Madara / Itachi: Fürsorge, Streit, Neuanfang, Bitte, Unterricht, Wissen
[Fürsorge]
„Es geht mir gut!“, beharrte Itachi.
Doch Madara ignorierte den Kommentar wissentlich, als er Itachi zurück ins Bett drückte.
„Es geht dir gut, wenn ich dir sage, dass dir gut geht!“, sagte er.
Itachi versuchte seinem Sensei einen bösen Blick zu zuwerfen, doch das Fieber versagte ihn dies.
„Siehst du“, meinte Madara und zog die Bettdecke hoch bis zu Itachis Kinn, „Selbst Uchihas werden krank.“
[Streit]
Madara grinste diabolisch, als er Itachis trotziges, herausforderndes Gesicht sah und griff ihm in den Nacken.
Fest, damit er nicht fliehen konnte, solange er ihn küsste. Mit einem heftigen Schwung, fegte er den leeren Pizzakarton zu Boden, als er Itachi mit dem Rücken auf die Sitzfläche des Sofas drückte und an dessen Pullover zerrte.
Die schreckliche Fernsehsendung, über die sie sich gestritten hatten, vergaß Madara schnell.
[Neuanfang]
Itachi blickte seinen Mentor von der Seite an, während er sein Schwert säuberte. In letzter Zeit war er nicht dazu gekommen, denn Kopfgeldjäger folgten ihm nach wie vor, um die Belohnung zu erhalten, die auf sein Haupt ausgesetzt war. Konoha selbst, traute sich nicht, ihm nachzusetzen und ihn für seine Taten zu richten. Es war ermüdend ständig wegzulaufen und sie zu verstecken. Doch Itachi fand, dass Madara ähnlich müde wirkte wie er. War es ihm auch anstrengend auf dem Pfad zu wandeln, den sie zur Zeit beschritten?
Manchmal fragte sich Itachi, ob sie nicht einfach irgendwo neu beginnen könnten. Konoha und die Shinobi Nationen hinter sich lassen, um einfach zu verschwinden. Doch er wusste, dass das nicht möglich war. Ein Neubeginn hieße, dass sie alles loslassen mussten, was sie hatten und während dies nicht viel war, so konnte Itachi nicht seine Umklammerung von dem Leid lösen, dass er stets mit sich trug. Genauso wenig wie Madara Konoha vergeben und vergessen konnte.
Sie konnten nicht neu anfangen, weil die Vergangenheit, ihr Stolz und ihr Hass alles war, was sie noch hatten.
[Neuanfang - Extension]
Ihre Reisen endeten immer an ein und demselben Ort, denn die billigen Hotelräume in den Gaststädten unterschieden sich nie von einander. Itachi ließ seinen Blick durch den Raum wandern und erkannte, dass dieses Zimmer hier auch nicht aussah, als jenes, in dem er heute Morgen aufgewacht war. Und das, obwohl sie inzwischen die Grenze zu Amegakure überschritten hatten. Noch verwunderlicher wurde es, wenn man bedachte, wie viel Strecke sie heute zurück gelegt hatten.
Madara und er waren den ganzen Tag gerannt, hatten nicht einmal angehalten, um zu Essen oder etwas zu Trinken, all dies war im Laufen geschehen und Madara hatte ein hohes Tempo angelegt. Da mit zu halten war nicht einfach gewesen und das obwohl Itachi sich immer für gut trainiert gehalten hatte. Sein Vater hatte nie Rücksicht auf Dinge wie Itachis Jugend oder seinen Körper genommen. Wenn er etwas gefordert hatte, hatte er erwartet, dass es erfüllt wurde. Egal zu welchem Preis.
Vater..., dachte Itachi und ballte kurz darauf seine Hand zur Faust.
Jenes Verhalten war es gewesen, dass ihm den Tod gebracht hatte und so schuldig sich Itachi auch dafür fühlte, ihn getötet zu haben, so tat sein Vater ihm nicht Leid. Wäre sein Vater nur ein bisschen kooperativer gewesen, würde sein ältester Sohn sich jetzt nicht auf der Flucht vor Anbu und Kopfgeldjägern befinden und das in der Begleitung eines Mannes, den er immer noch nicht einschätzen konnte.
Itachi warf seinen Mantel auf das Bett, das dem Fenster und der Tür am nächsten war und setzte sich vorsichtig darauf. Einmal, weil es recht alt und schäbig aussah und zum Anderem, weil seine Beinmuskeln vor Schmerz schrien.
Er war es nicht gewöhnt solche Strecken in solch einem Tempo zu laufen. Das Ärgerliche war aber weniger seine eigene Schwäche, Itachi war sich bewusst, dass er noch lange nicht erwachsen war und demnach keine so hohe Belastungsgrenze hatte, sondern der Fakt, dass Madara den ganzen Weg nicht einmal gehustet hatte. Die Kopfgeldjäger, die sie verfolgt hatten, hatten irgendwann aufgegeben, als sie immer weiter zurück fielen und Itachi nahm nicht an, dass es Amateure gewesen waren, die seinen Kopf hatten haben wollen. Nein, es waren trainierte Shinobi gewesen, die schon ganz Andere zur Strecke gebracht hatten.
Denn trotz seiner blutigen Tat vor knapp einem Jahr war er alles andere als unverwundbar. Das Sharingan ermüdete ihn immer noch schnell, mehr noch wenn er das Mangekyou benutzte und gegen viele Gegner auf einmal hatte er einen schweren Stand. Meist war er einfach zu schnell und erledigte sie, einzeln und nacheinander, bevor sie sich koordinieren und ihn überrumpeln konnten. Nicht, dass er schwach war, nein er hatte sich selbst bewiesen, dass er notfalls auch auf sich alleine aufpassen konnte, aber Madara stand so weit über allen Anderen, dass ihm manchmal alleine dessen Schatten Angst machen konnte. Mit jeder Sekunde, die er stärker wurde, wurde ihm deutlich gemacht, wie groß die Distanz zwischen ihnen wirklich war.
Es war grausame Ironie, fand Itachi. Je mehr Zeit verging, desto schlechter würde seine Sicht werden, aber gleichzeitig wurde das Bild, das er von Madara hatte, immer deutlich und schärfer.
Itachi hörte wie die Tür zu dem angrenzenden Badezimmer knarzte und hob den Kopf. Dampf stieg hervor und wurde in das Zimmer geweht. Offenbar hatte Madara geduscht.
„Du kannst jetzt“, sagte Madara. „Es ist noch genügend heißes Wasser da.“
Itachi nickte und wandte höflich den Kopf ab, als er sah, wie Madara sich anschickte die Maske herunter zu nehmen. Er hatte ihn zwar schon ohne gesehen, aber das Gesicht darunter noch nicht. Zumindest nicht die rechte Hälfte davon. Meist trug Madara noch einen Mundschutz, der ihm bis über die Nase ging und ein einfaches Stirnband, dass sein rechtes Auge bedeckte. Seine Vermutung war, dass Madaras Gesicht irgendwann einmal etwas abgekommen hatte und die einzige Information, die er je dazu erhalten hatte, war 'Lange her' gewesen.
Ein wenig neugierig war Itachi zwar schon, doch er musste es nicht wissen, wenn er es sich halbwegs denken konnte. Madara lebte schon lange und er war ein Uchiha. Mit ziemlicher Sicherheit hatte ihn einmal ein Katon no Jutsu erwischt, vielleicht sogar der Rückschlag seines eignen Jutsu. Es wäre eine Erklärung dafür, warum er sein Gesicht versteckte und nicht trotzig der Welt seine Narben präsentierte.
Ein leises Ächzen entfuhr ihm, als er aufstand und zum Bad ging. Sein Beutel mit Waffen und seinen wenigen Habseligkeiten baumelte noch immer an seinem Gürtel, doch er legte ihn nicht ab, sondern hatte vor ihm mit ins Bad zu nehmen. Er vertraute Madara nicht genug, um unbewaffnet duschen zu gehen.
Itachi spürte, wie Madaras Blick ihn verfolgte, als er langsam ins Bad schlurfte. Offensichtlich setzten jetzt die Schmerzen erst richtig ein. Doch das war nicht, was ihm dann morgen bevorstand. Ein weiteres Zeichen dafür wie ungeübt er in Vergleich zu Madara war. Er griff nach dem Türknauf und drückte die Tür auf. Warme Luft strömte ihm entgegen und die Scheiben im Badezimmer waren dicht beschlagen. Itachi wusste inzwischen, dass Madara es bevorzugte sehr heiß zu duschen. Da er selbst eher kaltes Wasser bevorzugte, ergänzten sie sich in dieser Hinsicht.
„Itachi?“, rief ihm Madara nun und Itachi drehte sich zu dem anderen Uchiha um, der sich auf das Bett an der Wand gesetzt hatte und dort Bandagen ausbreitete.
„Ja?“, gab Itachi zurück.
„Lass dir Zeit. Wir bleiben die nächsten Tage hier. Ich habe bereits vor bezahlt.“
Damit senkte Madara wieder seinen Blick und Itachi rammte die Tür zu, ehe er sich dann sein Hemd auszog. Er wusste, dass Madara das Zimmer nur für eine Nacht gebucht hatte, doch würde er morgen nachfragen, würde die Frau am Tresen sicherlich etwas anderes behaupten. Es hieß, dass Madara das nur wegen ihm tat. Auf ihn Rücksicht nahm.
Als Itachi unter die Dusche stieg, stellte er das Wasser so kalt wie er konnte, ganz gleich ob es seinem Muskelkater nicht helfen würde. Es würde sie beide zwingen wirklich noch ein paar Tage hier zu bleiben und Itachi hasste sich selbst dafür, dass er dieser Art der Fürsorge brauchte. Aber noch mehr verfluchte er sich selbst, als er seinen Kopf unter den Duschstrahl hielt, weil er die Fürsorge genoss und sich deswegen nicht einmal schuldig fühlte.
[Bitte]
„Lass mich“, schrie Itachi und trommelte mit seinen Fäusten auf Madaras Brust. „Lass mich in Ruhe!“
Er kämpfte, trat und biss, versuchte alles, um dem eisernen Griff zu entkommen, doch Madara ließ ihn nicht. Seine Umarmung erlaubte Itachi Spielraum, doch Freiheit währte sie dem Jungen nicht. Wild blickten ihn dessen roten Augen an, wobei er nicht wusste, ob die Farbe von dem Sharingan kam oder von dem Blut, das Itachi gerade eben vergossen hatte.
„Lass mich los“, schrie Itachi weiter bis ihn irgendwann die Kraft verließ und er zusammen sackte. „Lass mich...“
Der letzte Teil war gewispert, weil Itachi nicht mehr den Willen hatte, sich zu bewegen.
„Lass mich...“
Lass mich sterben!, erklang die unterschwellige Bitte.
„Nein“, antwortete Madara. „Das kann ich nicht.“
Das kann ich nicht zulassen.
[Unterricht]
Sie saßen sich mit gekreuzten Beinen gegenüber. Itachi war froh, dass sie sich hingesetzt hatten, denn Genjutsu im Stehen zu trainieren war kontraproduktiv, wenn man immer wieder gen Boden stürzte, wenn der Partner erfolgreich war. Im Moment war Madara an der Reihe. Er saß mit geschlossenen Augen vor ihm, hatte den Kopf leicht gesenkt und die Hände in den Schoß gelegt. Offensichtlich war er noch ganz in der Illusion, mit der Itachi ihn belegt hatte. Seit mehreren Minuten hatte er sich nicht gerührt, geschweige denn etwas gesagt, doch Itachi wusste, dass es diesmal nicht darum ging die Illusion möglichst lange aufrecht zu erhalten oder den Gegner auszuschalten.
Nein, diesmal hatte Madara sich die Struktur und den Aufbau seiner Illusionen vorgenommen und Itachi wusste nicht, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass er seit fünf Minuten nicht einmal mehr zuckte. Wäre das gleichmäßige Heben und senken der Brust nicht gewesen, hätte Itachi kontrolliert, ob Madara überhaupt noch lebte.
Aber der Gedanke war Unsinn.
Natürlich lebte er. Wenn jemand es schaffte alles zu überleben, was man ihm entgegen warf, dann Madara. Er fand es immer verblüffend, wenn nicht schon fast beängstigend, wie viel Madara wusste. Es war eine Sache ein Genie zu sein, von allen dafür gehalten zu werden bis es einem selbst zu Kopf stieg, um schließlich einer Person zu begegnen, die all die eigenen Erkenntnisse wie Grundwissen aussehen ließ.
Itachis Konzentration kehrte wieder zu Madara zurück, als dieser langsam seine Augen öffnete. Es war die langsame Art des Auftauchen, wie aus einem tiefen Traum.
„Itachi...“, meinte Madara langsam, als müsste er sich erst wieder orientieren.
„Ja, Shishou?“
„Das eine gute Illusion“, lobte sein Lehrer. „Die meisten Ninja würden sich nicht darin verlieren und nie wieder aufwachen.“
„Die Meisten?“, hakte Itachi nach.
Die Meisten hieß bei Madara normalerweise auch Nicht-Uchiha und das war betreffend Genjutsu nicht gut genug. Aber Madara umging das. Stattdessen ging er gleich zu dem über, was er Itachi sagen wollte.
„Deiner Illusion fehlte es an nichts. Du hattest Struktur, Tiefe und Räumlichkeit. Auch Zufälle waren vorhanden, allerdings habe ich daran auch gemerkt, dass es eine Illusion war und nicht die Realität.“
„Woran unterscheidet man eine Illusion von der Realität?“, fragte Itachi.
„Neben dem Aspekt der Schwerkraft?“, fragte Madara zurück. „Sinn.“
Itachi blinzelte verwirrt.
Madara erklärte genauer: „Hinter jeder Illusion steckt ein Ninja, der seinen Verstand benutzt, um jene Illusion zu kreieren. Egal wie komplex er denkt, ein gewisses Muster ist immer vorhanden, damit er selbst wieder herausfinden kann. Doch ist auch der Schwachpunkt aller Genjutsu, das entscheidende Merkmal an dem man eine Illusion erkennt ist,...“
In der kurzen Pause, die Madara machte, färbten sie seine Augen rot und Itachi reagierte automatisch, konnte aber nicht verhindern, dass sich in der nächsten Sekunde Madaras eigene Jutsu über ihn legte. Während er rückwärts in die Welt der Tsukiyomi fiel, hörte Madaras Stimme, die laut und deutlich in sein Ohr drang, obwohl er nicht zu sehen war.
„..., dass die Realität niemals einen Sinn ergeben wird, Itachi.“
[Wissen]
Itachi kam es manchmal so vor, als gäbe es nichts, was Madara nicht wusste.
Erschreckend wie beruhigend zu gleich. Eigentlich hatte Itachi nach dieser Erkenntnis erwartet, dass sich Unbehagen einstellen würde. Oder eine Art von Paranoia, Angst, da Madara ihn überwachen musste, um alles zu wissen. Doch seltsamerweise war Itachi dies nahezu egal. Vielleicht weil Madaras Wissen über ihn nicht durch Überwachung zusammen gekommen war, sondern weil er ihn kannte und ihn mit nur einem Blick durchschauen konnte. Es war eine Erleichterung und eine Umstellung im Vergleich zu seinem Vater, der ihn niemals verstanden hatte. Der offen zugegeben hatte, seinen eignen Sohn nicht zu kennen.
Madara mochte zwar nicht darüber reden, aber kleine Anzeichen sagten Itachi stets, dass es kaum etwas gab, was Madara nicht über ihn wusste. Wie es ihm ging, was ihn beschäftigte, wie er ihn nachts aus seinen Alpträumen riss, ihn bis zur Erschöpfung trainieren ließ, damit er gar nicht erst zum Träumen kam … all dies beinhaltete mehr Interesse und Achtung gegenüber seiner Person, als sein Vater ihm in seinem ganzen Leben je entgegen gebracht hatte.