dachte, ich wäre bereits der Mensch, der ich bis in alle Ewigkeit sein werde und sein will, dachte, du hättest mich dazu gemacht. Ich wollte mich nicht mehr verändern. Und dann…«
»Ist es doch passiert?«
Bella nickte. »Es war an sich belanglos. Nur etwas, das mich an eine Zukunft hat denken lassen, die ich mir zuvor nie ausgemalt habe. Ich sage nicht, dass ich diese Zukunft will.«
»Aber du willst dir die Möglichkeit offen halten.«
Sie schwiegen und betrachteten betreten den Boden zu ihren Füssen. Schliesslich fragte Edward mit seinem schiefen Grinsen, das Bella so liebte, ob sie Forks vermissen würde. Ein Versuch, es ihnen beiden erträglicher zu machen, und Bella war so überwältigt von Dankbarkeit und Liebe, dass ihr erneut Tränen aus den Augen quollen. Sie hatte immer, auch als sie nicht einmal im Traum in Erwägung gezogen hätte, Edward zu verlassen, gewusst, er würde sie ohne jeden Vorwurf gehen lassen. Bella kam sich vor, als wäre sie über Nacht um Jahre reifer geworden. Natürlich, die Idee, sich für ein Leben als Mensch und gegen das Dasein als Vampir zu entscheiden, war nicht von heute auf morgen entstanden. Dennoch, je mehr sie überlegte, desto naiver erschien ihr ihr Verhalten in den letzten Jahren. Sie hatte nie wirklich richtig an all die Konsequenzen gedacht, und jetzt, da sie bewusst entschieden hatte, sich nicht verwandeln zu lassen, glaubte sie zwar, der Schmerz würde sie zerreissen, aber die Gewissheit, das Richtige zu tun, entschädigte sie in gewisser Weise.
»Ich werde vieles in Forks vermissen. Aber bestimmt nicht das Wetter hier.«
Sie lachten beide auf.
»Es geht also nach Kalifornien?«
»Genau. Eines der wenigen Colleges, die mich ohne Geldbestechung aufgenommen haben…« Tatsächlich war sie erleichtert darüber, überhaupt eine Zusage bekommen zu haben. In der Schule hatte sie sich nicht wirklich hervor getan, weder mit ihren Noten, noch mit Mitgliedschaften in den AGs oder der Schülerzeitung.
»Kalifornien kann froh sein, dich zu kriegen.«
»Mhm, sagt der Junge, der wahrscheinlich mal wieder ein Studium in Harvard angeht.«
»Ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich etwas Neues versuchen will. Eine Arbeit, eine richtige, meine ich.«
Wie er so da stand, verlegen lächelnd, die Schultern leicht hochgezogen, konnte Bella einfach nicht anders, als ihm ein letztes Mal um den Hals zu fallen und den verführerischen Duft seiner Haut einzuatmen.
»Danke für alles«, flüsterte sie in sein Haar, während sie ihn innig umarmte und sich diesen Moment einbrannte, ihn für spätere Erinnerungen in Geist und Herz bewahrte.
»Ich danke dir, Liebste…«