Neue Reime für das Land

Jun 25, 2016 13:14

Plätscher, plätscher
tropf, tropf
Ich habe keine Aussage
und ich kenne keinen Reim
Ich will auf den Gletscher,
doch habe nichts im Kopf
Wenn ich zu texten wage,
erbricht sich der Urschleim.
Nicht wie ein Metzger,
sondern wie ein Kropf,
mein Text ist wie die Tage -
Inhalt finden - nein.

Ich texte wie ich spreche
und wie ich spreche ist Quahl.
Prägnantes findet man selten,
Kunst ist verkommen zur heißen Ware.
Egal wie viel sie auch blechen,
sie bekommen keinen gehärteten Stahl,
und die wenigen, die mich schelten,
die kommen auf die Bahre.
Und dann prelle ich noch die Zeche,
jeden Tag dasselbe Mahl.
Lassen sie's noch lange gelten,
oh wie schön hab' ich die Haare!

Kunst kommt von Können
und bedarf der regelmäßigen Übung,
alle, die etwas anderes erzählen,
wollen dich nur als Sklaven.
Willst du dir selbst etwas gönnen,
schrei nicht "Schiebung!",
lerne Worte zu wählen,
und gehöre nicht zu den Braven.
Schreibe nicht, was andere ersönnen,
erkenne auch die Biegung,
versuche dich auch nicht zu vermählen
mit den Beschlüssen von Konklaven.

Neue Reime braucht das Land,
seine Schreiber sind ein Graus,
inhaltsleere Worte,
dazu noch ohne Plan.
Wie Graffiti-Sprüher an die Wand,
so klingt das aus ihnen heraus,
wie Massensporte,
ohne wirklichen Elan.
Sie hätten es in der Hand,
doch sie machen nichts daraus,
da reimt sich schon mal "Torte"
genau auf "Massenwahn".

story writing, media, music, system, society

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