Fic: Blue Lips, Blue Veins
Titel: Young Blood
Kapitel: 7/10
Word Count: 700
Projekt: 100, 200 ... 1'000
daswaisenhaus Prompt #_0959 :: Nobody dies as a virgin, life fucks us all.
BLUE LIPS, BLUE VEINS
Part seven » Young Blood
Der Frühling, soweit er sich hier überhaupt zeigen mag, steht bereits direkt vor der Tür, als Leah verkündet, sie wäre nun so weit, sich in den Wald zu wagen. Natürlich nur in Begleitung und mit dem halben Rudel rings um sie in der Nähe positioniert, zwischen den Schatten der Bäume verborgen, um sie wenigstens den Schein von Freiheit spüren zu lassen, aber nie so weit entfernt, dass Bella sie nicht riechen könnte.
Aber das macht ihr nichts. Im Gegenteil, sie ist froh darum. Die Wölfe, ihnen voran Leah, sorgen dafür, dass sie Bella Swan bleibt.
Heute hat sie wieder mit Charlie telefoniert, ist seinen Fragen ausgewichen, so gut es ging, und hat ihm versichert, dass es ihr gut geht, dass sie bald nach Hause kommt. Nach Hause. Sie muss ihr Bestes geben, in die Fussstapfen treten, die die Familie, die einmal die ihre hätte werden sollen, hinterlassen hat, die hungrige Bestie in sich unter Kontrolle bekommen. Dann wird sie sich ihrem Vater zeigen können, er wird mit eigenen Augen sehen, dass sie noch da ist, ihn nicht verlassen hat, und wenn er von seinen Sorgen abgelassen hätte, würde auch sie eine Sorge weniger tragen.
»Alles klar?«, fragt Leah, während sie sich dehnt, als würde auch der Wolf davon profitieren, wenn sie ihren menschlichen Körper aufwärmt.
Sie stehen vor der Hütte, wo vor langer Zeit genug Bäume gefällt wurden, um einen kleinen Fleck Wald der Sonne zu öffnen. Bellas Hände und Gesicht glitzern so sehr, dass es sogar sie selbst blendet und es ihr peinlich ist. Die Belustigung und der Spott der Wölfe war kaum zu übersehen, als sie mit einem letzten Blick auf sie ausströmten.
»Ja«, versichert Bella ihr. »Mir geht es gut.«
Zum ersten Mal seit ihrer Verwandlung klingt ihre Stimme bei diesen Worten nicht voller Zweifel.
Leah nickt ihr zu, dann schlüpft sie rasch aus ihren Kleidern und verwandelt sich. Der grosse, graue Wolf trottet an ihre Seite, fordert sie mit einem leichten Stoss mit der Schnauze auf, endlich in die Gänge zu kommen und sich in die Welt hinauszuwagen.
Zuerst traut sich Bella nicht, die Kraft, die sie als Neugeborene besitzt, vollends auszuschöpfen, aber sobald sie merkt, dass Leah ohne grössere Schwierigkeiten mit ihr mithalten kann, lässt sie alle Zurückhaltung fallen und rennt, wie sie glaubt, dass noch nie jemand vor ihr gerannt ist. Kein Hinderniss kommt ihr zu dicht, keine aus dem Boden ragende Wurzel kann sie überraschen und sie zum stolpern bringen. Sie ist nichts als Bewegung, Waldluft in den Lungen und Wind im offenen Haar.
Sie rennt so schnell, dass kein Schatten aus der Vergangenheit sie einholen und ihr Glück trüben könnte.
Später, als sie genügend Jungwild hinterhergejagt ist, um mit ihren neuen Reflexen vertraut zu werden, sich schliesslich aber mit einem alternden Tier begnügt hat, von dem sich auch Leah ein paar Stücke genommen hat (ist ganz natürlich, Swan, konnte Bella sie fast sagen hören, sieh, ich mache es dir vor, denn Hunger hin oder her, sie genierte sich, so offen zu zeigen, dass sie ein Vampir ist), lassen sie sich auf einer Klippe nieder, dort, wo sich für Bella derzeit noch das Ende der Welt befindet. Wagt sie sich weiter vor, würde sie in der nächsten Sekunde sicher an jedem Körperglied die Zähne eines Wolfes spüren.
Leah verwandelt sich zurück und setzt sich neben sie, ohne einen Gedanken an ihre Blösse zu verschwenden, ihre Beine baumeln über dem Klippenrand im Nichts, der Horizont zeigt bereits schon mehr Nacht denn Tag. Bella betrachtet ihre dunkle, ebenmässige Haut, will keine Scham zeigen, wenn Leah selbst ihren nackten Körper nicht zu verbergen versucht, erlaubt ihren Augen deshalb, auch die Brüste und den Schoss zu sehen. Leah hat nichts mehr von einem Mädchen an sich, und plötzlich fühlt Bella sich unglaublich jung, wie ein Kind, das jetzt keine Chance mehr hat, zur Frau zu werden.
»Ich bin als Jungrau gestorben«, platzt es aus ihr heraus, denn auch das hat sie verloren, diese Erfahrung, die sie unbedingt als Mensch hatte machen wollen.
Leah lacht, bis ihr fast die Tränen kommen, lehnt sich atemlos an Bella. »Vor allem du müsstest doch wissen, dass niemand als Jungfrau stirbt. Das Leben besorgt es uns allen. Und das nicht zu knapp.«