Hamburger abendblatt.
31. Januar 2011, 07:42 Uhr
Das Maly Drama Theatre gastiert mit "Leben und Schick"
Thalia-Theater. Er liebe die Menschen und das Leben, notierte der russische Autor Wassili Grossman in seinem Tagebuch, das der Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg schrieb. In zehn Jahren entstand daraus sein Schlüsselroman "Leben und Schicksal". Eine Bühnenfassung dieses monumentalen Werkes präsentieren heute und am Dienstag Regisseur Lev Dodin und die Akteure des Maly Drama Theatre im Thalia-Theater. Die Produktion aus dem russischen St. Petersburg setzt den Reigen der Gastspiele aus fernen Ländern fort und wurde bereits weltweit gefeiert.
Im Moskau des Jahres 1943 stehen sich die deutsche Wehrmacht und die Sowjetunion vor Stalingrad in der entscheidenden Schlacht gegenüber. Inmitten der Wirren kehrt der russisch-jüdische Atomphysiker Victor Strum mit seiner Familie aus der Evakuierung nach Moskau zurück, wo er von Stalin als Forscher rehabilitiert wird.
Mit zwiespältigen Folgen für den Wissenschaftler. Denn mittlerweile ist zwischen Russland und Amerika der Kampf um die Vorherrschaft an der Atom-Front entbrannt. Und Strum erkennt, dass in Stalins Gulags Familienangehörige und Freunde schikaniert und bedroht werden. Bitter erkennt er die geistige Nähe von Nationalsozialismus und Sowjetregime. Die Gemeinsamkeit von Terror und Totalitarismus.
Doch mitten in dieser finsteren Zeit entwickeln sich menschliche Verbindungen voller Wohlwollen und Güte.
Wassili Grossman wurde für seinen Roman angefeindet. Er bot das Werk 1960 einer Zeitung zum Druck an. Es wurde sogleich verboten, der Geheimdienst suchte jede mögliche Kopie des Manuskripts zu vernichten. Es ist ihm nicht gelungen.
Leben und Schicksal (im Rahmen der Lessingtage): 31.1./1.2., jeweils 19.30, Thalia-Theater (U/S Jungfernstieg), Alstertor, Karten 9,50 bis 48,- unter T. 32 81 44 44 und unter www.thalia-theater.de (asti)
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1772830/Menschliche-Guete-in-Zeiten-des-Totalitarismus.html