Spoiler bis ENDE STAFFEL 3 und Anfang Staffel 4
Ich habe den Rest der dritten Staffel angesehen. Müsste ich dem ganzen einen Titel geben, würde ich schreiben:
Manchmal ist es gut, wenn Pläne scheitern.
Wir haben also eine jahrtausend-alte Vampirfamilie, die Originals, die im blutigen Streit miteinander liegt und alle anderen mit hineinziehen:
- Der Vater hat sich geschworen, seine eigenen Kinder zu vernichten und wurde zu einem Vampirblut trinkenden Vampir, der mit seinem Pfahl aus diesem speziellen Holz der Weißeiche Urvampire töten kann.
- Eine Mutter, die ebenfalls ihre Kinder auslöschen will.
- Einen Sohn, Phil, der seine Mutter dabei unterstützt und sich selbst opfert.
- Und Klaus, der all seine Geschwister terrorisiert und sie samt seiner Schwester Rebecca und seiner Mutter mit Dolchen gepfählt hat, auf dass sie über Jahrhunderte bewusstlos in ihrem Sarg liegen.
Was ich an dieser Geschichte spannend finde, sind eher die Nebenschauplätze und letztlich die Beziehung zwischen Elena und Stefan (und Damon).
Esthers Masterplan
Ein bisschen peinlich, aber manchmal vergesse ich die Namen der Charaktere…Klaus‘ Mutter, Esther, hat also die ganze Zeit im Hintergrund agiert, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich mag sie nicht, wirklich nicht.
Esther war also eine Hexe, die Urhexe. Sie hat aus ihren Kindern die Urvampire erschaffen, um sie zu beschützen. Als mehr oder weniger tote Hexe hat sie tausend Jahre lang das Treiben ihrer Kinder verfolgt und beschlossen, ihre Kinder zu töten.
Das ist eine Entscheidung, die unerträglich schwer auf einem lastet. Andererseits scheint Esther diesen Drang zu besitzen, den auch Klaus antreibt: Die absolute Kontrolle über ihre Kinder.
Phil, der seine eigene Existenz nicht erträgt und über Moral nachdenkt, unterstützt sie dabei. Esther verbindet ihre Kinder über ein Blutritual. Die Idee ist die, dass jedem Kind dasselbe Schicksal widerfährt wie den anderen. Wenn Esther also Phil tötet, der sich bereit erklärt hat, für ihr gemeinsames Ziel zu sterben, sterben alle Geschwister.
Das klingt nach einem Plan, der Stefan, Damon und Elena überzeugt. Deswegen helfen sie ihr. Nur ist es Bonny, die den Zauber rückgängig macht, weil Klaus sie unter Druck setzt. Und das ist der einzige Grund, warum alle anderen Vampire aus Elenas Kreis überhaupt noch leben. Denn all die Nachfahren eines Urvampirs gehen mit dessen Vernichtung ebenfalls zugrunde.
Ich frage mich, ob Esther klar ist, dass sie damit alle Vampire ausgelöscht hätte. Ich denke schon. Denn da war ja noch ein Plan und dafür verachte sich sie noch mehr.
Esther hat Alaric manipuliert und ihn seiner Seele beraubt. Anders kann ich es nicht nennen. Da sie auf der Anderen Seite - also diesem Zwischenraum, in dem sich manche Tote wie Geister aufhalten - lebt, konnte sie Alaric jedes Mal, wenn er getötet wurde, beeinflussen. Alaric besitzt ja diesen Ring, der ihn ins Leben zurückruft, wenn er von einer übernatürlichen Macht getötet wurde. Und das nutzt Esther aus. Sie hat ihm Dinge eingeflüstert, seinen Willen gebrochen und ihn für sich rekrutiert. Sie hat seinen Hass auf die Vampire geschürt und zum Nachfolger ihres Ehemanns gemacht: Einem Vampirjäger, der alle Vampire vernichten will, also auch Stefan und Damon und Caroline. Das ist bitter, hatte Alaric sich doch mit Damon angefreundet - er war Damons einziger Freund - und erkannt, dass es unter Menschen und Vampiren gleichermaßen gute wie schlechte Gestalten gibt.
Das Ganze hat die Serie behutsam eingeführt. Mit jedem Tod brauchte Alaric ein wenig länger, um aufzuerstehen. Ich denke, dass Esther ihn zurückgehalten hat. Alarics Ansichten wurden immer radikaler. Er verrät die Vampire von Mystic Falls und konfrontiert auch die Bürgermeisterin (also Taylors Mutter) und Sheriff Forbes (also Carolines Mutter). Er wirft ihnen vor, Heuchlerinnen zu sein und die Ideale des Rats zu verraten. Er stellt sie bloß, verrät sie seinerseits und begeht selbst Morde. Er tötet Menschen und erinnert sich nicht mehr daran.
Alaric foltert zudem Caroline und will Elena zwingen, Caroline zu töten. Das ist schon das zweite Mal, dass Caroline gequält wird: Erst von ihrem Vater, der sie "konvertieren" will, und dann von Alaric, der in ihr nicht mehr Elenas Freundin erkennt oder überhaupt ein menschliches Wesen, das durch einen Unfall zur Vampirin wurde. Ausgerechnet Caroline, die in so kurzer Zeit gelernt hat, mit ihrem Blutdurst verantwortungsvoll umzugehen.
Staffel 2 endete schon auf so brutale Art und Weise: Elena scheiterte, sie verlor so viele, die ihr lieb und teuer waren. Staffel 3 endete auf eine andere Art, die so bitter und traurig ist: Damon muss erleben, wie sein bester Freund verändert, stirbt, zum Vampirdasein gezwungen wird, dieses Dasein ablehnt und dann wiederum langsam den zweiten Tod stirbt.
Wenigstens haben die beiden sich noch versöhnt. Ich fand Alarics Ende dennoch grauenhaft. Esther hat ihm alles genommen, was ihm noch geblieben war, und hat ihn gegen seine Familie und seine neue Freundin ausgespielt. Und weil er sich nicht daran erinnern kann, hat er lange Zeit nicht einmal verstanden, was mit ihm geschieht. Es erinnert mich an eine Art Demenz, in der die Menschen boshaft und aggressiv werden (das gibt es leider wirklich).
Ja, das nehme ich Esther übel.
Damon
Ich denke, dass der große Bruch kam, als Damon Alaric aus Wut getötet hatte - in dem Wissen, dass Alaric sowieso wieder auferstehen würde. Damon war so unendlich wütend, weil er trotz all seiner Bemühungen immer noch als das unkontrollierte Monster von Mystic Falls gilt. Wenn etwas Schlimmes passiert, wird in der Regel zuerst er verdächtigt.
Warum ihn das so sehr erregt, wurde mir mit Staffel 4 klar. Es ist nicht nur der Verrat, den er durch seinen Bruder Stefan erlebt hat, die Zurückweisung durch Katherine und die Tatsache, dass Elena zwischen den beiden Brüdern schwankt und sich für Stefan entscheidet, nein: Damon ist in seinen Augen derjenige Vampir, der sich kontrolliert und seine Menschlichkeit erhalten kann, ohne daran zu zerbrechen. Er sagte sinngemäß:
Weil ich es genieße, ein Vampir zu sein, Blut zu trinken und zu töten, bin ich in der Lage, meinen Blutdurst zu kontrollieren und nicht zu töten. Stefan hingegen kennt nur Extreme: Entweder verzichtet er auf Menschenblut oder er wird zum Ripper. Der Ripper trinkt Blut und tötet, aber er empfindet Scham und verliert deshalb im Strudel der Gefühle die Kontrolle. Und wenn er diese Kontrolle verliert, schaltet er seine Menschlichkeit ab, aber dadurch gewinnt er seine Kontrolle nicht zurück.
Ich weiß zwar nicht, wie Damon auf diese Idee kommt, töten mache Spaß… das ist einfach nur widerlich. Aber ich kann es verstehen, wenn Damon sagt, das Bluttrinken gefalle ihm.
Im Grunde ist es wieder das übliche Problem von: Vampir sucht Mensch. Man müsste die Vampire und die willigen Menschen - denn die gibt es ja - zusammenführen und dann wäre das Problem zumindest gelöst. Nicht lösen kann man das Problem von größenwahnsinnigen Vampiren wie Klaus und Rebecca.
Klaus hat mir tatsächlich ein paar Lacher abgerungen. Er kann ja Elenas Haus nicht betreten. Ich fand es sehr kreativ, dass er das Haus mit Bällen und Zaunpfählen attackiert hat, bis die anderen bereit waren, ihm zu helfen. Und seine kurze Obsession mit Caroline, die ihm Paroli geboten hat. Klaus wird der Serie wohl noch lange erhalten bleiben. Seine netten Seiten überzeugen mich jedoch nicht. Er ist hinterhältig und ein Kontrollfreak.
Jaja, blabla, er macht all das nur, weil er einsam ist und sich eine Familie wünscht, die ihn akzeptiert und so ist wie er: Ein Vampir-Werwolf-Hybrid. Aber das halte ich immer noch für Bullshit. Erstens hat er eine Familie, und er hat Rebecca, die trotz all den Grausamkeiten, die er ihr zufügt, liebt. Aber nein, er stößt ihr vor den Kopf, weil sie ihm nicht immer gehorcht und in seinen Augen dumm ist. Zweitens: Ja, er verfügt nun über einen Clan von Hybriden, aber die lieben ihn nicht um seiner selbst willen. Sie sind ihm durch eine magische Bindung loyal ergeben, eine Bindung, aus der sie sich befreien könnten, wenn sie wollten, Taylor hat das ja geschafft. Aber gleichzeitig sind sie seine Sklaven ohne eigenen Willen. Womit wir wieder bei dem Soziopathen Klaus sind: Er sucht Kontrolle. Das ist alles. Da kann er noch so viel ANGST zeigen, wenn ihm irgendwer sagt, er sei einsam und ungeliebt.
Bonny
Bonny tut mir leid: Sie erduldet so viel und bringt so viele Opfer, um all jene, die sie liebt, zu schützen. Sie verurteilt Stefan und Damon, seitdem ihr klar ist, dass die beiden Vampire sind, die getötet haben und Menschen überwältigen und manipulieren. Für Elena aber kooperiert sie mit Vampiren.
Dann erfahren wir auch noch, dass sie eine Mutter hat, die lebt und eine zweite Familie gegründet hat. Bonnys Mutter war eine Hexe, die ihre Kraft verloren hat, nachdem sie Esthers Mann gebannt hatte. Bonny kehrt also zu ihrer Mutter zurück und betrachtet die Sache nüchtern. Trotzdem verliert sie ihre Mum durch einen Trick: Eine Hexe kann nicht gleichzeitig Vampirin sein. Um Esther, die ihre Kraft aus Bonnys Familie bezieht, aufzuhalten, wird also Bonnys Mutter kurzerhand zur Vampirin gemacht und ist am Ende tot. Und schon steht Bonny wieder allein da, also wirklich ganz allein. Auch ihr Stiefbruder … ach, das wird doch alles nichts.
Bonny spricht es selbst an: Es ist alles viel zu viel. Sie zieht sich zurück, isoliert sich. Sie hat ihre Großmutter verloren und diesen Hexenjungen, mit dem sie kurzzeitig zusammen war., ihre Mutter und dann verliert sie in dieser Staffel ein zweites Mal ihre Großmutter, die Bonny vor den dunklen Künsten retten will - zumindest ist irgendetwas mit dem Geist von Grams geschehen. Und ich weiß nicht was.
Vampirblut
Noch ein Nebenschauplatz: Vampire können sich also vom Blut anderer Vampire ernähren. Das heißt, dass das Blut in ihren Adern menschlich bleibt und nicht zu wertlosen Vampirblut verkümmert.
Aber warum benötigen sie dann überhaupt menschliches Blut? Weil Rote Blutzellen nach vier Monaten absterben und Vampire es selbst nicht mehr nachbilden können? Das hieße, dass sie Probleme mit dem Knochenmark haben, denn im Knochenmark (unter anderem, aber für Blut im Speziellen) befinden sich Stammzellen.
Stammzellen sind etwas ganz Besonderes: Sie sind in der Lage, sich in fast jede andere Zelle zu entwickeln. Aber im Gegensatz zu embryonalen Stammzellen, aus denen sich ein kompletter Mensch entwickeln kann - oder sogar mehrere, Stichwort: eineiige Zwillinge - sind unsere adulten Stammzellen (= die wir nach der Geburt besitzen) nur noch eingeschränkt entwicklungsfähig. Das heißt: Aus ihnen können sich eine Reihe von Zellen entwickeln, aber kein kompletter Mensch mehr. Wir Menschen können unser Blut ersetzen, aber eben keinen Arm oder mehrere Organe nachwachsen lassen.
Die Vampire in VD sind jedoch in der Lage, auch größere Verletzungen zu überstehen. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft Damien gepfählt wurde. Es ist schon fast ein running-gag. Das bedeutet, dass Vampire sehr wohl in der Lage sind, ausgesprochen schnell ihre Stammzellen zu aktivieren, schneller als wir Menschen sogar. Vampire benötigen eher Ruhe und Blut, weniger eine Erstversorgung, damit sie nicht verbluten. Es ist offenbar schmerzhaft, aber nicht so schlimm, wenn mal wieder die Brust durchschlagen, Muskeln und Organe zerrissen werden… dahingehend sind sie uns überlegen.
Oder trinken sie wirklich nur deshalb Blut, weil sie Prädatoren sind, wie Damien sagt? Wesen, die diesen Trieb besitzen und Spaß am Bluttrinken und Töten haben.
Dagegen spricht, dass Vampire austrocknen können und leiden, wenn sie nicht genug Blut erhalten. Ich nehme also an, dass Vampire in der Tat ein biologisches Problem haben… und dass Blut vielleicht noch irgendeine magische oder spirituelle Komponente besitzt,
Hinzukommt diese Ärztin, die sich Vampirblut auf dem Schwarzmarkt (?) oder gewaltsam den Vampiren raubt. Damit heilt sie hoffnungslose Fälle. Ich finde das ethisch bedenklich. Ja, gut, sie rettet damit das Leben. Das ist toll. Aber sie sagt es ihnen nicht. Wenn diese Menschen also aus irgendeinem Grund nach ihrer Entlassung sterben, dann werden sie zu Vampiren und wissen nicht, wie ihnen geschieht.
Fortsetzung folgt…