Neulich nutzte ich die Uni-Bibliothek der Tokyo Universität und dachte, als ich die vielen Bücher im Regal sah, ich hätte es endlich mal wieder mit einer normalen Bibliothek zu tun. Dass ich den Tag zuvor nicht mehr in die Bibliothek kam, weil die Registrierung für außeruniversitäre Besucher (mit Reisepass) nur bis 17.00 Uhr möglich ist und ich erst um 17.15 Uhr dort war, weil ich ja wusste, dass die Bibliothek an dem Tag bis 22.00 Uhr geöffnet hatte, hätte mich schon misstrauisch werden lassen müssen.
Die meisten Bücher stehen auch nicht im Regal, sondern im Magazin, aber hier konnte man 5 Bücher gleichzeitig bestellen und diese wurden dann auch umgehend aus dem Magazin geholt. Traurig ist natürlich, dass auch in der angesehensten Universität Japans noch keine Umstellung von Papier auf digitale Datenverarbeitung erfolgt ist und man daher immer brav Titel, Signatur und ggf. Band aufschreiben muss. Dabei geht einige Zeit drauf, denkt man sich, wenn man noch nicht kopieren war.
Das war aber mein eigentliches Ziel des Bibliothekbesuches, denn ich wusste, dass ich dort für NUR 10 Yen und ganz selbständig kopieren kann. Also Bücher und Zeitschriften unter den Arm und los. Kopierkarte kaufen, kenn ich! Kopierer, kenn ich! Doch halt! Was steht denn da? FORMULARE! "Bitte unbedingt ausfüllen, wenn Sie Zeitschriften oder Bücher kopieren!" Kontrolle der Gegenstände unter meinem Arm: Zeitschriften, Bücher! Also: Titel, Signatur, Band, Seitenzahlen aufschreiben! Erste Zeitschrift eingetragen, zweite Zeitschrift eingetragen (besonders die Seitenzahlen sind lästig), aufgeschaut ... Wieso wohl der junge Mann einfach so kopiert? Vielleicht schon ausgefüllt?! ... Dritte Zeitschrift eingetragen, .... Und die Frau? Vielleicht frag ich lieber die beiden Angestellten, die dort bei den Kopierern rumsitzen, ob das Formular wirklich für meinen Bedarf gedacht ist. "Ja, dass müssen Sie ausfüllen!" Also: Vierten und fünften Eintrag gemacht und dann das gewissenhaft ausgefüllte Formular bei den Damen abgeben. "Nein, nein, das müssen Sie dort in den Kasten stecken!" "In den Kasten?" "In den Kasten!" DER KASTEN! Neben den Formularen steht ein KASTEN! Stille Post quasi! Kurz nach links und rechts geguckt, ob jemand guckt, ... niemand! Nichtmal die beiden Damen bei den Kopierern. Aber jetzt, da ich den Zettel so brav ausgefüllt habe, steck ich ihn auch ein. Und dann endlich kopieren. Bei den nächsten Büchern gehörte ich dann auch zu denen, die einfach kopieren und die Leute beschmunzeln, die verunsichert am Formularstand stehen und ihre Formulare gewissenhaft ausfüllen. Das ist aber bei den nächsten 3 Besuchen in der Bibliothek nur ein einziges Mal vorgekommen. In den Zweigbibliotheken, in denen einem nach dem Kopieren der Zettel persönlich in die Hand gedrückt wird, war ich zum Glück erfahren genug, um Titel aubzukürzen und einfach irgendwelche Seitenzahlen aufzuschreiben.