Told you I'll be here forever
Die Umgebung stank nach frischem Grün. Frischem Grasgrün, berichtigte sich Madara, als er in Schlangenlinien über den Weg wanderte, um den heimtückischen Pfützen auszuweichen, von denen man nie wusste, wie tief sie waren. Er erwischte meist die, so tief waren, dass das dreckige Wasser in seine Schuhe schwappte. Es war inzwischen zu warm, um Stiefel zu tragen, aber die normalen Schuhe waren nicht wasserdicht. Deswegen konnte er auch nicht Chakra unter seinen Füßen schmieden und geradewegs rüber laufen.
Es war besser den Pfützen auszuweichen.
Wirklich besser.
Außerdem beherrschte er das mit dem 'über das Wasser laufen' sowieso nicht perfekt. Dafür bekam er viel zu häufig nasse Füße.
Madara strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, doch bei dem heftigen Wind würde es nichts nützen. Nicht viel. Aber er weigerte sich standhaft seine Haar zusammen zu binden oder sie zu kürzen. Seine wilde Frisur war Teil seiner Kampftaktik. Es zog den Blick des Gegners auf sich, lenkte ihn ab. Außerdem vermittelte das den Eindruck als wäre er unkontrolliert, unbeherrscht und dachte nicht nach. Er liebte es den Gegner zu verwirren.
Das war sowieso die Grundlegende aller Strategien. Verwirre deine Gegner! Schlage zu bevor er sich in der Situation zurecht finden kann! Madara fand, dass es nach seinem Vater klang. Es passte zu seinen lang verstorbenen Familienmitglied. Sehr lang Verstorbenen. Wie alt war er gewesen, als sie die Kunde seines Todes brachten? Zwölf? Zehn?
Madara erinnerte sich nicht genau.
Nur daran, wie sein Großvater ihn und Izuna mit auf Schlachtfeld genommen hatte und ihnen befohlen hatte den Mörder ihres Vaters auseinander zu nehmen. Er und sein Bruder hatten es getan. Hatten die feige Ratte gejagt, ihm eine Falle gestellt und ihn schließlich, nachdem sie ihn gefangen hatten, ihn in kleine Portionen zerstückelt, ehe sie die Überreste verbrannten. Madara erinnerte sich, dass in dieser Stunde gelernt hatte, was innere Befriedigung war.
Diese Vergeltung war erlösend gewesen. Izuna hatte das auch so gesehen, das wusste Madara.
Viele Außenseiter hatten immer geglaubt, dass Izuna der Vernünftigere war. Nur teilweise wahr, denn wenn diese Vernunft der Blutrünstigkeit wich, wenn das einheitliche Schwarz durch das bewegliche, chaotische Rot ersetzt wurde, stand Izuna ihm um nichts nach.
Zumindest..., dachte Madara und senkte den Kopf, war das früher so gewesen.
Jetzt war das vorbei.
Den Izuna war tot.
Madara schluckte den bitteren Gedanken hinunter. Ein Geruch von Feuchtigkeit lag in der Luft, das Moos des Waldes strahlte vor grün durch den langen Regen und irgendeine Frühlingsblume sonderte einen hässlich intensiven Geruch ab. Vielleicht war es diese gelbe Blume, die am Wegrand spross und ihm mit ihrem hellen Leuchten zu verspotten schien.
„Schert euch weg“, knurrte Madara zu einem Blumenbüschel, an dem er gerade vorbei lief.
Es war verführerisch zu seinem Schwert zu greifen, dass er an der Hüfte trug und die Blüten ganz einfach zu köpfen, aber das wäre nur ein Streichholz im Wind. Der Weg war noch lang und zum Rasenmähen hatte er jetzt keine Lust.
Dann würde es nur noch mehr nach frischem Gras riechen.
Fast wünschte sich Madara den Regen zurück, den der Wind vertrieben hatte. Aber vielleicht kam er ja wieder. Die Wolken fegten schnell über das Land, da der Wind sie vor sich her trieb.
Madara rümpfte die Nase und bemerkte, dass er bereits in der Nähe des Dorfes war. Die Mauer konnte er noch nicht sehen, aber Hashirama Gesicht aus Stein erhob sich bereits in weiter Ferne über ihn. Er schickte dem Gesicht einen bösen Blick.
Er hasste dieses Gesicht.
Mit Inbrunst und Madara würde es befriedigend finden, es von der Bergwand herunter zu reißen.
Aber Hashirama ließ ihn nicht.
Es war ein Geschenk der Dörfler, hatte er gesagt. Aus Dankbarkeit. Das konnte er nicht ablehnen, waren Hashiramas Worte gewesen.
Madara schnaubte nur.
Sein Blick verfinsterte sich, als er eine bekannte Gestalt am Toreingang warten sah. Zuvor hatte er sich beeilt nach Hause zu kommen, jetzt wollte er fast einen Schritt langsamer gehen, um die Begegnung heraus zu zögern. Es war keiner in der Nähe, als Madara das Tor erreichte und viel zu schnell hatten seine scharfen Augen Hashiramas Gesicht gefunden.
Dieses Gesicht, das sich in sein Gedächtnis gebrannt hatte und welches er mit blinden Augen nachmodellieren hätte können. Dieses Gesicht, das jetzt einen seltsamen Ausdruck annahm und wie eine Knospe wirkte, die sich beim ersten warmen Strahl der Sonne nach einem langem Winter öffnete, als wäre dies ihr einziger Atemzug, den sie in ihrem kurzem Leben machten konnte.
„Du bist zurück“, hörte Madara Hashirama leise murmeln, als er an ihn herantrat. Aber er verstand ihn trotzdem, so nahe waren sie sich. „Du bist spät.“
„Hat länger gedauert“, meinte Madara und bewegte sich nicht.
Er hörte das Rascheln von Kleidung und spürte warme, trockene Finger auf seiner Haut. Weiterhin vermied er es Hashirama anzusehen, denn nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob sich irgendwann sein Hass auf das Steingesicht auf das Original übertragen könnte.