Fic: Schneekugel (Draco/Luna, PG-13)

Jan 25, 2006 23:00

Titel: Schneekugel
Autor: Anjali (magic_vindaloo)
Fandom: Harry Potter; Luna Lovegood
Charaktere: Luna Lovegood/Draco Malfoy
Thema: #19, weiß
Summary: Draco und Luna versinken in den Augen des anderen, blind für die Welt außerhalb ihrer mit Funken gefüllten Schneekugel, abgeschirmt vom quirligen Treiben auf Malfoy Manor, wo gerade viele der jüngeren Ordensmitglieder ihre vom Krieg strapazierten Seelen erholen.
Disclaimer: Alles Jo Rowlings, und nicht meins.
Word Count: 484
Rating: PG-13
Anmerkung des Autoren: Eigentlich sollte es nur ein Drabble werden, bin aber etwas über das Ziel hinausgeschossen. Ich plane, in diesem post-war Szenario noch die ein oder andere Fic zu schreiben, nicht immer nur mit Focus auf Draco/Luna und nicht als zusammenhängende Fanfic, sondern eher in einer Reihe von Vignetten, vielleicht zu jeder Farbe eine.


*** Schneekugel ***

Seit einer Ewigkeit blickte ich nun seine Augen. Ewigkeit? Ich war mir nicht sicher, wie lange wir schon hier saßen, es könnten mehrere Stunden - Tage! - gewesen sein, oder auch nur wenige Minuten. Doch das war sowieso unwichtig. Meine Welt begann in den Tiefen seiner grauen Augen und endete an seinen Fingerspitzen, die über meinen Handrücken fuhren. Alles darüber hinaus verschwamm in einem milchigen Funkeln.

Wie in einer Schneekugel saßen wir da, konnten die Augen nicht vom anderen abwenden. Alles, was ich wahrnahm, war weiße Stille; die Weichheit von Dracos Bett, die mich sanft auffing, damit ich nicht ertrank, die Schlichtheit der weißen Laken, die Vorhänge des Himmelbetts, mit einer silbrigen Struktur durchzogen, schirmten uns ab von der quirligen Betriebsamkeit im übrigen Haus.

Wieder einmal stellte ich fest, wie eindrucksvoll Narcissa es geschafft hatte, Malfoy Manor in einen Hort des Friedens zu verwandeln. Mit Lucius lebenslänglich in Azkaban inhaftiert, hatte sie sich entschlossen, ihre Vergangenheit zwar nicht zu ignorieren, aber einen Schluss-Strich zu ziehen, und indem sie ihr Anwesen den jüngeren Ordensmitgliedern als Quartier angeboten hatte, damit sie sich nach den Strapazen des Krieges erholen und zurückziehen konnten, hatte sie den ersten Schritt in diese Richtung getan. Wie in einer Wohngemeinschaft lebten wir, trafen zum Essen und zu dem einen oder anderen Gespräch zusammen, hatten aber jeder unser eigenes kleines Reich, in das wir uns zurückziehen konnten. Es war ein wunderbares Gefühl, jederzeit hinunter in den Salon gehen zu können und dort jemanden zum Reden zu finden. Ich war begeistert. Es war wie ein Neuanfang, als würden wir uns alle neu kennen- und schätzen lernen. Ich fühlte mich, als hätte ich stets ein Kissen im Rücken. Und Narcissa hatte ein wachendes, liebendes Auge über uns alle.

Aber in diesem Moment war ich blind für die Welt außerhalb unserer Schneekugel. Im Schneidersitz gegenüber sitzend, die Hände verwoben, bildeten wir beinahe selbst eine Kuppel. Wir sprachen kein Wort, bewegten uns weder vor, noch zurück, während weiße Funken um uns herum niederprasselten; der Schnee in unserer Schneekugel tobte, die Flocken umkreisten uns, und auch unsere Hände umschlossen und verflochten sich. Dracos Zeigefinger malte diffuse Muster auf meinem Handrücken, fuhr meine Finger einzeln auf und ab, wagte sich mit kreisenden Bewegungen auf meine Handfläche hinab und brachte mich kurz davor, den Blickkontakt abzubrechen und mich ihm mit geschlossenen Augen entgegenzulehnen. Unsere Hände imitierten, was unsere Lippen, Zungen - unsere Körper miteinander machen wollten, aber nicht zu tun wagten. Stattdessen verharrten wir, ignorierten die Kraft, mit der uns der wirbelnde Funkensturm einschnürte. Noch hielten wir mit unserer Willenskraft dagegen, glaubten, eine unüberwindbare Barriere zwischen uns zu spüren, die bisher nur an unseren Fingerspitzen zerbröckelt war.

Doch irgendwann würde der Sturm sich legen, die Flocken herabgefallen sein, so dass unsere Schneekugel erneut auf den Kopf gestellt und wir dabei ein Stückchen dem anderen entgegengewirbelt werden würden. Vielleicht würden wir uns dann plötzlich ganz nah sein.

Und augenblicklich fiel die letzte Schneeflocke herab.

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