Egal, ob Recht oder Unrecht...

Jan 02, 2018 14:44

Was das provokative Herumgetexte von namhaften AfD-Mitgliedern in Social Media und das spätere Entschuldigen, Zurückziehen und die Justiz-Dramen dazu angeht:

Wer als Person mit Rang und Namen, der also weiß, dass mehr als nur 3 Follower auf seine Äußerungen starren, trotzdem immer wieder versucht, gegen die Spielregeln zu verstoßen, obwohl diese lang und breit abgesteckt sind (ob sie dem eigenen Empfinden nach immer richtig sind oder nicht, sei mal dahingestellt), der versucht konstant sich selbst als Märtyrer zu inszenieren.
Da geht es nicht um "nicht ganz Unrecht haben" oder "was wahres ansprechen, was sich keiner traut zu sagen", es geht einfach nur darum, die Stimmung auf seine Seite zu ziehen und sich als Opfer eines bösartigen Regimes zu inszenieren.
Wer nämlich nach einem Dialog sucht und zu dem Zweck die Schwachstellen, respektive die Ungereimtheiten, des Gegners oder des Bestehenden herausarbeitet, der lernt auch mit der Zeit dazu wie er das anbringen kann, und nimmt nicht jedes Mal die selbe plumpe Art und Weise, von der er felsenfest weiß, dass sie ihm Ärger einbringen wird! Ansonsten ist er dumm wie Brot, zu denken, dass er nach dem hundersten Mal mit der selben Masche irgendwas erreichen wird!! (Oder es steckt eben Kalkül dahinter und es geht eigentlich um 'was ganz anderes.)
Gleiches gilt auch für alle anderen Politiker, die sich "mal kurz vorwagen" und dann doch ihre freudschen Versprecher zurückziehen, weil sie merken, dass ihnen irgendein Wind entgegenweht - und wenn er auch nur aus den eigenen Reihen kommt, nicht vom Publikum.
Es geht nicht um die Sache, es geht nur darum, irgendwelchen politischen Mist in die zeitgenössische Kultur unterzubringen und sich gleichzeitig als "armer Wahrheitssager, der von anderen dafür verfolgt wird" darzustellen.
Das "Wunderschöne" (sarkastisch) daran nur ist: Jeder Protagonist macht in seiner für ihn angedachten Rolle mit. Die Mitstreiter, die Widersacher, das Publikum - alle. Ohne auch jemals nur einen Funken weit zu begreifen oder gar offenzulegen, welches Spiel da gespielt wird. Jeder der Protagonisten ergreift gleich blind Partei für das, was er für das Richtige hält, anstatt 'mal zuerst zu fragen: "Wieso soll ich für irgendeinen in dieser Beziehung sein? Was geht mich deren Dreck überhaupt an? Kenne ich die überhaupt?!". Bei zwei Streitenden auf der Straße würde man sich schließlich auch nicht in jeden Kram einmischen, aus Angst, selbst was dabei abzukriegen...
Bei solcherlei Art von Konflikten wird das auf einmal allen Fraktionen egal, die dazustoßen, und jeder liefert sein bisschen dort ab, von dem er meint, dass die andere Person das "eigentlich meint", anstatt es als das zu erkennen, was es ist: Eben der eigene Kram, was man selbst sagen (und meinen) würde.
Wenn man sich über diese Meinungen 'mal direkt unterhalten würde und nicht bloß über irgendwelche Stellvertreterfiguren, die dann verdammt oder in Schutz genommen werden, Figuren, die vielleicht gar nicht mal die Aufmerksamkeit wert wären, dann käme man vielleicht mal ein kleines Stück in der Sache selbst weiter und es gäbe weit weniger Clinch um die moralischen Dinge, die bei diesen Streits immer hin und her gezogen werden wie beim Tauziehen.
Moral - das sollte mittlerweile doch wohl jeder Gescheite wissen: Für jeden ist das was anderes. Und es sieht auch für jeden ganz anders aus.
Weniger in Moral denken, mehr am Sachgegenstand, dann hat man das ganze Theater nicht - und die Möchtegern-Märtyrer haben auch keine Chance. Keiner pflichtet ihnen bei, keiner jubelt ihnen zu... Müssen sich was anderes suchen, um Aufmerksamkeit zu kriegen. (Müssten dann vielleicht auch mal produktiv ARBEITEN gehen. Flaschen herstellen oder Autos zusammenbauen oder Brot backen, zum Beispiel.)

deutsch, psychology, politik, devil in disguise, blogosphere

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