F*** Vorurteile

Jul 29, 2022 22:16

Team: Mittelerde
Challenge: h/c - “Sieh mich an” (für mich)
Fandom: She-Ra
Charaktere: Adora, Catra, Bow, Entrapta
Wörter: 1639

Teil 1

“Das ist Quatsch und ihr wisst das!” Adora war wütend genug, um sich jede Sekunde in She-Ra zu verwandeln.
“Ach? Wissen wir das? Sie gehörte zur Horde!” Die Frau wirkte immerhin etwas eingeschüchtert aber wich trotzdem nicht von ihrem Standpunkt ab.
“Na und? Ich auch, auch wenn alle hier das gerne vergessen!” Das war so… unfair! Damals hatte Catra auch immer die Schuld für alles bekommen, was irgendwie schiefgelaufen war, während umgekehrt aller Ruhm bei Adora gelandet war. Kein Wunder, dass Catra begonnen hatte, sie zu hassen.
“Das ist…” Es war vermutlich gut, dass die dumme Pute den Satz nicht beenden konnte. Eine Explosion ließ alle für einen Moment erstarren, Adora konnte schwören, dass sie sogar spürte, wie der Boden vibrierte. Kurz, ganz kurz nur wurde sie zurückgeworfen in eine andere Zeit. Manchmal fühlte es sich wie ein anderes Leben an.
Diesmal war es aber kein Angriff der Horde, sondern eine Plage der ganz anderen Art. “Entrapta…” Ohne die Hofdame, wie hieß die nochmal? Egal. Sie brauchte keinen Namen, um sich die Faust in ihrem Gesicht vorzustellen. Ohne sich weiter um die Frau zu kümmern, wandte sie sich ab, um nachzusehen, was Entrapta diesmal wieder angestellt hatte.
“Sicher, dass es eine gute Idee war, ihr hier ein Labor einzurichten?”, fragte Bow, der fast zeitgleich mit Adora am Ort der Explosion eintraf.
“Nein. Entrapta? Bist du du okay?”
Die Tür flog auf und eine etwas angesengte Entrapta sah sie an. Ihr Gesicht wurde noch von der Schutzmaske verdeckt, die im nächsten Moment von einer lavendelfarbenen Haarsträhne hochgeschoben wurde. “Natürlich. Nett dass du nachfragst.” Ihre Augen flackerten schon wieder zur Seite, die Gedanken eindeutig ganz woanders. Aber sie erinnerte sich an die grundlegendsten Höflichkeitsregeln, das wertete Adora als Fortschritt.
“Gut. Was ist passiert?”
“Hm?” Entrapta schien sie schon wieder vergessen zu haben, sie verschwand schon wieder in dem Chaos, das die Explosion hinterlassen hatte. Adora und Bow blieb nichts anderes übrig, als ihr einfach zu folgen. Adora hoffte nur, dass sie keine potentiell tödlichen Gefahren erwarteten. Man wusste bei dieser Prinzessin leider nie.
“Entrapta… müssen wir wieder wild gewordene Roboter erledigen?” Bow hatte deutlich mehr Geduld mit ihr als Adora gerade aufbringen konnte. Sie hatte nun wirklich andere Sorgen als… sie hatten Entrapta eingeholt, die gerade dabei war, mit ihren Haaren die Splitter von etwas Glitzerndem zusammenzusuchen. Glitzernd und tiefgrün. Die einzelnen Teile brachen das Licht ziemlich hübsch und das war es, was Adora aufmerken ließ. Sie erinnerte sich genau, wie fasziniert Catra von dem Farbspiel gewesen war. “Wo hast du das her?” Ihre Stimme klang aufgebrachter als sie es beabsichtigt hatte aber wenn das hier der Grund dafür war, dass Catra Probleme hatte… sie war sich nicht sicher, wie sie dann reagieren würde.
Etwas in ihrer Stimme schien es zu schaffen, Entraptas Aufmerksamkeit von den Splittern abzulenken. Sie hob einen Splitter hoch und fragte: “Das hier? Habe ich gefunden. Wenn ich gewusst hätte, dass hier alte Speicherkristalle einfach so rumliegen, hätte ich mich schon viel eher im Schloss…”
“Du hast es gefunden.”
“Speicherkristalle?”
Kurz sah Entrapta zwischen Bow und Adora hin und her, merklich überfordert mit der Entscheidung, wem sie zuerst antworten sollte. Dann gewann ihre wissenschaftliche Natur und sie grinste. “Klar. Er ist nicht so gut, wie der, den ich hatte als wir uns kennengelernt haben, aber scheint eine ähnliche Machart zu haben. Warum lasst ihr so etwas Wertvolles einfach umliegen?”
Dann sollten sie wohl froh sein, dass nur das Labor in die Luft geflogen war und nichts schlimmeres passiert war. Aber das war nicht das verdammte Problem hier! “Hast du das… den Datenkristall einfach genommen?”
“Klar! Stell dir nur vor, was… äh… war das nicht richtig?” Mit ziemlicher Verspätung kam Adoras mühsam kontrollierte Wut bei Entrapta an und die Strähnen, die die Splitter hielten sanken zu Boden.
“Er gehört einer Hofdame. Und die hat Catra beschuldigt, ihn gestohlen zu haben.”
“Gestohlen? Aber…”
Adora holte tief Luft, aber Bow kam ihr zuvor. “Ich kläre das… alles hier.” Seine Worte wurden von einer weit ausholenden Armbewegung begleitet. “Geh zu Catra. Sie muss sich furchtbar fühlen.”
“Okay. Gut. Ich…” Adora sah sich noch einmal um. Sie sollte Bow helfen, aber…
“Verschwinde schon.” Der Stoß in die Seite war nicht einmal besonders stark aber es reichte, dass der Zwiespalt sich einfach in Luft auflöste. Wenigstens lang genug, dass sie nicken konnte. “Viel Erfolg.” Sie seufzte und verließ das Chaos des Labors gerade in dem Moment, als irgendetwas schwerer von der Decke krachte und Entrapta erschrocken aufschrie, gefolgt von einem “Faszinierend… wusstest du das…” Den Rest hörte Adora sich gar nicht mehr an. Sie hatte wirklich wichtigeres zu tun.
Sie musste Catra finden. So schnell wie möglich.
Die Frage war nur, wo sie sein könnte. An ihren üblichen Orten im Park des Palastes fand Adora sie nicht. Adora blieb an einem Springbrunnen stehen und zwang sich dazu, ruhig zu überlegen. Wenn es Catra nicht gut ging, suchte sie sich einen Ort, an dem sie sich sicher fühlte und wo niemand außer ihr (und Adora) hingelangen konnte. Einmal hatte Adora sie auf dem Kopf einer der riesigen Statuen gefunden, die hier überall rumstanden. Aber jetzt würde Catra sicher nirgendwo sein wollen, wo… sie an all das hier erinnert wurde. Für einen Moment rieselte heißkalte Panik durch Adoras Körper. Was, wenn Catra beschlossen hatte, dass sie hier nicht willkommen war? Es nie sein würde? Dass all ihre Ängste sich bewahrheitet hatten und sie niemals einen Platz hier haben würde, außer vielleicht als Adoras Anhängsel?
Sie würde vielleicht nicht mehr so um sich schlagen wie es damals gewesen war, aber das bedeutete nicht, dass sie sich selbst nicht schaden könnte, wenn der Schmerz so groß wurde, dass sie ihn nicht mehr von Wut unterscheiden konnte.
Keine Chance, dass Adora tatenlos bleiben würde. Noch einmal würde sie nicht zulassen, dass Catra wieder in diese Dunkelheit fiel.
Es gab aber noch einen Ort, wo Catra sein konnte. Vielleicht. Adora betete, dass sie sich nicht irrte. Dass sie ihr Band nicht unterschätzte. Aber verdammt nochmal, Catra war bereit gewesen, gemeinsam mit ihr für Etheria zu sterben. Das war es, was sie beide am Ende gerettet hatte.
So schnell, dass selbst Adora am Ende außer Atem war, rannte sie zu ihrem gemeinsamen Zimmer und zögerte am Ende doch, die Tür zu öffnen. Was, wenn es leer war?
“Du kriegst es nicht raus, wenn du hier weiter rumtrödelst”, ermahnte sie sich selbst und öffnete die Tür. Ihr Blick wanderte intuitiv zum Bett, wo Catra sich neben Melog zusammengerollt hatte. Hatte sie weglaufen wollen und er hatte sie aufgehalten? Wenn, dann hatte sie am Ende beschlossen, aus eigenem Antrieb zu bleiben.
“Hey Catra”, grüßte sie die junge Frau, die sie träge anblinzelte, nur ein Hauch von Unsicherheit in den faszinierenden Augen. Adora bemerkte aber die Art, wie ihre Finger sich fester in das Laken gruben, ihr Körper sich ganz leicht in eine Position bewegte, von der aus sie schneller aufspringen konnte. Das schlimmste war aber, dass Catra gar nichts sagte. Also fuhr Adora fort: “Ich hab gehört, was passiert ist… möglich, dass ich künftig bei allen Teepartys ausgeladen bin.”
Catras Schwanz zuckte leicht, ihre leicht angelegten Ohren richteten sich wieder auf. “Ich war es nicht”, würgte sie regelrecht hervor und Adora verdrehte nur die Augen. “Natürlich warst du es nicht. Hätte Entrapta nicht ihr Labor in die Luft gejagt, hätte ich wohl etwas sehr dummes getan. Sie hat den Stein übrigens genommen. Es war anscheinend ein Artefakt und du weißt ja, wie sie ist. Jetzt ist das Ding eh hinüber. Bow kümmert sich um alles. Es kommt alles wieder in Ordnung.”
Sofort senkte Catra den Kopf, ihre wilden Haare waren wieder lang genug, um ihr Gesicht vollkommen zu verdecken. Shit. Was hatte sie denn jetzt schon wieder falsches gesagt?
“Catra?” Adora kletterte auf das Bett, berührte ihre Freundin aber nicht. “Sieh mich an… bitte.”
Mit einem Kopfschütteln andere diese: “Es wird doch immer so sein. Beim nächsten Mal zeigen auch wieder alle mit dem Finger auf mich. Ich passe hier nicht rein.” Ihre Stimme klang rauh und die schmalen Schultern zuckten für einen kurzen Moment verräterisch.
“Na und? Ich auch nicht. Aber das ist egal. Die müssen uns so nehmen wie wir sind. Die müssen dich nehmen, wie du bist. Aber… wenn du lieber gehen willst, dann gehen wir gemeinsam.”
Es würde Glimmers Herz brechen aber sie würde es verstehen. Falls sie nicht einfach mitkam. Etheria war groß und die Aussicht, es mit Catra zu erkunden hatte ihren ganz eigenen Reiz. Aber selbst wenn nicht, es wäre Adora vollkommen egal. Nie wieder würde sie tatenlos zusehen wie jemand Catra wehtat.
Deren Körper entspannte sich jetzt so weit, dass Adora es wagte, sie zu berühren. Vorsichtig strich sie ihr über den Rücken und endlich sah Catra sie an, die Augen groß und ungläubig. Dieser Ausdruck hätte Adora vielleicht verletzt, wüsste sie nicht ganz genau, wie oft man Catra falsch Hoffnungen gemacht hatte, nur um sie dann wieder zu zerschlagen. Shadow Weaver mochte am Ende das Richtige getan haben, aber ein Punkt in Adora komplizierten Gefühlen für die Frau, die sie großgezogen hatte war klar: Sie würde ihr niemals verzeihen, was sie Catra angetan hatte.
“Wirklich?”
“Wirklich. Wenn es das ist, was du willst. Ich glaube aber, dass die Hofdamen ihre Lektion gelernt haben.” Bow und Glimmer würden dafür sorgen.
Jetzt grinste Catra. “Das hoffe ich.” Dann schmiegte sie sich an Adora und blieb einfach so liegen. Offenbar war das Thema damit erstmal vom Tisch. Trotzdem konnte Adora kaum anders, als sich selbst zu wünschen, dass sie auf Reisen gehen würden. Vielleicht einfach um die anderen Prinzessinnen zu besuchen. Vielleicht auch ein Abstecher nach Mystacor, Catra war noch nie dagewesen und vielleicht gelang es Adora auch, den Ort zu genießen, wenn Shadow Weavers Schatten nicht mehr auf sie lauerte. Sie würde später mit Catra darüber sprechen. Jetzt hatten sie sich beide etwas Ruhe verdient.

120 minuten, luina schreibt, sommerchallenge

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