Jan 18, 2016 10:16
Die Kosten der Moral
Flüchtlinge, Ausländer und die Folgen
In den vergangenen Jahren, Jahrzehnten, konnte sich Deutschland, aber auch fast die ganze EU (fast die ganze EU? Ausser ein paar Dörfer im Süden Italiens...) auf hohen Moralwerten und -standards ausruhen und das funktionierte bequem. Die Russen haben still gehalten, hatten eigene Probleme, Amerikaner haben aktiv versucht, Brände zu löschen (oder zu entzünden) und die Europär sassen bequem in der Mitte, konnten hier mal ein paar Flüchtlinge aufnehmen oder dort ein paar Aufklärungsflugzeuge einsetzen.
Doch diese Situation hat sich geändert: Mit Terroranschlägen innerhalb Europas genauso wie mit hohen Flüchtlingszahlen und der Aufforderung der Weltgemeinschaft, sich doch mehr zu engagieren, auch militärisch.
Jetzt plötzlich sehen wir: Was sind die Staaten bereit, für ihre Moral zu zahlen oder wie schnell ändert sie sich, wenn sie plötzlich ein Preisschild bekommt? Und: Können wir das bezahlen?
Zuflucht, Gesundheitsversorgung, Unterstützung für alle die hierher flüchten, das sind schöne Werte. Aber sie kommen nicht umsonst. Sehr viele Staaten innerhalb Europas sagen, sie möchten diese Kosten nicht tragen (Kosten hier stets nicht nur rein finanziell gemeint, auch indirekte Kosten wie Wertezerfallrisiko und Aufgaben für jeden Einzelnen etc.).
In Europa möchte eigentlich heutzutage jeder gern Schweizer sein, so fühlt es sich an: Möglichst global neutral agieren, von allen Seiten irgendwo respektiert werden und dabei selbst moralischen Ansprüchen gerecht werden. Aber auch die Schweizer schaffen das nichtmehr so gut, auch wenn es nicht so viele Flüchtlinge dorthin verschlägt.
Ich denke, es wird Zeit, Farbe zu bekennen. Zum einen "was geht" in einem System - das ist überraschend viel, wenn man es richtig macht. Aber auch keine GEsundheitsversorgung für pro Jahr 1 Mio neue Menschen. Und dann, "was machen die Bürger mit".
Viele Staaten in Europa haben selbst hart gekämpft und wachsende soziale Unterschiede in Kauf genommen, um ihre Wirtschaft in Gang zu bekommen, und doch stottert der Motor vielerorts nur. Viele Staaten haben dabei verpasst, ihre Unterschicht abzuholen - die Leute fühlen sich ausserhalb der "normalen" Gesellschaft, hoffnungs- und teilweise ziellos.
Aber wenn schon bei der Integration der eigenen Bevölkerung versagt wird sind die Sorgen gross und berechtigt, dass dies bei Flüchtlingen, Ausländern allgemein, noch schlimmer werden könnte. Und diese Sorgen sind berechtigt, wie ich finde.
Es wird Zeit, ein ehrliches Bekenntniss abzugeben, und auch mal "Moralisch verwerflich" zu sein. Am Ende regiert jedes Land für die eigene Bevölkerung, und die EU für die Summe der Länder. Und, auch wenn das anders scheint: Kein Land der EU hat einen Integrationswillen auf dem politisch derzeit vertretenen Niveau in seiner Bevölkerung.
Natürlich wollen wir, dass den Leuten geholfen wird. Natürlich würden sogar die Wähler in Polen oder Ungarn gerne jedem die beste medizinische Versorgung geben wollen und ein warmes Bett. Aber neben der Angst, was man sich für Leute damit ins Land holt, wissen alle: Am Ende kostet das Geld, Geld das sie sich mühsam erarbeitet haben oder noch garnicht zu ihnen gekommen ist.
Daher mein Aufruf an Mittel- und vor allem Oberschicht in den Ländern: Nehmt eure eigenen Landsleute in der Unterschicht ernst, lasst sie aufsteigen, motiviert sie und nehmt sie ernst.
Nicht zu vergessen ist aber auch, dass Europa eine Geburtenrate < 2 hat. Daraus folgt zwangsläufig: Ohne Einwanderung werden wir immer weniger. Das muss uns nun nicht stören: Automatisierung macht auch Arbeitsbedarf immer kleiner und jeder hat mehr Land und Platz.
Aber: Wir werden dann auch immer unbedeutender und ärmer, genauso wie unsere Kultur. Wenn wir eine gute Integration mit Vermittlung unserer Werte jedoch schaffen, so könnte sich dies ändern.
Dies ist nicht die eine Chance, wo Europa Herz zeigen kann - davon bekommen wir in dieser Welt schon noch genug, keine Sorge. Dies ist die Chance, wo Europa aber auch zeigen kann, dass es ernste Probleme, die gleichzeitig von aussen und innen kommen, auch souverän und fair (vielleicht nicht moralisch sauber) bewältigen kann.
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