TEIL 9: EISREGEN
Das Bild wurde für die Winter Challenge auf
art_bingo gezeichnet.
So, dies ist nun die letzte Story von
patk und unserer gemeinsamen kleinen Reihe von Johns und Rodneys Winterurlaub in Canada.
Wir hoffen, euch haben unsere kleinen Snippets und Bilder dazu gefallen.
Anmerkung von Pat:
Und wieder geht mein herzlichster Dank an
sinaida für die Inspiration zu diesem Stückchen und ihr kritisches Auge auf’s Endresultat.
„Und links am Bauch, die zwickt wenn’s regnet, rechts die sticht eher, aber nur bei fallenden Temperaturen. Dann ist da noch die an der Wade, die fängt an zu klopfen wenn ...“
Das Belustigung in Sheppards Stimme war kaum zu überhören und der Mann klang, als könne er die Litanei noch bis zum Abendessen fortsetzen ohne ins Stocken zu geraten. Was bedeutete, Rodney lief ernstlich Gefahr, bei ihrer kleinen „wer ist schlimmer dran“-Konkurrenz ins Hintertreffen zu geraten, wenn er nicht umgehend Punkte machte. Mit der schieren Anzahl von Sheppards Narben konnte er es natürlich nicht aufnehmen, aber Quantität war schließlich nicht gleich Qualität. Schwere der Symptome, Dauer der Nachwirkungen, das musste alles in Betracht gezogen werden. Und außerdem war es nicht auszuschließen, dass Sheppard hemmungslos übertrieb oder sogar Symptome erfand. Der Mann schreckte vor nichts zurück, wenn er gewinnen wollte.
„Jajaja, wenn dein Heldenkomplex auch nur auf die Größe meines - durchaus angemessenen - Selbsterhaltungstriebs schrumpfen würde, hättest du nicht mal die Hälfte dieser in keiner Weise verifizierbaren Spätfolgen aufzuweisen. Ergo, keine Punkte für alte Wunden.“
„Höchst fragwürdige Regel, McKay. Naja, wenigstens die Frauen mögen Männer mit Narben! Hab’ ich mir jedenfalls sagen lassen.“
Rodney musste nicht mal hinsehen, um zu wissen, dass Johns Worte von einem amüsierten Schulterzucken begleitet wurden.
„Und belohnen damit in neunzig Prozent aller Fälle sträflichen Leichtsinn.“
„Und die restlichen zehn Prozent?“
Sheppards Stimme, bislang unmittelbar an Rodneys linker Seite, klang, als sei John etwas zurück gefallen.
„Fast vollständig schiere Dummheit. Ich jedenfalls bin froh ...“ Rodney hob einen belehrenden Finger, noch ehe er sich ganz umgedreht hatte. „Dass ich weitgehend von bleibenden Narben verschont ...“
Er sah es nur aus den Augenwinkeln.
Ein funkelnd-kristallines Glitzern am Rande seines Gesichtsfelds.
Eine verwaschene Bewegung, eine Hand, die wie magisch angezogen danach greift.
Rodneys Magen fiel wie ein Stein in bodenlose Tiefe und der Schweiß sprang ihm schlagartig aus den Poren. Das Herz hämmerte in seinem Hals, fast erstickend.
Ein greller Lichtblitz, Sheppards Körper fliegt durch die Luft, prallt auf die Erde, sein Kopf verfehlt nur knapp einen gefallenen Baumstamm.
Ein Moment - eine Ewigkeit - in der John sich nicht rührt, nichts sagt, in der Rodneys Zukunft im Nichts hängt, jede Richtung nehmen kann, ehe John - endlich - stöhnt und damit die Zeit wieder anstößt, die Sekunden wieder linear ticken und Rodneys Leben wieder geradeaus läuft.
Rodney blinzelte und starrte auf seinen immer noch erhobenen Zeigefinger. Ihr kleiner Wettbewerb hatte plötzlich jeden Reiz verloren.
Manche bleibenden Narben hinterließen keinerlei sichtbare Spuren auf der Haut.
John stand vor einem Hagebuttenstrauch, den der letzte Eisregen dick mit einer glänzend-gläsernen Eisschicht überzogen hatte, die Hand ausgestreckt und im Begriff, einen kleinen Zweig davon abzubrechen. Gott, das Ganze konnte nur eine Sekunde gedauert haben, John hatte es nicht einmal bemerkt. Rodney atmete tief ein und pflasterte ein zittriges Lächeln auf sein Gesicht. Gerade rechtzeitig, denn der Zweig knickte mit einem hörbaren Knacken ab und John wandte sich zu ihm um.
„Tja. Wenn ich dich mit ‚Heldentum’ nicht beeindrucken kann, wie wär’s dann mit Romantik?“ Johns Augen funkelnden heiter, als er Rodney den eisüberzogenen Zweig entgegenstreckte.
Rodney starrte auf die kleine, rote Frucht, öffnete den Mund und wusste nicht, ob er seiner Stimme würde trauen können.
„Weißt du überhaupt, wie viel Vitamin C so eine Hagebutte enthält? Zwanzig Mal so viel wie eine Orange! Womöglich bringt mich das Zeug um!“
Das war natürlich völliger Blödsinn und es war das einzig Richtige.
John grinste und tippte ihm mit der Hagebutte auf die Nase.
„Ja, ich liebe dich auch, Rodney.“
Ende