Irgendwie bin ich heute mal wieder mit den Gedanken woanders...
Lesen nur auf eigene Gefahr! Viel Gelaber, weil ich mir das einfach mal von der Seele schreiben wollte:
Nun mach ich schon seit November Überstunden. Mal mehr, mal weniger. Aber zurzeit dürfte ich rund 260 Stunden zusammenbekommen haben. Für einige mag das nicht viel sein, aber bei uns im Unternehmen ist das schon relativ viel. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der allergrößte Teil der Belegschaft genau pünktlich um 16 Uhr den Griffel fallen lässt. Überstunden sind für die ein Fremdwort. Sie beschweren sich, sie hätten zu viel zu tun. Und wenn man sie dann auf Überstunden anspricht, sind sie total entsetzt. Das käme überhaupt nicht in die Tüte.
Wie auch immer. Ich mache nun bald schon ein Jahr lang fast permament Überstunden (im Urlaub ja nicht) und habe sie bis einschließlich Juni artig auszahlen lassen. Mein Chef bat mich darum, es wäre ja besser für's Unternehmen. Wann sollen die schließlich alle abgearbeitet werden? Also lass ich mir, gutmütig und gehorsam, wie ich bin, die Stunden auszahlen. (Schon mal was von Steuerabzügen gehört?)
Zwei Kollegen, die in der ersten Hälfte dieses Jahres auch teilweise länger geblieben sind, haben das nicht gemacht. Der Chef hat aufgrund seiner eigenen Überlastung es nicht bemerkt und sie nicht darauf angesprochen. Es kommt also der 30. Juni, der bei uns ein Stichtag für unser Gleitzeitkonto ist. An diesem Tag und dem 31. Dez. dürfen nur maximal 40 Stunden auf dem Zeitkonto stehen. Alles, was darüber ist, wird ersatzlos gestrichen. In Ausnahmefällen können die Stunden aber vom Vorgesetzten übertragen werden.
Der eine Kollege - mit dem ich super gut auskomme - hatte zum 30. Juni rund 80 Stunden. Er hat es irgendwie nicht besser gewusst und auch gleich gesagt, dass die Stunden dann halt pfutsch wären. Sollen sie ihm die doch streichen. Der Chef hat sie auf die zweite Jahreshälfte übertragen. Das find ich erst einmal gut.
Die andere Kollegin - eine HASSkollegin - hatte zum 30. Juni rund 100 Stunden. Sie *wusste* aus einem Gespräch mit mir, dass mir "angeordnet" wurde, die Überstunden aufzuschreiben und mir auszahlen zu lassen. Das war im Mai. Sie hätte also wenigstens zwei Monate auf Überstunden auszahlen lassen können. Der Chef hat die ganzen Stunden auch in die zweite Jahreshälfte übertragen lassen.
Und jetzt kommt's: Die Stunden müssen von den beiden ja noch bis zum 31. Dez. abgebaut werden! Und ratet mal, wer die beiden vertritt...
Kurzum: Ich komme mir (auf gut Deutsch gesagt) verarscht vor.
Mir ist die Sicherung durchgebrannt. Und ich hatte daraufhin ein ausgiebiges Gespräch mit meinem Chef. Er versteht irgendwie meinen Standpunkt, aber auf der anderen Seite solle ich mich auch mal in seine Lage versetzen. Es wäre alles sehr unschön gelaufen, aber bla-bla-bla...
Ich weiß eigentlich nicht, auf wen ich wirklich sauer sein soll. Der erste Kollege ist einfach zu lieb. Auf den kann man nicht sauer sein *g* Und die Kollegin ist schon immer ein egoistisches Miststück gewesen. Nicht verwunderlich also. Und beide schreiben die Stunden nun seit Juli als Auszahlen auf.
Ich habe nun (nach Absprache mit dem Chef) den Juli auf Freizeitausgleich aufgeschrieben, den August auf Auszahlen (August war aber kaum was, weil ich noch Urlaub hatte). Der Juli war vermutlich ein Zugeständnis des Chefs, um mich gütig zu stimmen.
Nun bin ich heute zum Chef gegangen und habe ihm mitteilen wollen, ich möchte nun die Stunden für September auf Freizeitausgleich eintragen. Da er zuvor mal in einer Besprechung gesagt hatte, dass er im Endeffekt uns das nicht vorschreiben könnte und das in unserem Ermessen läge, hatte ich zwar erwartet, dass er alles andere als begeistert wäre, aber so ein Theater hatte ich dann doch wieder nicht erwartet.
Jetzt fängt er wieder an, was ich denn den ganzen Tag mache? Vielleicht müsste man das noch mal analysieren. Das hatte ich schon mal gemacht: Ich muss mir dann aufschreiben, was ich wann und wie lange gemacht habe. Unnötig zu sagen, dass das sehr unangenehm ist. Die Sachen werden dann argwöhnisch vom Chef begutachtet. Einem Betriebsrat darf ich so etwas sicherlich gar nicht erst erzählen.
Rein theoretisch kann ich auf mein Recht pochen, die Stunden auf Freizeitausgleich zu nehmen. Aber da wir alle nicht wissen, wann es mal mit der Arbeitsbelastung besser wird, steht es also in den Sternen, wann ich die Stunden überhaupt abarbeiten soll. (Erschwerend kommt hinzu, dass unser Unternehmen gerade fusioniert hat und wir eh nicht wissen, was die Zukunft bringt.)
Mein Chef weiß keine Lösung zum Problem, obwohl er mir gerne helfen würde. Wenn ich also darauf bestehe, die Stunden nicht auszahlen zu lassen, geht er eine Hierarchie-Stufe höher und spricht seinen Chef darauf an. Das schlägt Wellen, die ich natürlich gerne vermeiden möchte. Dazumal die anderen beiden Kollegen ihre Stunden ja jetzt auszahlen lassen. Ich stände also allein da mit meiner "Aufmüpfigkeit". Und vor allem würde meine Arbeit dann erst recht detailliert unter die Lupe genommen werden. Und ändern würde sich vermutlich auch nichts.
Die einzigen Änderungen, die ich in der Vergangenheit aus solchen Sachen festgestellt habe, ist, dass mir Arbeit teils weggenommen wird. Ansich klingt das erst einmal gut. Aber dummerweise ist das genau die "angenehmere" Arbeit. Ich hatte mal eine ausgewogene Arbeit: Ich hatte "Tagesgeschäft" und war aber auch für alles mögliche andere zuständig, was vielleicht zu klären war und etwas mehr Know-How benötigte oder so. Nun habe ich im Lauf der Jahre fast gar kein "Tagesgeschäft" mehr und mir sind nur die Klärungsfälle geblieben. Ich bin also nur damit beschäftigt, Probleme zu beheben. Das ist zwar irgendwie ein Herausforderung und sicher auch schon mal interessant. Aber wenn man das ständig macht, ist es einfach nur zum Kotzen. Mein Chef weiß, dass ich lieber wieder mehr Tagesgeschäft machen würde. Mir ist zurzeit nur noch ein klitze-kleines Bisschen geblieben. Aber das würde mir sicher auch noch völlig genommen werden, wenn erst einmal mein Chef mit dem "Rotstift" meine Arbeitsaufgaben betrachtet. Es gehen fast immer nur die angenehmen Arbeiten an die Kollegen weiter.
Ich möchte also auf jeden Fall Ärger vermeiden. Ich soll mir über das Wochenende noch mal Gedanken machen. Ob mir nicht noch etwas einfällt, was man noch verbessern könnte, damit ich / wir effizienter arbeiten. Er meinte sogar, wenn ich versprechen würde, effizienter zu arbeiten, würde er die Überstunden auf Freizeitausgleich genehmigen. Das empfinde ich gleich wie ein Schlag ins Gesicht, ehrlich gesagt. Ich hetze mich jede Minute ab, die ich auf der Arbeit verbringe.
Nun habe ich mir vorgenommen, zähneknirschend die Stunden auszahlen zu lassen. Im Gegenzug werde ich
1. Nicht mehr so viele Stunden machen.
2. Wird mein Chef öfter zu hören bekommen "habe ich noch nicht geschafft" und "habe ich keine Zeit zu".
3. Werde ich meinem Chef die kalte Schulter zeigen und nur noch das Nötigste mit ihm kommunizieren. "Mitmenschliche" Kommunikation wird nicht mehr geführt.
Es geht nicht darum, dass ich die Situation nicht nachvollziehen kann, in der sich mein Chef befindet. Ich bin auch gerne bereit, mehr zu arbeiten. Aber mir ist ehrlich gesagt die Zeit kostbarer als das Geld. Mit Geld kann ich mir die Stunden nicht wieder zurückkaufen. Er versteht mich auf der anderen Seite auch, aber das bringt mir ja offensichtlich nix.
Jetzt kann ich mich wieder das ganze Wochenende darüber aufregen.
- Mishale