TITEL:
Das Tagebuch der Lavender Brown 2 - Familie bei Licht und SchattenPREQUEL:
Das Tagebuch der Lavender Brown FANDOM: Harry Potter
CHARAS: Lavender, Cedric, Parvati, Ginny, Millicent, Padma, Hermine, McGonagall, Cho, Amos
OWN CHARAS: Pom-Pom, Funny-Bunny, Rose Moselette, Phill Meyer, Sammy Duke, Lucy Scargazow, Janice McKenzie, Celine Melvan, Cookie, Lady Sunshine, Malcolm Brown, Danny Parker, Leonard Dymont, Ares Lawrence
PAIRING: LavCed
RATING: P-16
GENRES: Romance, Humor, Drama
SUMMARY: Lavender hat ihre ›Ploppangst‹ überwunden und führt seit 20 Tagen offiziell eine Beziehung mit Cedric - das übliche Chaos ist aber geblieben. Cedric droht immer noch Gefahr, mit Amos Diggory ist nicht zu spassen, die mysteriösen Träume häufen sich und es sind genug Freunde da, um die man sich Sorgen machen muss. Und vor allem: Lavender trifft nach Jahren endlich ihre ältere Schwester Rose, die wie sie eines Tages eine ernstzunehmende Seherin sein könnte… Und damit fangen die Probleme erst recht an.
DISCLAIMER: Alles bereits aus den Büchern und Verfilmungen Bekannte gehört nicht mir. Ich ziehe keinen finanziellen Nutzen aus dieser Fanfiction.
Kapitel 4, Teil 1 +
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F A M I L I E B E I L I C H T U N D S C H A T T E N
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› › Kapitel vier, Teil zwei
Das Ende der Ferien.
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Dienstag, 25. März 1995
Briefe erhalten: 1; Für die Kommende Prüfung Cedrics Leistungen geübt: 5 Stunden; Mich als zukünftige Christin ausgegeben: 1 Mal
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16:46 Uhr am Waldrand umgeben von drei Dutzend (Mehr-oder-weniger-) Nadelkissen
Professor Danny hat mir eine Pause gestattet, juchhu! Ich darf dabei sogar fünf Mandeln und einen halben Apfel essen, plus ein Glas verdünnten Orangensaft trinken (Wasser darf ich so viel haben, wie ich will). Zuerst fand ich, er ist ein richtiges Popolo und nimmt sich zu viel heraus, aber es hat sich heraus gestellt, dass Professor Danny fair ist und auf mich eingeht. Zum Beispiel war er, nachdem ich endlich eine saubere Igel-Nadelkissen Verwandlung hingekriegt habe, damit einverstanden, dass wir das Lernen wegen des blauen Himmels nach draussen verlegen, und als ich ihn vor einer Nacktschnecke gewarnt habe, auf die er sich beinahe draufgesetzt hätte, hat er »gute Lavender« gesagt und mir erlaubt, für fünf Minuten ›Triez das Bunny‹ zu spielen (dafür holt man eine Karotte und bietet sie FB/PP an, indem man sie dem Cimky-Pimky unter die Nase hält, in den Mundwinkel schiebt oder in den Bauch bohrt; bei Funny-Bunny hat man die Chance, die fünf Minuten Spielzeit zu überleben, bei Pom-Pom ist das ganze so schwierig und gefährlich, dass man schon Punkte bekommt, wenn man sich ihr mit der Karotte auf mehr als fünf Meter näher kann). Aber morgen lasse ich mir wieder von jemand anderen beim Lernen helfen, ganz sicher. Ehrlich. Genau genommen bin ich nämlich sauer auf Professor Danny - das heisst, auf Danny, nicht auf Professor Danny (das ist ein Unterschied). Stimmt schon, ich habe ihn darum gebeten, mir etwas zu zeigen, aber habe ich nicht ausdrücklich gesagt, es geht um Verwandlung?
Ich sass also allein mit Shane (dem ich nicht ganz traue, obwohl er nur imaginär ist) im finsteren Wald auf dem Boden, habe mich an einem Baum festgeklammert und die 120 Sekunden bis Dannys Rückkehr runtergezählt. Dann habe ich Ausschau haltend eine Runde um den Baum gedreht, ohne ihn dabei loszulassen. Keine Spur von Danny. Ich wusste es, ich wusste einfach, dass ihm nicht zu trauen ist! Zwei Minuten, paah, dass ich nicht lache! Hatte mich im Wald ausgesetzt, genau wie in diesem Muggelmärchen über einen unartigen Zwergenjungen und ein unartiges Zwergenmädchen, und ich musste umherirren, bis ich ein Häuschen aus Süssigkeiten fand, das ich aber erst essen konnte, nachdem ich den bösen, Menschen- und Zwergenbabys fressenden Drachen besiegt habe. Also nie.
Um nicht komplett die Fassung zu verlieren, beschloss ich, noch einmal auf 120 zu zählen, dieses Mal aber laut (für den Fall, dass Danny derjenige war, der sich verirrt hatte und nicht mehr zu mir zurück fand). Immer noch nichts. Ein ganz klitzekleines bisschen panisch fing ich an, nach ihm zu rufen (dabei zwar nicht direkt seinen Namen benutzt, aber der dürfte schon kapiert haben, dass er gemeint war). Endlich nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und drehte mich mit einer wütenden Beschimpfung auf den Lippen um.
Da stand tatsächlich jemand. Bloss war es nicht Danny. Und auch ganz sicher kein real gewordener Shane. Genau genommen waren es zwei Personen, und ich kannte sie bestens: Malcolm und Kimberly Brown. In deutlich jünger. Schokogott.
Sie kamen direkt auf mich zu, waren aber zu beschäftigt damit, einander wie schwerverliebte 13-jährige anzugrinsen und vor Entzücken mit den Wimpern zu klimpern, um mich zu entdecken. Mums Haar sah aus, als wäre ihr der Trockenföhnzauber versehentlich aus dem Zauberstab explodiert, Dads Haar dagegen war…äh, ziemlich bunt. Sie hielten Händchen (uw, also eigentlich hatten sie ihre Hände überall - bitte zwing mich nicht, das näher zu beschreiben). Alles an ihnen - angefangen bei der Tatsache, dass Mum die gigantischsten Ohrringe auf Erden trug und Dad sich offensichtlich an ihrem Schminkzeug vergriffen hatte - sah total merkwürdig und wie ein schlechter Witz aus, zusätzlich waren sie dick eingepackt in Mänteln, gefütterten Stiefeln und Schals. Als ob wir Winter hätten.
Hatten wir.
Sobald mein Interesse eine Sekunde von meinen Eltern abschweifte, erkannte ich, dass die Laubbäume kahl waren und auf allem eine Schneeschicht lag. Da ich definitiv nicht wintertauglich gekleidet war und trotzdem nicht fror, zog ich mich selber einer genaueren Musterung unter. Ich weiss nicht, was genau ich erwartet hatte (vielleicht, dass ich wieder über dem Boden schwebe und durch Wände gehen kann), aber nichts an mir war anders als sonst. Keine Spur von Transparenz und Schwerelosigkeit. Ich stand mit meinen Halbschuhen auf dem schneebedecktem Boden, spürte das Gewicht meiner Umhängetasche und das Schlagen meines Herzens. Entweder war ich also wirklich und wahrhaftig in einem vergangenen Winter bei einer vergangenen Version meiner Eltern, oder eine vergangene Version meiner Eltern war samt dem damaligem Winter in die Gegenwart zu meinem wirklichen und wahrhaftigen Ich gekommen.
Über mir knackte es, und noch bevor ich automatisch raufblicken konnte, landete ein Kessel voll Pulverschnee auf meinem Kopf. Habe vor Schreck natürlich laut aufgequiekt und mit den Armen ausgeschlagen, und meine Eltern für einen Moment völlig vergessen. Mit dem Schnee direkt auf meiner Haut realisierte ich dann, dass es wirklich, wirklich verdammt kalt war und damit setzte verspätet das grosse Zittern und Zähneklappern ein.
»Ihre Augen sind genauso blau wie deine«, sagte Vergangenheits-Dad.
Oh-oh, sie hatten mich entdeckt. Ich schüttelte rasch den Schnee von mir ab, straffte die Schultern und setzte zu einer Erklärung an (»Danny ist Schuld daran! Danny! Danny! Danny!«). Da sich Vergangenheits-Dad nicht unbedingt überrascht angehört hatte, war das, was auch immer passiert war, wohl nicht soo ungewöhnlich oder besorgniserregend, und vor allem nicht nicht rückgängig zu machen.
»Solange sie nicht seine Augen hat«, seufzte Vergangenheits-Mum.
Das war seltsam. Warum sollte Vergangenheits-Mum von meinem Vater in der dritten Person sprechen, obwohl er anwesend ist? Und was ist so übel an Dads Augen? Ich zwang mich, meine Eltern wieder direkt anzusehen (was ich wegen dieser Sache mit den Händen auf Wanderschaft eigentlich lassen wollte), und realisierte, dass sie mich keines Blickes würdigten. Dabei stand ich nur zwei Meter von ihnen entfernt und konnte höchstens von jemandem übersehen werden, der blind und taub war. Hmpf. Man sollte doch meinen dürfen, wenn man seiner eigenen Tochter aus einer anderen Zeit begegnet, kommt da schon ein kleines bisschen Interesse und Aufregung auf. Wenigstens eine Begrüssung müsste drin sein. Stattdessen betrachteten sie fasziniert ein Foto, das Vergangenheits-Mum in der Hand hielt.
Leicht beleidigt überbrückte ich die Distanz zwischen uns, packte Vergangenheits-Mums Handgelenk und zog daran, um selber einen Blick auf dieses Bild zu richten, das so viel spannender als die eigene Tochter ist. Die Lösung: Die andere Tochter. Das Foto zeigte Rose im Alter von vielleicht vier Jahren. Sie trug das weisse Kleid, aber es war ihr noch deutlich zu weit und lang, ausserdem war ihr Haar noch heller als im ersten Traum, den ich von ihr hatte.
Ich sah auf, um den Blick von Vergangenheits-Mum zu erwidern (denn nun mussten sie und Vergangenheits-Dad mich doch beachten), aber… Die beiden guckten noch genau auf die selbe Stelle; als hätte ich Vergangenheits-Mums Hand mit dem Foto nicht an mich gezogen, als wäre da noch immer ein Foto, das sie bestaunen können. Höö?
»Ähm, hallo?«, sagte ich probeweise. »Hallo? Würdet ihr endlich aufhören mich zu ignorieren?«
Keine Reaktion.
»Denk nicht an ihn«, sagte Vergangenheits-Dad. »Das ist Jahre her. Es ist vorbei.«
Vergangenheits-Mum schmiegte sich eng an ihn und zog leicht gegen meinen Griff. Um vielleicht doch noch beachtet zu werden, hielt ich ihr Handgelenk weiterhin fest; ihr Mantel bewegte sich ein wenig, das Foto war plötzlich verschwunden und mich bemerkte noch immer niemand.
»Geht das überhaupt? Kann es jemals vorbei sein?« Vergangenheits-Mum zog die Schultern hoch. »Ich habe ständig Angst, dass er sie sucht, dass er sie findet.«
»Er wird weder das eine, noch das andere tun«, erwiderte Vergangenheits-Dad ernst. »Du hast die richtige Entscheidung gefällt. Sie wäre bei uns nicht sicherer, im Gegenteil.«
Ein, zwei Minuten schienen die beiden ihren eigenen Gedanken nachzuhängen, dann schüttelte sich Vergangenheits-Mum kurz und verwandelte sich in Lady Sunshine. Wie eine Irre grinsend zog sie erneut an ihrer Hand, die ich dieses Mal losliess, hielt sie frontal von sich weg, spreizte die Finger und kicherte hemmungslos los. Vergangenheits-Dad stimmte in das Kichern mitein, und ich kam mir so dämlich vor, dass ich fast mitgemacht hätte; nur, um nicht der einzige Mensch im Wald zu sein, der es nicht tut. So sieht Gruppenzwang innerhalb der Familie aus.
»Wir sind verheiratet!«, kreischte Mum begeistert, und ich kapierte, dass sie ihren Ehering anstierte. »Verheiratet! Hausbesitzer!«
Dann musste ich wieder ganz schnell wegsehen, da Zungen ins Spiel kamen. Und mir fest die Ohren zu halten. Igitt. Was taten die da hinter meinem Rücken? Knutschen? Tatschen? Noch mehr??
Eine warme Briese streifte über meinen Nacken. Wärmezauber. Also noch mehr, brech, Trauma, abartig. Da war mir die Alternative - losrennen und mich hoffnungslos im Wald verirren - definitiv um einiges lieber. Eine Million Mal lieber.
Die Hände fest auf meine Ohren gepresst, die Augen zusammengekniffen, rannte ich los, so schnell ich konnte, schneller, als jemals zuvor (immerhin ging es hier um mein Seelenheil). Kam ungefähr zehn Schritte weit, bis ich mit voller Wucht in etwas reinkrachte, das wie ein Mensch geformt war. Oh Gott, habe ich beim Rennen etwa eine Kurve gemacht und bin direkt zurück in meine knutschenden und fummelnden Ekel-Vergangenheits-Eltern gerannt?
Nö. War bloss Danny, der sich ächzend und gleichzeitig lachend vom Waldboden aufrappelte, von Schnee und Kälte, geschweige denn von meinen hoffentlich nicht entblössten Eltern, keine Spur mehr.
»Ich bin entkommen!«, rief ich aus und riss euphorisch die Arme hoch. »Ich bin ohne Hilfe zurück in die Gegenwart gerannt! Ich bin toll! Ich bin fantastisch! Ich bin selbstständig!«
»Was du da wieder faselst«, quäkte eine mir nur zu bekannte Cimky-Pimky Stimme. Funny-Bunny hoppelte zwischen den dicht beieinander stehenden Bäumen auf uns zu, umrundete Danny ein Mal, und noch ein halbes Mal, blieb hinter ihm stehen und zog das Hasennäschen kraus. »Das«, fauchte sie Danny, der sich verrenkte, um ihren Blick über seine Schulter zu erwidern, an, »war im höchsten Masse töricht von dir! Was hast du dir nur dabei gedacht? Ich habe dir solcherlei Dinge nie erlaubt!«
»Mir erlaubt?«, echote Danny schnippisch. »Klein Sonnenschein 1 und 2 mögen sich von dir und deiner Frau Mutter rumkommandieren lassen, aber ich habe rein gar nichts mit euch zu tun. Was stehst du da überhaupt hinter mir? Darf ich dir jetzt nur noch mit meiner Kehrseite begegnen, weil ich ohne deine ausdrückliche Erlaubnis atme?«
FB guckte gleichgültig. »Darum«, sagte sie bloss, bäumte sich ein Stück weit auf ihren Hinterbeinen auf und rammte die vorderen Pfoten in Dannys Kreuz. Danny knallte die Länge nach hin, Funny-Bunny mit ihrem gesamten Gewicht auf ihm.
Wusste nicht, ob ich lachen soll (da Anblick von ›Junge flachgelegt von Bunny‹ an sich sehr erheiternd), mit Funny-Bunny schimpfen (lustiger Anblick hin oder her, jemanden wie Danny legt man nicht flach), oder Funny-Bunny danken (denn Gründe gibt es immer genug, Danny zu bestrafen).
»Ich war in der Vergangenheit überaus nachsichtig mit euch allen, aber diese Zeiten sind vorbei. Von jetzt an werde ich unnötige Albereien und verantwortungsloses Verhalten nicht mehr dulden.« Funny-Bunny hörte sich wie jemand an, der streng sein muss, aber nicht streng sein will. Klang nicht gerade gebieterisch, mehr so, als würde sie gerade nichts lieber tun, als sich mit einem Stapel Klatsch und Tratschmagazinen, einer Wagenladung Schokolade in den verschiedensten Variationen und einer Kuscheldecke in ein sicheres, von der Aussenwelt abgeschirmtes Versteck zurückziehen. Was ist los mit meinem Monsterhasen? Setzt die doofe Pom-Pom ihr zu?
Sobald FB von Danny runtergesprungen war, packte ich seine Schulter und rollte ihn auf seinen Rücken. »Du hast Funny-Bunny traurig gemacht!«, fauchte ich ihn an. Klarer Fall, Cimky-Pimky kommt vor Doofi. »Was auch immer du angestellt hast, es war falsch und böse und gemein!«
Danny rieb sich das leicht aufgeschürfte Kinn und guckte mürrisch. »Jetzt noch ein paar falsche Tränen, und es ist genauso gemütlich wie zu Hause.«
»Wie bitte?« Sog empört die Luft ein. Was zu viel ist, ist zu viel. »Hast du gerade gesagt, ich wäre wie der Wasserfall? Hast du? Spinnst du? Soll mein Bunny dich noch einmal platt machen?«
»Ach, lass mal.« Danny rappelte sich zum Wiederholten Male an diesem Tag vom Waldboden auf, drehte sich um und begann, den Baum abzutasten, an den ich mich vorhin hilfesuchend festgeklammert hatte. Okay. Vielleicht hat er ja vor, den Baum zu fällen und das Holz für ein grosses Feuer zu benutzen, über dem er FB zur Rache für ihre Attacke knusprig brutzeln wird. Sollte das sicherheitshalber im Auge behalten.
Funny-Bunny schüttele genervt den Kopf über Danny, ehe sie mich ernst ansah. »Hast du…?«
»Habe ich…was?«
»Bei deiner Ausserkörperlichen Reise in die Vergangenheit-«
»Moment!«, unterbrach ich sie. »Ich war also wirklich in der Vergangenheit? So in Echt? Aber - das war nichts Ausserkörperliches! Ich war mit meinen Beinen dort, und mit meinem Bauch und meiner Nase! Ich konnte die Kälte spüren, und den Schnee, und ich konnte Vergangenheits-Mum berühren!«
»Dein Körper war die ganzen Minuten über hier«, wiedersprach FB. »Dass du die Reise so intensiv und real empfunden hast, liegt daran, dass du-«
»An genau dieser Stelle zu jenem Zeitpunkt gezeugt wurdest«, ergänzte Danny. »Hier, sieh mal.« Er kratzte etwas Moos vom Stamm und legte somit ein gleichmässig geritztes und von einem Herz umgebenes KP + M frei. Saubere Arbeit, kann nur per Zauberstab gemacht worden sein. »Exakt unter diesem Baum.«
Okay. Alles klar. Ich stand also vor dem Baum, unter dem ich vor knapp 16 Jahren gezeugt worden war. Von meiner Mutter. Und meinem Vater. Gemeinsam. Ineinander verkeilt. Unter eben jenem Baum. Unter jenem Baum, den ich vorhin noch fest umklammert gehalten habe. Auf genau jenem Stück Boden, auf dem ich gesessen habe. Das ist fantastisch. Wundervoll. Ich mein, wer kann schon von sich behaupten, exakt zu wissen, wo man gezeugt worden ist? Und dann auch noch teilweise in einer zukünftigen Version dabei gewesen zu sein? Das ist…das ist…
»Uwääärgh!«
»Also«, sagte Funny-Bunny ungeduldig, »hast du etwas gehört, oder gesehen, dass…?«
»Viel habe ich gesehen«, krächzte ich, »viel zu viel! Und gehört! Igitt! Die waren damals noch schlimmer als heute! Das war so abstossend! Oh Gott, die sind total schamlos! In einem Wald! Wo Menschen vorbei kommen könnten! Oder wilde Tiere!«
»Dann also nicht«, seufzte Funny-Bunny erleichtert, und schon war sie wieder weg.
Blieben also noch Danny und Shane, an denen ich mein Entsetzen und meine Wut auslassen konnte.
»Dass du es wagst, so etwas mit mir abzuziehen! Du-«
»Wollten wir nicht lernen?«, plapperte Danny dazwischen und schien wieder bester Laune zu sein.
»Ja, schon, aber-«
»Na, dann los, komm.«
»Nein!« Als ob ich ihn einfach so davon kommen lassen würde, paah! »Du schuldest mir eine Erklärung! Wie hast du das gemacht? Warum hast du das gemacht? Hat dich die Vorstellung angemacht, oder was?!«
»Mich angemacht?« Danny hatte sichtlich Mühe damit, nicht in lautstarkes Gelächter auszubrechen.
»Wehe, du grinst auch nur!«
»Oh, krieg ich dann Schimpfe und Haue?«
Gute Güte, ich gebe ihm bestimmt nicht das, was er sonst von Parvati und Ginny im Doppelpack bekommt. »Danny, ich meine es ernst! Das Ganze war e-kel-haft, keine Frage - aber trotzdem interessiert es mich jetzt, wie du das hingekriegt hast. Wie hast du überhaupt gewusst, dass ich an dieser Stelle ge-gezeu…aus Licht und Liebe erschaffen wurde?«
Danny wich meinem Blick aus und wirkte auf einmal unsicher. »Vertraust du deiner Schwester?«
»Hä?«
»Vertraust du deiner Schwester?«
»Nicht du auch noch!«, stiess ich zornig aus. »Warum sollte ich ihr denn nicht vertrauen? Ihr seid doch alle nur neidisch, weil ich jetzt eine-«
»Hey, wenn du ihr vertraust, dann frag sie. Sie kann dir das viel besser erklären. - Und jetzt«, Danny deutete in eine Richtung, die sich als Richtung Zivilisation entpuppte, »fangen wir mit der Lernerei an.«
Supergeheime, supereffektive Ravenclaw Lerntricks haben sich in der ersten Stunde als simples Ausgepeitscht werden durch strenge Blicke und fiese Sprüche wie »Das nennst du eine Verwandlung? Noch einmal, du nutzloser, unfähiger Flubberwurm!« entpuppt, argh. Professor Danny hat mir immer wieder die Tränen in die Augen getrieben, und mein Selbstbewusstsein war, weil es stimmte, was er sagte, so übel angeknackst und in sich zusammengeschrumpft, dass ich mich nicht dazu aufraffen konnte, ihm Kontra zu geben oder ihn als Nachhilfelehrer zu feuern. Dann aber ist es mir endlich gelungen, aus einem der Übungsigel etwas Nadelkissenähnliches zu zaubern, und er hat mich total gelobt, und gesagt, ich habe es ja doch drauf, müsse mich nur richtig anstrengen, könnte es noch besser, könnte es mit Geduld, Übung und Konzentration bestimmt sogar perfekt, und als das Ergebnis meines nächstens Versuchs sogar gleich noch ein Tick besser war, durfte ich ihm zur Belohnung meinen Traumnachtisch beschreiben. Professor Dannys Methoden sind viel besser die der McGonagall; die kennt nur das mit dem Auspeitschen, aber Lob (das eh nur Hermine kriegt) sieht nie wie echtes Lob aus. Vielleicht ist er sogar besser als Cedric (was wir ihm aber niemals sagen werden, klar?), denn anders als der lässt er nicht zu, dass meine Glitterfee und ich uns ablenken lassen (geschweige denn ablenken lassen wollen, urghs).
Meine Pause ist dann jetzt auch gleich vorbei. Wir lernen noch bis zum Abendessen; bis dahin wird Rose ja wohl wieder aufgetaucht sein.