Ausgeliehen by
Rebecca Makkai My rating:
2 of 5 stars 'Ausgeliehen' ist für mein Empfinden ein sehr gut gewählter Titel für diesen Roman. Nicht nur, weil sich Ian in der Bibliothek heimischer fühlt als im eigenen Elternhaus und mit Hilfe der Bibliothekarin Miss Hull auch 'verbotene' Bücher ausleiht und ein erstaunliches Geschick darin entwickelt, diese nach Hause zu schmuggeln - sondern auch, weil im weiteren Lauf der Geschichte noch ganz andere Gegenstände bis hin zu Personen 'ausgeliehen' werden. Hier ist dann auch das Titelbild sehr passend gewählt worden.
Soweit liest sich der Beginn als eine ruhige Vorstadtgeschichte, in der nichts Besonderes zu erwarten ist. Weder große Geheimnisse noch andere Aufregungen. Wenn man einmal davon absieht, dass Miss Hull das Recht auf Meinungsfreiheit für sehr wichtig hält (auch oder gerade für den 10-jährigen Ian) und damit auf wenig Verständnis stößt.
Verwirrend werden die Abläufe dann allerdings, als Ian von zu Hause ausgerissen ist und mit Hilfe der Bibliothekarin eine Odyssee durch Amerika beginnt. Ab hier werden die Zusammenhänge sehr undurchsichtig und für mich über die ganze Reise hin kaum greifbar. Gelegentlich schwingen unterschwellige Töne an, was die Mitbetroffenen in Hannibal angeht, die schwer zu erfassen sind und von mir als versteckte Seitenhiebe auf die Gedankenlosigkeit der Gesellschaft interpretiert wurden.
Trotzdem hat mich über die ganze Reise hindurch die Frage begleitet, inwiefern sich Miss Hull von Ian bewußt manipulieren lässt und seine Verhalten als willkommene Ausrede annimmt, um die eigenen Gedanken bestätigt zu bekommen. Es ist kaum wirklich möglich, hinter die Kulissen zu blicken und die Beweggründe aller Beteiligten zu begreifen. Gerade diese nur oberflächlichte Betrachtungsmöglichkeit hat es mir fast unmöglich gemacht, ein tiefergehenden Bezug zu der Geschichte zu entwickeln. Ganz gleich wie sehr ich mich bemüht habe, die Handlungsmotive waren für mich nicht zu entschlüsseln.
Erst ziemlich gegen Ende der Geschichte beginnen sich die Fäden zu entwirren und alles, was bis dahin geschehen ist, wird klar und einfach zu begreifen.
Fazit: Das Ende der Geschichte kommt sehr plötzlich, unerwartet - versöhnt mit dem kaum zu erfassenden Handlungen davor und lässt die meisten der Beteiligten in einem völlig anderen und teilweise sehr überraschenden Licht dastehen. Schade nur, dass es bis dahin ein langer Weg ist - fast schon eine Durststrecke - den durchzuhalten mir teilweise ziemlich schwer gefallen ist. Das Ende war es auf jeden Fall wert, dass Buch ganz durchzulesen. Wegen der Lösung, die sich für Ian auftut - wenn er es schafft durchzuhalten - und auch wegen der Offenlegung der Geheimnisse einiger der Beteiligten. Allerdings gehört dazu eben einiges an Durchhaltevermögen, um bis dahin zu gelangen. Definitiv ist dies kein leichtes Buch, das man mal eben am Abend zur Entspannung lesen kann. Wäre der Hauptteil der Geschichte nicht so schwer zu erfassen gewesen, würde ich mit Sicherheit höher werten. So ist mein Fazit: 2,5 Sterne.
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