Da bin ich wieder! Am 06. Oktober bin ich wieder in Berlin angekommen, aber nicht lange geblieben, denn am 08. Oktober feierte die Mama meines Freundes einen runden Geburtstag, so dass wir keine andere Wahl hatten, als noch ein paar Tage im warmen Spanien zu verbringen. Ich schulde den fleißigen Lesern also noch einen Bericht über meine letzten Wochen, den letzten Abend und den letzten Morgen in Japan, die Heim- und Weiterreise, das Faulenzen in Spanien und das richtige Nachhausekommen. Aber da das alles gar nicht in einen Beitrag passt, versuche ich es auf die nächsten vier Tage aufzuteilen. Eine gute Gelegenheit, sich vorm Arbeiten zu drücken.
Die letzten Wochen
in Japan haben alle Erwartungen übertroffen. Das ist etwas Gutes! Mein Aufenthalt in Tokyo war schließlich der Literaturrecherche und Informationssammlung für meine Magisterarbeit gewidmet. Da ich mir glücklicherweise ein Stipendium erkämpfen konnte, stieg der Druck natürlich enorm und mit Anbruch des letzten Monats wurde ich zunehmend unsicher und nervös bezüglich der Umsetzung meiner Ziele. Die Literaturrecherche lief, allerdings unter den beschriebenen Umständen recht schleppend und ermüdend. Mein zweites großes Ziel waren Gespräche mit jungen Abgeordneten der Demokratischen Partei Japans (DPJ). Das schien im Prinzip leichter als es sich nun anhört, da mir bereits vor zwei Jahren über glückliche Zufälle und großartige Unterstützung durch Bekannte aus dem Sportaustausch in Iwate der Einblick in das Büroleben des Abgeordneten Ozawa Ichiro gewährt wurde. Das wiederum hört sich nun viel weniger spektakulär an, wenn man nicht weiß, dass Ozawa Ichiro wohl einer oder der einflussreichste Politiker der gegenwärtigen japanischen Politikwelt ist. Jedenfalls habe ich bereits vor einigen Monaten meine Kontakte darauf vorbereitet, dass ich nochmals Unterstützung brauche. Zunächst lief alles gut. Kontaktaufnahme, Rückmeldung, dass sich um Gesprächspartner gekümmert werden würde und dann etwas Geduld. Wenn sich Ozawa Ichiro dann bloß nicht überlegt hätte, als Kandidat für die Wahl des Parteivorsitzenden anzutreten. Der Parteivorsitzende der DPJ ist seit Regierungswechsel auch gleichzeitig japanischer Premierminister und so kann man sich vorstellen, dass das Büro Ozawa Ichiros plötzlich eher weniger Zeit hatte, sich um mein Anliegen zu kümmern. Ich wurde zunehmend nervös. Würde noch eine Rückmeldung kommen? Was, wenn er Premierminister wird, und was, wenn nicht? Ersteres kann ich nicht beantworten, aber im letzteren Fall geht die Geschichte zumindest für mich gut aus. Ozawa Ichiro ist recht deutlich gescheitert bei dem Versuch, Kan Naoto vom Posten des Premierministers zu verdrängen. Und wenige Tage später kam ganz unverhofft ein Anruf und der erste Gesprächstermin konnte vereinbart werden. Das Büro Ozawas und vor allem mein erster Gesprächspartner haben sich danach so für mich ins Zeug gelegt, dass ich in knapp drei Wochen noch auf ganze 13 Gespräche gekommen bin. In den ersten 3 Tagen bin ich morgens ins Büro, habe ein oder zwei Gespräche geführt, mir die Zeit im Büro mit Nachbereitungen vertrieben, noch ein oder zwei oder drei Gespräche geführt oder Termine für den nächsten Tag bekommen, dann in die Bibliothek der ICU (International Christian University) gefahren und bis 22.00 Uhr die Vorbereitungen für den nächsten Tag getroffen und ausgedruckt. In der zweiten Woche habe ich die ersten Tage in der Bibliothek verbracht, stets abrufbereit. Die letzten drei Tage bin ich wieder morgens ins Büro, habe Gespräche geführt und Nachbereitungen getroffen, dann Freunde getroffen - die Zeit wurde knapp und die Freunde, die ich vor Abreise noch treffen wollte, immer mehr - , dann nachhause gefahren, Blusen gewaschen und bis spät in die Nacht die Vorbereitungen für den nächsten Tag getroffen, geschlafen, aufgestanden, gebügelt und schließlich wieder los. Die Termine lagen auch immer früher, da auch für die Gespräche die Zeit drängte, und sich die engagierten jungen Abgeordneten daher selbst morgens um 9.00 Uhr Zeit für mich genommen hatten. Als ich dann schon dachte, mein letztes Gespräch geführt zu haben, kam am Montagnachmittag, zwei Tage vor Abreise noch ein Anruf und Termin für den Dienstagvormittag rein. Ins Abgeordnetenhaus wollte ich eh noch, aber die Stunden, die ich nun für die Vorbereitung brauchte, hatte ich eigentlich schon fürs Kofferpacken verplant. Da allerdings die Wäsche bei dem anhaltenden Regenwetter nicht trocknete, wäre dieser Plan ohnehin ins Wasser gefallen. Und so startete nach einer abermals langen Vorbereitungs- und kurzen Schlafnacht am Dienstagmorgen der Marathon bis nach Spanien, von dem ich aber erst morgen berichten werde. Der Forschungsaufenthalte konnte jedenfalls bereits am Montag als gelungen betrachtet werden und wartete nur noch auf ein mehr oder weniger rundes Ende. Nur vor der Auswertung der Gespräche drücke ich mich noch, mittels Verfassen von Livejournaleinträgen. Im Übrigen freue ich mich über die vielen Rückmeldungen in Gesprächen, würde aber auch den ein oder anderen Kommentar hier im Journal nicht minder schätzen.