Die sichere Blase (Kommentar)

May 19, 2020 14:02

Einige Wochen nun schon wohnt man dem Treiben um Corona als Zaungast bei - und mittlerweile weiß man nicht, wessen Verhalten und Denken man schlimmer wiegen soll: Das der Regierung, die nur die Wiedereröffnung ihrer Wirtschaft im Kopf hat, die sich mit dem Maskenball und einer eventuellen Corona-App das nicht in Stein gemeißelte Szenario per ( Read more... )

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matrixmann May 24 2020, 10:34:21 UTC
Für "Südamerika" und "Flucht" habe ich mal was gehört, als das mit Venezuela und Guaido sehr am kochen war: Die Wohlhabenden sind sehr wohl abgehauen. Haben sich Häuser in Spanien gekauft (dort mussten sie ja noch nicht einmal eine andere Sprache lernen) und sind dahin verduftet. Den Spaniern, die das vor Ort beobachten konnten, hat das wohl gar nicht so geschmeckt (ruinieren schließlich auch die Immobilienpreise, und der gemeine Spanier regt sich auch darüber auf, während er selbst nicht im Geld schwimmt und auch klein gehalten wird, woher und mit welchem Recht kommen diese reichen Säcke dort an, kaufen sich Häuser und behaupten beim spanischen Staat noch wohlmöglich, Wunder wie "verfolgt" sie sind und "Hilfe" brauchen).

Zum Hauptthema:
Ich würde es auch so erleben, dass Social Media zu dieser Verdummung als auch Verwirrung in den Köpfen rund um Corona schwer beiträgt.
Ein klein wenig kann man es ja als Beobachtungsexperiment beobachten wie die Stimmung beim Blog von Du-weißt-schon-wem, den ich mal erwähnt hatte, entwickelt hat.
Da macht plötzlich einer irgendeine Newsquelle aus, die mal ein bisschen was anderes erzählt als die Mainstreammedien und die Regierung, der man permanent sowieso schon bei jedem Schritt misstraut (misstrauen muss), und baff! schon wird dieser Quelle - den Äußerungen zufolge jedenfalls - blindlinks geglaubt, weil da das geschrieben wird, was man gern hören will. (In diesem Fall war das die weiter oben in den Kommentaren erwähnte "Swiss Propaganda Research".)
Und das passiert ohne Sinn und Verstand. Nur auf Grund des Faktors "ich glaube meiner Regierung schon lange nicht mehr, dass sie mir die Wahrheit erzählt".
Und wie ich weiter oben das schon onb2017 gesagt habe, mal etwas nachrecherchiert, was ist das überhaupt für eine Seite, schüttelt man den Kopf über diese Gläubigkeit.
Da glaubt man einer Seite blindlinks, die ihre Quellen nicht mal offen legt, von der es auch nicht mal Gerüchte gibt, von wem die Texte stammen könnten, und die scheinbar nicht mal im Ansatz international so bedeutungsvoll ist wie Wikileaks einst - obwohl man selbst sonst gegen die etablierte Presse wettert, deren fehlende authentische Quellenangaben, Copyright-Vergehen (geklaute Bilder aus dem Web) und erfundene Geschichten man ihnen sogar von anderen Seiten nachweisen konnte.
Also, man kommt sich perplex dabei vor wie das Verhalten der einen Fraktion aufs Schärfste kritisiert wird, und selbst sitzt man einer ähnlichen Sache auf, ohne überhaupt mal nachzuhaken, woher die eigenen "neuen" Informationsquellen ihre haben.
Wenn z. B. etwas veröffentlicht wird mit einem Namen soundso unterzeichnet, woher weiß man, ohne Nachrecherchieren, ob es diese Person überhaupt gibt und ob sie überhaupt in der genannten Disziplin in Erscheinung getreten ist?
Diese Art von "Quellencheck" wird da bei den Leuten nicht mal gemacht, ganz genauso wie bei der verhassten Mainstream-Presse.
Eigentlich enttarnt man sich damit selbst, dass es einem nicht ums Prinzip geht, sondern auch bloß darum, dass das "Richtige" geschrieben wird, was mane eben hören will.
Und wenn das eben aussagt "um Corona, das ist bloß eine Hysterie, die Krankheit ist gar nicht so schlimm", ja, dann ist das so. Dann ist das Bestandteil des Glaubens.

Ich bin bei sowas inzwischen sehr misstrauisch geworden, mitunter auch wegen solcher Dinge wie, dass auch irgendeine Geheimdienstzelle gezielt eine Plattform betreiben kann, um Desinformation zu streuen.
Oder, dass irgendwelche Nazis etwas betreiben, was äußerlich scheinbar einen demokratischen Anstrich hat, unter der Oberfläche aber dann nur das Übliche von ihnen zu bieten hat.
Oder - siehe mit Verweis auf sowas wie Infowars, aber auch den Durchgeknallten aus Hanau -, dass z. B. eine total verrückte Person (Personenkreis) etwas betreiben kann. Heutzutage kann immerhin jeder Idiot eine Webseite anmelden und darüber Schwachsinn verbreiten, so lang er dabei kein Kopierrecht verletzt...

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lautenist May 25 2020, 08:30:11 UTC
swiss propaganda research haben einige recht glaubwürdige Sachen veröffentlicht. Die Seite ist gut gemacht. Allerdings fällt recht schnell auf, daß Studien nicht den üblichen Ansprüchen genügen. Die Fakten zur Seuche sind nach Wunschdenken zusammengesucht. Das wirkt sehr glaubwürdig und vieles stimmt auch. Da wird eher weggelassen oder unzulässig interpretiert.
Das Schlimme ist, einer anonymen Quelle wird blindlings vertraut. Kein "ist das wirklich so?" und auch mal bei anderen schauen. Es geht dabei nicht darum, der Regierung zu vertrauen sondern um eine gewisse Gründlichkeit bei der Meinungsbildung. Es gibt Quellen, denen ich vertraue - dieses Vertrauen haben die sich erarbeitet und ich prüfe dann nicht mehr jede Aussage von denen. Aber wenn Stichproben ergeben, daß die unzuverlässig wurden sind die von der Liste "üblicherweise vertrauenswürdiger Quellen" gestrichen.
Warum war (und ist?) diese Seite und Quellen wie KenFM so populär? Da kann man in der Kommunikationstheorie beschreiben und findet es ganz gut in der Dissonanztheorie erklärt (https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/dissonanztheorie/3529)
Die Basis aller dieser Theorien ist Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz
https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz
Darum sagen Aussagen in solchen Blogs, aber auch viele Meldungen in den Medien eigentlich kaum etwas aus - sie geben Meinungen wieder. Will ich mir aber eine eigene Meinung bilden (nicht immer will ich das - oft erscheint mir auch eine vorgefertigte Meinung bequem oder passend für mich, so daß ich sie einfach übernehme -> Tradition und Vorurteil) muß ich auf neutrale Quellen ausweichen, schnöde Daten studieren und bewerten. Und dabei im Hinterkopf behalten, daß ich total auf dem falschen Dampfer sein kann. Das geht aber nur mit einer gewissen emotionalen Distanz. Wer sich sich durch Corona oder den Wolf oder irgendwelche Menschen anderer Religion, Nationalität oder Hautfarbe bedroht fühlt wird immer den Weg des Vorurteils wählen. Umgekehrt gilt es übrigens genauso: Auch Koalas, Quokkas, Pfeifhasen (Pikatchu ;) ) und andere süße Tierchen profitieren von positiver Emotionalisierung. Darum versuchen Veganer auch sozusagen, dem Steak ein Gesicht zu geben. Und sie verstehen nicht, daß es Menschen gibt, die dem Tierleid vollkommen gleichgültig gegenüber zu stehen scheinen.
Corona ist nun aber eine Bedrohung. Die Dissonanz kann ich auflösen, indem ich die Gefahr relativiere und runterspiele. Auch die Behauptung der Hysterie bei allen anderen paßt ins Bild und die Betonung überzogener Aktionen von "der anderen Seite". Solche Glaubenssysteme sind in uns angelegt: wenn in Deiner Höhle ein Säbelzahntiger aufgetaucht ist hattest Du keine Zeit zu überlegen, ob der nun wirklich gefährlich ist oder nicht. Während ein Mammut vielleicht eher mit Wolle und Nahrung assoziiert war.
Im Übrigen wird das auch eingesetzt, um uns politische Entscheidungen zu verkaufen. Und natürlich wird das in der Werbung benutzt.

Willst Du Dich wirklich informieren mußt Du unterscheiden zwischen Quellen und aufbereiteten Quellen. Eine Zeitung oder ein Internetportal bereitet Quellen auf (und selektiert oder erfindet sie dabei). Das ist immer auch schon eine Interpretation. Davon ist das Original frei - aber auch Du selbst wählst anhand unbewußter Vorgänge aus - alleine die Masse an Informationen macht das notwendig. Um die eigenen Schlußfolgerungen zu prüfen empfiehlt es sich, das gegen andere abzugleichen. die oben erwähnte "Liste vertrauenswürdiger Quellen" - da hatte ich früher Zeitungen mit unterschiedlicher politischer Ausrichtung abonniert (TAZ, FAZ, NZZ, Tagi, ...). Heute sind die meisten Zeitungen diskreditiert. Das ist aber ein anderes Thema. Es geht einfach darum, daß man Quellen bewertet und immer wieder in die Falle tappen wird, eine Quelle als vertrauenswürdig einzustufen, die es nicht ist.

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matrixmann May 25 2020, 09:30:18 UTC
Was zu der Seite zumindest im Wiki-Artikel kritisch bis jetzt schon angemerkt wurde (muss ich erst mal so hinnehmen), ist z. B., dass auffällig viele Themen besprochen werden, die in der Schweiz nicht den Wichtigkeitsgrad haben wir hier. Sodass unterschwellig erkennbar wird, dass sie sich eben doch an das deutsche Publikum richtet und "Swiss" eventuell nur ein Attribut sein kann, mit dem man sich Seriösität verschaffen will.
Eine andere Sache ist wohl auch - aber das dürfest du besser wissen als ich, weil du viele Jahre in der Schweiz warst -, dass wohl auffällig oft in selbstveröffentlichten Artikeln das ß statt Doppel-S vorkommt, was wohl im Schweizerdeutsch so nicht sehr üblich ist.
Wenn man nur Quellen übernimmt - ok, die können ja wirklich von hier verfasst sein, und wenn das da so üblich ist, na dann ist das so.
Aber wenn man doch hauptsächlich deutsche Spracheigenheiten abdeckt bzw. evtl. auch mehr von Deutschen Artikel veröffentlicht, obwohl man sich, dem Buchdeckel zufolge, als "für die Schweiz zuständig" verkaufen will, dann ist da ein offensichtlicher Widerspruch.
Und sowas wirkt dann auf mich als Außenstehender, der die Seite nun gar nicht kennt, dann doch etwas unseriös und lässt die Frage aufkommen "Wer betreibt das überhaupt?".
Authenzität lebt nämlich irgendwo auch von Schlüssigkeit.

Ja, und das ist auch so ein Problem von Portalen. Es wird sich gegriffen, was das eigene Narrativ erlaubt.
Und wenn man sich festgebissen hat in die Vorstellung, dass Corona harmloser ist als getan wird, dann werden wohl auch weitestgehend solche Artikel dort veröffentlicht, die genau das aussagen wollen.
Bei dieser Form von anonymen Quellen und Veröffentlichungen steht da noch zusätzlich die Frage im Raum: Wie viele Leute veröffentlichen dort regelmäßig, oder wählen aus, was veröffentlicht wird? Vielleicht hat sich vom gesamten Team des Portals auch nur einer in diese Vorstellung verbissen...
Sowas alles könnte dadurch aufgeklärt werden, indem, dass transparent gemacht wird, wenigstens ansatzweise, wie es hinter den Kulissen dort zugeht. Sind es 3 Leute, sind es 12 - oder ist es ein Netzwerk von diversen Hochschulprofessoren, die alle jederzeit, wann sie wollen, darauf Zugriff haben?

Zu KenFM habe ich noch eine etwas andere "Vorbelastung": "Ich" habe zwar früher nicht seine - übrigens: gleichnamige - Sendung im Radio gehört (als er noch bei Radio Fritz war), aber er war einem ein Begriff.
Zu 2007/2008/2009 haben die eine generelle größere Umstrukturierung bei sich durchgeführt; da sind viele alte Gesichter gegangen, auch insbesondere die, die z. B. eine Musiksendung mit einem bestimmten Genre in der Woche hatten. (Sonntag Abend war z. B. "Stahlwerk" drin, was die Sendung für alles aus dem Bereich Metal & Rock war.)
Im Prinzip wurde Fritz, so wie es vorher war und gemocht wurde, abgeschafft, zugunsten einer größeren Orientierung am üblichen Kommerz.
Er ist zwar nun in Ungnade dort 'rausgeflogen, aber er ist nicht der Einzige, der in der Zeit gegangen wurde, um das mal so festzuhalten.

Durchgefallen ist er bei mir dann, als das vor Jahren mit den ersten Verschwörerdemos in Berlin anfing (kam damals unter dem Deckmantel "Montagsdemos" daher, in Anlehnung an die Demos vor dem Ende der DDR-Zeit).
Ich habe damals mal eine Aufzeichnung von einer gesehen, wo auch er als Redner dabei war - kannte das Gesicht nicht, aber die Stimme.
Und da hat er sich, in meinen Augen, als ziemlicher Quatscher herausgestellt. Eben was, was beim Radio was wird, was dafür passt.
Am Rande kriege ich natürlich heute hin und wieder mit, was er so als Selbstständiger jetzt macht; das bleibt nicht aus.
Bei dem, würde ich sagen, ist es qualitativ sehr unterschiedlich.
Wenn er andere interviewt, dann geht es, weil es da mehr um seinen Gast als um seine eigenen Ansichten geht (oder seine Versuche, welche zu haben). Das kann variieren damit, je nach dem, wen er als Gast hat.
Sobald er aber selbst den Mund aufmacht - oder zu merken ist, dass er seinem Interviewpartner eine bestimmte Ansicht abringen will, die ihn in seiner eigenen bestätigt -, kannst du ihn vergessen. Eben, weil er ein ziemlicher Quatscher ist.
Wie weit sich das heuzutage noch weiter in Richtung Extremismus bei ihm ausgebaut hat, das weiß ich nun nicht.

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matrixmann May 25 2020, 09:34:57 UTC
Um auf Corona noch mal kurz zurückzukommen: Mein eigener Inhaltsfilter ist vielmehr das Medizinische - die Artikel und Berichte, wenn sie weitere Details bekannt geben wie diese Krankheit in sich funktioniert (oder jedenfalls Dinge, die sie als Bild schließlich in Patienten vorfinden). Daran, finde ich, kann man sich teilweise wesentlich besser orientieren, was denn nun falsch oder richtig beim Umgang mit dieser Bedrohung ist.
Die medizinischen Berichte sind eher neutraler gehalten, sind nur wie eine Feststellung "wir haben das und das gefunden", ohne gleich damit zwingend politische Forderungen zu verbinden.
Vor allen Dingen, diese Berichte stemmen sich auf internationale Befunde, stammen also nicht rein aus einer regionalen Filterblase, und werden in der Regel auch erst veröffentlicht, wenn man sich des Bildes, was man vorgefunden hat, sicher ist, dass es mit Corona zusammenhängt und nicht mit den Vorerkrankungen der Probanden.

Um das allerdings natürlich etwas deuten zu können, muss man ein wenig medizinische Vorbildung haben, und selbst wenn das auch nur ist, dass man selbst von einer Systemkrankheit betroffen ist.

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