Eigentlich hatte ich ja vor, den freien Feiertag dieser Woche für mich zu nutzen und mal wieder ein bisschen auszuspannen, aber dann habe ich mich von meinem Freund doch breitschlagen lassen ihn und seine Verbindungsfritzen zu ihrem alljährlichen Ausflug zur Rudelsburg zu begleiten. Ein bisschen trauere ich der Entspannung nach, aber ein wenig wandern zu gehen hat noch niemandem geschadet und ich mag die Jungs ja auch gerne und verbringe gerne meine Zeit mit ihnen.
Treffpunkt nach einem schönen Feiertagsfrühstück war um elf am Bahnhof. Natürlich kam die Gruppe, die vom Haus gelaufen kam erst später und es gab ein bisschen Zeitdruck, die sieben(!) Sachsentickets zu lösen. Da der Schaffner des Zuges allerdings am Automaten in der Schlange hinter dem Senior stand, hätte man sich auch mehr Zeit lassen zu können. Obwohl man natürlich auch davon ausgehen kann, dass fünf Minuten Verspätung wegen "hohen Reiseaufkommens" genügen.
Die Reisegruppe von fast 35 Leuten, bestehend aus Fritzen mit Freunden und teilweise Familie und den neuen Hausbewohnern, verteilte sich also gleichmäßig über drei Waggons, dazwischen wurden von Station zu Station immer mehr Fahrräder gestapelt, so dass ein Druchkommen gegen Ende der dreiviertelstündlichen Fahrt fast nicht mehr möglich war.
Schließlich in Bad Kösen angekommen erwartete uns schon die kleine Gruppe, die den Komfort eines Autos genutzt hatte und mahnte uns zur Eile, wenn wir die Fähre noch erreichen wollten. Wir türmten also los, wurden in zwei Gruppen über die Saale gesetzt und dann begann die Wanderung.
Die Strecke war sehr schön und auch nicht besonders lang (noch nichtmal zweieinhalb Kilometer) und auch die Steigung verhielt sich an den meisten Stellen eher moderat. Außerdem liebe ich diese noch warmen Tage, an denen man aber schon den Herbst riechen und die roten Blätter bewundern kann. Der Herbst ist eben meine liebste Jahreszeit. Allerdings hätte ich persönlich mir gewünscht, dass wir ein bisschen mehr Zeit gehabt hätte. Besonders im letzten Drittel sind wir ganz schön gehetzt, da wir oben Tische für das Mittagessen reserviert hatten. Zwischendurch habe ich versucht, ein paar Fotos von der schönen Natur zu machen, aber der Gruppe immer wieder hinterherzurennen hat nicht wirklich Spaß gemacht. Und irgendwie bin ich auf dem Weg (eigentlich am ganzen Tag) nicht dazu gekommen, mich mit jemand neuem zu unterhalten, was ein bisschen schade ist. Aber die Gelegenheit wird sich ja auf jeden Fall wieder bieten!
Oben angekommen verteilten wir uns dann im reservierten Saal des Restaurants und bestellten unser Mittagessen. Ich überlegte erst, ob ich ein Steak essen sollte, entschied mich dann aber vernünftig für den Fisch. Naja, ob das vernünftig war, wage ich inzwischen zu bezweifeln, aber so wie ich das sehe, wäre keine mögliche Entscheidung dies gewesen - das Essen war nämlich furchtbar und viel zu teuer dafür, dass es so schlecht war. Okay, wir mussten nicht bezahlen, weil die Altherrenschaft die Rechnung übernahm, aber ich fand es trotzdem eine Unverschämtheit. Alles, was serviert wurde, war entweder aufgetaut, angerührt oder aus der Dose. Ich hatte schon Kantinenessen, das besser war! Mein panierter (davon stand auch nichts in der Karte!) Fisch schwamm in Fett und schmeckte nach nicht viel mehr als Margarine und meine Salatbeilage bestand aus ein bisschen Kohl und einer aufgeschnittenen Tomate. Ich hasse es, wenn Leute etwas als Salat bezeichnen, das kein einziges Salatblatt enthält! Alles andere, was ich probiert habe, stand dem Fisch in nichts nach und ich meine, dass ich nächstes Jahr nicht mitkommen werde - allein um diesem Fraß zu entgehen. Hinzu kam noch, dass der Kellner total unfreundlich und gestresst war.
Nach dem Essen bin ich mit meinem Freund eine Runde um die Burg gegangen, um die Aussicht ein bisschen zu genießen, dann hat Andy ein Gruppenfoto gemacht und alle außer mir und Jule sind auf den Turm gestiegen um Verbindungsquatsch zu machen. Wir haben uns derweil auf Aussichtsplattform ein Stück weiter unten begeben und erörtert, was wir an der Verbindung nicht mögen. Unsere Gründe gehen da auseinander, aber wir haben trotzdem beide die Augen verdreht, als der Gesang der Jungs zu uns herunterschallte. Ich glaube, ich habe ein bisschen das gleiche Problem wie Ben - ich mag die Leute total gerne und die großen Veranstaltungen sind auch schön und machen Spaß und alles, aber ich kann das nicht wirklich ernst nehmen.
Mit ein bisschen mehr Zeit, sich die Denkmäler auf dem Weg anzusehen, ging es schließlich wieder zurück in Richtung Bad Kösen. Ich muss zugeben, dass ich auf dem Rückweg teilweise nicht mehr so gute Laune hatte, weil das schlechte Essen mich deprimierte und meine Füße wehtaten. Nicht direkt vom Laufen aber von den Steinen, die sich durch die dünne Sohle meiner Turnschuhe bohrten. Die sind wohl über den Tag auch gebrochen, was ich am nächsten Tag schmerzlich feststellte, als es zu regnen begann und meine Füße patschnass wurden.
Aber dann war auch der Abstieg geschafft, wir überquerten die Saale dieses Mal über die Brücke und kurz vor dem Bahnhof kaufte mir der Freund noch ein Eis, das wir uns brüderlich teilten und mich ein bisschen versöhnte.
In Halle entschieden wir uns dann dafür nicht mehr mit aufs Haus zu kommen, sondern den Abend gemütlich auf der Couch ausklingen zu lassen. ich glaube, das war auch eine gute Entscheidung. Man kann ja auch nicht immer nur Action haben!